Spiegel: Der Täter von Chemnitz eigentlich ganz nett! Aber kein Wort über das Opfer

Verkehrte Welt im Spiegel: Der Mann, der einen anderen Mann mit mehreren Messerstichen umgebracht hat, bekommt eine verhältnismäßig gute Presse. Das Opfer hingegen wird mit keinem Wort erwähnt. Ob das wohl auch so wäre, wenn der Täter ein Deutscher und das Opfer ein Flüchtling gewesen wäre?
 
Im Spiegel können wir lesen, dass die Kollegen des Irakers, der nun wegen der Tat in Untersuchungshaft sitzt, erzählen, was für ein netter Kerl er war: „Mitarbeiter und Ladenbesitzer können sich den Angriff nicht erklären. Er sei ein „netter Kerl“ gewesen, „immer hilfsbereit“, sagen sie. Sie sind überzeugt, dass A. und der mutmaßliche Mittäter Alaa S. aus Syrien unschuldig sind. Auch S. arbeitete in dem Barber-Shop.
 
Dabei ist der Mann polizeilich kein unbeschriebenes Blatt und merhfach vorbestraft: „Schon früher geriet Yousif A. mit dem Gesetz in Konflikt: Er ist mehrfach vorbestraft wegen Körperverletzung und Drogendelikten, wegen Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. (…) Merkwürdigerweise scheint Yousif A. einem Verfahren wegen Urkundenfälschung jedoch bislang entgangen zu sein, obwohl er nach SPIEGEL-Informationen in seinem Asylverfahren gefälschte Papiere vorgelegt hatte.
 
Das hindert den Spiegel aber nicht daran, ihn trotzdem irgendwie sympathisch erscheinen lassen zu wollen: „Verwandte von Yousif A. zeichnen ein ganz anderes Bild des Tatverdächtigen. Er sei „eine gute Person“, alles andere als gewalttätig, sagte ein Cousin dem SPIEGEL. Auch er lebt in Deutschland, allerdings im Saarland. Sie hätten regelmäßig Kontakt, die Eltern des Irakers wüssten noch nichts von der Verhaftung: „Wenn die das erfahren, würden sie sterben“, sagt der Mann. Yousif A. sei als ältester Sohn der sechsköpfigen Familie nach Deutschland geschickt worden, sagt der Cousin. „Um ein besseres Leben zu führen.“
 
Jemand der „alles andere als gewalttätig“ sein soll, hat also Vorstrafen wegen Körperverletzung?
 
Stellen Sie sich das nun einmal anders herum vor: Ein Deutscher hätte einen Flüchtling abgestochen. Würden wir dann auch im Spiegel lesen, dass der Deutsche eigentlich ein echt netter Kerl war, obwohl er mehrmals wegen Körperverletzung und Drogendelikten vorbestraft ist? Oder würden wir dann eher Geschichten über das Opfer lesen und darüber, was das Opfer für ein hilfsbereiter Mensch war und wie sehr seine Angehörigen den Verlust betrauern?
 
Übrigens findet sich zu dem Opfer von Chemnitz in dem ganzen Artikel kein Wort. Und auch sonst findet sich in den Mainstream-Medien kein Wort darüber, wie es den Angehörigen und Hinterbliebenen des Toten geht. Dafür dürfen wir erfahren, dass die Eltern des Täters besser nichts von der Verhaftung erfahren dürfen, weil es sie „umbringen“ würde.
 
Aber wie es den Eltern des getöteten Deutsche geht, das scheint den Spiegel nicht sonderlich zu interessieren.
 
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken, ich bin sicher kein Rechtsradikaler, meine Meinung zu den Vorfällen von Chemnitz können Sie hier nachlesen.
 
Es ist einfach nur so, dass mir die primitiven aber wirksamen Methoden, mit denen die Medien uns emotional beeinflussen wollen, zum Hals raushängen. Man versucht dem Leser eine Bindung zum Täter zu geben, indem man seine Freunde und Verwandten zu Wort kommen lässt, die alle nur Gutes über ihn sagen können. Gleichzeitig kein Wort über das Opfer, auch seine Freunde und Verwandten bekommen in den Medien keine Bühne.
 
Ist das objektive Berichterstattung oder vieleicht eher der Versuch, die Leser in eine bestimmte Richtung zu manipulieren?
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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