Taiwan

Großes Manöver der chinesischen Marine vor möglichem Treffen der Verteidigungsminister Chinas und der USA

Letzte Woche fand ein chinesisches Großmanöver statt, bei dem die Einkreisung Taiwans geprobt wurde. Das Manöver dürfte ein Signal an die USA sein, denn möglicherweise steht ein Treffen der Verteidigungsminister Chinas und der USA bevor.

Das russische Fernsehen berichtet wesentlich mehr aus China als man das aus westlichen Medien kennt. Am Sonntag war der Konflikt um Taiwan ein Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens und ich habe den Bericht darüber übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

China droht Taiwan mit harter Bestrafung für Separatismus

Das chinesische Außenministerium hat scharf auf die Antrittsrede von Taiwans neuem Präsidenten Lai Tsingde reagiert. „Wie auch immer sich die Situation in Taiwan verändert, sie kann nichts an der unwiderlegbaren Tatsache ändern, dass Taiwan ein Teil Chinas ist. Nichts kann den historischen Trend zur unvermeidlichen Wiedervereinigung Chinas verhindern“, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi.

Am Donnerstag hat China in der Nachbarschaft Taiwans das Manöver „Einiges Schwert 2024A“ gestartet und die Insel faktisch eingekreist. Das Manöver könnte für den Beginn einer groß angelegten Operation gehalten werden, da mehr als 30 Schiffe bei Taiwan in Alarmbereitschaft sind. Gleichzeitig hat die chinesische Armee mehrere Raketenwerfer entlang der gesamten Küste der Meerenge in Stellung gebracht.

„Wir werden jederzeit bereit sein, alle separatistischen Kräfte, die nach der sogenannten Unabhängigkeit Taiwans rufen, zu bekämpfen und entschlossen zu vernichten, sobald das Zentralkomitee der Partei, der Zentrale Militärrat und Präsident Xi Jinping den Befehl dazu geben“, sagte Jiang Xiaodong, ein Offizier der Armeebrigade der Ostzone des Kampfkommandos der Chinesischen Volksbefreiungsarmee.

Bei dem Manöver „Einiges Schwert 2024A“ setzte Peking gleichzeitig Luft- und Seestreitkräfte, Landstreitkräfte und Raketen ein und simulierte nicht nur eine Blockade Taiwans, sondern auch Angriffe auf Orte, wo wichtige politische Entscheidungen getroffen werden. Das „einige Schwert“, erklärte Peking, hing über den Anhängern der taiwanesischen Unabhängigkeit. „Dies ist eine ernste Bestrafung für separatistische Kräfte und eine ernste Warnung vor Einmischung und Provokation durch äußere Kräfte. Ihre Aktionen werden von 1,4 Milliarden Chinesen entschieden zurückgewiesen werden und alle Befürworter der taiwanesischen Unabhängigkeit werden sich am unaufhaltsamen Trend zur Wiedervereinigung Chinas die Köpfe blutig schlagen“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin.

Pekings harsche Reaktion ist die Antwort auf die Äußerungen von Taiwans neuem Regierungschef. Lai Qingde strich bei der Amtseinführung öffentlich das Ein-China-Prinzip. „Seine ganze Rede handelte von der sogenannten Unabhängigkeit. Es ist offenkundig absurd, wenn er sagt, dass man sich an beiden Ufern der Taiwanstraße ’nicht gegenseitig unterordnet‘. Er hat eindeutig die Stärke des Festlandes getestet“, bemerkte der taiwanesische politische Kommentator Xie Chih-chuan.

Chinesische Schiffe näherten sich Taiwan. An einem Punkt waren sie weniger als 40 Kilometer von der Insel entfernt. Das taiwanesische Militär konnte per Funk deutlich hören: „Schiff 937 des chinesischen Taiwan, dies sind Gewässer unter chinesischer Gerichtsbarkeit. Wir führen Patrouillen in Alarmbereitschaft durch. Der Versuch, die Wiedervereinigung des Mutterlandes gewaltsam zu verweigern, ist der Weg in den Tod. Wenn Sie sich widersetzen, werden wir harte Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Taiwanstraße entschlossen zu schützen.“

Das taiwanesische Militär wagte es nicht, sich zu widersetzen. Aber zur Überwachung schickten sie ihre F-16-Kampfjets in die Luft und setzten mobile Anti-Schiffs-Raketensysteme ein, um sie in Kampfposition zu bringen. Auch Lai Qingde selbst begab sich zu einer Militärbasis, um die amerikanischen Stingers anzufassen und die Lage zu beurteilen. „Ich werde mit meinen Brüdern und Schwestern in der nationalen Armee an vorderster Front stehen“, sagte Taiwans Regierungschef Lai Tsingde.

Es schien, als würde die Meerenge fast überkochen. Und das nicht einmal so, wie es nach dem Besuch von Pelosi in Taiwan war. In Xiamen, von wo aus man die von Taipeh kontrollierte Jinmen-Insel sehen kann, erinnert man sich noch gut daran, wie sich die beiden Seiten nach dem Bürgerkrieg, in dem die Kommunisten siegten und die Kuomintang-Kräfte nach Taiwan flohen, lange Zeit bekämpften. In dem Museum stehen alte Flugzeuge und Flugabwehrkanonen. Aus Lautsprechern ertönen patriotische Lieder und Aufrufe aus dem Krieg.

Der, wie die Chinesen glauben, größte Militärlautsprecher der Welt wird von den Chinesen als mächtiges Sprachrohr der chinesischen Propaganda bezeichnet. Er hat eine Übertragungsreichweite von 12 Kilometern. Er wurde benutzt, um den Nachbarinseln und der Kuomintang buchstäblich zuzurufen, die Waffen niederzulegen und den Weg der friedlichen Wiedervereinigung beider Seiten der Meerenge zu beschreiten.

In Sachen Agitation und Propaganda sind die Chinesen sehr geschickt. Für das aktuelle Manöver haben sie eine Reihe von animierten Postern produziert, auf denen die an den Manövern beteiligten Waffen beschrieben werden: Jian 16 und 20 Kampfflugzeuge, Zerstörer und Dongfeng-Raketen. Die Küstenwache hat die kleinen Inseln, die an das Festland angrenzen, bereits eingekreist.

Die Insel Daden hat in China den Status einer der drei „Heldeninseln“. Hier verlief in den 1950er Jahren die Frontlinie der bewaffneten Konfrontation zwischen der chinesischen Volksbefreiungsarmee und den von den USA unterstützten Kuomintang-Truppen. Jetzt befindet sich hier ein Park der patriotischen Erziehung, und seltsamerweise ist hier keine Küste mehr zu sehen, sondern eine aufgeschüttete Sandgrube. Es ist, als ob die Chinesen betonen würden, dass sie nicht durch ein Zielfernrohr über die Meerenge blicken.

Die Ausnahme, stellen chinesische Militärexperten klar, ist die politische Führung Taiwans. „Wir haben ein Manöver durchgeführt, das einen gemeinsamen Angriff auf ein Schlüsselziel, nämlich das Basislager der separatistischen Kräfte, vorsieht“, so Generalmajor Meng Xiangqing von der chinesischen Volksbefreiungsarmee und Professor an der Nationalen Verteidigungsuniversität.

Peking erläutert die Gründe für die Wahl der einzelnen Übungsgebiete. Die Blockade des Nordens der Insel dient der Kontrolle politischer und militärischer Einrichtungen. Im Süden befinden sich das Basislager der Demokratischen Partei Taiwans und wichtige Handelshäfen. Im Osten befindet sich der Zugang zum Pazifischen Ozean. „Hier blockieren wir die Fluchtwege der separatistischen Kräfte, falls sie sich im Ausland verstecken wollen, und wir blockieren auch die logistischen Nachschubwege der USA und ihrer Verbündeten auf die Insel“, erklärte Zhang Chi, ein Oberst der chinesischen Volksbefreiungsarmee und außerordentlicher Professor an der Nationalen Verteidigungsuniversität.

Genau darüber sind die USA besorgt. Der Kongress hat das Pentagon aufgefordert, seinen Plan zur Blockade Chinas vorzulegen. Wie Bloomberg schreibt, schließen taiwanesische Chiphersteller nicht aus, ihre Produktionsstätten nach Japan und in die USA zu verlagern, und sind bereit, alle Chipmaschinen abzuschalten, Hauptsache, China bekommt sie nicht.

Die amerikanische Presse vergleicht die Fähigkeiten Pekings und Washingtons auf See, und zwar nicht zu Gunsten der Amerikaner. „China hat den vermutlich ersten auf Drohnen spezialisierten Flugzeugträger der Welt vom Stapel gelassen. Das kommunistische Land verfügt bereits über die größte Marine der Welt“, berichtet der Fernsehsender Fox News.

Militärexperten haben bereits die Szenarien eines möglichen bewaffneten Konflikts zwischen Peking und Washington skizziert und die Felder dieser Schlachten definiert: der Kampf um den Weltraum, der Raketenkrieg, kleine Inseln.

Sogar der ehemalige Außenminister Mike Pompeo flog zur Amtseinführung des neuen Präsidenten, bei der die Amerikaner die wichtigsten Gäste waren. Lai Qingde dankte Washington ausdrücklich für seine Unterstützung. „Erst letzten Monat haben die USA den Indo-Pacific Security Supplemental Appropriations Act für 2024 verabschiedet. Das wird der indopazifischen Region zusätzliche Sicherheit und Unterstützung bieten“, sagte Taiwans Regierungschef Lai Tsingde.

Peking hat Sanktionen gegen US-amerikanische militärisch-industrielle Unternehmen angekündigt, zwölf Unternehmen stehen bereits auf der schwarzen Liste. Doch Washington sucht nach neuen Wegen, um Taipeh aufzurüsten. Am Freitag brachten US-Senatoren einen Gesetzentwurf ein, um die Lieferung von NATO-Waffen aus Europa zu beschleunigen, wie sie es jetzt für die Ukraine tun. Besucher aus Kiew, wie die Aktivistin und ehemalige Rada-Abgeordnete Gopko, waren ebenfalls in Taipeh.

Die taiwanesische Demokratische Partei hat viel mit den Kiewer Politikern gemeinsam: Nachdem sie ihre Mehrheit im Parlament verloren hatte, inszenierten die Abgeordneten der Partei dort eine Massenschlägerei mit akrobatischen Einlagen und Diebstahl von Dokumenten und bringen nun ihre Anhänger auf die Straße. Und nun gibt es Proteste der politischen Gegner. Die wichtigste Beschwerde gegen die derzeitige Regierung: Keines der früheren Versprechen auf Verbesserungen im sozialen Bereich wurde erfüllt.

Die Global Press, die unter Berufung auf eine Quelle von Pekings Plänen berichtet, Taiwan bereits Anfang Juni einzunehmen, sieht zwar wie eine eklatante Fälschung aus, aber jetzt hängt alles von Ausdauer ab. China scheint sie zu haben. Am Tag der Manöver traf sich der chinesische Staatschef mit Soldaten in der östlichen Provinz Shandong.

Es gab keine öffentlichen Erklärungen zu Taiwan und den Manövern, aber jeder hat es verstanden. Nächste Woche ist in Singapur ein Treffen zwischen Pentagon-Chef Lloyd Austin und dem chinesischen Verteidigungsminister Dong Jun nicht ausgeschlossen. Nach der auffälligen Einkreisung Taiwans wird Pekings Verhandlungsposition, die von den Amerikanern verlangt, die Unterstützung der Separatisten einzustellen, wahrscheinlich stärker sein.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. F-16 … 🤣😂🤣 … Man muss sich mal klarmachen, wie alt die inzwischen sind!

    Chinas Luftflotte besteht zu einem großen Teil aus Kopien der Su-27 und Su-30/33!
    Shenyang J-11, J-15 und J-16. Ausgerüstet mit entsprechenden weitreichenden Lenkwaffen.
    Die F-16 sind für diese Jets keine Gegner!

    China sollte die Nummer endlich durchziehen, um die Amis aus der Gegend zu verdrängen!
    Schluss mit der US-Einmischung überall!

    1. China kennt seine Stärken und Schwächen und handelt rational in Bezug auf seine Ziele. Es wird nicht ihren Wünschen entsprechend handeln.
      Einfach mal dreinhauen, weil man es glaubt zu können, ist amerikanische Denkweise und die ihrer Vasallen.
      Ihr Kommentar ist allerding verständlich. Wer wünscht inzwischen weltweit nicht dass den Amis mal die Grenzen deutlich gemacht werden😉

      1. @ Ikaros
        Noch sind die Chinesen ‚diplomatisch‘! … Aber ich bin sicher, dass auch denen der Kragen bald platzen wird!
        Auch deren Geduld hält nicht ewig an.

        Es wäre ein klares Zeichen auch an Japan und Südkorea, den Unsinn in der Region endlich zu lassen!
        Man muss den US-gesteuerten Anrainern am Chinesischen Meer klar machen,
        dass sie mit ihren Ländern nicht vor die US-Küste umziehen können! Nichts mit „Erdkrusten Verschiebung“!

        Die Amis eskalieren bis es kracht! … Aber dieses Mal wird es auch in den USA zuhause krachen!

  2. Ich denke eher China wird es wie Russland machen.
    Obwohl die Umstände doch etwas anders sind.
    China wird wie Russland gegenseitige Sicherheitsgarantien vorgeben, mit der Massgabe das, wenn keine Einigung zustande kommt, nur der miltärische weg übrig bleibt.
    Und China wird das öffentlich machen, das jeder sehen kann, wer der Kriegstreiber und wer den Frieden will.
    Auch für China ist es immer wichtig den Ruf zu wahren.
    Denn China kann mit der derzeitigen Situation, also ein Separates Taiwan ohne eigene Ambitionen, durch aus noch ne weile leben. Was es aber nicht zulassen kann, ist die Amerikanische Einmischung in die „innernen“ Angelegenheiten.
    Das Problem dabei ist nur, das ein Angriff immer ein min. 1zu8 Überlegenheit braucht, wahrschlich noch mehr wenn man erstmal eine 100km Wasserstrasse überwinden muss.
    Das ist das gleiche Problem, was auch die Amis immer haben, das sie ertsmal ihre Soldaten zum Krieg bringen müssen. Deswegen die grosse Flotte der Amis.

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