Die aktuelle „Spiegel-Affäre“: Der Skandal, der eigentlich keiner ist
Seit der Spiegel vor einigen Tagen eingestehen musste, dass einer seiner Redakteure Artikel gefälscht hat, läuft mein Email Postfach über. Alle fragen: „Warum schreibst Du dazu nichts? Du hast doch die Seite Anti-Spiegel!“. Die Antwort ist einfach: Es ist völlig uninteressant. Und hier sehen Sie, warum.
Die Geschichte um den kleinen Schreiberling Claas Relotius ist die Geschichte eines jungen Mannes, der seine Karriere mit ein paar phantasievollen Lügen pushen wollte. Solche Fälle gibt es in jedem Beruf, viele von Ihnen haben derartige kleine Kriecher wahrscheinlich selbst in ihrem Berufsleben schon kennengelernt. Das ist nicht wirklich interessant. Aber aufgrund der vielen Anfragen werde ich genauer erklären, was ich meine.
Da war also ein freier Mitarbeiter, der Artikel geschrieben hat und sie an deutsche Medien verkauft hat. Er war einer von vielen, die damit versuchen, über die Runden zu kommen. Er hatte aber ein Talent zum Schreiben und so hat er angefangen, hier und da seine Artikel mit etwas Phantasie auszuschmücken. Und diese Artikel lasen sich so gut, dass seine Rechnung aufging und er eine Festanstellung als Redakteur beim Spiegel bekam.
Und weil seine Masche so gut funktioniert hat, hat er sich schließlich sogar ganze Artikel komplett ausgedacht, bis das ganze nach einigen Jahren aufgeflogen ist.
Ende der Geschichte.
Nun gibt es natürlich viele Fragen. Zum Beispiel, warum ist das nicht früher aufgefallen? Nun, das ist menschlich. Sicher wird der Spiegel seine „Qualitätssicherung“ nun überarbeiten, aber es ist menschlich, dass man einem Mann, der für seine Arbeit in der Zwischenzeit mit Preisen überhäuft worden ist, erst einmal glaubt. Der Spiegel hat eine Kommission eingerichtet, die das ganze überprüfen soll und dann Änderungen vorschlagen wird.
Ich habe meine Seite Anti-Spiegel aus einem anderen Grund eröffnet: Mir geht es darum, an Beispielen und mit Quellen zu belegen, wenn die deutsche Presse systematisch lügt, Tatsachen verdreht oder für das Verständnis wichtige Informationen weglässt und so die öffentliche Meinung beeinflussen will. Dafür gibt es fast täglich Beispiele, blättern Sie einfach durch meine Artikel hier auf der Seite.
Und die „Qualitätssicherung“ des Spiegel und all der anderen deutschen Mainstream-Medien wird daran auch nichts ändern. In der deutschen Presse wird eine Linie verfolgt, den Deutschen in Fragen der Weltpolitik die Position der Nato und der Konzerne einzutrichtern.
Zum Beispiel „Russland und Syrien sind böse, Nato und USA sind gut!“
Oder in Fragen der Innenpolitik: „Gender und Migranten sind toll, wer dagegen ist, ist ein Rechter!“
Oder in Fragen der Wirtschaft: „Es heißt „Griechenlandrettung“ und nicht „Bankenrettung“, es ging dabei nicht um die Rettung der Aktionäre mit Steuergeld sondern um die Rettung der armen Griechen. Im übrigen war es alternativlos!“ (Schon das Wort „alternativlos“ ist eine Beleidigung des Intellektes eines jeden selbständig denkenden Menschen! Zumindest ist das meine Meinung)
Und bei diesen und einigen anderen Themen wird in der deutschen Presse systematisch die öffentliche Meinung in eine bestimmte Richtung beeinflusst und alle Aussagen, die der gewollten Linie widersprechen, werden wahlweise nicht erwähnt, aus dem Zusammenhang gerissen, lächerlich gemacht oder als „rechte“, „russische“ oder sogar „antisemitische“ Propaganda bezeichnet. Auch das Wort „Verschwörungstheorie“ wird bei Bedarf gerne und inflationär benutzt.
Gegen diese Art von „Berichterstattung“ wendet sich Anti-Spiegel. Ich bin dafür, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, damit sich der Leser eine eigene Meinung bilden kann. Wer nur die deutschen Mainstream-Medien konsumiert, für den wurde die Meinung bereits gebildet. Und praktischerweise ist sie bei allen Medien identisch, man lebt quasi in der Matrix.
Aber der Fall um Claas Relotius ist nichts weiter, als der gescheiterte Versuch eines kleinen Schreiberlings, Karriere und Geld zu machen. Er war auch nicht einmal im Ressort Politik tätig, er hat alle möglichen Reportagen für die Tränendrüse geschrieben, zum Beispiel seine komplett erdachte Geschichte über eine Frau, die Todeskandidaten in den USA auf ihrem letzten Weg zur Hinrichtung begleitet. Informationsgehalt oft Null, aber solche gefühlvollen Geschichten braucht man auch, wenn man wöchentlich ein (ehemaliges) Nachrichtenmagazin in der Printversion verkaufen möchte und über einhundert Seiten füllen muss.
Natürlich wusste Relotius, wie die politische Linie im Spiegel aussieht und welche Kernaussagen gewollt sind. Wenn er also in seinen Fantasie-Geschichten mal an der Politik gekratzt hat, dann voll auf Linie. Zum Beispiel bei einer amerikanischen Ortschaft, in der die Menschen „zu Trump beten“ oder bei der Geschichte über einen syrischen Jungen, der angeblich glaubt, mit seinem Prostest gegen Assad den Syrienkrieg ausgelöst zu haben. Beide Geschichten waren weitgehend frei erfunden. Er hätte sich aber nie Geschichten ausgedacht, in denen Assad, Trump oder Putin eine gute Figur gemacht hätten, er wollte ja Karriere machen.
So multipliziert sich die politische Sicht des Spiegel auch in eigentlich unpolitischen „Reportagen“, so funktioniert Propaganda: Man erinnert bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit an die Feindbilder. Aber wie gesagt, diesem Schreiberling ging es nicht Politik, sondern nur um seine kleine Karriere. Dass er dabei ab und an auch politisch gewollte Klischees bedient hat, ist wohl eher ein „Abfallprodukt“ seiner „Reportagen“, denn in den meisten Fällen waren sie unpolitisch und nichts anderes, als Füllstoff für die Printausgabe des Spiegel, die jede Woche eine bestimmte Seitenzahl erreichen muss.
Der Spiegel hat eine Liste der Artikel von Relotius veröffentlicht und Sie können selbst einsehen, was er geschrieben hat. Hier finden Sie die Artikel vor 2017 und hier die Artikel ab 2017.
Von daher glaube ich dem Spiegel, dass er diese Geschichte kritisch aufklären wird, nur wird das nichts an der „Berichterstattung“ zur internationalen Politik oder anderen kritischen Themen-Feldern ändern. Da wird der Spiegel (und auch alle anderen deutschen Mainstream-Medien) der Linie treu bleiben, die ja gar nicht ihre Linie ist, sondern die der US-Think Tanks oder der Nato.
So kann man die Geschichte sogar als großes Ablenkungsmanöver sehen: „Seht her, wir tun ja was, wenn bei uns mal gelogen wird!“
Aus diesem Blickwinkel spielt der „Skandal“ den Mainstream-Medien sogar in die Hände und er kann als Versuch genutzt werden, gegen den Begriff „Lügenpresse“ vorzugehen. Aber wohl eher mit fraglichem Erfolg, denn wer den Mainstream-Medien ohnehin glaubt, den bestärkt der „Skandal“ wohl eher in seinem Glauben, dass die Medien (selbst-)kritisch sind. Wer den Medien nicht mehr glaubt, nimmt diesen „Skandal“ als Bestätigung seiner Position, dass die Medien sowieso lügen.
Keiner dieser Standpunkte ist in meinen Augen richtig. Weder sind die Mainstream-Medien kritisch und objektiv, noch kann der Fall eines über-ehrgeizigen kleinen Schreiberlings als Beleg für den Begriff „Lügenpresse“ herhalten.
Wo Menschen arbeiten, da passieren Fehler. Der Fall Relotius ist in meinen Augen so einer. Aber wenn systematisch in den Medien „Fehler passieren“ und der Meinungsbildung der Öffentlichkeit dienen, dann sind diese Fehler etwas für den Anti-Spiegel und andere kritische alternative Medien. Vor allem auch, weil man nicht erwarten kann, dass diese systematischen Fehler vom Spiegel selbst aufgedeckt werden.
Und bei den wirklich wichtigen Themen, dort wo es um Macht und Geld geht, da wird die Presse weiter lügen, verdrehen, aus dem Zusammenhang reißen und diffamieren. Das sagt alles über die Qualität der „Qualitätssicherung“ bei den Medien.
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