Am Sonntag wurden die Soldaten der Waffen-SS in Lettland mit Gedenkveranstaltungen geehrt

Dass in Lettland jedes Jahr am 16. März, dem dort sogenannten „Gedenktag der lettischen Legionäre“, den lettischen Soldaten der Waffen-SS gedacht wird, ist ein Thema, das deutsche Medien meiden wie der Teufel das Weihwasser. Davon, dass in EU-Staaten (und auch in der Ukraine) Soldaten der Waffen-SS öffentlich geehrt werden, soll das deutsche Publikum nichts wissen.
Bei einer Google-Suche fand ich als letzte Berichte deutscher Medien über diese lettische Tradition zwei Artikel von 2017. Einer war vom Staatssenders MDR und ist am 16. März 2017 unter der Überschrift „SS-Veteranen: Helden oder Verbrecher?“ erschienen. Dass ein deutscher Staatssender fragt, ob „SS-Veteranen“ „Helden oder Verbrecher“ sind, finde ich schon sehr bedenklich.
Auch der Staatssender NDR hat im März 2017 unter der Überschrift „Lettland: Jubel für SS und Bundeswehr“ über die Ehrungen der Waffen-SS in Lettland berichtet. Der NDR bezeichnete die Ehrungen der lettischen SS-Leute als „Folklore“ und berichtete auch, dass die Mehrheit der Letten die Nazis als „Befreier“ ansieht. Das habe ich selbst auch in Estland erlebt, wo mir Esten offen sagten, es sei „sehr schade, dass Deutschland den Krieg verloren hat“.
Dass deutsche Medien und Politiker nicht wollen, dass man davon in Deutschland weiß, ist verständlich. Kritik an dem alljährlichen „Marsch der Legionäre“ gibt es aus Berlin oder Brüssel nicht und die deutschen Medien schauen ebenfalls weg und verschweigen, dass die Waffen-SS im Baltikum verehrt wird, denn Lettland ist dabei keine Ausnahme. In Estland beispielsweise gibt es Museen, die estnischen Waffen-SS-Leute mit Gedenksteinen ehren.
Der diesjährige Gedenkmarsch
Auch an diesem Sonntag dem 16. März wurde in Lettland wieder der „Gedenktag der lettischen Legionäre“ begangen. Ich werde hier Fotos davon zeigen, denn die sprechen für sich.
Dies war eine Einladung zu den diesjährigen Gedenkmärschen.

Dieser Herr trägt an seiner Mütze das Emblem der Wehrmachtsdivision, die vor allem in Griechenland und auf dem Balkan wegen schwerer Kriegsverbrechen bekannt wurde.

Die Demonstranten, die mit diesen Plakaten unterwegs waren, sind von der Bewegung „Pērkonkrusts“, zu Deutsch „Donnerkreuz“. Sie sehen sich als Nachfolger der Partei „Donnerkreuz“ an, die in den 1930er Jahren die Nationalsozialistische Partei in Lettland war und auch ein Hakenkreuz in ihrer Fahne trug. Die Bewegung wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion neu gegründet und hat drei Bombenanschläge auf das Siegesdenkmal der Roten Armee in Riga verübt. Zwar wurden im Jahre 2000 die führenden Köpfe der Donnerkreuz-Organisation festgenommen, jedoch sprachen die Gerichte, wenn überhaupt, nur milde Urteile gegen sie aus.


Dies sind weitere Bilder der Ehrungen und des Marsches durch die lettische Hauptstadt Riga, die am 16. März 2025 aufgenommen wurden.




Worüber deutsche Medien stattdessen berichten
Es ist nicht so, dass deutsche Medien an diesem Wochenende nicht aus Lettland berichtet hätten. Die Tagesschau, immerhin Deutschlands wichtigste Nachrichtensendung beim Staatssender ARD, hat am 15. März unter der Überschrift „Lettland und die russische Bedrohung – „Hier kommt das Magazin rein, merkt euch das!““ berichtet.
In dem Bericht wurde ausführlich über die Militarisierung Lettlands berichtet, wo schon Schülern der Umgang mit Maschinengewehren beigebracht wird, um gegen Russland zu kämpfen. Das ist exakt die gleiche Rhetorik, die auch beim „Gedenktag der lettischen Legionäre“ zu hören ist: Es geht um die Ehrung derer, die gegen Russen gekämpft haben – und darauf werden auch heutige lettische Schüler vorbereitet.
Aus irgendeinem Grund hat die Tagesschau vergessen, in ihrem Bericht auch die Gedenkmärsche für die Waffen-SS in Lettland zu erwähnen, die ebenfalls an diesem Wochenende stattgefunden haben.
Die Deutschen müssen ja nicht alles wissen…
Nachtrag: Durch einen Kommentar wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass der Spiegel 2018 mal über die Gedenkmärsche für die Waffen-SS berichtet hat. Der Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Die Waffen-SS marschiert durch Riga – und niemanden stört es“ war in meinen Augen eine geradezu skandalös Verharmlosung der Veranstaltungen in Riga, aber lesen Sie ihn selbst und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil.
22 Antworten
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Ja schon interessant wie Naziorgien gefeiert werden und als Folklore durchgehen.
Übrigens ist das schon lange bekannt. Interessant lediglich dass das die grossen deutschen Medien nie interessierte.
Angeprangert wurde es schon in deutschen Medien seit den 2000. z.B. in TP(Halbalternativer MS, damals und seriös eingestuft)
Interessiert halt keinen in der BRD. Die SS wurde da ja nie verboten und hielt bis zum Aussterben der Mitglieder ihre Veteranentreffen in Klubhäusern ab. Davon haben die geträumt. Die Nachkommen träumen immer noch, darum fördern die diesen Unsinn, statt sich dagegen auszusprechen.
Deutschland einig Naziland.
…und was sagt der Spiegel dazu?
2018 schrub er das:
https://www.spiegel.de/panorama/lettland-wie-in-riga-der-waffen-ss-gedacht-wird-a-00000000-0003-0001-0000-000002196860
Alles tapfere Freiheitskämpfer, bloss irrtümlich auf der falschen Seite der Geschichte. Ganz neutral beobachtet.
…neee – nicht 2018… – jetzt!
Jetzt darf man zwischen den Zeilen lesen: Nazis gut, SS gut, immer gut, Neonazis Scheisse.
Natürlich sind Ultranationalisten im eigenen Land derzeit nutzlos. Anderswo schon.
Hier kann ja Hartzi mit Ali an die Front…
Die fetten Nazis in DE wurden rehabilitiert und nie enteignet. Die sind halt immer noch deutsche Elite.
@VladTepes
Heute gibt es in Deutschland nur die eine Wahl:
Bist du gegen Russland, dann bist du gut, ganz egal was du sonst auf dem Kerbholz hast.
sonst, selbst wenn du neutral bist, dann bist du böse und musst bekämpft werden.
…paßt zu dem Begriff „Lumpen-Pazifisten“…
„Die bösen russischen Kremlpropagandisten und Verschwörungsideologen behaupten, Lettland würde die Waffen-SS ehren – dabei ehrt Lettland in Wirklichkeit nur die Truppen, die die Welt vor der Ausbreitung des Kommunismus geschützt haben, indem sie 1945 gegen die terroristische Sowjetunion und ihren Diktator Stalin, der genau wie sein Nachfolger Adolf Putin einen Völkermord in der Ukraine begangen hat, gekämpft haben.“
ja, das wird leider völlig missverstanden.
leider gibt es in der brd auch solche gruppierungen . keine gnade – diese typen muss man mit der wurzel ausrotten . sonst kommen die enkel wie unkraut baerbock ,habeck und co aus ihren schlupflöchern gekrochen .
toller artikel . habe ich auf whatsapp und telegram auch an meine scheifelnden freunde weiter verbreitet . DANKE
Man sollte das auch mal korrekt Einordnen.
Es hat es zwar auch mal die Schweden und die Pest gegeben, die dort Ärger machten, aber ansonsten hängt der ganze Lettische Nationalstoß daran sich von Russland abzusetzen. Und weil sich Lettland auf einer Spalte befindet an der ein geopolitischer Riss durch die Erdkruste verläuft, sind Lettische Terroristen bzw. Nazis eben auch große Freiheitshelden die von Westen gesponsert und von der Presse bewundert werden und das spätestens seit der Russischen Revolution, nach dem 2. Weltkrieg und dann auch spätestens ab 1989 wieder.
Der Wunsch nach Unabhängigkeit ist kein Grund Ultranationalismus und Massenmord zu glorifizieren.
Ansonsten in Lettland: Unterdrückung von Minderheiten ist nicht nur gegen die UN-Charta. Eigentlich hätte Lettland die EU-Mitgliedschaft verwirkt, so wie die mit den ethnischen Russen umgehen.
Unter Einordnung des Nazitums verstehe ich, dass man sich darüber bewusst wird, dass dieses Nazitum schon immer gewissen Zwecken diente und gezielt vom Ausland gefördert und eingesetzt wird.
Nazitum ist keine Ideologie, genauso wie Islamismus auch keine Religion ist.
Beides wird von den USA bezahlt und gezielt eingesetzt um Terror zu veranstalten. Und in Lettland hat das inzwischen eine recht lange Tradition.
Was die EU angeht so zeigt sie in Lettland ihr wahres Gesicht.
Selbstverständlich ist das eine Idee der „Rassenüberlegenheitblödsinnigkeit“, die Ideologie ist. Wie Christenwahn und Islamismus etc.
Wofür töten denn die? Aus Altruismus?
Wenn du Geld machen willst komm nach Baltikum.
Wann reisen Baerbock, Marie Luise Beck, Ralf Fücks, Friedrich Merz und Pistorius nach Lettland?
Das wird eines Tages alles auf die Balten zurückfallen!
Als ich in Lettland war, viel mir dort die extreme Law and order Mentalität der ethnischen Letten auf.
Gute Erfahrungen habe ich dagegen mit den dortigen Russen
gemacht.
Die Letten gelten tradionell als überheblich, exzeptionalistisch, wie mir eine Baltendeutsche mit lettischen Wurzeln bestätigte.
„Viens napareiz vārds un trīs dienas bez maize“. Ein falsches Wort und drei Tage ohne Brot.
Hakenkreuze hatte die lettische
„Luftwaffe“ schon in den 1930ern an ihren zehn alten Doppeldeckern.
Ursprünglich waren die Letten gar nicht so russenfeindlich. Die lettischen roten Schützen nahmen auf Seiten der Bolschewiki am Bürgerkrieg gegen die Weißen teil.
Stalin hat später die Schützen verfolgt. Und mit der ziemlich brutalen Okkupation von 1940, bei der etwa ein Drittel der lettischen Bevölkeriyung deportiert oder liquidiert wurde, den Hass der Letten auf Rußland so richtig befeuert.
Das war dann für die Letten willkommen, in Hitlers Fremdenlegion einzutreten.
Eigene Aussagen der Letten dazu:
Wir hatten die Möglichkeit, eine eigene starke Armee aufzustellen, bezahlt von den Deutschen.
Am 16.März 1944 kämpften die 15. und 19. Waffengrenadierdivisionen
der SS (latviešu numurs viens, numurs divi) gemeinsam vor Leningrad. Halfen bei der Aufrechterhaltung der Leningrader Blockade…
Daher dieser Gedenktag.
Diese SS Einheiten wurden zwar erst nach der Vollendung des Judenmordes in Lettland aufgestellt.
Viele ihrer Mitglieder waren vorher als Angehörige des leetischen Selbstschutzes Hilfswillige der SS Einsatzgruppe A, etwa beim Massaker in den Dünen von Liepāja 1941.
Die lettischen SS Einheiten wurden
1945 von den Alliierten von jeglichen Kriegsverbrechen freigesprochen.
Ehemalige Angehörige dienten als
Gefängniswärter der angeklagten
NS Verbrecher in Nürnberg.
Später wanderte ein Großteil von ihnen nach USA und Kanada aus.
So wie auch viele ukrainische SS-ler und Trawniki.
Fazit?
In Lettland gibt es heute einen ähnlichen staatlich geförderten NS-Kult, wie in der Ukraine.
Die Unterstützung desselben durch die Bevölkerung ist aber geringer als in der Ukraine. Was auch damit zusammenhängt, das ein drittel der Bevölkerung, in Rīga fast die Hälfte, russischstämmig ist.
Erinnert irgendwie an ein Comic aus, ich glaube den 90ern, das Bild. Das hieß: „Das kleine Arschloch“. Sitzt wohl im Rollstuhl, jetzt.
Lieber Herr Röper,
zum Glück wird von den Artikeln des ÖRR nur der Titel genannt. Aber ihre unkritischen Leser hätten ja eh nicht drauf geklickt. Hier ein paar interessante Passagen:
„Aus nahezu allen lettischen Familien wurden Männer in die „Legion“ rekrutiert und so hat jener Gedenktag für viele Letten eine private Bedeutung. Jedoch leben in dem Land an der Ostsee fast ein Drittel Russischstämmige, die Erinnerung wird damit kompliziert. „Manchmal wurde der eine Sohn in die SS und der andere in die Rote Armee eingezogen“, erklärt Journalist Vikmanis. Und viele derjenigen, die in den SS-Verbänden kämpften, sahen den Krieg gegen die Rote Armee als einen Kampf um das eigene Land, ergänzt Tomaševskis. „Sie dachten, wenn wir mit den Deutschen gegen die Sowjets kämpfen, bekommen wir später unsere Unabhängigkeit zurück.“
Der historische Kontext macht das klarer: Die erste Unabhängigkeit konnte das Land erst 1918 erklären. Im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts wurde das Land 1940 von der Roten Armee besetzt. Es setzten Deportationen und Erschießungen ein, rund 40.000 Letten wurde nach Sibirien verschleppt. Als die Wehrmacht 1941 in Riga einmarschierte, wurde sie als Befreier bejubelt und von den Letten mit Blumen begrüßt. Jene Wochenschau-Szenen wirken ohne Kenntnis des historischen Kontexts verstörend.
Denn als Nazi-Kollaborateure betrachteten sich die wenigsten der lettischen „Legionäre“, vielmehr als Freiheitskämpfer gegen eine weitere sowjetische Besatzung. Mit dem Kriegsende kam diese in der Tat erneut über Lettland, wie über die beiden baltischen Nachbarn Litauen und Estland. Der Großteil der „Legionäre“ kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft, die viele nicht überlebten und das Thema wurde tabuisiert. „Während der sowjetischen Besatzung gab es in der sowjetisch-lettischen Terminologie nicht einmal das Wort ‚lettische Legionen'“, weiß Historiker Tomaševskis. „Denn alle, die mit den Deutschen kollaborierten, galten als böse.“