US-Wahl

Die Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten: Ein klares Unentschieden?

In der Nacht auf Mittwoch fand die Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten statt. Hier übersetze ich eine russische Einschätzung der Debatte und des Ergebnisses.

Andrej Schitow ist einer der besten USA-Kenner Russlands, weil er fast 40 Jahre als Korrespondent der TASS in Washington gearbeitet hat und dort bestens vernetzt ist. Er kennt in den USA, das zeigen seine Artikel immer wieder, fast jeden, der in den USA in Politik und Medien Rang und Namen hat, persönlich, und er ist natürlich über die Trends in den USA im Bilde. Ich habe schon einige Artikel von ihm übersetzt.

Hier übersetze ich seine Einschätzung der Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten, die er für die russische Nachrichtenagentur TASS geschrieben hat.

Beginn der Übersetzung:

Die „herzliche“ Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten: Ein klares Unentschieden?

Andrej Svhitow darüber, wie und über was Tim Walz und J.D. Vance in New York City debattiert haben

Weniger als fünf Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen hat das Rennen einen weiteren Meilenstein erreicht. Der Ausgang ist dadurch nicht klarer geworden.

Am Dienstagabend führten die Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und James (J.D.) Vance eine Wahldebatte im Hauptstudio des Fernsehsenders CBS in New York. Das eineinhalbstündige Duell war das erste und wird wahrscheinlich auch das letzte persönliche verbale Duell zwischen diesen beiden Politikern bleiben.

Mehr noch, wahrscheinlich ist es die letzte nationale Debatte vor den Wahlen im November überhaupt, da sich die Spitzenkandidaten der beiden Parteien, die amtierende Vizepräsidentin und Kandidatin Kamala Harris und der ehemalige Präsident Donald Trump, nicht darauf geeinigt haben, sich noch mal öffentlich in diesem Format gegenüberzutreten. Bei der Wahl wird Harris zusammen mit dem Gouverneur von Minnesota, Walz, die regierende Demokratische Partei der USA vertreten (die Partei des „blauen Esels“, wie sie auf der anderen Seite des Ozeans durch ihr traditionelles Symbol bekannt ist), während Trump mit Senator Vance die oppositionelle Republikanische Partei (die Partei des „roten Elefanten“) vertreten wird.

Ein klares Unentschieden?

Nach dem ersten Eindruck wage ich zu behaupten, dass die Debatte mit einem klaren Unentschieden endete. Keiner der Kandidaten hat einen offensichtlichen Fehler begangen, der ihn oder seine Partei diskreditiert hätte. Jeder präsentierte seine Positionen selbstbewusst und ruhig. Es ist bekannt, dass Waltz vor dem Kampf sehr nervös war und sich herunterspielte, nach dem Motto, ich bin nur ein ehemaliger Lehrer und Sporttrainer, während mein Gegner ein Absolvent der renommierten Yale University School of Law ist, wo die Fähigkeit zu debattieren extra gelehrt wird. Letztendlich haben sie aber in etwa gleich gut abgeschnitten, und meiner Meinung nach wirkte der 60-jährige demokratische Gouverneur manchmal sogar überzeugender als der 40-jährige republikanische Senator.

Vielleicht ist das aber auch nur ein äußerer Eindruck, der auf Waltz‘ respektable graue Haare zurückzuführen ist. Bei mindestens einer Gelegenheit rügten ihn die Moderatoren der Debatte für Ungenauigkeiten in früheren Berichten über Reisen nach China. Daraufhin gab er zu, dass er wie jeder normale Mensch manchmal ein „Dummkopf“ (knucklehead) sein könne. Im Nachhinein hat das in sozialen Medien zu negativen Kommentaren gegen ihn geführt.

Wenn sie Vance irgendetwas vorgehalten haben, dann seine Weigerung, ganz zum Schluss ausdrücklich und unmissverständlich zu bestätigen, dass die Republikaner ihre Niederlage eingestehen würden, wenn sie die Wahl verlieren. Obwohl er sich in dieser Sache ziemlich klar geäußert hat und die Angriffe auf Trump, der nach der letzten Wahl „friedlich die Macht abgegeben hat“, als „wirklich reich“ bezeichnete (really rich).

Es sei darauf hingewiesen, dass die Debatten zwischen den Vizepräsidentschaftskandidaten in den USA allgemein schon immer als zweitrangiges politisches Spektakel betrachtet wurden, das das allgemeine Machtgleichgewicht im Grunde nicht verändern kann. Der offensichtlichste und denkwürdigste Beweis dafür ist der Disput zwischen den Senatoren Dan Quayle und Lloyd Bentsen im Jahr 1988, bei dem sich ersterer in seiner Jugend unbescheiden mit dem legendären verstorbenen Präsidenten John F. Kennedy verglich, woraufhin letzterer einwandte, er habe persönlich mit ihm zusammengearbeitet, und „Sie sind definitiv nicht Jack Kennedy“.

Der Satz ging in die politischen Annalen ein, aber am Ende gewann George Bush der Älteste im Paar mit eben dem Quayle die Wahl. Und jetzt wird natürlich alles endgültig in der Auseinandersetzung zwischen Harris und Trump entschieden – vermutlich in Abwesenheit, obwohl die Kandidatin der „Blauen“ eine weitere Debatte anbietet, damit das letzte Wort nicht ohne eine zweite Runde gesprochen wird. Ihr Debüt im September in dem verbalen Duell mit dem Republikaner wurde als Erfolg, wenn nicht gar als Sieg für sie angesehen.

Eine seltene „Normalität“

Traditionell gehört es zu den Aufgaben der Vizepräsidentschaftskandidaten, ihre Konkurrenten heftig zu kritisieren, weshalb sie sogar mit „Kampfhunden“ (attack dogs) verglichen werden. Aber in diesem Fall gab es nichts dergleichen. Walz und Vance sprachen ausgesprochen freundlich, selbst bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie versuchten, sich gegenseitig zu unterbrechen. Sie waren sich (natürlich nicht in allem, aber in einigen Aspekten) oft einig, auch bei Themen, die in den USA als heikel und schmerzhaft gelten, wie Waffengewalt, vor allem an Schulen, oder das Recht der Frauen auf Abtreibung. Was sie kritisierten, war nicht so sehr der jeweils andere, sondern die Führer der anderen Partei und die von ihnen vorgeschlagene Politik. Es ist übrigens interessant, dass Vance ständig über die Harris-Regierung und deren Politik sprach, während der derzeitige US-Präsident Joseph Biden, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt wurde.

Es gab keine persönlichen Angriffe. Ich habe mir die Sendung aufmerksam angehört und dann die Abschrift überprüft. Walz hat zum Beispiel nicht ein einziges Mal das Wort „weird“ in Bezug auf Trump oder Vance verwendet. Einst war er es, der den Führern der Republikaner dieses verbale Stigma verpasste, das in der „Partei des Esels“ zu einem beliebten Mem wurde. Es wird sogar vermutet, dass er seinen derzeitigen politischen Aufstieg zumindest zum Teil diesem Umstand verdankt.

Die führenden Analysten von CBS, die am Ende der Debatte im Studio versammelt waren, bezeichneten die Debatte als „herzlich“. Diese Einschätzung habe ich auch bei anderen Medien wie Reuters gesehen, die die Debatte in Echtzeit kommentierten. Ich stimme zu: Ich selbst fand die Debatten ebenfalls ernsthaft, respektvoll und an einigen Stellen informativ. Zum Beispiel betonte Vance zum Thema Abtreibung, dass diese Frage den Bundesstaaten überlassen werden sollte, während Walz argumentierte, dass die Gesundheit der Frauen „nicht von der Geographie abhängen kann“. Die Einzelheiten werden den Experten überlassen, die bereits damit beschäftigt sind, die von den Politikern angeführten Fakten und Quellen zu überprüfen.

Im Vorfeld der Debatte hat der britische Nachrichtensender Sky News meiner Meinung nach zu Recht darauf hingewiesen, dass Walz „mehr zu verlieren“ und Vance „mehr zu beweisen“ habe. Die Logik ist klar: Für Trump ist sein Partner so etwas wie ein Adjutant, den er bei öffentlichen Auftritten kaum erwähnt, während Walz für Harris wie ein älterer Mentor wirkt, den sie sogar zu ihrem ersten Interview mitgenommen hat (obwohl er sie natürlich nicht in den Schatten stellen darf).

Die Zeit wird zeigen, wer von den Kandidaten seine Aufgabe besser gemeistert hat. Im Moment können wir wohl sagen, dass der Demokrat seine Chefin nicht „reingeritten“ hat, was er nach eigenen Angaben befürchtet hatte. Insgesamt bezeichnete CNN die Debatte als „normal“ und betonte, was „immer seltener [im] amerikanischen politischen Leben“ werde.

Eine „Platzhalterin“, keine Anführerin

Das aktuelle Wahlrennen in den USA ist in der Tat eine völlige Abweichung von den Regeln, Traditionen und Normen. Wie wir wissen, wurde Harris im aller letzten Moment zur Präsidentschaftskandidatin der „Eselspartei“, nachdem ihr Chef Biden bei der Juni-Debatte gegen Trump einen äußerst erfolglosen Auftritt hatte und sich auf Druck seiner Parteifreunde aus dem Wahlkampf zurückziehen musste. Um es auf Russisch zu sagen: Die US-Regierungspartei hat das Pferd während des Rennens gewechselt.

Das ist übrigens der Grund, warum ich Harris nach wie vor nur als „Platzhalterin“ und nicht als vollwertige Anführerin der „Blauen“ betrachte. Formal sind ihr Status und ihre Erfahrung sogar besser als zum Beispiel die ihres Parteikollegen Barack Obama, als er für das Präsidentenamt kandidierte. Aber er hat damals alle ordnungsgemäßen Verfahren der innerparteilichen Auswahl („Vorwahlen“) durchlaufen, sie jetzt aber nicht. Und als sie es 2019 versuchte, scheiterte sie. Und das ist nicht nur eine formale Anforderung der innerparteilichen Demokratie, sondern auch eine reale praktische Bestätigung der politischen Gestandenheit und Selbständigkeit.

Natürlich hat Harris nach ihrer eigenen plötzlichen Einsetzung auch ihren Partner überstürzt gewählt. Allem Anschein nach ist Walz vor allem aus formalen Gründen ein nicht mehr ganz junger weißer Mann mit beträchtlicher Erfahrung in der Politik (vor seiner Wahl zum Gouverneur 2018 war er 12 Jahre lang Kongressabgeordneter) und im Militärdienst (in der Nationalgarde seines Bundesstaates von 1981 bis 2005), der in der Partei als Mann „aus dem Volk“ bekannt und respektiert ist, der es versteht, mit eben diesem Volk zu reden. Insgesamt ist er eine Ergänzung der Kandidatur von Harris selbst bei allen möglichen Punkten (sie selbst wurde seinerzeit bekanntlich ebenso formal ausgesucht), und außerdem „kennt er seinen Platz“ (die Definition von MSNBC TV-Sender auch für den Ehemann der Präsidentschaftskandidatin Douglas Emhoff). Ich habe vor nicht allzu langer Zeit ausführlich über Vance geschrieben, daher werde ich mich jetzt nicht wiederholen.

Ich denke, es ist auch klar, warum Debatten im aktuellen US-Wahlkampf von besonderer Bedeutung sind. Bidens Fiasko im Juni wurde von 51,3 Millionen seiner Landsleute live verfolgt, während Harris‘ versuchter Rückkampf im September von 67,1 Millionen Menschen gesehen wurde. Das ist sicherlich nicht das Endspiel im American Football, aber für die Politik sind solche Zuschauerzahlen mehr als beeindruckend. Die Einschaltquoten für die Debatte zwischen Walz und Vance wurden noch nicht bekannt gegeben.

Kein Wort über die Ukraine

Doch nun ist es an der Zeit, endlich zum Inhalt überzugehen. Und gleich zum Wichtigsten: Die Ukraine wurde mit keinem Wort erwähnt. Die Moderatoren, die CBS-Moderatorinnen Nora O’Donnell und Margaret Brennan, haben keine Fragen zu diesem Thema gestellt, und auch die Teilnehmer haben es nicht von sich aus angesprochen. Es ist klar, dass dieses Thema nicht zu den Prioritäten der amerikanischen Wähler gehört, aber bisher ging es in Vorwahl-Diskussionen in den USA nicht ohne sie.

Überhaupt wurden nur fünf bis sieben Minuten auf außenpolitische und internationale Sicherheitsfragen verwendet, und zwar gleich zu Beginn des Gesprächs, als die Moderatoren eine „aktuelle“ Frage stellten: ob die Kandidaten bereit seien, „einen Präventivschlag Israels gegen den Iran“ zu unterstützen. Sowohl Walz als auch Vance sprachen sich dafür aus, „Verbündete“ der USA zu unterstützen, wenn diese dies benötigten. Der Demokrat, der zuerst antwortete, unterließ es jedoch nicht zu betonen, dass „ein fast 80-jähriger Donald Trump, der über die Größe seines Publikums spricht, nicht das ist, was wir jetzt brauchen“. Und der Republikaner erinnerte daran, dass „Donald Trump die Welt durch wirksame Abschreckung stabil gehalten hat“, weil „die Menschen sich davor hüteten, [verbotene] Grenzen zu überschreiten“. Und für zusätzliche Glaubwürdigkeit fügte er hinzu: „Damit die Vereinigten Staaten gefürchtet werden, braucht es Frieden durch Stärke.“

In ähnlicher Weise zankten sich die amerikanischen Politiker auch über andere Themen. Im Verlauf der Diskussion erwähnten sie zweimal den russischen Präsidenten. Walz beendete die Antwort über den Iran mit folgenden Worten: „Wenn unsere Verbündeten sehen, dass Donald Trump sein Gesicht Wladimir Putin zuwendet, dass er sein Gesicht Nordkorea zuwendet, wenn wir anfangen zu sehen, wie die Koalitionen [der USA] ins Wanken geraten, dann werden wir uns weiterhin engagieren (stay committed). Und wie unsere Vizepräsidentin [Harris] heute sagte, werden wir unsere Streitkräfte und die Streitkräfte unserer Verbündeten schützen, das wird nicht ohne Folgen bleiben.“

Und Vance erinnerte im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Gespräch über die Bereitschaft der Roten, den Wahlausgang zu akzeptieren, egal wie er für sie ausfällt, daran, dass es gerade die Blauen sind, die „seit Jahren gegen Wahlergebnisse“ in den USA „protestieren.“ „Hillary Clinton behauptete 2016, dass Wladimir Putin die [amerikanische] Wahl zugunsten von Donald Trump ‚gestohlen‘ habe, weil die Russen Werbung im Wert von 500.000 Dollar auf Facebook gekauft haben“, sagte er sarkastisch.

Eine Bedrohung für die Demokratie

Vance selbst ist überzeugt, dass die größte und realste Bedrohung für die amerikanische Demokratie heutzutage „die Bedrohung durch die Zensur“ ist, die unter dem Vorwand, „Fehlinformationen“ (misinformation) zu bekämpfen, „Menschen zum Schweigen bringt“. „Kamala Harris betreibt Zensur im industriellen Maßstab“, sagte der US-Senator. „Sie hat das während Covid getan, sie tut es auch bei einer ganzen Reihe von anderen Themen. Und für mich ist das eine viel größere Bedrohung für die Demokratie als das, was Donald Trump gesagt hat, als er sagte, dass die Unzufriedenen am 6. Januar [2021] friedlich protestieren sollten.“

Bekanntlich stürmte ein Mob von Trump-Anhängern, die über die Wahlergebnisse empört waren, an dem Tag das Capitol, das wichtigste Gebäude des US-Kongresses.

Was die Zensur betrifft, so erinnere ich daran, dass der ehemalige US-Außenminister John Kerry kürzlich die Aufhebung des ersten Zusatzartikels der US-Verfassung forderte, der die Redefreiheit garantiert, „um Fehlinformationen zu bekämpfen“. „Das stimmt, wie lange können die das noch vorspielen“, witzelte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa in ihrem Telegram-Kanal.

Walz teilte die Ansicht seines Rivalen über reale und imaginäre Bedrohungen der Demokratie natürlich nicht. Als ehemaliger Sporttrainer betonte er, dass normale Menschen ihren Gegnern nach einer Niederlage „die Hand geben“ sollten. Daraufhin versicherte Vance ihm, dass „wir uns auch nach der Debatte als auch nach der Wahl die Hand geben werden“ (was übrigens auch geschah, wobei sich den Kandidaten sogar ihre Ehefrauen angeschlossen haben, Anm. TASS). „Natürlich hoffe ich, dass wir gewinnen, und ich denke, das werden wir auch“, fügte der Republikaner hinzu. „Aber wenn Tim Walz der nächste Vizepräsident wird, werden meine Gebete, meine besten Wünsche und meine Hilfe mit ihm sein, wann immer er sie braucht.“

Für mich war dieses Gespräch sowohl der interessanteste als auch der angenehmste Moment der gesamten Debatte. Es hat sich gelohnt, dafür in einer Moskauer Nacht in aller Herrgottsfrühe aufzuwachen. Was die Demokratie betrifft, so wird sie scherzhaft oft als die Macht der Demokraten definiert. CBS ist ein insgesamt liberaler und pro-demokratischer Sender, was bedeutet, dass Vance sozusagen auf dem gegnerischen Feld auftrat. Aber dass die Moderatoren mit Walz gespielt hätten, habe ich nicht wirklich gesehen.

Eine Fülle von… „Krisen“

Die Moderatoren waren nicht nur für die Einhaltung der Regeln verantwortlich, sondern auch für die Formulierung der Fragen und die Reihenfolge, in der die Themen behandelt wurden. Ich werde sie einfach in der Reihenfolge auflisten, in der sie von den Moderatoren angesprochen wurden: Hurrikan Helen, Naturkatastrophen und Klimawandel; illegale Einwanderung und die Möglichkeit der massenhaften Abschiebung von „Neuankömmlingen“ aus den USA (die Moderatoren erwähnten, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes diese Maßnahme befürwortet; bei einer Auseinandersetzung zu diesem Thema schalteten sie die Mikrofone der Teilnehmer das einzige Mal während des Abends aus, was nach den Regeln im Voraus erlaubt war); Wirtschaftspolitik (insbesondere Vance mahnte, Expertenkritikern „mit Doktortitel, aber ohne gesunden Menschenverstand“ nicht viel Glauben zu schenken); persönliche Führungsqualitäten der Kandidaten; das „Reproduktionsecht“, einschließlich des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch (Walz versicherte, dass er und seine gleichgesinnten Unterstützer ’nicht für Abtreibung, sondern für Frauen und ihre Freiheit‘ seien); Kriminalität und die ‚Epidemie‘ der Waffengewalt (Definition der Moderatoren; Walz sagte, sein Sohn habe eine der kriminellen Schießereien persönlich miterlebt); steigende Wohnungskosten; Gesundheitsfürsorge und die drohende Aufhebung von Obamacare (Vance sagte, dass Trump das Programm gerettet im Gegenteil habe, als es „unter dem Gewicht seiner eigenen Regulierung und Kosten zusammenbrach“); und der Zustand der amerikanischen Demokratie (hier gab es die Diskussion über Zensur).

Alles in allem wurde in den anderthalb Stunden eine Menge zusammengetragen, und ich stimmte innerlich mit den Teilnehmern überein, die am Ende sagten, dass sie mit dem Gespräch zufrieden waren. Außenstehende Beobachter, darunter Trump und der ehemalige Präsident Obama, äußerten sich ähnlich; natürlich waren die beiden und ihnen ähnliche Kommentatoren der Meinung, dass der Erfolg auf der Seite ihrer Parteifreunde lag.

Ich für meinen Teil fand die vielen Verweise auf „Krisen“ in den verschiedensten Bereichen des Lebens in Übersee bemerkenswert: vom Drogen- und Waffenschmuggel bis zur Kinderbetreuung und von der Inflation, einschließlich der Wohnkosten, bis zur geistigen Gesundheit der Nation. Allerdings wurden sie pflichtgemäß erwähnt, als ob sie etwas Selbstverständliches wären. In der abschließenden Niederschrift der Debatte taucht diese Definition mehr als zehnmal auf.

Die Amerikaner bei sich zu Hause also eindeutig viel zu tun. Und deshalb wiederhole ich zum letzten Mal den Slogan aus dem Vietnamkrieg, der in den letzten Monaten zm Refrain meiner Artikel geworden ist: „Yankee, go home!“ Das wäre für Euch selbst und alle anderen besser. Das sagen Euch doch sogar Führer von morgen.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Schlammdackel schreibt:
    „Yankee, go home!“
    Aber diese beiden Yankees sind doch schon home.
    Besser wäre doch: das imperialistische System durch die Mehrheit der Menschheit abzuschaffen.
    Mensch geht vor Profit. Und überhaupt: ein Wirtschaftssysten etablieren, das nicht mehr dem Profit folgt, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellt, also Frieden, qualitativer Wachstum, respektvollen Umgang mit der Natur.

    „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“

    PS: Bert Brecht hatte mal den Kapitalismus in knappester Form definiert:
    „Wär’ ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“

Schreibe einen Kommentar