Estland erwägt Entsendung von Soldaten in die Westukraine

Eine konkrete Entscheidung sei noch nicht getroffen worden, sagte Verteidigungsminister Hanno Pevkur.

MOSKAU, 2. Oktober./ Die estnische Regierung erwägt die Möglichkeit, Soldaten in die Westukraine zu entsenden, wobei davon ausgegangen wird, dass sie nicht-kämpfende Aufgaben übernehmen werden, teilte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur, der in Warschau an der Konferenz des Warschauer Sicherheitsforums teilnimmt, in einem Kommentar für Polskie Radio mit.

„Bislang haben wir noch keine konkrete Entscheidung getroffen. Zuallererst müssen wir die Sicherheit unserer Ausbilder garantieren“, sagte der estnische Verteidigungsminister. Die Entsendung einer brigadegroßen Einheit mit militärischer Ausrüstung wäre seiner Meinung nach „ein sehr großes Ziel für die Russen“.

Pevkur zufolge sollten Entscheidungen über die Entsendung von Soldaten in die Ukraine im Konsens der NATO-Staaten getroffen werden. „Alle Details müssen berücksichtigt werden: Maßnahmen zum Schutz des Kontingents ebenso wie die Logistik. Deshalb setzen wir jetzt unsere Ausbildung in Polen und Großbritannien fort. Wir werden sehen, wie sich dieses Thema entwickeln wird“, fasste der Politiker zusammen.

Am 26. Februar erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron, dass bei einem Treffen in Paris, an dem Vertreter von rund 20 westlichen Ländern teilnahmen, das Thema einer möglichen Entsendung von Bodentruppen westlicher Staaten in die Ukraine angesprochen wurde. Ihm zufolge haben die Teilnehmer keinen Konsens in dieser Frage erzielt, aber ein solches Szenario könne für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Später zog er die Entsendung von Truppen in die Ukraine erneut in Erwägung, falls Kiew darum bittet und „wenn russische Kräfte die Frontlinie durchbrechen“, und dann berichtete die Zeitung Le Monde, dass Macron in der EU eine Koalition bilden will, um gemeinsam Ausbilder in die Ukraine zu schicken.

Kremlsprecher Dmitrij Peskow erklärte, dass das Auftauchen ausländischer Militärkontingente in der Ukraine äußerst negative, bis hin zu irreparablen Folgen haben würde.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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