Nur für die Regebogenpresse? Was das Interview von Harry und Meghan über die britischen Medien aussagt
Das Interview von Harry und Meghan, über das die Regenbogenpresse so aufgeregt berichtet, enthält auch politischen Sprengstoff, den die westlichen Medien bewusst nicht erwähnen – Schließlich betrifft er die westlichen Medien selbst.
Auch wenn viele denken, dass Interviews der britischen Royals nur etwas für die Regenbogenpresse sind, sollte man dabei immer genau zuhören. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht einfach über Stars und Sternchen sprechen. Die Royals stellen das britische Staatsoberhaupt, das wesentlich mehr Macht hat, als man gemeinhin glaubt. Daher lohnt es sich, genau hinzuhören, wenn in der königlichen Familie ein Streit eskaliert.
In diesem Fall hat mit Harry jemand gesprochen, der die britischen Medien und ihre Arbeitsweise seit der Kindheit kennt. Wenn so jemand anfängt, Interna auszuplaudern, sollte man ihm genau zuhören.
Während ich noch darüber nachgedacht habe, wie ich meinen Artikel dazu aufbauen soll, hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, mir die Arbeit bereits abgenommen und sich in einer offiziellen russischen Erklärung dazu geäußert. Die Tatsache, dass sich das russische Außenministerium zu dem Interview so ausführlich äußert, bestätigt meine These, dass man bei dem Interview genau zuhören sollte. Daher habe ich die offizielle russische Erklärung zu dem Interview von Harry und Meghan bei Oprah Winfrey übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Wir haben viele Anfragen bekommen, das spektakuläre Interview des Herzogs und der Herzogin mit CBS zu kommentieren. All diese Dinge interessieren uns nicht. Wir werden eine derartige Wechselbeziehungen nicht kommentieren. Das geht uns nichts an.
Aber wir sind sehr interessiert und besorgt über alles, was mit britischer Propaganda zu tun hat und wie die Meinungsfreiheit in Großbritannien vernichtet wird. In diesem Zusammenhang haben wir diesem Interview unsere Aufmerksamkeit geschenkt.
Zunächst einmal werfen einige sehr spezielle – man kann sagen – „Modalitäten“ der Arbeit der britischen Medien Fragen auf. So sagte der Herzog von Sussex wörtlich: „Es gibt einen „unsichtbaren Vertrag“ zwischen dem Institut – der Monarchie – und den Boulevardblättern, den britischen Boulevardblättern. Vereinfacht gesagt, wenn man als Familienmitglied freundlich zu den Reportern ist und ihnen alles mitteilt, wird die Presse einen besser behandeln.“ Wie wir es verstehen, bezieht sich das Wort „Institut“ in diesem Fall auf den Apparat des königlichen Hofes und die Familie des Staatsoberhauptes selbst – oder besser gesagt auf das Staatsoberhaupt von sechzehn Staaten: Australien, Antigua und Barbuda, die Bahamas, Barbados, Belize, Großbritannien, Grenada, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea, St. Vincent und die Grenadinen, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Lucia, Salomonen, Jamaika. Ich möchte einige Fragen zu den „Enthüllungen“ stellen, die wir in diesem Interview gehört haben. Verstehen wir das richtig, dass es hier um eine Verschwörung von Intuitionen der Macht in Großbritannien mit den Medien geht? Genau dessen beschuldigen die Kollegen in London gerne andere, während sie sich selbst als „Anhänger einer freien Presse“ bezeichnen.
Während des Gesprächs gibt die Herzogin von Sussex ausdrücklich zu, dass jeder für die britischen Boulevardzeitungen eine Rolle spielt – „Standard“ -, wie es die Interviewerin ausdrückt. Ist das in irgendeiner Weise mit dem Grundsatz der Unparteilichkeit der Presse vereinbar, der beispielsweise im fünften Teil der Leitlinien der britischen Regulierungsbehörde Ofcom festgeschrieben ist? Immerhin wurde mit Verweis auf diese Bestimmungen zum Beispiel RT im Juli 2019 mit Geldbußen belegt.
Wenn der Herzog von Sussex über die Verschwörung der „Institution“ der Monarchie mit der Presse berichtet hat, dann galten für die Herzogin von Sussex andere Regeln. Sie sagte: „Jeder in meiner Welt hat vom ersten Moment an, als Harry und ich anfingen, uns zu treffen, sehr klare Anweisungen erhalten: Sag immer „kein Kommentar“. Und wir haben geschwiegen.“ Sind das Demokratie und Pressefreiheit auf britisch?
Und das alles findet vor dem Hintergrund der Enthüllungen über die kolossalen Ressourcen statt, die die britischen Behörden aufwenden, um die Situation in anderen Staaten, insbesondere in unserem Land, zu erschüttern, indem sie sowohl den westlichen Informationsraum als auch den russischsprachigen nutzen. Und das alles findet vor dem Hintergrund ständiger Anschuldigungen über „Voreingenommenheit“, „Intransparenz“, „Verschlossenheit“, „Propaganda“ und allem möglichen anderen statt.
Auf der einen Seite gibt es die Verschwörung der Institute der Macht mit den Medien, auf der anderen Seite hat jeder Vertreter des Establishments von diesen Boulevardblättern bereits seine Rolle beschrieben bekommen, auf der dritten Seite gibt es direkte Anzeichen dafür, dass die Vertreter des politischen Establishments zu all dem schweigen. Und all das vor dem Hintergrund der Tatsache, dass riesige Summen aus dem britischen Haushalt ausgegeben werden, um die Redefreiheit in anderen Ländern zu fördern.
Vor einigen Tagen hat die russische Botschaft im Vereinigten Königreich im Zusammenhang mit im Internet veröffentlichten Dokumenten, die die Existenz eines groß angelegten Programms der britischen Regierung für die systemische Beeinflussung des russischsprachigen Medienraums aufzeigen, eine Vorlage beim britischen Außenministerium eingereicht. Die aufgetauchten Dokumente decken destruktive Medienkampagnen auf. Aus den Dokumenten geht hervor, dass auf Anordnung des Foreign Office in Russland und seinen Nachbarländern mehrere Jahre lang Projekte umgesetzt wurden, um das zu fördern, was man in London als russischsprachige „unabhängige Medien“ und „Bereitstellung einer medialen Balance“ und mit anderen schönen Worte bezeichnet.
Zurück zum Beginn des Interviews des Herzogs und der Herzogin. Sie haben uns erzählt, was „unabhängige“ Medien auf britisch bedeutet, und was eine „mediale Balance“ und „Meinungsfreiheit“ sind.
Es geht nicht darum, eine gesunde Konkurrenz unter Journalisten zu fördern, obwohl man meinen möchte, dass die britische Presse ihre Arbeit auch ohne die staatlichen Institutionen organisieren könnte. Die Berufsgemeinschaften haben viele Dokumente und Vorschriften beschlossen. Es gibt in diesem Bereich auch schon zahlreiche internationale rechtliche Instrumente. Man möchte eine einfache Frage stellen: Warum schickt Großbritannien Geld zur Unterstützung einer – wie sie es nennen – „Meinungsfreiheit“ in andere Länder? Kommen die Journalisten etwa nicht ohne sie klar? Wenn es doch wenigstens ein würdiges Vorbild gäbe, aber das gibt es nicht, wie das kürzlich von Oprah Winfrey geführte Interview gezeigt hat. All das zeigt, dass es nur um die gezielte Unterstützung ausschließlich jener Medien geht, die britische und westliche politische Einstellungen fördern. Im Kampf gegen „Kreml-Propaganda und Desinformation“ wird daran gearbeitet, den Einfluss russischer Medien, die auf dem Boden der Gesetze arbeiten, zu verringern.
London äußert sich nicht zu Dokumenten, die nicht in der „vorgesehenen Weise“ von der britischen Regierung veröffentlicht wurden, leugnet aber die Existenz der eben genannten Programme und ihre subversive Arbeit im Medienbereich nicht. London rechtfertigt das als „Unterstützung der Pressefreiheit.“ Aus diesem Interview wissen wir, von welcher „Freiheit“ und von welcher Presse sie sprechen.
Das Interview des Herzogs und der Herzogin von Sussex war eine Sensation. Es zeigte deutlich, welche unansehnliche – um kein härteres Wort zu benutzen – Rolle die handzahmen Medien in der britischen politischen Maschinerie spielen.
De facto gibt das britische Establishment selbst vor der ganzen Welt zu, dass die Mechanismen ihrer Medien undurchsichtig und unzivilisiert sind und dass die Menschen hinter den Massenmedien im Vereinigten Königreich sehr zweifelhafte Prinzipien haben. Folgerichtig ist es äußerst problematisch, wenn nicht sogar unmöglich, britischen Journalisten danach noch zu vertrauen.
Seit Jahrzehnten galt die Arbeit der britischen Medien laut London als der „Standard“ des Journalismus. Uns versucht man seit vielen Jahren davon zu überzeugen, dass die britischen Massenmedien Träger der besten Traditionen sind, geleitet von den höchsten ethischen Standards, deren wichtigster die Unparteilichkeit ist.
In unseren Pressekonferenzen sind wir wiederholt auf die Veröffentlichungen dieser britischen Medien eingegangen, vor allem wegen der überstürzten Voreingenommenheit ihrer Veröffentlichungen.
Die jüngsten Enthüllungen von Mitgliedern der königlichen Familie haben jedoch gezeigt, wie tief das Problem sitzt. Das hat nichts mit Russland zu tun. Es war eine klare Bestätigung dafür, dass es vor allem in den britischen Medien seit langer Zeit keine Unparteilichkeit mehr gibt und vielleicht nie gegeben hat. Im historischen Kontext möchte ich nicht sprechen, aber in der jüngeren Geschichte gab es jedenfalls keine Unparteilichkeit.
Stattdessen sind die so genannten „unerschütterlichen Traditionen der Professionalität“ der britischen Medien, die aus dem starren Griff des politischen Establishments der Insel resultieren, nichts anderes als eine Mischung aus Heuchelei und Doppelmoral, die von Snobismus und imperialen Phantomschmerzen umrahmt werden. Und die Welt ist, wie sich herausstellt, Geisel der ständigen Manipulation der öffentlichen Meinung, des Jonglierens mit Fakten, Unwahrheiten und Skrupellosigkeit, die sich die britischen Medien erlauben.
In Russland ist uns das seit langem bewusst geworden, das haben in den letzten Jahren viele Beispiele der schmutzigsten anti-russischen Medienkampagnen gezeigt: die Fälle von Litwinenko, von Beresowski, der Skripals, die Olympischen Winterspiele in Sotschi, Anschuldigungen der „Kremlin-Propaganda“ und andere. All das hat den Menschen, die das Problem wirklich verstehen, gezeigt, was die Objektivität der britischen Mainstream-Medien wert ist. Aber man hat uns damals nicht geglaubt. Jetzt hat die politische Elite Großbritanniens selbst gesprochen. Sie haben nun weitere Beispiele, aus denen Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen können. Jeder, der nicht in den westlichen Mainstream passt, kann augenblicklich einer umfänglichen Medienkampagne zum Opfer fallen, die vom politischen Establishment in Auftrag gegeben und freundlicherweise von den pseudo-unvoreingenommenen Medien in den schlimmsten Traditionen der Propaganda, in diesem Fall der britischen, ausgeführt wird.
Ende der Übersetzung
Von all dem, was das Interview über den Zustand der (britische) Medien aussagt, worum es also in Wahrheit in dem Interview ging, hört man nichts in den „Qualitätsmedien“. Wir dürfen nicht vergessen, dass Harry den Medien bis heute den Tod seiner Mutter Diana anlastet, das Thema Medien war und ist ihm sehr wichtig.
Stattdessen lenken die „Qualitätsmedien“ ihre Leser mit einer Diskussion über Rassismus und die Hautfarbe des Kindes des Paares vom eigentlichen Thema ab.
5 Antworten
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In dem Sohn Herry, lebt das Erbe des Schottische Königshaus, der Stuart fort. Sowohl sein Vorfahren, als auch seine Mutter, sind vom Britisch Empire, nur Belogen, Betrogen und ERMORDET worden.
In der bis Heute gepflegten Britischen Tradition.
Bitte an Herrn Röper
Herr Röper, dadurch dass nicht Sie sondern die Sprecherin des russischen Chefdiplomaten versucht den Zusammenhang zwischen dem CBS-Interview und der Unredlichkeit der britischen Mainstream-Medien zu erklären, bleibt es für Normal-Sterbliche wie mich doch etwas im Nebulösen. Diese Diplomatensprache ist halt nicht für jeden auf Anhieb zu entschlüsseln.
Okay, ganz grob gesagt, geht es um Propaganda und Einschränkung der
Meinungsfreiheit (speziell mit Bezug auf die russische Regierung), bei der die britischen Mainstreammedien sich quasi zum Büttel des politischen Establishments in UK machen. Aber welche konkreten Aussagen des Herzogs und welche der Herzogin in dem Interview offenbaren diese Büttelmentalität der britischen Medien?
Nur ein Beispiel für eine Passage bei Frau Sacharowa, die ich nicht wirk-lich verstehe: „Die Herzogin …gibt zu, dass jeder für die Boulevardmedien eine Rolle spielt – „Standard“, wie es die Interviewerin ausdrückt.“ Und darauf stellt Sacharowa die Frage, ob (sinngemäß) das mit dem Grundsatz der Unparteilichkeit in Übereinstimmung zu bringen ist. Und danach folgen weitere Anmerkungen der Sprecherin, die auch aufgrund der notwendigen Diplomatie für denjenigen, der noch nicht so tief in der Materie drinsteckt, nicht richtig klar sind. Grob, wie gesagt, ist mir die
Richtung schon klar: das Promi-Interview offenbart einen Klüngel zw.
politischen Establishments und Mainstream-Medien, der mit Unpartei-
lichkeit (der Medien) unvereinbar ist. Aber im Detail ist es schwer zu ver-stehen. Bitte helfen Sie Ihren Lesern, Herr Röper.
Wenn Sie das alles ganz genau wissen wollen, komme Sie nicht darum herum, das Interview anzuschauen.
Aber Sie haben es grundsätzlich richtig verstanden: Wie kann man von einer freien und objektiven Presse sprechen, wenn sie mit denen, über die angeblich kritisch berichtet, Absprachen trifft, ihnen Rollen zuweist und bei Abweichung von der gewollten mit medialer Hinrichtung droht? Wie kann man von einer freien und objektiven Presse sprechen, wenn sie so etwas zu allem Überfluss mit den mächtigsten Menschen eines Landes tut (Staatsoberhaupt)? Und wie kann man von einer freien und objektiven Presse sprechen, wenn offensichtlich das gesamte Establishment des Landes davon weiß und das Spiel mitspielt?
Das ist weder Presse, noch Berichterstattung – das ist Lug und Betrug.
Aber wie kann man einer Presse trauen, die so etwas tut, anstatt kritisch über die Mächtigen eines Landes zu berichten?
Danke Herr Röper,
Ihre Fragen bringen die Problematik wirklich sehr gut auf den Punkt.
Ja lustig. Kampf der Kulturen.
Denke, die Russen verstehen hier die Briten nicht. IMO ist das Königshaus den Briten sakrosankt. Jeder Brite weiss um das Spiel zwischen der Regenbogenpresse und den Royals. Niemand erwartet hier objektive Berichterstattung oder sowas. Die Royals sind die wichtigste Quelle für Klatsch aller Art in England.
Die Kritik des Russischen Aussenministeriums wirkt schon für mich als Deutschen eigenartig deplatziert. Was müssen die Briten erst denken. Es ist ein bisschen, als würden sich die Russen darüber aufregen, dass die meisten Tiere im Zirkus Krone aus Afrika kommen und nicht aus Europa.
Aber lustiges kulturelles Missverständnis. Man sollte halt nicht mit allem schiessen, was einem gerade vor die Füsse fällt.