Fox und Trump: eine „Analyse“ im Spiegel – Ein Paradebeispiel für Manipulation in den Medien

Der Spiegel hat sich heute in einer „Analyse“ den US-Sender Fox vorgenommen. Und wenn der Spiegel etwas zu den Themen Russland, Syrien, Ukraine oder auch Trump „analysiert“, ist dem informierten Leser hochkarätige Unterhaltung garantiert. Nur eben keine Analyse oder gar Informationen, nur reine Stimmungsmache.
 
Eins vorweg: Ich will Fox ganz sicher nicht verteidigen. Die Medien in den USA sind noch unterirdischer, als in Deutschland. Mit der Wahrheit haben sie es da alle nicht so, sie machen ganz offen Stimmung für eine bestimmte Interessengruppe. Aber das betrifft eben nicht nur Fox, sondern auch die Gegenseite, allen voran CNN. Wo Fox für Republikaner und Trump trommelt, da trommelt CNN für die Demokraten und die Clintons. Zu einer Analyse würde also gehören, sich sowohl Fox als auch CNN anzusehen. Aber der Spiegel und Kritik an CNN, Clinton oder Obama? Nicht mehr in diesem Leben!
 
Und so begann der Spiegel unter der reißerischen Überschrift „Trump und Fox News -Das Rezept von Diktaturen“ dann auch wie folgt: „Als Sean Hannity vom Fernsehsender Fox am Tag vor den amerikanischen Midterm-Wahlen zusammen mit Präsident Trump auf die Bühne trat, da war die Aufregung groß: Wie kann das sein, ein Journalist unterstützt öffentlich einen Politiker?
 
Natürlich ist es sehr fragwürdig, wenn ein Journalist so etwas tut. Aber es ist wenigstens ehrlich, denn dann weiß wenigstens jeder, wie er die Kommentare des Journalisten einordnen kann. Problematischer ist, wenn die Unterstützung heimlich stattfindet und die Leser und Zuschauer gar nicht wissen, dass der Journalist, dem sie zuhören parteiisch ist. Das ist dann bewusste Täuschung der Leser.
 
Und beim Präsidentschaftswahlkampf 2016 zwischen Clinton und Trump geschah genau das: Clinton hatte das Who-is-Who der Presse heimlich zu einem Dinner eingeladen. Das Ziel wurde auch offen genannt: Man wollte den Journalisten aus erster Hand Infos über die geplante Kampagne geben und ihnen mitteilen, wann die Kampagne mit was an die Öffentlichkeit geht, damit die Journalisten die Kampagne entsprechend „begleiten“ konnten. Und die Liste der Zusagen umfasste 38 Journalisten von unter anderem ABC, CNN, CBS, Bloomberg, MSNBC, Huffington Post, New York Times und anderen. Also all die Medien, die offensiv gegen Trump vorgehen, ein Schelm, wer böses dabei denkt.
 
Aber dies ist der Öffentlichkeit nicht bekannt und auch der Spiegel redet nicht darüber, parteiisch sind natürlich nur die anderen. Aber wer will sich wundern, wenn Trump danach keine Lust hat, mit diesen Medien zu reden, die hinter den Kulissen gegen ihn arbeiten, aber sich in der Öffentlichkeit als Kämpfer für neutrale Berichterstattung präsentieren?
 
Ich bin kein Freund von Trump, aber dass die Medien mit ihm nicht objektiv umgehen, sondern ihn nur einseitig angreifen, kann man kaum bestreiten. Sein Umgangston gefällt mir nicht und seine Angriffe auf Reporter von CNN finde ich unsympathisch, aber vor dem Hintergrung der ständigen Angriffe auf ihn sind sie auch menschlich verständlich.
 
Aber für den Spiegel ist nur Fox parteiisch: „Damit stellt sich die Frage nach der systemischen Funktion von Fox News, wenn es nicht nur darum geht, den Präsidenten Trump medial zu stärken und in Schutz zu nehmen, sondern auch gesellschaftliche Realität zu erzeugen.
 
Gerade so, als würde nur Fox „gesellschaftliche Realitäten“ erzeugen. Das tun alle Medien, der Spiegel predigt uns allen, dass Deutschland ein reiches Land ist und dass es uns allen sehr gut geht, obwohl eine Studie des DGB belegt, dass Deutschland bei den Reallöhnen seit 30 Jahren stagniert und längts vom Land mit den höchsten Löhnen in Westeuropa auf die hinteren Plätze durchgerutscht ist. Und dass die UNO die deutsche Sozialpolitik auf 38 Seiten kritisiert hat, konnte man im Spiegel auch nicht lesen. Oder dass eine Studie der R+V herausgefunden hat, dass die größte Angst der Deutschen die Angst vor Migranten ist, liest man im Spiegel auch nicht. All das hätte wohl die vom Spiegel gewünschte „gesellschaftliche Realität“ gestört.
Es gibt ja schließlich Menschen, die dem Spiegel das glauben, was er schreibt. Damit erzeugt auch er Realitäten. Aber erfunden wurde das System in den USA nicht von Fox. Es erzeugt eben jeder die Realitäten, die seinem Geldgeber und Eigentümer gefallen.
 
Und da sind die USA Deutschland tatsächlich voraus, es gibt dort zumindest zwei Meinungen oder „gesellschaftliche Realitäten“ in den Medien, auch wenn beide natürlich reine Propaganda sind. In Deutschland gibt es nur eine Meinung, es ist egal, welche Mainstream-Medien man liest oder auf welchem Sender man abends seine Nachrichten schaut. Es sind immer alle ein und derselben Meinung. Vielfalt? Nicht im gleichgeschalteten deutschen Mainstream.
 
Der Spiegel schreibt weiter: „Im Fall von Fox News bedeutet das: Spätestens seit der Wahl von Donald Trump wurde so gut wie jede kritische Geschichte über Trump entweder verdreht dargestellt
 
Das mag so sein, nur ist es umgekehrt noch viel schlimmer. Oder haben Sie davon gehört, dass 2016 im US-Präsidentschaftswahlkampf sechs Menschen innerhalb von fünf Wochen unter ungeklärten Umständen gestorben sind? Und was hatten all diese Toten gemein? Richtig, sie alle arbeiteten an Enthüllungen über Clintons Finanzen, fragwürdige Geldströme und andere Machenschaften bzw. sollten dazu vor Ermittlern aussagen. Von der Wahlmanipulation durch Clintons Leute im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei und der „internen Korruption“, von der die ehemalige Parteichefin später berichtete, natürlich auch fast nie ein Wort in den deutschen Medien.
 
Das mit den ungeklärten Todesfällen kann ja alles Zufall sein, aber in den deutschen Medien hört man davon gar nichts. Wo ist jetzt der Unterschied zu dem, was der Spiegel Fox vorwirft und dem, was der Spiegel selber macht?
 
Aber im Spiegel darf auch die sogenannte Russlandaffäre nicht fehlen, denn ganz genau wie Fox ist der Spiegel völlig einseitig: „Die Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller wurden auf Fox News als eine Art Coup dargestellt.“
 
Warum ich das einseitig nenne? Weil der Spiegel verschweigt, dass trotz aller Millionen, die die Untersuchung bisher gekostet hat und trotz aller Schlagzeilen , die auch der Spiegel regelmäßig verbreitet, noch immer kein einziger Hinweis auf Kontakte zwischen Trump und Russland gefunden wurde. Und die zwei Männer, die Mueller nun vor Gericht bringt, kommen nicht wegen Russland vor Gericht. Der Eine wird wegen Steuerhinterziehung angeklagt, der Andere wegen einer möglichen Schweigegeldzahlung an eine Frau, mit der Trump angeblich vor über zehn Jahren eine Affäre hatte. Aber eben nichts zu Russland.
 
Aber das ist dem Spiegel nicht wichtig, er wiederholt lieber einseitige Vorwürfe, die man in einigen Fällen auch als „Desinformation“ oder „Lügen“ bezeichnen muss.
 
Wobei, vielleicht tue ich dem Spiegel ja Unrecht, entscheiden Sie selbst. In einem einzigen Absatz in dem sehr langen Artikel kommt auch ein wenig Kritik an den anderen Medien auf. Aber ohne jedes Detail heißt es dort nur: „Für die politische Realität in den USA hat das fatale Folgen, und auch die anderen meinungsstarken Sender wie CNN und MSNBC sind von dieser Kritik nicht auszunehmen: Das gemeinsame Gespräch, die gemeinsame Arbeit an einer gesellschaftlichen Wahrheit, die Übereinkunft überhaupt, was Wahrheit ist, was Fakten sind, was wichtig ist und was nicht, wurde von wesentlichen Teilen der Fernseh-Journalisten aufgegeben.“
 
Der Spiegel findet also eine Übereinkunft zwischen den Medien darüber, was „gesellschaftliche Wahrheit“ und Fakten sind, bzw., was wichtig sein soll, gut. Das lässt tief blicken. Meinungsvielfalt? Findet der Spiegel anscheinend nicht so toll, dabei gehört gerade die Meinungsvielfalt zu den Säulen einer Demokratie. Und auch der Streit darüber, was wichtig ist, ist ein Grundbaustein für eine funktionierende Demokratie. Der Spiegel plädiert hier indirekt für die Gleichschaltung der Presse, was ihm anscheinend selbst gar nicht auffällt.
 
Aber dieser eine kleine Absatz ist in der langen Tirade gegen Fox und Trump schnell vergessen. Und der Artikel endet mit den Worten: „Aber schon vor der Wahl von Donald Trump wurde die amerikanische Gesellschaft ja von wichtigen Ökonomen wie Joseph Stiglitz eher wie eine Oligarchie beschrieben, die Herrschaft der Wenigen, und nicht wie eine funktionierende Demokratie, die Herrschaft der Vielen. Fox News ist der Sender, der zu dieser Realität passt, weil er hilft, sie zu erschaffen.“
 
Naja, soweit ich weiß, kam der Satz, dass die USA keine Demokratie sondern eine Oligarchie sind, von Ex-Präsident Jimmy Carter. Aber es ist gar nicht wichtig, wer das gesagt hat, denn es wurde schon 2014 in einer sehr lesenswerten Studie der Universität Princeton bestätigt: Die USA sind eine Oligarchie, die sich als Demokratie tarnt, in der aber die gesamte Politik durch Großspender, Lobbyisten und andere Beeinflussungen der großen Konzerne bestimmt wird. Also durch Korruption, aber eben nicht durch den Willen des Volkes. Der Einfluss des Volkes auf die Entscheidungen in der Politk ist in den USA laut der Studie Null Prozent.
 
Auch davon haben nicht viele Menschen je gehört, aber der Spiegel und der restliche Mainstream verkaufen uns die USA immer noch als den Hort der Demokratie. Nur Fox stört den Spiegel irgendwie, obwohl die Vorwürfe, die USA seien eine Oligarchie nichts mit Fox zu tun hat.
 
Am Ende dieser sogenannten „Analyse“ des Spiegel steht dann aber ein Satz, den man auch über den Spiegel und andere deutsche Medien eins zu eins übernehmen kann: „Der Journalismus also, wenn man das, was Fox News (oder die deutsche Medien, Anm. d. Verf.) betreibt, überhaupt so nennen will, hat den Schritt von der Information zur Indoktrination gemacht. Für die Demokratie, die auf Informationen beruht, bedeutet das: Ihr fehlen von dieser Seite die wesentlichen Grundlagen.“
 
Wohl wahr…
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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