"Das Machtgleichgewicht verändert"

Wie das russische Fernsehen über Putins Nordkorea-Besuch berichtet hat

Letzte Woche war die wichtigste Meldung der Weltpolitik Putins Reise nach Nordkorea und Vietnam. Das russische Fernsehen meint, der russisch-nordkoreanische Partnerschaftsvertrag und Putins Besuch hätten das Machtgleichgewicht in der Welt verändert.

Die Asienreise des russischen Präsidenten wurde weltweit genau beobachtet. In nur zwei Tagen absolvierte Putin zwei Staatsbesuche in Nordkorea und Vietnam, wobei er bei dem eng getakteten Programm wahrscheinlich nur im Flugzeug zwischen den beiden Ländern zum Schlafen gekommen ist. Aber die Reaktionen aus dem Westen zeigen, dass sich die Mühen gelohnt haben dürften.

Die USA zeigten sich vom Tempo der Annäherung Russlands an die asiatischen Länder überrascht und schon am Tag nach Putins Abreise kam hoher Besuch aus Washington nach Vietnam, um gegen den wachsenden russischen Einfluss zu vorzugehen.

Natürlich war Putins Asienreise auch im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens das bestimmende Thema, weshalb ich mehrere Beiträge aus der Sendung darüber übersetze. Ich Beginne mit einem Bericht der Journalisten, die mit Putin nach Nordkorea gereist sind.

Beginn der Übersetzung:

Putins Asienreise hat das Machtgleichgewicht in der Welt verändert

Die erste Unterzeichnung eines solchen Abkommens zwischen Russland und Nordkorea fand am Mittwoch während Putins Staatsbesuch in Pjöngjang statt. Es enthält auch einen, wie es der russische Staatschef ausdrückte, „scharfen“ Artikel. Es geht um den Artikel vier des Vertrages.

Wladimir Putin sagte dazu: „Der heute unterzeichnete Umfassende Partnerschaftsvertrag sieht unter anderem gegenseitigen Beistand im Falle einer Aggression gegen eine der Vertragsparteien vor. Ich verweise auf die Erklärung der USA und anderer NATO-Länder über die Lieferung von Langstrecken-Präzisionswaffen, F-16-Flugzeugen und anderen High-Tech-Waffen und -Ausrüstungen für Angriffe auf russisches Hoheitsgebiet. Ja, das ist nicht nur eine Erklärung, sondern es geschieht bereits.“

„Es geschieht bereits“ bedeutet, dass die gegenseitige Unterstützung vor diesem Hintergrund aktuell ist. Andernfalls hätte Putin in seiner Rede den Artikel über gegenseitige Hilfe nicht mit Angriffen auf russisches Territorium in Verbindung gebracht. So hat Nordkorea letzte Woche die Beziehungen zu uns als militärischen Verbündeten formalisiert.

Nordkorea ist unser Nachbar im Fernen Osten und das ganze Russland als Verbündeten zu haben, ist eine neue Ära für den Vorsitzenden Kim Jong-un. Er sagte: „In diesem Moment, in dem die ganze Welt ihre Aufmerksamkeit auf Pjöngjang richtet, wo die russische Freundschaftsmission eingetroffen ist, stehe ich mit den russischen Genossen, den ehrlichsten Freunden und Verbündeten in diesem feierlichen Saal, und weckt in mir tiefe Gefühle.“

Die Ehrlichkeit eines Freundes ist für den nordkoreanischen Führer ein grundlegender Punkt. Vor sechs Jahren sprengte der Vorsitzende Kim Jong-un alle drei Testschächte auf dem Atomtestgelände Phunggye-ri. Das war eine Geste des guten Willens vor den Gesprächen mit dem damaligen US-Präsidenten Trump. Trump reagierte daraufhin mit einer Verschiebung der Gespräche auf unbestimmte Zeit.

Als sich die nordkoreanische und die US-amerikanische Führung schließlich trafen, unterzeichneten sie ein Abkommen über US-Garantien im Gegenzug für die vollständige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel.

Washington hat jedoch nie etwas in dieser Richtung unternommen. Dann versprach Trump öffentlich, Kim am folgenden Sonntag anzurufen, vergaß es aber. Später berichtete er, dass er einen „warmen“ Brief von Kim erhalten habe, was Pjöngjang jedoch dementierte. Mit diesen Täuschungen endeten die Beziehungen. Es reichte…

Es ist klar, warum Kim Jong-un jetzt auf Ehrlichkeit in den Beziehungen zu Russland setzt. Auch für Putin sind Ehrlichkeit und Unvoreingenommenheit immer ein wichtiger Faktor. Putin sagte dazu: „Die koreanischen Freunde nehmen einen objektiven und ausgewogenen Standpunkt zur Lösung des Ukraine-Konflikts ein und verstehen die wahren Gründe für den Beginn der Krise. Diese Linie der koreanischen Führung ist eine weitere klare Bestätigung des wirklich unabhängigen, autonomen und souveränen Kurses der Demokratischen Volksrepublik Korea.“

Der Vorsitzende Kim Jong-un gewinnt in der Person Putins und Russlands einen wichtigen strategischen Verbündeten. Das hat es zu seinen Lebzeiten noch nie gegeben. Es liegt auf der Hand, dass der neue Status Nordkoreas nicht nur ein selbstbewussteres, sondern auch ein solideres Verhalten impliziert. Jetzt ist es für Südkorea sinnlos, die Nordkoreaner mit Flugblättern zu überschwemmen, und Nordkorea kann aufhören, Luftballons mit Müll zu schicken. Jetzt ist es unwahrscheinlich, dass die USA gleich drei Flugzeugträgergruppen an die Küste Nordkoreas schicken. Pjöngjang wird mit Hilfe Russlands seine Raketen verbessern, ohne extravagante Starts in Richtung Japan durchzuführen. Kurzum, viele Dinge werden sich ändern. Und alle können ruhiger werden. Kim Jong-un versteht und schätzt das sehr.

Ein besonderer Punkt ist Putins Ablehnung der von den USA inspirierten Sanktionspolitik, zu der Putin sagte: „Wir werden uns auch weiterhin der Praxis der Strangulierung durch Sanktionen widersetzen, die der Westen zu nutzen pflegt, um seine Hegemonie in Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen zu erhalten. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass das unbefristete restriktive Regime des UN-Sicherheitsrates gegen die Demokratische Volksrepublik Korea, das von den USA und ihren Verbündeten inspiriert wurde, überdacht werden muss.“

Übrigens kam der russische Präsident auch später noch einmal auf der Pressekonferenz in Vietnam auf das Thema zurück. Er verglich die Sanktionen gegen Nordkorea mit der Blockade von Leningrad. Putin sagte: „Und was passiert jetzt mit Nordkorea? Man kann zu dem Regime stehen, wie man will, aber beispielsweise Beschränkungen in Bezug auf die Arbeitsmigration aufzuerlegen, das sieht seltsam aus. Wozu führt das? Das führt dazu, dass Familien, sogar wenn sie sich in einer sehr schwierigen finanziellen Lage befinden, keine Möglichkeit haben, etwas zu verdienen und ihre Kinder zu ernähren. Erinnert Sie das nicht an etwas? Ist das human?“

Kim Jong-un nahm die Haltung des russischen Präsidenten sehr wohlwollend zur Kenntnis und war sichtlich dankbar und bereit, ihr zu entsprechen. Kim Jong-un sagte dazu: „Genossen, die Zeiten haben sich geändert. Auch die Stellung der Demokratischen Volksrepublik Korea und der Russischen Föderation im geopolitischen Gefüge der Welt hat sich zweifellos verändert. Heute wurde an dieser Stelle ein Anker gesetzt und der feierliche Beginn der verbündeten Beziehungen zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea und der Russischen Föderation verkündet, was einen Wendepunkt in der Geschichte der Entwicklung der koreanisch-russischen Beziehungen darstellt. Die Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea wird bei der weiteren Entwicklung der umfassenden strategischen Partnerschaft und den unbesiegbaren Bündnisbeziehungen mit der Russischen Föderation ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag stets treu erfüllen.“

Vor unserer Reportage aus Pjöngjang sollten wir uns der Genauigkeit halber die Originalquelle anschauen. Der Vertrag ist nicht offiziell in russischer Sprache veröffentlicht worden, er muss noch ratifiziert werden, aber der genaue Wortlaut von Artikel 4 lautet wie folgt: „Artikel 4: Für den Fall, dass eine der Vertragsparteien einem bewaffneten Angriff eines Staates oder mehrerer Staaten ausgesetzt ist und sich somit im Kriegszustand befindet, leistet die andere Vertragspartei mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln in Übereinstimmung mit Artikel 51 der UN-Charta und in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Demokratischen Volksrepublik Korea und der Russischen Föderation unverzüglich militärischen und sonstigen Beistand.“

Aus Pjöngjang berichten unsere Reporter.

Das Hotel, in dem die russischen Journalisten untergebracht sind, heißt Koryo. Es besteht aus zwei Hochhäusern mit sich drehenden Restaurants auf dem Dach. Diese Details sind bekannt, weil sie hier traditionell untergebracht werden und weil es nicht viele Hotels in der Stadt gibt.

Mit Wohnungen ist das hingegen etwas anderes. Kim Jong-un lässt ganze Stadtteile eröffnen. Hier gibt es keinen Markt für den Kauf und Verkauf von Wohnungen, sie werden vergeben. Rechtlich gesehen gibt es keinen Unterschied zwischen den Kindern, aber die Tradition besagt, dass das älteste Kind, in der Regel ein Sohn, bei seinen Eltern bleibt. Die Jüngeren hingegen ziehen in ihre eigenen Wohnungen.

Hier versichern sie, dass man auf eine Wohnung von 120 Quadratmetern nicht länger als zwei Monate warten muss. Und sie führen den wirtschaftlichen Erfolg auf den „Pyongjin“-Kurs zurück, eine Reihe von Reformen, die Kim Jong-un durchgeführt hat. Er selbst verkündete kürzlich ein Wirtschaftswachstum von 40 Prozent in den letzten fünf Jahren. Nordkorea treibt Handel mit vielen Ländern in der ganzen Welt. Und der Handelsumsatz mit Russland hat sich im letzten Jahr verneunfacht. Es gibt immer mehr gemeinsame Projekte.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte zur wirtschaftlichen Entwicklung: „Ich möchte das strategisch wichtige Projekt zur Modernisierung der Hasan-Raji-Eisenbahn erwähnen, wo ein modernes Umschlagterminal gebaut wurde. Das alles wird genutzt, auch im Interesse von Drittländern. Unter anderem wurde eine große Lieferung von Kohle an chinesische Verbraucher ausgeliefert. Die Beziehungen entwickeln sich in der Landwirtschaft, im kulturellen und humanitären Bereich und im Bildungswesen.“

Der Vorsitzende der Demokratischen Volksrepublik Korea Kim Jong-un entgegnete: „Ich möchte besonders betonen, dass die Entstehung des mächtigsten Vertrages in der Geschichte der koreanisch-russischen Beziehungen nicht ohne die herausragende Weitsicht, den mutigen Willen und die Entschlossenheit des Genossen Präsidenten Russlands, des besten Freundes des koreanischen Volkes, denkbar ist.“

Zu den Protokollen über die Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung und Wissenschaft fügte Putin bei dieser Reise in den Bereichen Verkehr und Medizin neue hinzu. Nach Ansicht des koreanischen Führers ist das nicht einmal mit den Zeiten der UdSSR vergleichbar. Damals half die Sowjetunion ihren Nachbarn mit friedlichen Atom- und Raumfahrttechnologien, dank derer Pjöngjang bereits fünfmal Satelliten in die Umlaufbahn gebracht hat und über ebenso viele Modelle von Trägerraketen verfügt.

„Wir werden in den Bereichen und Sektoren zusammenarbeiten, an denen beide Seiten ein Interesse an der Entwicklung haben. Unsere Kollegen haben einige Errungenschaften im industriellen Bereich, auch in Wissenschaft und Technologie“, betonte der Erste Stellvertretende Ministerpräsident Denis Manturov.

Seit mehr als einem Jahrzehnt stellt das Land auch seine eigenen Tablets und Smartphones der Marke „Ariran“ her. Das ist der Name eines Volksliedes über ein Liebespaar, das vom Schicksal getrennt wurde.

Nordkorea hat nicht nur seine eigenen Raketen und Telefone, sondern auch seine eigene Automarke. Meistens fahren auf den Straßen natürlich „Chinesen“ und „Japaner“. Dienstwagen haben entweder keine Firmenlogos oder ihre eigenen, zum Beispiel das der Polizei. Aber neben dem Polizeiwagen steht ein Van der nordkoreanischen Marke Pyonghwa Motors. Das Werk kann zehntausend Autos pro Jahr produzieren. Früher war es nur mit der Lokalisierung chinesischer und japanischer Autos beschäftigt, aber jetzt stellt es seine eigenen Modelle her. Das symbolische Logo sind zwei Friedenstauben.

Aber Si vis pacem, para bellum – Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor – hat auch in Asien die gleiche Bedeutung. Seit Anfang dieses Jahres hat Pjöngjang einen Hyperschall-Sprengkopf, ein nukleares Unterwassersystem, drei Arten von Raketen und einen neuen Panzer getestet. Das war die Antwort auf die Manöver der südkoreanischen Armee, bei denen ganz offen die Beseitigung der nordkoreanischen Führung geübt wird. Nun hat Pjöngjang auch gegenseitige militärische Verpflichtungen mit Moskau.

Wladimir Putin erinnerte daran: „Wir haben diesen Vertrag geschlossen, weil der alte Vertrag nicht mehr gültig war. Und in unserem vorherigen Vertrag, ich glaube, er war von 1962 oder so, war alles das gleiche, es gibt hier keine Neuerung. Natürlich sieht das unter heutigen Bedingungen besonders akut aus, aber trotzdem haben wir fast nichts geändert. Und die Demokratische Volksrepublik Korea hat ähnliche Verträge mit anderen Ländern.“

Auf die Frage, ob man das als Bündnisvertrag bezeichnen kann, antwortete Sergej Lawrow: „Nun, im Grunde geht es um die Leistung von gegenseitigem Beistand, einschließlich militärischer Unterstützung, das ein Bündnis.“

Bisher gibt es nur um den Vertrag. Aber Washington und Seoul bereiten neue Militärübungen im Juni vor, als ob sie speziell für diesen Besuch geplant wären. Wenn man Medienberichten Glauben schenken darf, üben sie möglicherweise einen Atomschlag gegen Nordkorea.

Dazu sagte Wladimir Putin: „Südkorea, die Republik Korea, hat nichts zu befürchten, weil unsere Unterstützung im militärischen Bereich gemäß dem Vertrag, den wir unterzeichnet haben, nur dann erfolgt, wenn eine Aggression gegen einen der Unterzeichner des Dokuments durchgeführt wird. Soweit ich weiß, plant die Republik Korea keine Aggression gegen die Demokratische Volksrepublik Korea, so dass sie keinen Grund hat, unsere Zusammenarbeit in diesem Bereich zu fürchten. Was die Lieferung von tödlichen Waffen in das Kriegsgebiet in der Ukraine betrifft, so wäre das ein sehr großer Fehler. Ich hoffe, dass das nicht passieren wird. Wenn es doch geschieht, werden auch wir entsprechende Entscheidungen treffen, die der derzeitigen Führung Südkoreas kaum gefallen werden.“

Der nordkoreanische Vorsitzende Kim Jong-un versicherte: „Die Regierung der DVRK würdigt die wichtige Rolle und Aufgabe Russlands bei der Aufrechterhaltung der strategischen Stabilität und des Gleichgewichts in der Welt. Sie bringt auch ihre volle Solidarität bei der Verwirklichung der Ziele der Militäroperation in der Ukraine zum Ausdruck. Wir werden die gesamte Politik Russlands bedingungslos unterstützen.“

Russland wurde für seine unabhängige Politik mit fast 20.000 Sanktionen belohnt. Nordkorea hat um ein Vielfaches weniger Sanktionen, aber sie sind seit fast 20 Jahren in Kraft. Und nur ein Teil von ihnen Kommt von der UNO. Der Rest ist von Washington, also illegitim.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow erinnerte sich: „Seit vielen, vielen Jahren schlagen Russland und China verschiedene Optionen vor, wie man deeskalieren und einen politischen Prozess in Gang setzen kann. Wir haben auch Resolutionen eingebracht, um die humanitären Folgen der Sanktionen zu mildern. All dies wurde von den USA und ihren Verbündeten vollständig blockiert.“

Dafür bringen die Alliierten aktiv Militärblöcke mit nuklearem Dampf in die Region. Das Bündnis AUKUS aus den USA, Großbritannien und Australien ist im Grunde ein Zwillingsbruder der NATO und ermöglicht es, Australien mit Atom-U-Booten auszurüsten. Eine interessante Nichtverbreitung. Jetzt drängt auch Neuseeland auf einen Beitritt zum Bündnis.

Mit Gegenmaßnahmen auf Zeit zu spielen, war unmöglich. Und das passierte auch nicht. Nur ein Dreivierteljahr nach dem Treffen von Putin und Kim im Weltraumbahnhof Wostotschny haben Moskau und Pjöngjang den Vertrag über eine umfassende Partnerschaft geschlossen.

Auf der Pressekonferenz wurde Putin gefragt: „Woher kommt diese Geschwindigkeit? Ist Russland so ein attraktiverer Partner geworden, oder ist es so, dass Drittländer insgesamt ihre Einstellung zu den Realitäten in der Welt und zur Diplomatie irgendwie überdacht haben?“

„Wir sehen doch, was in Asien passiert, nicht wahr? Das Blocksystem nimmt in Asien Gestalt an, die NATO ist bereits dabei, sich dort dauerhaft niederzulassen. Das stellt natürlich eine Bedrohung für alle Länder in den Regionen dar, auch für Russland. Wir sind verpflichtet, darauf zu reagieren, und das werden wir auch tun“, antwortete der russische Präsident.

Der nördliche Nachbar hat der Region in der Mitte des letzten Jahrhunderts bereits zweimal geholfen, auf Bedrohungen zu reagieren. Im Koreakrieg wurden die Amerikaner durch gemeinsame Anstrengungen zurückgedrängt, und im Zweiten Weltkrieg befreiten sowjetische Soldaten das Land von der japanischen Besetzung. Putin legte auch Blumen am Befreiungsdenkmal nieder.

Die Verhandlungen zwischen den Staatschefs fanden in der Residenz „Kamsusan“ des koreanischen Führers statt. Es ist fast unmöglich, dieses Wort eindeutig zu übersetzen. Es besteht im Wesentlichen aus drei Wörtern: Gold, Berg und Wasser. Dolmetscher sagen, es sei eine Art Konzentration des Besten.

Irgendwo auf den Wegen dieses Parks nahm Putin seinen Kollegen mit auf eine Fahrt mit dem neuen Aurus. Es ist bereits der zweite, den der russische Staatschef dem koreanischen geschenkt hat. Unser Filmteam war eines der wenigen, die den Aurus aus nächster Nähe sehen konnten.

Allerdings gibt es in Korea neben der Natur noch viel zu sehen. Das Land verfügt über zwei über tausend Jahre alte UNESCO-Weltkulturerbestätten und Dutzende berühmter moderner Denkmäler, angefangen bei den Bronzestatuen von Kim Il Sung und Kim Jong Il. Seit Anfang des Jahres haben bereits 600 russische Touristen Nordkorea besucht.

Oleg Kozhemjako, Gouverneur der an Nordkorea angrenzenden Region Primorskij Krai, erzählte: „Die ersten Touristen waren in den Skigebieten, jetzt machen sie bereits Urlaub am Meer. Und der Primorskij Krai ist ein Ort, an dem die Menschen anhalten, einen Tag bleiben, ihr eigenes Programm zusammenstellen und über unsere Fremdenverkehrsbüros abreisen können.“

Russen sind hier herzlich willkommen. Einer der wichtigsten Orte in Pjöngjang. Es gibt auch eine Gedenkstätte, an der sich das Mausoleum des Vaters und Großvaters des koreanischen Führers befindet.

Der Kim-Il-Sung-Platz ist für Feierlichkeiten. Hier finden die Militärparaden statt und auf den Platz passen bis zu 100.000 Menschen. Wie viele heute hierher kamen, wissen wir nicht. Auf diesem Platz stehen heute die Porträts von Wladimir Putin und Kim Jong-un nebeneinander.

Tausende Menschen waren an dem Programm beteiligt, von Matrosen in den bekannten Matrosenuniformen und Offizieren in Galifen über russische Lieder wie „Mein großes Vaterland“, das das koreanische Orchester problemlos spielte und Salutschüssen, bis zhin u Sprechchören „Wir grüßen den Präsidenten Russlands“, die von Tausenden von Menschen vorgetragen wurden. Weder Pjöngjang noch Putin haben solche Empfänge je erlebt.

Zu dem pompösen Empfang wurde Putin später von Journalisten befragt und er antwortete: „Ich weiß, dass es in der Demokratischen Volksrepublik Korea gewisse protokollarische Normen gibt. Ich kenne sie. Aber ich habe nicht erwartet, dass es ein solches Ausmaß annimmt.“

Die Aussage war symbolisch: Gerade erst haben die beiden Länder den Jahrestag ihrer bilateralen Beziehungen gefeiert – einer Partnerschaft, die nun auch ein ganz anderes Ausmaß annimmt.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

22 Antworten

  1. „Vor sechs Jahren sprengte der Vorsitzende Kim Jong-un alle drei Testschächte auf dem Atomtestgelände Phunggye-ri. Das war eine Geste des guten Willens vor den Gesprächen mit dem damaligen US-Präsidenten Trump.“
    Ja ne ist klar. Die Russen geben strategisch wichtige Regionen in der Ukraine, welche vorher durch das Blut vieler Soldaten erkämpft wurden, als Zeichen des guten Willens auf und Nordkorea sprengt gleich alle Testschächte für Atomraketen. Also wer das glaubt, der ist wirklich naiv (freundlich ausgedrückt).

    Noch ein paar Fakten zu Nordkorea, welche die unglaubliche Wucht widerspiegeln:
    BIP 24,4 Mrd. USD (zum Vergleich Köln: 66,7 Mrd. EUR)
    WHI (Welthungerindex) 27,8 = ernste Lage
    Kindersterblichkeit 1,7 % (bis zum fünften Lebensjahr)
    Anteil Armeeangestellte an den Erwerbstätigen 9,55%

    1. Ihre Zahlen scheinen etwas älter zu sein und ja, die Sanktionen hatten immer wieder den Erfolg, andere Modelle als das „Alleinseligmachende“ zu ruinieren. Zeitweise jedenfalls. Gerade kam die Meldung:

      The Economic Commission for Latin America and the Caribbean expects 12% annual growth for the Venezuelan economy
      June 22, 2024
      https://www.sundayvision.co.ug/the-economic-commission-for-latin-america-and-the-caribbean-expects-12-annual-growth-for-the-venezuelan-economy/

      Venezuela – höchstes Wirtschaftswachstum der Amerikas. Nordkorea hat es aus der „Zeit des Schweren Marsches“ zu bescheidenem Wohlstand gebracht, der Ansätze zur Üppigkeit zeigt, und sie beginnen bereits, vom Süden (höchste Selbstmordrate der Welt) in den Norden rüberzumachen.

      Heute liegt Südkorea als Fossil des Ancien Régime isoliert am Rande des SOZ-BRICS-Raumes, und wird von asiatischen Klonen Macrons oder Baerbocks regiert, niemand weiß deren Namen. Und Kim hat das Gewicht in der Welt, das von der Leyen als „Präsidentin Europas“ gern hätte.

      1. Der Link beweist genau das Gegenteil von Ihrer Aussage:
        „Despite the sanctions that The United States has imposed sanctions on Venezuela from 2014 onwards Above all, the difficulties inherent in the pandemic Covid-19The South American country is witnessing a recovery in various sectors of its economic system.“
        Und der Text nach dem Link ergibt für mich keinen Sinn. Weder inhaltlich noch grammatikalisch.

    2. Sie hat der Herrgott geschickt, danke dass Sie uns verirrte Seelen hier aufklären und auf den Pfad des Guten&Gernen zurückführen wollen und Licht in dieses russenliebende Dunkel hier bringen.

      Nicht wagen würde jemand wie ich es, jemals an Ihren deutschen Fakten auch nur irgendetwas zu hinterfragen. Selbst wenn ich schon gerne wissen würde, wie Statista, eine Zweigfirma des deutschen Ströer-Medienkonzerns, behauptet z.B. den genauen Anteil der Armeeangehörigen an den Erwerbstätigen zu kennen. Bei einem Land wie Nordkorea, von wo praktisch kaum Informationen nach Außen dringen und wo so ziemlich alles militärisches Geheimnis ist. Nun gut, die Leute bei Ströer stehen ja vielleicht in Nordkorea mit an der Drehbank. So lange die täglich produzierte Munitionsmenge stimmt, habe ich ehrlich gesagt kein Problem damit.

      1. Gerne bestärke ich Ihre kognitive Dissonanz. Ihre von Sarkasmus und Überheblichkeit triffenden Ausführungen könnten als Lehrbeispiel für solche Dissonanzen herhalten.
        Vorab eine Frage: Glauben Sie, wie im Artikel beschrieben, dass Kim Jung Un die jahrelange, wenn nicht sogar jahrzehntelange Arbeit von hunderten Menschen einfach zerstört, weil Trump sich zu Gesprächen angekündigt hat?
        Ich weiß nicht, warum sie zwischen russischen und deutschen Fakten unterscheiden. Inwiefern spielt der Ursprung von Fakten eine Rolle?
        Aber ich muss Ihnen Recht geben, ich kann nicht nachvollziehen, woher statista die Daten hat. Die Quellen sind nur der zahlenden Kundschaft vorbehalten. Es ist, wie sie erwähnt haben, ein kommerzielles Unternehmen. Warum diese Tatsache Einfluss auf die Richtigkeit der Angaben hat, können Sie mir gerne erläutern.
        Im Prinzip ist es ja ganz einfach. Man teilt die Anzahl an Armeeangehörigen durch die Anzahl an Erwerbstätigen. Leider fängt hier das Problem schon an. Wie sie richtig erkannt haben, hat Nordkorea eine extrem intransparente Regierung. Zahlen wie die Arbeitslosigkeit, welche in offenen Gesellschaften eine Selbstverständlichkeit sind, werden nicht veröffentlicht. Daher können als Grundlage immer nur Schätzungen dienen. Hierzu findet man zB den Text „Hintergrundinformationen: Das Militär und Rüstungsindustrie Nordkoreas“ von Markus Bayer. Dieser geht von 1,28 Mio aktiven Soldaten und 600.000 Reservisten aus. Global Firepower nennt 1,32 Mio aktive Soldaten und 560.000 Reservisten. Im März gab die Nordkoreanische Regierung bekannt, dass sich nach einem Militärmannöver der USA und Südkoreas 800.000 Freiwillige zum Militärdienst gemeldet haben.
        Die Erwerbstätigen gehen von 9,6 Mio. (wikipedia) bis 15,8 Mio. (data.worldbank.org).
        Das ergibt einen Anteil von Armeeangehörigen an den Erwerbstätigen zwischen 8,1% (1,28 Mio / 15,8 Mio.) und 13,75% (1,32 Mio. / 9,6 Mio.).
        Gerne lasse ich mich von Ihnen durch Fakten, die über das umgangssprachlich genannte „Geschwurbel“ („Bei einem Land wie Nordkorea, von wo praktisch kaum Informationen nach Außen dringen und wo so ziemlich alles militärisches Geheimnis ist. Nun gut, die Leute bei Ströer stehen ja vielleicht in Nordkorea mit an der Drehbank.“) hinausgehen, überzeugen.

        1. In der KDVR gibt es keine Arbeitslosigkeit. Es gibt auch keine Steuern. Wohnungen, Gesundheitssystem und Erholungsurlaube sind kostenlos.

          Der Staat finanziert sich aus den Gewinnen der Volkseigenen Betriebe und Zöllen. Die Betriebe und Genossenschaften betreiben viel Eigenwirtschaft, und die Armee hat eine umfangreiche Wirtschaftstätigkeit. Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaftstätigkeit ist außerhalb des Geldsystems, weshalb die üblichen BIP-Berechnungen fehlgehen.

          Abschnitt II WIRTSCHAFT
          Abschnitt V GRUNDRECHTE UND GRUNDPFLICHTEN DER BÜRGER

          Sozialistische Verfassung
          der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik
          PYONGYANG, KOREA
          1993
          https://de.scribd.com/document/36906015/Verfassung-Nordkoreas

  2. Venezuela hat sehr gelitten unter den Sanktionen, dem Krieg gegen seine Währung und den Arisierungen, z.B. die Arisierung seines Staatsgoldes und seiner Ölverladeanlagen und Raffinerien auf Curaçao durch die EU. Nun hat es die Verluste abgeschrieben, sich neu eingerichtet, und blüht wieder auf.

    Einen ähnlichen Zyklus hatte Nordkorea. Ein Erfolg der Sanktionen ist immer die Erhöhung der Kindersterblichkeit, Medizintechnik und Medikamente fallen unter Sanktionen. Kim Jong-un hat es zur Chefsache gemacht, das Gesundheitssystem auf den Stand der internationalen Spitzengruppe zu bringen, und inzwischen ist es jedenfalls besser als hier für Kassenpatienten.

    „Volksverbundenes Gesundheitssystem“

    „Ab Januar Juche 42 (1953) wurde das allgemeine unentgeltliche medizinische Betreuungssystem eingeführt.
    […]
    Die Regierung der Republik verbessert die medizinische Dienstleistung weiterhin, bringt die Medizinwissenschaft und -technik zum Spitzenniveau und festigt die materiell-technische Grundlage des Gesundheitswesens, damit dem Volk der Vorteil des sozialistischen Gesundheitssystems noch besser zuteil wird.“

    http://www.naenara.com.kp/main/index/ge/first

    1. Was ist denn bitte die Arisierung von Gold?
      Medizinische Artikel sind ausdrücklich von den Sanktionen ausgenommen. Bei den Russland Sanktionen übrigens auch. Das gleiche gilt für Lebensmittel.
      „das Gesundheitssystem auf den Stand der internationalen Spitzengruppe zu bringen, und inzwischen ist es jedenfalls besser als hier für Kassenpatienten“ Irgendwelche Belege für diese Aussage? Die Lebenserwartung spricht eine andere Sprache.

      1. Arisiert wurde das venezolanische Gold in London, damals noch EU.

        Die Lebenserwartung steigt nur langsam, die springt nicht plötzlich hoch, wenn ein Gesundheitssystem verbessert wurde.

        Medikamente und Medizintechnik sind nicht als solche, sondern aus „sonstigen“ Gründen sanktioniert, wie „Dual Use“. Da niemand durchsteigt, was in der Lieferung nach irgendwelchen Sanktionsregeln verboten sein könnte, bekommen scharf sanktionierte Länder gewöhnlich gar nichts geliefert. Das ist das Ergebnis in der Realität.

        Auch Lebensmittel und Dünger aus Rußland waren nicht sanktioniert, es war aber wegen „sonstiger“ Sanktionen unmöglich, sie nach Afrika oder Bangladesch zu liefern.

        1. Ok, anscheinend wollen Sie Arisierung nicht erklären und die Aussage „besser als hier für unsere Kassenpatienten“ wird auch nicht belegt.
          „Da niemand durchsteigt, was in der Lieferung nach irgendwelchen Sanktionsregeln verboten sein könnte, bekommen scharf sanktionierte Länder gewöhnlich gar nichts geliefert.“ Es gibt immer Rechtsgrundlagen. Für Ihre Behauptung kann ich keine finden. Inwiefern werden Waren aus „sonstigen Gründen“ sanktioniert?
          Hat Russland den afrikanischen Staaten nicht umsonst Getreide geliefert?
          „Patruschew sagte, dies bedeute, dass die Ernte 2023 die zweitgrößte Russlands sein würde, was es dem Land ermöglichen würde, Rekordmengen an Getreide an ausländische Partner zu versenden. Im vergangenen Jahr exportierte Russland ingesamt 60 Millionen Tonnen Getreide.“
          Das hört sich ja nicht gerade nach „unmöglich“ an…

          1. Wenn Sie nicht wissen, was Arisierungen sind, schauen Sie ins Lexikon. Und die Probleme mit den Sanktionen gegen den Dünger für Bangladesch, Afrika etc., die weit schwerwiegender waren als die gegen Getreide, standen weltweit in den Medien. Die Sanktionen haben auch kostenlose Lieferungen blockiert. Die Probleme wurden im Laufe der folgenden Jahre nach und nach überwunden, besonders dank der neuen BRICS-Strukturen.

            Hier ein Bericht aus Bangladesch. Dhaka Tribune, 5.5.2022:

            Sanktionen gegen Rußland und Belarus: Bangladeschs Kali-Einfuhrlinie unterbrochen
            […]
            In den letzten Jahren bezog Bangladesch 80 % seines Kalibedarfs aus Rußland und Belarus und etwa 20 % aus Kanada, so Beamte der Bangladesh Fertilizer Association (BFA).

            Die BFA vertritt die Importeure und Händler von Düngemitteln und Pflanzennährstoffen des Landes.

            „Aufgrund der Sanktionen und zahlungsbedingter Komplikationen können unsere Mitglieder kein Kali mehr aus Rußland und Belarus importieren“, sagte BFA-Exekutivsekretär Riaz Uddin Ahmed am Donnerstag der Dhaka Tribune.
            […]
            Auf die Frage nach den Kosten räumte er ein, daß Bangladesch für Importe aus Kanada einen höheren Betrag zahlen muß als für Importe aus Belarus oder Rußland.

            Zuvor hatte Landwirtschaftsminister Dr. Muhammad Abdur Razzaque erklärt, dass die Regierung im Rahmen einer Ausschreibung am 25. April ein Preisangebot für Kali in Höhe von 1.200 $ pro Tonne erhalten habe, was viermal höher sei als der letztjährige Preis von 300 $.

            Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Anfang der Woche unter Berufung auf Analysten berichtet, daß die Düngemittelhersteller aufgrund der Versorgungsengpässe bei wichtigen Pflanzennährstoffen infolge der Ukraine-Krise die höchsten Quartalsgewinne seit Jahren erzielen werden.

            Es wird erwartet, daß die weltweit führenden Düngemittelhersteller davon profitieren werden, daß die Sanktionen gegen Rußland und Belarus, die weltweit zweit- und drittgrößten Kaliproduzenten, die Preise für den wichtigsten Düngemittelnährstoff auf ein Niveau ansteigen ließen, das seit der Nahrungsmittelkrise 2008 nicht mehr erreicht wurde.

            Sanctions on Russia, Belarus: Bangladesh’s potash import line disrupted
            https://www.dhakatribune.com/bangladesh/2022/05/05/sanctions-on-russia-belarus

            Call for exempting food trade from Russia sanctions as Dhaka hosts Asia-Pacific food conference
            [https://www.dhakatribune.com/bangladesh/2022/03/07/call-for-exempting-food-trade-from-russia-sanctions-as-dhaka-hosts-asia-pacific-food-conference]

            1. Mir ist Arisierung ein Begriff. Es ist ein Begriff aus der NS-Zeit, welcher die Enteignung jüdischen Besitzes beschreibt. Inwiefern trifft das auf Venezuela zu? Das Einfrieren von dem venzulanischen Gold sind weder eine Enteignung noch wird von Juden genommen.
              Danke für den Artikel. Anscheinend ist der Ausschluss aus dem SWIFT System doch ein größeres Problem (gewesen).
              Ich konnte ebenfalls eine Quelle finden, die die hohen Kali Preise bestätigt. Allerdings wird dort gesagt: „Russland und Weißrussland, die den zweiten bzw. dritten Platz auf der Liste der größten Kaliproduzenten einnehmen, produzierten im Jahr 2022 zusammen rund 17 Millionen Tonnen Kali. Kanada lag mit 14 Millionen Tonnen an erster Stelle. „Vor 2022 machten die beiden Länder rund 40 Prozent des weltweiten Angebots aus. Obwohl die Exporte aus beiden Ländern im Jahr 2022, insbesondere aus Weißrussland, mit massiven Störungen konfrontiert waren, kam weiterhin auch von dort Kalidünger an viele Märkte“, sagte Knight.
              Vor allem Russland hat zahlreiche Verkäufe von Europa nach Lateinamerika und Indien verlagert und dabei oft Rekordpreise erzielt.“ (https://www.agrarheute.com/kaliduenger-extrem-teuer-gruende-603379#:~:text=Der%20globale%20Kalipreis%20wird%20durch,im%20Jahr%20davor%20(2021).
              Ebenso gab es Programme u.a. der EU, die die Auswirkungen der Sanktionen auf Drittländer abfedern sollten (z.B. FIFF und FECONTRAF).

              1. Der Dünger wird teils zu Staatspreisen nach G2G-Verträgen verkauft, und teils von den Herstellern / Händlern zu Marktpreisen. Der billige Dünger für Afrika wurde blockiert, da er über EU-Lager, EU-Häfen und die alten „Koloniallinien“ der EU lief.

                Und Rußland und Belarus haben sich eine goldene Nase an den Sanktionen verdient, da die Marktpreise durch die künstliche Mangellage sehr hoch waren und sie den Dünger in reichere Länder wie Indien und Brasilien, die über eigene Logistik verfügen, problemlos verkaufen konnten.

                Mit SWIFT hat das nichts zu tun. An so einem Transport sind unzählige Beteiligte und Subbeteiligte mit großen und kleinen Dienstleistungen beteiligt, und viele von denen durfte nicht wegen der Sanktionen.

                Siehe unten einen Artikel aus Mali und anbei noch einen mit vielen Quellenverweisen. Und ja, ich habe noch viel mehr, aber das würde hier zu lang.

                Und zurück zu Nordkorea: Deren Medizinsektor wurde nach dem gleichen spitzfindigen System blockiert. Eigentlich keine Sanktionen, aaaber.

                Die Hungermacher
                Berlin ignoriert Warnungen der UNO, die westliche Sanktionspolitik führe zu Düngermangel und, zeitlich etwas verzögert, zur dramatischen Zuspitzung der globalen Ernährungskrise.
                22 SEP 2022
                https://www.german-foreign-policy.com/en/news/detail/9031

              2. @proforma
                „Mir ist Arisierung ein Begriff. Es ist ein Begriff aus der NS-Zeit, welcher die Enteignung jüdischen Besitzes beschreibt. ….

                Inwiefern trifft das auf Venezuela zu? Das Einfrieren von dem venzulanischen Gold sind weder eine Enteignung noch wird von Juden genommen.“

                Um Himmels Willen – ist das wirklich ihr Ernst?

                Also, IHR „Eigentum an Gold“ ihnen vorzuenthalten indem man es einfach im eigenen „Tresor“ behält ist natürlich keine „Enteignung“? Und die Venezulaner sind natürlich weniger wert als Juden – denen darf ,am etwas „nehmen“?

                Wenn man die Analogie nicht versteht, kann man nicht einfach mal die Finger von der Tastatur lassen?

                1. Tut mir leid, dass ich mich nicht klar ausgedrückt habe. Mir ist sauer aufgestossen, dass der Begriff Arisierung in diesem Zusammenhang verwendet wird, da dieser Vorgang zu den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte gehören. Und ich wollte mir das gerne vom Kommentator genauer erläutern lassen. Wie gesagt, Schande über mein Haupt.
                  Dennoch finde ich die Analogie unpassend. Das Gold ist technisch gesehen keinem anderen Zweck zugeführt worden und deshalb nicht „arisiert“. Keine Ahnung, ob die britische Regierung das jemals rausgeben wird, aber sowas ist (leider) gängige Praxis (vgl. Commerzbank und Beschlagnahmung des Vermögens in Russland).
                  „Und die Venezulaner sind natürlich weniger wert als Juden“ Ich verbiete mir diese Unterstellung. Ich habe nie behauptet, dass irgendein Mensch mehr oder weniger wert ist als ein Anderer. Ich habe lediglich gesagt, dass dem venezolanische Volk genommen wurde und nicht von einer jüdischen Person, Vereinigung oder Staat.
                  Aus diesen Gründen ist die Analogie für mich absolut unpassend.

                2. „Nichtarier“ waren nicht nur Juden. Im juristischen Sinne waren es Personen oder Gruppen mit rechtlich unterprivilegiertem Status, denen man ihr Eigentum außerhalb der normal geltenden Regeln einfach wegnehmen konnte. In diesem Sinne haben wir es heute wieder mit Arisierungen zu tun.

                3. @proforma

                  Die Grundsätzlichkeit in der Betrachtung der Analogie hat @паровоз ИС20 578 ja sauber erklärt.

                  Ich verstehe, was Sie sagen wollen, komme aber nicht umhin, dass auch Sie, wie leider sehr viele Deutsche eher das Problem haben, dass sie an die dunkelste Zeit Deutschlands erinnert werden & deshalb sich verweigern, die Fakten zu sehen.

                  Wer wirklich verstanden hat, wie es damals dazu kam & warum die Menschen reagiert haben wie sie reagiert haben, hat kein Problem mit der Geschichte DE – auch nicht mit dieser Zeit.

                  Viel wichtiger als ein diffuses „Schuldgefühl“ wäre tatsächlich, aufzupassen, dass es nicht wider geschieht als immer „Entschuldigungen & Ausreden“ zu finden, warum das nicht sein kann….

      2. WIE DIE EUROPÄISCHE UNION DAS RISIKO EINGEGANGEN IST, HUNGERSNÖTE IN AFRIKA ZU VERURSACHEN.

        In ihrem fünften Sanktionspaket gegen Rußland hatte die EU am 8. April ein umfassendes Verbot für die Einfuhr russischer Düngemittel in die EU verhängt. In den Monaten nach diesem Verbot behauptete Brüssel, daß es formal nicht für Lieferungen an Drittländer, z. B. in Afrika, gelte. Solche Lieferungen wurden jedoch dadurch unmöglich gemacht, daß die EU-Sanktionen gegen den russischen Transport- und Finanzsektor diesen die notwendige logistische und finanzielle Basis entzogen. Noch am 10. August veröffentlichte die EU eine Erklärung, wonach der Transport russischer Düngemittel innerhalb oder außerhalb der EU einen Verstoß gegen die Sanktionen darstellen würde.

        Erst am 19. September korrigierte Brüssel seine Position. Am 7. Oktober fügte die EU hinzu, daß dies auch für Lieferungen gelte, die über EU-Territorium, z. B. europäische Häfen, abgewickelt werden.

        Wie die deutschen Medien berichten: „Die widersprüchlichen und oftmals unklaren Regeln führten zu erheblicher Unsicherheit – ein typisches Merkmal westlicher Sanktionsregime. Die Folge war, daß Düngemittel auch in Nicht-EU-Länder nicht geliefert wurden. (…) . Am 9. März richteten sich die Brüsseler Sanktionen gegen Dmitrii Mazepin,einen russischen Milliardär und Mehrheitsaktionär von Uralchem, einem der größten Ammoniakhersteller der Welt. Ammoniak ist ein wesentlicher Bestandteil von Düngemitteln. Obwohl Mazepin im März seine Mehrheitsanteile an Uralchem aufgab und sie auf 48% reduzierte, blieb die Unsicherheit bestehen, ob dies ausreichen würde, um größere Geschäfte mit Uralchem zu machen, ohne Sanktionen zu riskieren. Letzte Woche sagte Mazepin der Financial Times, daß, obwohl Uralchem und andere russische Ammoniak- oder Düngemittelhersteller de jure nicht unter Sanktionen stehen, es immer noch Anwälte in einer Bank gibt, die aufgrund der Unsicherheit davor warnen, Geschäfte mit den ins Visier geratenen russischen Unternehmen zu machen. „Wir können nicht einmal den Transport bezahlen, obwohl die Ladung humanitär ist und Afrika kostenlos präsentiert wird“, beschwert sich Herr Mazepin“.

        Die deutschen Medien weisen auf die Doppelzüngigkeit der Europäischen Union hin: „Die EU hat jedoch keine Sanktionen gegen russische Milliardäre verhängt, von denen sie abhängig ist, zum Beispiel gegen Wladimir Potanin, dessen Firma Norilsk Nickel 15 Prozent des weltweit verwendeten Nickels und 40 Prozent seines Palladiums produziert: Beide Rohstoffe braucht die EU selbst. Im Gegensatz zu den afrikanischen Ländern kann die EU jedoch auf Mazepins Ammoniak verzichten“.
        […]
        Das von der Türkei am 22. Juli ausgehandelte Abkommen, das den Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer ermöglichte, hatte die EU offiziell dazu verpflichtet, die Ausfuhr russischer Düngemittel zu genehmigen. „Allerdings“, so erklärt german-foreign-policy.com, „versteckte sich Brüssel weiterhin hinter seiner Behauptung, daß es keine offiziellen Sanktionen gebe, und weigerte sich, die Bedingungen zu schaffen, die Düngemittellieferungen ermöglichen. (…) Am 12. November kündigte Uralchem seine Absicht an, 260.000 Tonnen Düngemittel zu spenden. Es handelte sich um die Menge, die die EU-Staaten seit Monaten in ihren Häfen blockierten. Nach weiteren Verzögerungen konnte in Rotterdam ein Schiff mit 20 000 Tonnen Düngemitteln freigegeben werden, das schließlich in See stach, um die Lieferung an Malawi über Häfen in Mosambik durchzuführen. Die EU-Länder sind jedoch weiterhin nicht bereit, russische Düngemittel freizugeben. … Polen und die baltischen Staaten leisteten erbitterten Widerstand gegen die Lockerung der Sanktionen, da der Kampf gegen Rußland Vorrang vor dem Hunger in Afrika haben muß. Der Kurswechsel der westeuropäischen EU-Länder war offenbar durch die Erkenntnis motiviert, daß sie den afrikanischen Kontinent vollständig verlieren könnten, wenn sie ihre Sanktionspolitik auf Kosten Dritter fortsetzen.“

        Après un blocus de huit mois, l’Union Européenne laisse l’Afrique s’approvisionner en engrais russes
        Mali Web, Bamako -22 Déc 2022
        https://www.maliweb.net/international/apres-un-blocus-de-huit-mois-lunion-europeenne-laisse-lafrique-sapprovisionner-en-engrais-russes-3004365.html

        Auszug. Links zu den Quellen siehe im Original.

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