Aufregung in der Presse – Trump macht nicht beim Kungeln zwischen Presse und Regierung mit

Ist es die Aufgabe der Presse, hinter verschlossener Tür mit Regierungschefs zu treffen und Vertraulichkeit über die Gespräche zu vereinbaren? Oder ist es die Aufgabe der Presse, kritisch zu berichten und Nähe zu den Regierungen, über die sie berichten, zu vermeiden? Für den Spiegel ist die Sache klar: Geheime Gespräche mit Regierungen sind für ihn in Ordnung.
Der Herausgeber der New York Times ist mit Trump aneinander geraten. Und es ist klar, dass die Medien sich auf die Seite der New York Times stellen. Ich will hier gar nicht auf die Details des neuen Streits eingehen, das ist müßig, denn niemand von uns war dabei und so kann ich nicht sagen, was besprochen wurde und wer hier lügt und wer nicht.
Dass es sich bei diesem Artikel nicht um neutrale Berichterstattung sondern um eindeutige Meinungsmache, früher Propaganda genannt, handelt sieht man schon an den Formulierungen, die gewählt werden. Da wird der neue Herausgeber der New York Times z.B. als „Bannerträgers seiner drangsalierten Branche“ bezeichnet. Also suggestiv als Vorkämpfer für die zu Unrecht gebeutelte Branche, während es zu Trump heißt „Seit Monaten verschärft Trump seine Hetze gegen die US-Medien, allen voran die „NYT“, die „Washington Post“und CNN.
Dadurch entsteht beim Leser das gewollte Bild: „Bannerträger der Drangsalierten“ gegen den „Hetzer“. Logisch, bei wem die Sympathien der Leser liegen sollen.
In dem Artikel findet sich jedoch (ungewollt) noch etwas anderes, was den Medienkritiker aufhorchen lässt. Wir wissen von der viel zu großen Nähe zwischen Medien und Politik. Warum sollten sich die führenden Medienvertreter mit Kanzler oder Präsident geheim und hinter verschlossenen Türen treffen? Ist es nicht Aufgabe der Medien, transparent zu sein und die führenden Politiker kritisch zu beobachten, anstatt mit ihnen hinter verschlossenen Türen zu kungeln? Wir wissen, dass solche Treffen ganz normal sind, auch in Deutschland. Aber sie sollten nicht normal sein.
Es ist etwas anderes, wenn sich ein Reporter mit einem Abgeordneten vertraulich trifft, um Informationen über einen Ausschuss oder eine Fraktionssitzung zu erfahren und dann darüber unter Berufung auf „Quellen“ oder „Teilnehmer, die ungenannt bleiben möchten“ zu berichten. Aber bei einem geheimen mit dem Regierungschef wird es kaum, darum gehen, dass dieser etwas vertrauliches weitergibt, worüber man danach berichten kann. Schließlich ist ja Vertraulichkeit vereinbart
Bei solchen Treffen wird in der Regel koordiniert, was politisch anliegt und wie man es in den Medien darstellen möchte. Wenn dies nicht das Thema wäre, dann gäbe es keinen Grund für geheime Treffen. Denn eigentlich müssten die Medien die größten Feinde der Regierung sein, weil sie diese ja kritisieren sollen. Stattdessen ist es heute normal, dass Kritiker und Kritisierte hinter verschlossener Tür kungeln.
Und wenn man es von diesem Standpunkt aus betrachtet, dann ist ein Teil des Artikels im Spiegel eben auch entlarvend: „Das Gespräch sei „off the record“, wie üblich.“ Ob diese Vertraulichkeit, wie von Spiegel behauptet, der Wunsch des Weißen Hauses gewesen ist, kann ich nicht sagen. Aber das solche Treffen eben üblicherweise vertraulich sein sollen, finde ich entlarvend.
Nun kann jeder zu Trump stehen, wie er möchte, denn man kann natürlich nicht abstreiten, dass Trump durchaus auch polarisiert. Es geht hier also nicht um ein Plädoyer für Trump (ich persönlich sehe ihn sehr kritisch), sondern nur darum, wie die Presse mit Formulierungen dafür sorgt, dass in unserem Unterbewusstsein die gewollten Bilder entstehen. Und das ist keine neutrale Berichterstattung, sondern Beeinflussung. Mit anderen Worten Meinungsmache bzw. Propaganda.
Bei vielen Menschen entsteht das Bild, dass Trump ein Irrer sei, der sich regelmäßig selbst widerspricht. Und das tut er ja auch tatsächlich, wie wir sehen konnten, als er z.B. Kim Jong Un zuerst wüst beschimpfte, nur um ihn ein paar Wochen später zu treffen und in den höchsten Tönen zu loben. Das macht es auch für einen Unterstützer Trumps nicht einfach, die Linie seines Präsidenten zu verstehen.
Andererseits verstärkt die Presse dieses Bild, wenn sie sich zusätzlich Geschichten über angebliche Widersprüche ausdenkt. Da kann ich dann verstehen, wenn Trump von „Fake News“ spricht und über die Presse schimpft.
Ich spreche russisch und englisch und habe mir die Pressekonferenz von Trump und Putin nach dem Gipfel im live Original angeschaut. Und wie immer bei solchen Anlässen, also wenn Trump oder Putin auftreten, ist die Presse schnell mit halb- oder auch unwahreren Berichten bei der Hand. Und hier waren gleich beide dabei, man durfte also gespannt sein.
So hat die Presse wahrheitswidrig behauptet, dass Trump Putin mehr glaube, als seinen Geheimdiensten. Und als er sich am nächsten Tag in Washington gegen diese Unwahrheiten wehrte, hieß es, Trump rudere zurück und nehme Aussagen von der Pressekonferenz zurück. Besonders dreist war es, als in der Presse behauptet wurde, das Weiße Haus hätte das Protokoll der Pressekonferenz verändert, um zu verbergen, dass Putin eine russische Unterstützung Trumps im US-Wahlkampf zugegeben hätte. Und wer die Vorwürfe überprüfte, stellte fest, dass die Meldung erstens gelogen war, es war gar nichts im Protokoll des Weißen Hauses verändert worden. Und wenn man zweitens dann noch Russisch versteht, stellte man auch noch fest, dass die Übersetzung falsch war, denn das im Protokoll sichtbare Eingeständnis Putins war nichts weiter als ein Übersetzungsfehler. Putin hatte etwas ganz anderes gesagt.
Und wenn man so etwas sieht, dann muss man skeptisch werden.
So kann es nicht verwundern, dass Trump seine Anhänger vor Fake News warnt, wenn die Medien regelmäßig seine Aussagen verdrehen. So kann man am Ende des Artikels im Spiegel lesen, was Trump auf einer Veranstaltung zu seinen Anhängern sagte: „„Bleibt bei uns! Glaubt den Mist nicht, den ihr von diesen Leuten seht, diese Fake News“, rief er und zeigte auf die Reporter im Saal. „Was ihr seht und was ihr lest, ist nicht das, was geschieht.“
Wie ich an dem Beispiel der Pressekonferenz in Helsinki aufgezeigt habe, stimmt diese Aussage oft. Und wenn Trump so einen Satz in einer Veranstaltung in den USA sagt und die Reporter anschließend noch verzerrt über seine Aussagen berichten, dann bestätigt dies natürlich den Eindruck, den seine Anhänger haben.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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