Putin im O-Ton

Putin über Merkels Angst vor seinem Hund und deutliche Worte über europäische Politiker

Bei einer Pressekonferenz wurde der russische Präsident Putin auf den berühmten Vorfall mit seinem Hund gesprochen, der Merkel so große Angst gemacht hat. Bei der Gelegenheit hat Putin sich in seltener Deutlichkeit über die heutigen Politiker in Europa geäußert.

Der russische Präsident Putin hat in Kasachstan an einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der OVKS teilgenommen und sich anschließend eine Stunde lang der Presse gestellt. Ich werde in insgesamt vier Artikeln aus dieser Pressekonferenz zitieren, in diesem Artikel zitiere eine Frage zu der berühmten Szene, als Putins Hund in den Raum kam, vor dem Merkel so große Angst hatte. Bei seiner Antwort auf die entsprechende Frage hat Putin zuerst gescherzt, ist dann aber sehr ernst geworden, als er auf die heutigen europäischen Politiker zu sprechen kam.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Jegor Piskunow, RT.

Sie haben eben Bundeskanzler Scholz erwähnt und ich habe eine Frage zu einem anderen Bundeskanzler. Bundeskanzlerin Merkel hat kürzlich ihre Memoiren veröffentlicht, und darin widmet sie der Beziehung zu Ihnen viel Zeit und erzählt, wie sie 2007 nach Sotschi flog, um Sie zu besuchen, und Ihren Hund Connie kennenlernte.

Putin: Sie hat sich mit dem Hund getroffen?

Frage: Nun, sie hat Ihren Hund getroffen, ja. Und viele von uns erinnern sich an diesen Hund.

Putin: „Die Polizei hat versprochen, mit dem Hund zu kommen…“ Nein. „Der Hund hat versprochen, mit der Polizei zu kommen.“ So? Okay, tut mir leid, das war ein Scherz.

Frage: Viele von uns erinnern sich an diesen Hund. Sie war super freundlich, viele haben sie sogar gestreichelt, sie lief gerne frei herum. Und anscheinend ist genau das passiert. Aber es hat sich herausgestellt, dass Angela Merkel Angst vor Hunden hat, und sie hat geschrieben, dass Sie ihre Angst angeblich absichtlich ausgenutzt haben. Ist das wirklich so? Stimmt das?

Und eine kleine philosophischer Ablenkung. Was ist überhaupt passiert, wie kam es, dass es Zeiten gab, als die deutsche Bundeskanzlerin Sie besucht hat und Sie oft Deutsch gesprochen haben, aber jetzt geht es darum, dass wir anfangen, die „Oreschniks“ in deren Richtung auszurichten.

Vielen Dank.

Putin: Erstens, was die „Hunde“-Themen betrifft. Das Fall gab es tatsächlich. Frau Merkel kam uns besuchen und mein Hund Connie kam heraus. Offen gesagt habe ich ihr, Frau Merkel, schon gesagt, dass ich nicht wusste, dass sie Angst vor Hunden hat. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das nie getan. Im Gegenteil, ich wollte so eine entspannte, angenehme Atmosphäre schaffen. Ich bin davon ausgegangen, dass in Europa und in Deutschland, soweit ich weiß, da ich dort fast fünf Jahre lang gelebt habe, Haustiere sehr positiv gesehen werden. Im Gegenteil, ich dachte, das würde sie freuen. Später erfuhr ich, dass sie Angst vor Hunden hatte. Das kommt vor. Soweit ich mich erinnere, erzählte sie mir, dass sie als Kind von einem Hund gebissen wurde. So etwas kommt vor, ein psychologisches Trauma. Als ich davon erfuhr, habe ich mich bei ihr entschuldigt. Ich sagte: „Angela, es tut mir leid, ich wusste nichts davon.“ Sie ist hartnäckig, die Hartnäckigkeit könnte man besser einsetzen, aber wie Sie sehen, hat sie in ihrem Buch darüber geschrieben. Ehrlich gesagt, ist das für mich seltsam, unerwartet.

Wir beide reden hier miteinander, das wird alles in den Medien erscheinen. Ich wende mich wieder an sie und sage: „Angela, bitte, entschuldige. Ich wollte dir keinen Seelenschmerz bereiten. Im Gegenteil, ich wollte eine günstige Atmosphäre für unser Gespräch schaffen. Ich bitte um Verzeihung. Wenn du jemals wiederkommen solltest – ich weiß, dass das heute unwahrscheinlich ist – werde ich das unter keinen Umständen tun.“

Aber wenn wir zu ernsten Fragen kommen, wie unsere Beziehungen zu Europa und den westlichen Ländern insgesamt gestaltet werden, wissen Sie, wir haben uns sogar, ich habe nicht daran teilgenommen, aber die Generation der früheren Staats- und Regierungschefs ist sogar bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion gegangen, um, so scheint es mir, Russland zu einem Teil dieses sogenannten – heute können wir das sagen – zivilisierten Westens zu machen, und wir glaubten, dass wir nun, da diese Mauern der ideologischen Konfrontation gefallen sind, Teil der zivilisierten Welt sein werden.

Nichts dergleichen ist passiert. Es zeigt sich, dass es neben all dem, neben allem, was mit Ideologie zusammenhängt, auch Fragen geopolitischer Natur, geopolitische Interessen gibt, und uns wurde praktisch sofort gezeigt, wo unser Platz ist – irgendwo dort, in einer Ecke. Aber damit war es noch nicht getan. Sie begannen, separatistische Kräfte und terroristische Kräfte im Kaukasus zu unterstützen, sie begannen, Russland von innen heraus zu erschüttern, wozu sie die Kraft hatten, Sie wissen schon, welche Stärke sie hatten. Wir haben es gemeistert, wir haben es überstanden. Was haben wir nicht angeboten, um die Beziehungen aufzubauen? Darüber habe ich schon oft gesprochen, jetzt möchte ich keine Zeit damit verschwenden und darauf zurückkommen. Es reicht. Nein, nein. NATO-Osterweiterung: fünf Wellen oder, man könnte sagen, sechs. Sie wollten einfach alle unsere Einwände und alle unsere Bedenken ignorieren und gingen ihren eigenen Weg. Das war’s. So haben sich die Beziehungen, auch zu Europa, entwickelt.

Ja, ich weiß, die europäischen Staats- und Regierungschefs sagen mir: „Wir waren dagegen.“ Das habe ich bereits erzählt, ich wiederhole es noch einmal, das ist wichtig. „Wir sind gegen die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO. Du weißt, dass wir dagegen sind und dagegen stimmen werden.“ Auf meine Frage: „Warum habt Ihr der Ukraine 2008 in Bukarest die Türen zur NATO geöffnet?“ ist die Antwort einfach: „Na ja, damals haben die Amerikaner großen Druck auf uns gemacht.“ Bitte sehr, Glückwunsch. Und wenn sie Euch morgen wieder stärker unter Druck setzen? Werdet Ihr wieder allem zustimmen und endgültig das Papier darüber unterschreiben, dass die Ukraine Mitglied der NATO ist?

Aber die Position der USA hatte sich nicht geändert. Die USA sagten uns: „Nun ja, wir werden sie jetzt nicht aufnehmen.“ Wissen Sie, warum die es „jetzt nicht“ wollten? Weil die Ukraine noch nicht bereit ist, sie muss sie den Prozess der Vorbereitung auf die Mitgliedschaft durchlaufen. „Jetzt machen wir es nicht.“ Wenn sie sie in den Zustand der Bereitschaft bringen, werden sie sie aufnehmen. Und wieder werden sie Druck auf diese Europäer ausüben. Und die werden wieder zustimmen. Aber was jetzt passiert, passiert ja vor den Augen der ganzen Welt.

Mir kommt es einfach so vor, als sei dieses Europa furchtbar tief gesunken. Es hat aufgehört, als unabhängiges Zentrum, als unabhängiges politisches, souveränes Zentrum der Weltpolitik zu existieren. Die tanzen beim ersten Pfiff der amerikanische Regierung die Schmetterlingspolka, selbst zu ihrem eigenen Schaden. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Leute auf sehr hoher Ebene, in derselben Bundesrepublik, in hohen Regierungspositionen, irgendeine Aufgabe des amerikanischen Geheimdienstes ausführen, aber dass sie nicht im Interesse ihres eigenen, in diesem Falle des deutschen Volkes arbeiten. Wie kann man allem zustimmen, was dort passiert?

Energie kostet beispielsweise auf dem US-amerikanischen Markt in manchen Bundesstaaten ein Drittel bis ein Fünftel von dem in Europa, beispielsweise in Deutschland. Ganze Betriebe, ganze Branchen schließen in Deutschland und ziehen in die USA. Und sie tun das, und sie tun es zielgerichtet. Die Amerikaner sind ein pragmatisches Volk; tatsächlich tun sie in ihrem eigenen Interesse möglicherweise das Richtige. Aber die da? Wenn denen gesagt wird: „Wir hängen Euch auf“, werden sie nur eine Frage haben: „Sollen wir das Seil selbst mitbringen, oder gebt Ihr uns eins?“ Verstehen Sie? Das ist alles.

Volkswagen schließt, Stahlwerke schließen, Chemiefabriken schließen, Glasfabriken schließen. Es gibt bereits Tausende, jetzt mindestens Hunderte und vielleicht Tausende, die auf die Straße geworfen werden. Und nichts passiert, Stille. Nur irgendeine Aufregung über aktuelle innenpolitische Themen. Wie soll man mit solchen Partnern reden? Worüber verhandeln?

Daher ist es nicht unsere Schuld, dass sich unsere Beziehungen zu Europa so sehr verschlechtert haben. Das ist auch das Ergebnis der inneren Verfassung des europäischen Establishments und der europäischen Politik.

Aber ich hoffe, dass das eines Tages vorübergeht und unsere Beziehungen zu Europa als Ganzes, zu einzelnen europäischen Staaten wiederhergestellt werden. Daran sind sowohl Russland als auch unsere europäischen Partner interessiert. Sie sind daran nicht weniger, wenn nicht sogar mehr, wahrscheinlich sogar mehr interessiert. Ich denke, dass dieses natürliche Interesse an der Entwicklung der Beziehungen zu Russland im Interesse ihrer eigenen Länder und Völker – entschuldigen Sie die Wiederholungen – irgendwann vorherrschen wird. Ich hoffe darauf. Wir werden sehen, wie es tatsächlich ausgeht.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Also, auch bei allem Abzug der Zeit mit Dolmetscher – Ich wundere mich sehr, worüber ca. eine Stunde zu sprechen war … (zumal, wo doch der Wladimir alles immer schon besser pre.verstehen durfte …)

    Hat der untreue Olaf etwas gleichzeitig ‚hybride Dingsdabummsda‘ im Kreml bestellt, die der Friederich emm. nicht so gerne hat? … also der Naryshkin müsste doch gut über den Friederich emm. Bescheid geben können?

  2. Die Frau ist eine dialektisch gebildete Person, sie ist Hinterhältig und Machtbesessen. Sie wurde durch ihren Vater mit den richtigen Netzwerken bedacht.
    Ein Teil der Stasi wurde nicht abgewickelt, sie formierten sich als Söldnertruppen und arbeiteten im eigenen Interesse, warscheinlich bis heute.

    1. Der Hund ist harmlos??!!! … Connie!! Ich wüsste nicht, welche diplomatischen Verwicklungen ‚der Nichtbeißer‘ allein schon (‚Сонний’) … mit Japan (‚Sony‘) ausgelöst hätte, wäre eine enge japanische Bundesgenossin von ‚Sony‘ gebissen worden …

      … wie hätte sich ‚Weltkanzlerin Merkel‘ je wieder für japanischen Anspruch auf ‚C’urilen eingesetzt?

  3. Meine Hunde laufen auch immer frei im Haus – auch wenn ich eine geschäftliche Besprechung habe. Bis jetzt haben die Hunde dabei immer recht behalten: die Kunden, mit denen sich die Hunde sofort gut verstanden haben, sind zuverlässig. Mit denen, die die Hunde nicht besonders mögen, stimmt etwas nicht.
    Putin hat sich genau den richtigen Berater ausgesucht, um festzustellen, ob mit Merkel etwas nicht stimmt.

    1. mein Privat-Sender aus M-V meldet gerade heute: der Briefträger ist in’s Krankenhaus.

      Ihr Theorie nach, war der Postbote mit irgendwas ‚wem‘, was mit ihm nicht stimmt. Verstehe ich Sie da recht?
      „… sind zuverlässig!“

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