London lehnt Gespräche ab

Die ehemaligen Kolonien fordern Reparationen für den Sklavenhandel

Afrikanische und lateinamerikanische Staaten fordern Reparationen für Ausbeutung und Sklaverei in der Kolonialzeit. Großbritannien hat nun jede Art von Gesprächen darüber abgelehnt.

Ich habe letztes Jahr bereits berichtet, dass es den ehemaligen Kolonien der Westmächte ernst damit ist, von den ehemaligen Kolonialmächten Entschädigungen für Ausbeutung und Sklavenhandel zu bekommen. Das ist ein Thema, das in deutschen Medien keine Rolle spielt, weil es die Doppelmoral des Westens allzu offensichtlich zeigen würde.

Die Doppelmoral des Westens, der mit seiner Cancel Culture zwar Bilder aus Museen entfernt, wenn sie heute als politisch unkorrekt angesehen werden, oder Denkmäler von ehemaligen Nationalhelden abbaut, wenn die etwas mit der Sklaverei zu tun hatten, zeigt sich daran, dass er aber eben nicht bereit ist, wirklich für die Schäden aus der Kolonialzeit aufzukommen. Weltweit geraubte Kunstschätze liegen weiterhin in europäischen Museen, aus Indien geraubte Diamanten schmücken die Krone der britischen Monarchen und die alteingesessen reichen Familien westlicher Länder, die ihren Wohlstand ursprünglich den Kolonien und der Sklavenhaltung verdanken, erfreuen sich an ihrer Macht und ihrem Reichtum.

Nun hat Großbritannien diesen Forderungen eine klare Absage erteilt. Auf dem Weg zum dem Commonwealth-Gipfel in Samoa hat der britische Premierminister Keir Starmer seine Commonwealth-Kollegen eingeladen, über zukunftsorientierte Themen zu sprechen und nicht in endlose Diskussionen über die Zahlung von Wiedergutmachungen für den Sklavenhandel zu verfallen:

„Natürlich ist Sklaverei abscheulich, daran besteht kein Zweifel. Aber ich krempele lieber die Ärmel hoch und arbeite mit ihnen zusammen, um die vor uns liegenden Probleme zu lösen, als viel Zeit mit der Vergangenheit zu verschwenden.“

Zuvor hatte ein Vertreter des Büros des britischen Premierministers mitgeteilt, dass London beim Commonwealth-Gipfel nicht beabsichtige, sich zu entschuldigen oder über die Zahlung von Wiedergutmachungen für den Sklavenhandel zu sprechen.

Dem schloss sich auch König Charles III., dessen Familie ihren Reichtum der Kolonialzeit verdankt, in seiner Rede auf dem Commonwealth-Gipfel in Samoa an, als er sagte, das Studium der kolonialen Vergangenheit Großbritanniens sei unerlässlich, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden, und hinzufügte:

„In Zeiten hoher globaler Spannungen, schrecklicher Konflikte und großer Herausforderungen sind die Bindungen zwischen uns wertvoller denn je. Gemeinsam sind wir weiser, stärker und besser in der Lage, auf die heutigen Herausforderungen zu reagieren. Um zusammenzukommen, müssen wir erkennen, wo wir herkommen. Aus Gesprächen mit Bewohnern von Commonwealth-Ländern verstehe ich, dass die schmerzhaftesten Aspekte unserer Vergangenheit die Menschen weiterhin beschäftigen. Das wird uns helfen, die richtigen Entscheidungen in der Zukunft zu treffen.“

Charles III. rief die Führer des Commonwealth, die von London eine Entschädigung für den Sklavenhandel fordern, außerdem dazu auf, „die Sprache des Respekts zu wählen und die Sprache der Spaltung aufzugeben“.

Da fragt man sich, warum Charles den betroffenen Ländern, aus denen sie geraubt wurden, nicht zumindest den Respekt erweist, ihnen die Juwelen aus den königlichen Schatzkammern zurückzugeben.

Um nicht falsch verstanden zu werden: In meinen Augen kann man nur Menschen für zugefügtes Leid entschädigen, die noch leben und selbst gelitten haben. Den Ur-ur-ur-ur-Enkeln eine Entschädigung zu zahlen, ist in meinen Augen keine Lösung, denn dann würde sich sofort die Frage stellen, wo das aufhören soll. Soll Italien den Mittelmeeranrainerstaaten Entschädigungen zahlen, weil das Antike Rom die Länder vor 2.000 Jahren erobert, sie Jahrhunderte lang ausgebeutet und besetzt und die Menschen versklavt hat?

Das ist ein heikles Thema, über das man sicherlich streiten kann.

Ich berichte über diese Dinge, die deutschen Medien keine Berichte wert sind, weil das die Doppelmoral des Westens aufzeigt, der die Kolonialzeit in Worten verdammt, hinter denen keine konkreten Taten stecken.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

15 Antworten

  1. Es ist nie falsch die Verbrechen und Völkermorde der Imperialisten in Erinnerung zu rufen. Auch wenn das Schadensersatzforderungen für diese Verbrechen und Ausbeutung sind.

    Die Völkermorde der Briten/F/Belgier/Spanier/Portugiesen… in Afrika, Indien, China, Lateinamerika sollten auch zu Schadenersatzforderungen führen.

  2. Nun dann wird man diese Geschichte aufarbeiten müssen. Da fangen Negerkönige Neger ein, um sie zu verhöckern. Da jagen Araber, die Neger um sie an Negerkönige zu verkaufen. Die Englanänder machen das Geschäft erst richtig rentabel. Die Engländer? Wer finanzierte die Schiffe? Wegen diesen Fragen, gelten heute Neger in Amerika als Antisemiten!

  3. Ich denke schon das es relevant ist, hier gewisse Taten folgen zu lassen. Schliesslich
    haben die Länder die von dem Kolonialismus betroffen sind, mit den Folgen bis heute zu kämpfen.
    Man denke nur an die Reparationsansprüche gegenüber Deutschland. Da lebt heute auch keiner mehr.

  4. Wenn man sich mit Sklaverei beschäfftigt, dann wird man auch auf den Sklavenhandel der Muslime stoßen. Der wird bis heute noch nicht aufgearbeitet. Der Westen tut es immerhin, wenn auch nur recht halbherzig. Was wurde aus der Forderung Haitis an Frankreich, die „Entschädigung“ für die Entlassung in die Unabhängigkeit zurückzuzahlen, geworden?

  5. „What goes around… comes around“
    Auch wenn es manchmal etwas länger dauert.
    Irgendwann ist Zahltag.
    Gut das es Afrika nun endlich zu gelingen scheint sich endlich aus den Fängen
    der Kolonialisten zu befreien.

  6. Es ist zu einfach zu sagen, man kann halt nur die unmittelbaren Opfer entschädigen. Dann muß man die Opfer nur töten und fertig.
    Das Eigentum der Täter wurde durch Verbrechen (gegen die Menschheit) erworben und ist somit illegal. Illegal erworbenes Eigentum, gerade durch Mord, Folter, Sklaverei, ist der Kontrolle der Täter oder ihrer Erben zu entziehen. Das ist bei jedem Verbrechen so, und sollte auch nicht verjähren.
    Das gilt auch für Rom.
    Letztlich haben wir nur ein paar tausend Jahre Zivilisation, das liesse sich schon ausrechnen und in einem UN Grundlagenvertrag regeln.
    Klar hat man oftmals keine direkten Opfer mehr, doch die Gesellschaften in den ausgeplünderten Ländern leiden bis heute. Läßt man das geraubte Geld bei den Tätern und ihren Erben legalisiert man letztlich diese Verbrechen. Sinnvolle Verwendungen werden sich finden.

  7. Mir ist natürlich klar, daß sie alles nutzen, um gegen den Westen zu schießen. Aber auch Weisse sind von Arabern und Türken als Sklaven verkauft worden, wenn sie ihnen in die Hände fielen.
    In Afrika haben die Einwohner sich gegenseitig versklavt, die Araber und Türken haben die Afrikaner versklavt, die Indianer haben sich gegenseitig versklavt, sich umgebracht und ausgerottet, das waren die Hochkulturen.
    Die Briten hatten auch Irland besetzt. Treten sie auch für Reparationen für die Iren ein?

    Beim Völkermord in Ruanda 1994 töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit 800.000 bis 1.000.000 Tutsis. Wie aktiv waren denn die Russen, als das passiert ist?

    Die Doppelmoral des Westens gibt es nicht. Sie sollten schon ein bißchen sensibler mit solchen Themen umgehen.
    Stalin hatte in seiner Zeit jeden 6. Sowjetbürger in ein Gulag zur Zwangsarbeit gesperrt. Die Wirtschaft unter Stalin bestand nur aus Zwangsarbeit. Zur Hochzeit wurden jeden Monat 50.000 Sowjetbürger denunziert und zur Zwangsarbeit verurteilt. Da gab es nur das Gesetz des Lagerkommandanten und sehr viele Menschen blieben unschuldig auf der Strecke.

    Wer besser sein will und die Geschichte ausgräbt, sollte selber eine bessere Geschichte aufweisen. Ausserdem sind die KZs nicht nur weiter betrieben worden, es wurden auch neue gebaut.

    1. Die Doppelmoral des Westens gibt es nicht. Sie sollten schon ein bißchen sensibler mit solchen Themen umgehen.
      Stalin hatte…

      Stalin ist tot! „Der Westen“ leider nicht, der treibt immer noch sein Unwesen.
      Der Westen druckt Jahr für Jahr zig Billionen Euro/Dollar. Wo bleibt all dieses Geld denn nur?

      Ach ja stimmt, nicht mehr bei den Sklavenhaltern. Dieses Geschäft lohnt sich nicht mehr. Sondern bei den Großkapitalisten. Es gibt dieses Jahr mindestens 11 Menschen mit mehr als 100 Milliarden Euro Vermögen. Vor 10 Jahren war Bill Gates noch der reichste Mensch, mit lumpigen 55 Mrd. Euro.

      Elon Musk ist heute schon fast fünfmal so schwer. Nicht mehr lange, dann werden die Kaiser und Könige der Geschichte gegen solche Leute wie arme Schlucker aussehen. Sowas baut nebenbei auch die Gesellschaft um. Was ist denn eigentlich aus Stalins Erben geworden? Scheint sich nicht gelohnt zu haben mit der Zwangsarbeit, damals.

  8. Wie wäre mal mit etwas Verbindendem? Katharina die Große wäre ein Fall, aber die Kiewer Russ ist von den Warägern gegründet worden. Das waren die Wikinger. Die Runensteinen stehen noch heute. Und die ersten Siedler auf der Krim waren die Gauten.

    Wir hätten eine lange Tradition, wenn nicht nur auf Mord und Totschlag gesetzt würde.

  9. „In meinen Augen kann man nur Menschen für zugefügtes Leid entschädigen, die noch leben und selbst gelitten haben. Den Ur-ur-ur-ur-Enkeln eine Entschädigung zu zahlen, ist in meinen Augen keine Lösung, denn dann würde sich sofort die Frage stellen, wo das aufhören soll. “
    Da gehe ich auch mit. Die echte Aufarbeitung faengt da an, wo Grossbritanien bis heute von realen Vorteilen aus der Versklavung amderer Voelker profitiert und diese aus Machtgruenden nicht aufgeben will. Z.b. koennte Grossbritanien sein implizites Waehrungsmonopol gekoppelt an den US Dollar aufgeben, Komplett abruesten und sich vor die Weltöffentlichkeit hinstelllen und sein rassistisches und daraus abgeleitetes Handel zutiefst bekennnen. Das klingt nach Theorie aber Deutschland war nach 1945 genau in so einer Situation.
    Ich glaube es zwar auch nicht dass es so passieren wird, umso wichtiger ist aber dass die den Regel des Westens unterworfenen Laender nun immer staerker ihre Machttrümpfe gemeinsam ausspielen. Beispiel: Wenn Türkei, Äghypten, Syrien, Iran Saudis usw. sich verbünden muss Israel und damit die USA kapitulieren. Sie werden auch keine Atombombe werfen, weil sie Angst vor den 1,5 Mrd Moslems haben. Bis dato Fehlanzeige!

  10. So so, Entschädigung. Das wird aus juristischer Sicht aber nicht so ganz einfach.

    Es würde doch völlig ausreichen, wenn der Westen seine gewohnte Praxis der Ausbeutung und Unterdrückung generell irgendwann mal einstellen würde. Das müsste doch der minimale Anspruch sein, mit diesem ganzen Menschenrechtsgedöns im Rücken. Aktuell ist dass alles nur nutzloses Papier und es geht heiter weiter.

    Und Menschenhandel gibt es heute immer noch. Damals wie heute ist eher die schwierige Arbeitskraftakquise in manchen… sagen wir mal „Tätigkeitsfeldern“ der Hauptgrund. Und es ist auch ein Gerücht, dass alle Sklavenhalter, geschweige denn die Sklavenhändler ihren Laden umgeben von Reichtümern geschlossen haben. Dafür musste man schon Großgrundbesitzer (also wirklich richtig groß), Großhändler und/oder Steuereintreiber gewesen sein.

    Und es ist doch heute wirtschaftlich gesehen nichts Anderes. Wenn Unternehmen z.B. die Hälfte ihres Gewinns als Dividende ausschütten. Da schlackern einem aber gelegentlich die Ohren, wenn man nur mal die Lohnkosten in so einem Unternehmen dagegen hält. Und das muss auch immer mehr werden, denn die Aktienkurse steigen, dabei muss auch noch ein sinnvoller Gewinn rumkommen. Man kauft da halt nur keine Sklaven, sondern Anteile der Firma, das ist auch nicht so risikoreich.

Schreibe einen Kommentar