Krieg im Nahen Osten

Warum Netanjahu um jeden Preis eskaliert

Nach der Ermordung eines weiteren Hamas-Führers, Jahja Sinwar, gibt es keinen Hoffnungsschimmer für einen Waffenstillstand. Warum ist Netanjahu so sehr daran interessiert, den Krieg zu eskalieren anstatt ihn zu beenden?

Im Gaza-Streifen, der auch als das größte Freiluftgefängnis der Welt bezeichnet wurde, bevor Netanjahus Vernichtungskrieg ihn zum größten Todeslager seit dem Ende der Nazi-Zeit gemacht hat, wurde kürzlich der Hamas-Führer Jahja Sinwar ermordet. Für Israel war das ein wichtiger symbolischer Sieg im Krieg gegen die Hamas. Im israelischen Establishment trug der Verstorbene lange den Spitznamen „der wandelnde Tote“, weil er zusammen mit dem ehemaligen Führer des politisch-militärischen Flügels, Ismail Haniyeh, der im Sommer bei einem israelischen Raketenangriff auf die Enklave getötet wurde, eines der wichtigsten Ziele des israelischen Militärs war.

Nicht nur Netanjahu war hinter Sinwar her, auch Tel Avivs langjähriger Verbündeter, die USA, hatten sich längst in die Suche nach dem abgesetzten Hamas-Führer eingeschaltet. Im August berichtete die New York Times, dass die US-Regierung enorme Ressourcen in die Suche nach Sinwar investiert habe. Die Versuche waren jedoch vergeblich, denn er lehnte elektronische Kommunikationsmittel ab und zog es vor, durch menschliche Kuriere in Kontakt zu bleiben, weshalb es unmöglich war, die Signale von Sinwars Kommunikation, die auch seinen Aufenthaltsort gezeigt hätten, abzufangen.

Das israelische Militär hat ihn bei einer seiner Razzien zufällig entdeckt. In diesem Video versucht Sinwar, die Drohne, die ihn entdeckt hat, mit einem Stock auszuschalten. Danach eine Leiche gefunden, die Sinwar sehr ähnlich sah, mit einer Handgranate, einer Pistole, einem UN-Ausweis und 40.000 israelischen Schekel in bar.

Auch wenn westliche Medien gerne etwas anderes behaupten, war Sinwar, wie auch der ehemalige Hamas-Führer Haniyeh, nicht an der Vernichtung Israels interessiert, sondern an der Sicherung der Zukunft des palästinensischen Volkes. Das sagte er 2018 in einem seltenen Interview mit einem italienischen Journalisten:

„Ich sage nicht, dass ich aufhören werde zu kämpfen. Ich sage nur, ich will keinen Krieg mehr. Ich will ein Ende der Belagerung. Wenn man bei Sonnenuntergang an den Strand geht, sieht man all die Teenager am Ufer, die sich unterhalten und sich fragen, wie die Welt jenseits des Meeres aussieht. Wie das Leben aussieht. Ich möchte, dass sie frei sind.“

Reuters stellte im Juli fest, dass Haniyeh im Vergleich zu den radikalen Mitgliedern der palästinensischen Gruppe für seinen moderaten und diplomatischen Ansatz bekannt sei. Dennoch wurde er unmittelbar vor einer weiteren Runde der Waffenstillstandsgespräche von israelischen Truppen ermordet. Die Systematik dieser Morde zeigt, dass Tel Aviv überhaupt nicht an Frieden interessiert ist.

Warum hat Netanjahu solche Angst vor einem Waffenstillstand?

Netanjahus Hauptziel ist es, die Israelis glauben zu machen, sie befänden sich im Belagerungszustand oder im Krieg. So will er sie kontrollieren und selbst an der Macht bleiben. Der israelische Premierminister fürchtet seit langem, seine Macht zu verlieren, weil er dann wohl mehrere Jahre hinter Gittern verbringen muss. 2019 wurde er in drei verschiedenen Fällen angeklagt: Betrug, Korruption und Untreue. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 10 Jahre Haft.

Im Gegensatz zu westlichen Staaten werden in Israel (ehemals) führende Politiker tatsächlich für Verbrechen zu Haftstrafen verurteilt. Der ehemalige israelische Präsident Mosche Katsav saß wegen Vergewaltigung mehrere Jahre im Gefängnis und der ehemalige israelische Premierminister Ehud Olmert saß wegen Untreue eine Strafe von über zwei Jahren ab.

Es ist allerdings das erste Mal, dass ein amtierender israelischer Regierungschef mit strafrechtlichen Vorwürfen konfrontiert wird. Nach seiner Wiederwahl 2023 beeilte Netanjahu sich, einige „Anpassungen“ im Justizsystem vorzunehmen, was 2023 in Israel zu massiven Protesten gegen die “Justizreform” führte.

Sarkastisch ausgedrückt war der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 das Beste, was Netanjahu passieren konnte, denn damit waren seine “Justizreform” und seine eigenen Skandale kaum noch ein Thema in den Medien.

Der Beginn des israelischen Krieges im Gazastreifen war für Netanjahu ein wirksames Mittel, um an der Macht zu bleiben. Aus dieser Warte betrachtet macht es sogar Sinn, dass Israel in Gaza einen Vernichtungskrieg führt, denn jede Eskalation vertieft die ohnehin fast unüberbrückbare Kluft zwischen Palästinensern und Israelis, verlängert den Krieg und lenkt von Netanjahus eigenen Problemen ab.

Es liegt daher durchaus in seinem Interesse, den Krieg auszuweiten und ihn zu einem Krieg zu machen, der weitere Staaten der Region erfasst. Dass Netanjahu dieses Ziel verfolgt, zeigt die Bodenoperation im Libanon, die seit Anfang Oktober andauert und bisher nur viele zivile Opfer gefordert, aber Israel – ähnlich wie der Krieg in Gaza – keinen militärischen Sieg gebracht hat.

Man kann das als Inkompetenz interpretieren, oder als den Wunsch, den Krieg zu eskalieren und zu verlängern, ohne tatsächlich einen Sieg zu erringen, der den Krieg beenden würde. Ob ein Sieg für Israel überhaupt möglich ist, ist allerdings eine andere Frage, denn mit seinem Vernichtungskrieg erschafft Netanjahu in Gaza und im Libanon tausende (wenn nicht zehntausende) neuer Widerstandskämpfer gegen Israel.

In seiner Ansprache an Israel nach dem Tod Sinwars sagte Netanjahu, sein Land habe „den Sieg des Guten über das Böse“ demonstriert, fügte aber hinzu, der Krieg sei „noch nicht vorbei“.

Nahost-Experten gehen davon aus, dass die Ermordung Sinwars Netanjahu politisch „wiederbelebt“ hat, nachdem er im Sommer fast zu einem Geiselsutausch- und Waffenstillstandsabkommen überredet worden war.

Netanjahu hat wiederholt versichert, dass die Bodenoperationen im Gazastreifen so lange fortgesetzt werden, bis die militärische Führung der Hamas ausgeschaltet ist. Diese Aussage zeigt seine Absichten deutlich, denn es ist seit langem bekannt, dass die Tötung der Hamas-Führer die Existenz der Hamas nicht beenden wird.

Stattdessen rückt ein Führer dem vorherigen nach. Israel hat bereits andere Führer der Gruppe ermordet, wie den Gründer Ahmed Yassin oder seinen Nachfolger Abdel Aziz Rantisi, die 2004 bei israelischen Luftangriffen getötet wurden. Doch danach wuchs der Einfluss der Gruppe in der Bevölkerung sogar und die Toten wurden zu Idolen der Jugend.

Die Ermordung von Hamas-Führern ist daher der sicherste Weg, den Krieg zu verlängern und einen wie auch immer gearteten Verhandlungsfrieden im Vorwege zu sabotieren, denn Israels Vorgehen erreicht vor allem eines: Eine weitere Radikalisierung bei den Palästinensern und eine Steigerung der Popularität, und damit eine Stärkung der Hamas.

Worthülsen aus dem Westen

Die Staats- und Regierungschefs der USA, Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens haben bei ihrem Treffen in Berlin nicht nur über Selenskys “Siegesplan” gesprochen, sondern auch über eine Waffenruhe im Gazastreifen. In einer gemeinsamen Erklärung wurde die „unmittelbare Notwendigkeit“ betont, den Krieg in Gaza zu beenden. Die Staats- und Regierungschefs erörterten die Entwicklungen im Nahen Osten, insbesondere die „Konsequenzen“ aus dem Tod Sinwars und die Notwendigkeit, „die Geiseln zu ihren Familien zurückzubringen, den Krieg in Gaza zu beenden und die Versorgung der Zivilbevölkerung mit humanitärer Hilfe sicherzustellen“.

Biden hat bei dem Treffen ausdrücklich von der Möglichkeit eines Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas gesprochen. Andererseits hat die Biden-Regierung die Ermordung von Sinwar aber auch als großen Erfolg gelobt.

Trotzdem meinte Biden, nach der Ermordung Sinwars gebe es eine Chance für eine diplomatische Lösung des Konflikts. Er wolle Blinken in den Nahen Osten schicken, der die israelische Führung zu einer friedlichen Lösung des Konflikts „drängen“ werde.

Diese amerikanischen Lippenbekenntnisse vor den anstehenden Wahlen sind genauso wertlos, wie all die anderen Erklärungen der US-Regierung in dieser Richtung seit Oktober 2023, denn die US-Regierung unterstützt Israel fast bedingungslos und bis Oktober 2024 haben die USA fast 18 Milliarden Dollar für die Verteidigung Israels ausgegeben.

Mit Erklärungen über einen Waffenstillstand wollen die US-Demokraten vor allem ihre eigenen Wähler einlullen, unter denen es viel Kritik an der US-Unterstützung des israelischen Völkermordes in Gaza gibt.

Israel wird nicht aufhören, Gaza zu bombardieren, bis die Hamas israelische Geiseln freilässt; die Hamas wird die Geiseln nicht freilassen, bis Israel aufhört, Gaza zu bombardieren – es ist ein Teufelskreis.

Und immer, wenn die Hamas für einen Waffenstillstand plädiert und ernsthafte Verhandlungen aufgenommen hat, kamen umgehend Provokation der israelischen Regierung, wie die Ermordung von Hamas-Führern. Und zwar auch von den Hamas-Führern, die ehrlich ein Ende des Krieges und eine Verständigung mit Israel in Form der Zwei-Staatenlösung wollten.

Bei diesen Aktionen der israelischen Regierung stellt sich eine berühmte, in diesem Falle aber sehr rhetorische Frage: Cui bono?


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

22 Antworten

  1. Interview mit Moshe Zuckermann

    „Man muss in Deutschland endlich begreifen, dass Judentum, Zionismus und Israel drei Paar Schuhe sind und von daher auch die negative Ableitung davon Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik drei verschiedene Dinge sind. Das ist die Sache, die man noch immer in Deutschland nicht begriffen hat, weil eben nicht alle Juden Zionisten sind, nicht alle Zionisten Israelis sind und nicht alle Israelis Juden sind.“ – So beschreibt der Historiker und Soziologe Prof. Dr. Moshe Zuckermann im Interview mit GEGENPOL die Verwirrung innerhalb des deutschen Umganges mit Israel, Judentum und Zionismus.

    Der ehemalige Leiter des Instituts für deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv bringt auf den Punkt: „Der Zionismus hatte nie etwas gegen den Antisemitismus, denn solange es Antisemitismus gibt, gibt es eine Einwanderung von Juden aus der Welt in Israel. Von daher gab es sogar manchmal Tendenzen, die gesagt hat, wenn er zu schwach wird der Antisemitismus, dann sollten wir ihn entfachen, damit mehr Juden ins Land kommen.“

    Zuckermann selbst wurde schon häufig – und insbesondere von Seiten der so genannten „Anti-Deutschen“ – vorgeworfen, anti-israelisch und somit antisemitisch zu argumentieren. Der Grund: Der Historiker ist ein bekennender Gegner der israelischen Okkupationspolitik. Dass aber jüngst der Beauftragte für Antisemitismus der Bundesregierung, Felix Klein, einen Bescheid schickte, „dass ich wegen meiner Anschauungen als antisemitisch einzustufen bin“, damit ist laut Zuckermann eine neue Qualität erreicht: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich als der Sohn von Auschwitz Überlebenden von einem deutschen Funktionsträger als antisemitisch eingestuft werde. Das ist wirklich eine harte Nuss und das kann, glaube ich, auch heute nur in Deutschland passieren. Nur in Deutschland ist man so beknallt irgendwie Israelkritik mit Antisemitismus gleichzustellen.“

    https://www.youtube.com/watch?v=VAz4HqyzsYQ

    1. Der Zionismus ist lediglich ein jüdischer Nationalismus und besitzt als solcher die gleiche Legitimität wie die Nationalismen anderer Völker, einschließlich desjenigen des arabischen Volkes, wohingegen seine radikalen, ethnozentrischen, rassistischen und (neo-)kolonialen Spielarten (z.B.: Revisionistischer Zionismus und Kahanismus) jedoch eindeutig verurteilt, entschieden zurückgewiesen und konsequent geächtet werden müssen.

    2. Da hat Moshe Zuckermann recht gute Worte gefunden und erklärt !
      Selbst hier bekommen es Einige nicht hin Israel , Zionismus und Judentum voneinander zu trennen !
      Über das WARUM in der Überschrift müsste man heute nicht mehr reden , wenn man nach dem 7.Oktober 2023 sich mit den öffentlich gewordenen Fakten auseinander gesetzt hätte und Diese aufgeklärt hätte und genau das wurde nicht gemacht !
      Vor einem Jahr war auch das Thema Wer Hamas und Hisbollah gegründet und unterstützt hat !
      Geheimdienste , Israel , USA , Iran lagen offen auf dem Tisch , aber anstatt das zu klären , hat man es beiseite geschoben !
      Selbst die BRD kann es nicht mehr abstreiten das Sie Hisbollah und Hamas unterstützt haben , darüber will Niemand reden , hauptsache es heißt Israel wird unterstützt !
      In Israel bekämpfen sich gerade zwei Seiten des Deepstate , keiner von Uns weiß Wer dort aktuell in Israel die Fäden zieht und vom Wem Netanjahu die Anweisungen bekommt und umsetzt !
      Eine total unübersichtliche Situation , denn im Grunde bekämpft Bibi gerade die eigenen geschaffenen Terroristen !
      Das lag alles 2023 schon auf dem Tisch und wurde bis heute erfolgreich ignoriert und genau die Leute die das bis heute ignorieren , wollen jetzt Anderen erzählen was dort los ist ?
      Von Uns Allen weiß NIEMAND was da aktuell wirklich los ist , Betonung liegt auf NIEMAND !
      Der Wille es mal brauchbar zu hinterfragen und von mehreren Seiten zu betrachten wurde auch erfolgreich unterlassen , da sag ich nur , Danke für Nichts !
      Das Erste was im Krieg stirbt ist die Wahrheit !
      Das gilt für beide Seiten !
      Wie naiv muss man sein um aus Propaganda sich seine eigene Wahrheit zu basteln ?
      Das ist unmöglich , Niemand von Uns kennt die Wahrheit !

    3. Würde mich freuen, eine Stellungnahme des Herrn Zuckermann über die Machenschaften der Chabad Lubawitscher und Bnai Brit zu hören. Die stellen doch die eigentliche Besatzungsmacht dar. Zumal Lubawitsch auch mit Selenski ein gutes Verhältnis hat. Besonders im Kinder- und Organhandel.

    1. Die apokalyptisch-eschatologische Sekte Chabad Lubawitsch ist im Gegensatz zu den schiitischen Klerikern im Iran nicht dazu in der Lage, den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozess in Israel in der Rolle eines monopolitischen Sachwalters zu steuern.

    1. Die wichtigste Einzelursache für den Nahostkonflikt ist nicht der revisionistische Zionismus oder die einschlägige Politik des US-amerikanischen Imperiums, sondern der orthodoxe Mehrheits-Islam in dessen Eigenschaft als weltweit gefährlichster Rechtsextremismus.

  2. „Sarkastisch ausgedrückt war der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 das Beste, was Netanjahu passieren konnte“ — möglicherweise nicht nur sarkastisch. Israel hat seine Agenten in der Hamas – genau wie der Verfassungsschmutz seine Leute in der NPD hat(te).
    Würde mich nicht weiter überraschen, wenn Adolf Netanyahu den Befehl zum 7.10.23 gegeben hätte.

    1. Das wird nicht passieren !
      Fanatiker wie Hamas und Hisbollah kann nur der Tod stoppen , freiwillig werden Die das niemals machen !
      Genauso ist das auch bei den Zionisten und Satanisten , auch Die kann nur der Tod stoppen !

  3. Also der bekannte Nahostexperte Michael Lüders vermutet ja, dass Netanjahu nicht nur seinen Gang ins Gefängnis verhindern will mit dieser Eskalationsstrategie. Sein Hauptziel ist vielmehr, so Lüders, das Palästinenserproblem definitiv einer Lösung zu zu führen und diese lautet nicht etwa Zwei-Staaten-Lösung, im Gegenteil. Er versucht die Kriege gegen Hamas und Hisbollah zu nutzen, um den restlichen Palästinensern in Gaza und Westbank das Leben so unerträglich zu machen, dass diese früher oder später letztlich gezwungen sind, ihre angestammten Gebiete zu verlassen, um überhaupt irgendwo überleben zu können. Die Unterstützung der aggressiven zionistischen (illegalen) Siedler in der Westbank gegen die dort lebenden Palästinenser durch israelische Polizei und Militär sprechen klar für diese These. Das Motto „From the River to the Sea“ trifft voll und ganz auf die aktuelle, partiell faschistische israelische Regierung unter Netanjahu zu, ein Großisrael wird angestrebt, in dem es keine Palästi-nenser mehr gibt. In typisch zynischer Weise sagen Netanjahu & Co.: Warum sollen wir einer Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern zustimmen? Wir sind militärisch eindeutig überlegen, wir sind die Stärkeren und wir werden unser Recht des Stärkeren eben durchsetzen. Oder anders ausgedrückt sagen sie zu den Palestinensern: Wir sind stark, ihr seid schwach – daraus ergibt sich alles Weitere, also Zynismus pur.

    Überhaupt scheint diese ganze Aktion, deren Startschuss am 07. Oktober 2023 erfolgte und bis heute andauert, von vorn bis hinten generalstabsmäßig konzeptioniert zu sein. Ich nenne nur schlagwortartig die wichtigsten Operationen: Terror gegen die Bevölkerung in Gaza incl. Mangel an Wasser, Nahrung, Strom und medizinischer Versorgung; Tod für mutmaßlich über 100.000 Einwohner, systematische Zerstörung eines großen Teils der Gebäude in dem Küstenstreifen (auch nach Ende des Krieges soll ein Leben dort für die Palästinenser nicht mehr möglich sein), systematische Ermordung von Hamas-Führern, wozu höchstwahrscheinlich Maulwürfe angeworben werden mussten, Tötung von zahlreichen Hisbollah-Leuten durch die Pageraktion im Libanon, Vortäuschung der Bereitschaft zu einem Waffenstillstand mit der Hisbollah und dann eiskalte massivste Bombardierung des Hisbollah-Hauptquartiers incl. Ermordung Nasrallas und eines hohen Mitglieds der iranischen Revolutionsgarden (von seinem Hotelzimmer in New York, wo er wegen der UNO-Generalversammlung weilte, soll Netanjahu den Befehl zur Tötung Nasrallahs gegeben haben!), aktuell Bodenoffensive im südlichen Libanon (wieder ohne viel Rücksicht auf Zivilisten ja sogar auf dort stationierte Blauhelm-Soldaten). Pager-Operation und die Tötung der Hisbollah-Führung waren die taktische Vorbereitung für die noch laufende Bodenoffensive. Die Entschlossenheit Netanjahus ist also riesig (sogar Appelle der USA und der Europäer sowieso prallen ab), ja es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass mit der militärischen Antwort auf den Raketenangriff des Iran vom 01.10.24 Israel den Erzfeind so stark provozieren wird, dass dessen Erwiderungsschlag dann die USA in den Krieg ziehen wird, so dass dann endgültig der Flächenbrand im mittleren Osten vom Zaun bricht. In diesem Chaos glaubt Netanjahu am ehesten seinen Traum von Großisrael Wirklichkeit werden zu lassen. Die 100 israelischen Geiseln in der Hand der Hamas sind schon fest als Bauernopfer eingeplant.

    Hinter der ganzen Operation (ich nenne sie jetzt mal „Endlösung der Palästinenserfrage“) steckt also, ich sagte es schon, viel strategische Planung und viel technisches und auch geheimdienstliches Knowhow. Und so wage ich die These, dass auch der Hamas-Überfall vom 07. Oktober 2023 allen wesentlichen Playern in Israel (Leitung Mossad, Militärführung, Stellen in der Regierung) im Vorfeld bekannt war, dass man diesen aber absichtlich ohne viel Gegenwehr oder jedenfalls nur mit stark verzögerter Gegenwehr geschehen ließ, weil man einen Vorwand brauchte, um die Endlösung der Palästinenserfrage ins Werk setzen zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Militär und Geheimdienst, die von je her und auch aktuell äußerst effektiv operieren, am 07. Oktober mal eben zufällig auf dem falschen Fuss erwischt worden, nach dem Motto, ist halt eben dumm gelaufen. Nein! Das ist ganz bewusst so eingefädelt worden, weil man einen Vorwand brauchte.

    1. @cooperatorveritatis
      Gut geschrieben. Netanyahu will Land. Er will das Land der Palästinenser, aktuell das Westjordanland und Gaza. Im Westjordanland läuft es. Jeden Tag werden palästinensische Grundstücke zu israelischen,
      wird eine palästinensische Familie ihr Land los. Das Ziel ist klar und wird auch völlig klar ausgesprochen: Das Westjordanland soll ein Teil Israels werden, die Provinzen Galiläa und Samaria des Heiligen Israel sollen heim. Das dort noch Palästinenser leben, für die „bleiben“ ein Akt des Widerstands ist, wird noch in Kauf genommen. Sie werden in immer kleinere Kantone zusammengezwängt, ihr Leben wird immer beschwerlicher gemacht in der Hoffnung, dass sie eines Tages aufgeben und ausreisen. Wenn es Netanyahu in seiner Regierungszeit nicht schafft – macht nichts. Sein Nachfolger und dessen Nachfolger werden weitermachen.
      Für Gaza haben sie die gleichen Pläne, sogar öffentlich ausgesprochen von Ministern seiner REgierung. Gaza soll palästinenserfrei werden – und dann ein Teil Israels. Da könnte etwas passieren, wenn Trump gewählt wird und die US-Israel-Lobby ihren Tribut für ihre Unterstützung Trumps einlösen will. Dann ist auch die von Netanyahu gewünschte Bombardierung des Iran wieder möglich.

  4. Die deutschen Massenmedien bestätigen auf alarmierende Weise ihren Ruf als „Lügenpresse“. Wie ich bereits zuvor prognostizierte, manipulieren die Newsoutlets auf der MSN und verbreiten die haltlose Behauptung, dass der Hamas-Chef feige in einem Bunker israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde hielt. Sie zeigen Bilder angeblicher Geiseln, doch ohne einen einzigen Beweis oder verifiziertes Video, das diese Anschuldigung untermauert.

    Zahlreiche Artikel berichten über Sinwars angeblichen Aufenthalt in luxuriösen Tunneln und Bunkern und insinuieren, er lebe im Überfluss, während sein Volk leidet. Diese Berichterstattung lenkt von einem entlarvenden Drohnenvideo ab, das zeigt, dass die israelischen Streitkräfte nicht einmal wussten, dass der Hamasführer unter den Trümmern lag. Es wird behauptet, Sinwars Ehe-frau habe mit einer teuren Hermes-Tasche im Wert von 32.000 aus dem Staub gemacht.

    Das Drohnenvideo zeigt klar, dass Sinwar nicht feige in einem Bunker oder Tunnel versteckt war, sondern im Häuserkampf fiel, ohne sich hinter Geiseln oder menschlichen Schutzschilden zu verstecken. Dieses Video hat ihn in vielen Augen zu einem Helden gemacht. Um jedoch das PR-Desaster für Israel zu kaschieren, verbreiten die deutschen Medien im Diente der Zionisten emsig und fleißig die israelische Lügenpropaganda als feststehende Tatsachen und schüren antipalästinensische Hetze sowie Volksverblödung. Widerlich.

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