Die Hälfte der deutschen Goldreserven, über 1.000 Tonnen, lagern im Ausland: Ist das eine gute Idee?

In Deutschland gibt es immer mal wieder Diskussionen über die deutschen Goldreserven, die in den USA gelagert werden. Wie sicher ist es, Gold im Ausland zu lagern? Wir leben in Zeiten, in denen Verträge nicht viel gelten, macht es da Sinn, sich auf die Vertragstreue anderer Länder zu verlassen?
 
Es gab seit 2013 immer wieder wilde Gerüchte um das deutsche Gold, welches in den USA lagert. Sogar der Rechnungshof hatte 2012 die Lagerung in den USA kritisiert, denn es hatte jahrelang keine Inventur mehr gegeben und es wurden Zweifel laut, ob das Gold überhaupt noch vorhanden ist.
 
Auf diesen Druck hin hat die Bundesbank einen kleinen Teil des Goldes nach Deutschland geholt. Heute lagern in den USA noch ca. 98.000 Barren mit einem Gewicht von über 1.200 Tonnen oder einem Wert von ca. 50 Milliarden Euro. Das ist mehr als ein Drittel der gesamten deutschen Goldreserven.
 
Um dies einordnen zu können: Das ist mehr als die gesamten Goldreserven der Schweiz oder auch ca. 2/3 der gesamten chinesischen Goldreserven, denn Deutschland verfügt über die zweitgrößten Goldreserven der Welt, zumindest theoretisch, denn die Hälfte davon wird in New York und London gelagert.
 
Wie schwierig es ist, daran etwas zu ändern, sieht man daran, dass Deutschland fast vier Jahre brauchte, um 40 Tonnen aus Paris und New York nach Deutschland zu holen, heute liegen noch immer über 130 Tonnen in London und New York. Trotzdem gab es Zweifel, ob auch tatsächlich Gold aus den USA geliefert wurde und obwohl die Bundesbank behauptete, jeden Goldbarren geprüft zu haben, gab es daran Zweifel, denn man kann zum Beispiel Wolfram mit Gold überziehen und so einen Goldbarren vortäuschen, der sich in Form und Gewicht nicht von echtem Gold unterscheidet. Man müsste also jeden einzelnen Goldbarren, der aus den USA gekommen ist, aufgebohrt und sein „Innenleben“ kontrolliert haben. Das ist nach Gerüchten jedoch nur bei den ersten Lieferungen geschehen, danach reichte der Bundesbank angeblich röntgen und wiegen der Goldbarren, um die Echtheit zu prüfen.
 
Es gibt also bis heute Zweifel, ob das Gold überhaupt zurückgekommen ist. Und der größte Teil des vorher in den USA gelagerten deutschen Goldes ist ja immer noch dort.
 
In den letzten Monaten konnte man gleich mehrere Fälle erleben, in denen es Staaten untersagt wurde, ihr Eigentum aus anderen Ländern nach Hause zu holen. So hat zum Beispiel der Iran sein Guthaben bei der Deutschen Bundesbank in den Iran holen wollen, um sein Geld vor möglichen US-Sanktionen zu schützen. Es ging um 300 Millionen Euro, die der Iran in bar nach Hause holen wollte. Die Bundesbank hat dies untersagt.
 
Um das deutlich zu sagen: Die Deutsche Bundesbank hat dem Iran die Auszahlung seines eigenen Guthabens verweigert.
 
Das gleiche geschah vor einem Monat in London, als Venezuela – ebenfalls aus Angst vor neuen US-Sanktionen – sein eigenes Gold aus London nach Hause holen wollte. Es ging um Goldbarren im Wert von 550 Millionen Dollar. Diese Meldung hat man in den deutschen Medien allerdings kaum je gefunden, obwohl Reuters darüber ausführlich berichtet hat.
 
London behauptet, dass es das Gold ja gerne herausgeben würde, dass dies aber leider nicht geht, weil sich keine Versicherung für den Transport finden lässt. Wenn man bedenkt, dass die Bundesbank in den letzten Jahren die vierzigfache Menge an Gold transportiert hat, ohne Probleme mit einer Versicherung zu haben, dann ist das nur schwer zu glauben. Tatsächlich jedoch macht Washington hinter den Kulissen Druck, weil es Venezuela wirtschaftlich strangulieren will. Da wäre es aus Sicht der USA unpassend, wenn Venezuela so eine Goldreserve ausgehändigt bekäme.
 
Die USA haben in den Jahren so viele internationale Verträge einseitig gebrochen bzw. gegen geltende Verträge verstoßen, dass es nur schwer verständlich ist, wie Deutschland eine so große Menge Gold in den USA lagern kann. Wie gesagt, es ist mehr Gold, als die gesamten Goldreserven der Schweiz, genauer gesagt, es ist so viel, wie die gesamten Goldreserven der Schweiz und Belgien zusammengenommen.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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