Valdai-Club

Putin im O-Ton über die China-Politik der USA

Der russische Präsident Putin hat sich am Donnerstag über drei Stunden den Fragen der internationalen Experten des Valdai-Clubs gestellt. Ich übersetze die interessantesten Antworten Putins und hier geht es um die China-Politik der USA.

Ich kenne keinen Staatschef, der sich mehrmals pro Jahr die Zeit nimmt, sich auf wichtigen Konferenzen zu verschiedensten Themen über mehrere Stunden den Fragen der internationalen Experten und Journalisten zu stellen. Beim Valdai-Club geht es jedes Jahr um geopolitische Themen und ich werde hier die in meinen Augen interessantesten Antworten von Putin übersetzen.

Hier übersetze ich Putins Antwort auf eine Frage zu den russisch-chinesischen Beziehungen und der China-Politik der USA.

Beginn der Übersetzung:

Was die Beziehungen zwischen Russland und China angeht, so sind sie auf einem beispiellos hohen Niveau und beruhen auf gegenseitigem Vertrauen, das wir in unseren Beziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu den westlichen, vermissen. Ich habe schon gesagt, warum.

Ich weiß, wenn es Vertreter derer gäbe, in deren Garten ich Steine werfe, würden sie jetzt eine ganze Seite mit Vorwürfen über Russland und an mich persönliche richten. Nun, das werden wir jetzt nicht diskutieren. Ich möchte nur sagen, dass das Vertrauen zwischen Russland und China auf dem höchsten Stand der jüngeren Geschichte ist. Und gerade das und unsere persönlichen, freundschaftlichen – ich betone freundschaftlichen – Beziehungen zum chinesischen Präsident Xi Jinping sind eine sehr gute Garantie für die Entwicklung der zwischenstaatlichen Beziehungen.

Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, der Handelsumsatz von 240 Milliarden ist nicht der größte, aber immerhin der viertgrößte unter den Handelsumsätzen der wichtigsten Handels- und Wirtschaftspartner Chinas. Das ist schon anständig. Das ist sehr wichtig. Und wir ergänzen uns sehr gut. Wir haben mit Energie angefangen, auch mit Kernenergie. Da unsere technologischen Fähigkeiten wachsen, tauschen wir diese Technologien aus, das ist sehr wichtig, und es wird immer wichtiger. Deshalb erweitern wir das Spektrum unserer Zusammenarbeit, das Spektrum unserer Fähigkeiten, konzentrieren uns mehr und mehr auf Hochtechnologien, und das in den verschiedensten Bereichen.

China hat sehr viel erreicht. Ich habe es schon gesagt, ich weiß nicht mehr, ob ich es das letzte Mal hier gesagt habe oder nicht, aber ich habe es bei anderen öffentlichen Veranstaltungen gesagt: Das Wirtschaftsmodell, das China angenommen hat, das es entwickelt hat, dieses Modell, das natürlich auf den Bedürfnissen des Lebens basiert, ist nach Meinung unserer Experten ein sehr effizientes Modell. Es ist viel effizienter als viele andere führende Volkswirtschaften der Welt. Es verbindet Elemente der Planwirtschaft und des Marktes miteinander. Das zu tun, gelingt den chinesischen Spezialisten, und unsere Freunde in der Politik schaffen es, die Spezialisten dabei nicht zu behindern, das ist sehr wichtig. Und das Ergebnis ist gut. Das heißt, die chinesische Wirtschaft arbeitet effizienter als andere Volkswirtschaften, auch wenn es bei den Wachstumsraten eine gewisse Korrektur gibt.

Die USA verfolgen leider eine Politik der doppelten Eindämmung, das heißt, sie versuchen, sowohl China als auch Russland einzudämmen. Warum das notwendig ist, warum man an zwei Fronten arbeiten muss, ist völlig unverständlich. Es ist klar: Sie glauben, dass Chinas wachsende Wirtschaftsmacht eine Bedrohung für sie darstellt, eine Bedrohung ihrer Vorherrschaft.

Meiner Meinung nach sollten sie, wenn sie arbeiten wollen, wenn sie effektiv handeln wollen, nicht diese Methoden anwenden, nicht diese. Sie müssen ihren Vorteil in einem fairen, offenen Wettbewerb beweisen, und dann werden die inneren Kräfte der Entwicklung in den USA zum Leben erwachen.

Aber was tun sie? Sie verbieten das eine, das zweite, das dritte, das vierte und schaden am Ende nur ihrer eigenen Entwicklung. Was passiert, wenn man chinesische Waren oder die Verwendung chinesischer Technologie auf dem amerikanischen Markt verbietet? Inflation und höhere Produktionskosten, das sind die Folgen, das ist alles.

Was unsere Zusammenarbeit betrifft, so können die Bereiche, in denen sie versuchen, die Entwicklung Chinas zu bremsen, durchaus unsere Zusammenarbeit mit China ergänzen.

Wir haben zum Beispiel mit dem Energiesektor begonnen. Das entwickelt sich sehr aktiv, sowohl im Öl- und Gassektor als auch im Bereich der Nukleartechnologien. Wir arbeiten auch aktiv am Bau neuer Kernkraftwerksblöcke und an Öl- und Gaslieferungen. Das schafft ein absolut zuverlässiges System der Energiesicherheit für China. Wir haben eine gemeinsame Grenze. Das kann niemand ändern, kein Sturm, keine Blockade der Seewege, nichts kann unsere Zusammenarbeit verhindern, weil wir eine gemeinsame Grenze haben. Die Lieferungen gehen weiter, sie werden weitergehen, das ist garantiert.

Ich denke, wenn die USA ihre Haltung sowohl gegenüber Russland als auch gegenüber China ändern würden, also keine Politik der doppelten Eindämmung, sondern eine Politik der trilateralen Zusammenarbeit verfolgen würden, würden alle davon profitieren und es gäbe keine Verlierer.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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