Financial Times: Kiew und Verbündete diskutieren Gebietsabtretungen an Russland im Gegenzug für NATO-Mitgliedschaft

Der Zeitung zufolge „ändert sich in Washington und einigen westlichen Hauptstädten“ sowie in Kiew „die Stimmung“

Kiew und seine westlichen Verbündeten kommen langsam zu der Einsicht, dass die Ukraine Verhandlungen mit Russland aufnehmen und die verlorenen Gebiete abterten muss. Auch die Möglichkeit einer Abtretung der Gebiete an Russland im Austausch für eine NATO-Mitgliedschaft wird diskutiert. Darüber schreibt die Zeitung Financial Times in einem Leitartikel.

In dem Artikel heißt es, dass „sich in Washington und einigen westlichen Hauptstädten“ sowie in Kiew „die Stimmung ändert“. „Von der Entschlossenheit, den Krieg erst dann zu beenden, wenn die russische Armee aus der Ukraine vertrieben ist, zu der zögerlichen Erkenntnis, dass die beste der erhofften Optionen eine Verhandlungslösung [des Konflikts] wäre, die einen Großteil des Landes unberührt lässt. Aber Kiew erhält nicht genug Unterstützung, um auch nur ein so bescheideneres Ziel zu erreichen“, so die Zeitung.

Die Financial Times weist darauf hin, dass die derzeitige Situation für die Ukraine aufgrund des Rückzugs der ukrainischen Streitkräfte im Donbass, des bevorstehenden Winters und der US-Präsidentschaftswahlen vor dem Hintergrund der eskalierenden Situation im Nahen Osten, die die Aufmerksamkeit der Verbündeten ablenkt, äußerst alarmierend ist. Dem Artikel zufolge wird „hinter verschlossenen Türen über ein Abkommen gesprochen, das es Moskau erlauben würde, die Kontrolle über die von den russischen Streitkräften besetzten Gebiete zu behalten“, während die Ukraine der NATO beitreten würde, was die Sicherheit des Landes innerhalb der von Kiew kontrollierten Grenzen garantieren würde. Zuvor hatte der ehemalige Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, in einem Interview mit der Financial Times diese Möglichkeit angedeutet.

Den Kolumnisten der britischen Zeitung zufolge hat Moskau derzeit wenig Interesse an einem Dialog, der zu einem solchen Ergebnis führen könnte. Um Kiews Verhandlungsposition zu stärken, schlagen die USA und die EU vor, die militärische und diplomatische Unterstützung für Kiew deutlich zu erhöhen.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

17 Antworten

  1. Die westliche Bande hat immer noch nicht kapiert, dass Russland seit 2022 festgelegt hat, mit welchen Zielen es diesen Krieg führt, dass die Härte dieses Vorsatzes eine Folge der fortgesetzten westlichen Vertragsbrüche und Lügen gegenüber Russland ist, und dass die Frist, um Russland zu essentiellen Zugeständnissen und Kompromissen zu bewegen mit den letzten „belächelten“ roten Linien geplatzt ist.
    Für die westlichen Führungskasper war das alles ein Spiel. Für Russland und seine Führung war es essentiell und lebenswichtig.
    Der Zahltag rückt näher und damit der Untergang des Westens und seines Systems von Organisationen.

  2. „Trump stellte [bei einer Veranstaltung in North Carolina, Mint Hill, 25.09.2024] die Ukraine als ein Land dar, das außerhalb seiner Hauptstadt Kiew in Trümmern liegt, dem es an Soldaten mangelt und das durch Kriegstote und an Nachbarländer Bevölkerung verliert. Er stellte in Frage, ob das Land überhaupt noch Verhandlungsmasse habe, um ein Ende des Krieges auszuhandeln.

    ‚Jeder Deal – auch der schlechteste – wäre besser gewesen als das, was wir jetzt haben‘, sagte Trump.
    […]
    ‚Welchen Deal können wir machen? Es ist zerstört. Die Menschen sind tot. Das Land liegt in Trümmern.‘
    […]
    Bemerkenswert ist, daß Trump nicht Putins Gründe für die Invasion angriff, sondern nur andeutete, daß Putin den Krieg nicht begonnen hätte, wenn Trump im Amt gewesen wäre.“

    — In Queensland, 2024-09-26
    https://www.inqld.com.au/news/2024/09/26/ukraine-demolished-should-have-given-in-to-russia-says-trump

    Es ist nicht so sehr Trump, es ist die fehlende Verhandlungsmasse. Für die USA dürfte sie gerade ausreichen, um den Russen als Gegenleistung für ihren Abgang aus dem „Projekt Ukraine“ eine Minimierung ihrer eigenen Schäden herauszuleiern. Für das, was danach kommt – alle Rechnungen an die Krauts, bitte.

    Laut J.D. Vance „Germany would need to fund Ukraine’s reconstruction“. Damit unterstützt Vance die russische Forderung nach Reparationsleistungen (mit Berufung auf Merkels „Geständnis“).

    Für die Deutschen ist die Lage so, daß ihr Proxy 404 kurz vor dem Umkippen ist, daß die USA ihnen kein verläßlicher Verbündeter mehr sind, und das sie ohne beide den Krieg eigentlich nicht mehr führen können. Einzig sinnvolle Option wäre, eiligst auszusteigen, um nicht nach Ausstieg der USA als „europäischer Hauptsponsor des Krieges“ an die Spitze des Rudels aufzurücken und damit Empfänger von Niederlage, Kriegs-Hauptschuld und Reparationsforderungen zu werden.

      1. Das wird nun in RAMSTEIN, einem exterritorialem US-Gebiet in der BRD nun verkaspert, wie auch auf den anderen US-Basen.

        DEUTSCHLAND? Schräulke sagte es doch. „Wir waren seit 1955, äh… 1945 nie souverän! “ – davor hatte er mit dem Messer schon einen Denkzettel bekommen, daß er den „Fahrstuhl“ nutzen muss.

        Wird das so bleiben? – Ich denke der Markt wird das regeln, wenn die „Deutsche Industrie“ in CHINA wieder aufgebaut wird. Immer mehr Unternehmer zieht es dort hin als nach dem „Gelobten Land USA“

        Es kann nicht mehr lange dauern und ICH beibe in meinem Optimismus: „Unrecht gedeiht nicht!“

      2. Die Mehrheit der Deutschen wünscht den Krieg fortgesetzt, bis er irgendeinen Erfolg gegen die Russen bringt. Eine Minderheit will ihn beenden, aber nur, wenn es zuerst die anderen tun (Rußland, die USA, Kiew, „Europa“, „der Westen“, je nach Wahl), und nur mit „Verhandlungen“, also Forderungen an die Russen. Aber welche legitimen Forderungen gegen Rußland hat Deutschland eigentlich? Und welche Rechte an der Ukraine?

        Einseitig und ohne Bedingungen unverzüglich heraus aus dem Krieg will hier fast keiner. So hängt Deutschland also in einem Krieg fest, in dem es de facto in einem Bündnis mit dem Kiewer Regime und mit den USA ist. In einem Krieg, in dem die Deutschen bald ziemlich allein gegen Rußland stehen könnten, da auf die beiden wichtigsten Verbündeten kein Verlaß ist.

  3. ⚡Donald Trump’s running mate in the US presidential race, J.D Vance has proposed a solution to ending the war in Ukraine.

    ◾️ Russia receives already occupied territories
    ◾️ Ukraine receives guarantees of sovereignty, abandons NATO and accepts neutrality
    ◾️ Germany restores Ukraine.

    The roles are divided and the US, as always, has no obligations.

    Russia-Ukraine War … by WrriterNg: 11:10am, 2024-10-08
    https://www.nairaland.com/7481160/russia-ukraine-war-world-news-weapons/2508#132336863

    „J.D. Vance’s Point of Departure for Peace in Ukraine
    A negotiated settlement is the most viable way to end the carnage.“
    The American Conservative, Ivan Eland, Oct 6, 2024

    1. Germany restores Ukraine.

      Den Donbass, oder was?
      Wenn es kein Ergebnis gibt, das Russland irgendwie mit einbindet, werden Ukrainer Affenjobs in der Produktion machen, Felder bestellen, LKW fahren, in Bordellen arbeiten und das war es. Denn wozu da wieder etwas aufbauen? Kostet nur Geld und provoziert unnötige Lohnsteigerungen dort. Das kann doch niemand wollen.

      1. Das ist die „Euro-Vision“ der Ukraine, die ist aber nicht realistisch. Was immer man hier glaubt oder gerne hätte, die USA haben keinerlei Interesse mehr an dem „Projekt Ukraine“ und einzig ein Interesse, ihr Engagement dort ohne eigenen Schaden zu beenden und in Zukunft nicht mehr mit der Sache behelligt zu werden.

        Das Kiewer Regime wird kapitulieren, Rußland kann die Ukraine haben und dort eine „genehme“ Regierung installieren. Das Weitere könnte ungefähr so laufen:

        Kiew bekommt ein goldenes Angebot, auf die Seite der Sieger zu wechseln. Kiew erklärt sich selber zum Opfer von Putsch und Nazibesatzung, bestätigt die Kriegsschuld der Nazis und ihrer Herren (Merkels „Geständnis“), verlangt Reparationen und annulliert alle Schulden des Naziregimes als illegitim.

        Alle Kosten fallen auf die EU, besonders auf die Deutschen, die USA haben sich ja einen „Freistellungsbrief“ ausbedungen. Außerdem haben sie den Bonus, in der Ära Trump den Ausbruch des Krieges verhindert zu haben. Trump könnte sogar eigene Forderungen an die EU stellen, weil sie den senilen Biden da hereingezogen und ausgenommen hat.

        Die USA regeln ihre offenen Fragen direkt mit den Russen. Für den Rest soll es eine Friedenskonferenz mit Kiew, Moskau und Neutralen geben. China, Brasilien, Afrikaner, evtl. Indien, Mexiko, Türkei. Die werden sich die Beweismittel und Reparationsforderungen ansehen, die Moskau und das „gewendete“ Kiew auf den Tisch legen, und sie ggf. bestätigen.

        Die Ukraine bekommt Investitionen von BRICS, wird Drehkreuz der Seidenstraßen. Die Kriegsschäden sind hauptsächlich in Gebieten, die am Ende anerkannt zu Rußland gehören werden. Die Ukraine wird aber 1 Mio ihrer von den Besatzern als Kanonenfutter verheizte Bürger in Rechnung stellen. Die EU bekommt dafür die Nazis und Kollaborateure, die sich wegen Entnazifizierung und Tribunalen absetzen.

        Mit so einer Perspektive ist durchaus zu rechnen. Da bei einer Fortsetzung des Krieges realistisch nichts mehr zu gewinnen ist, aber viel zu verlieren, ist den Deutschen einzig sofortiger Ausstieg anzuraten. Sonst – selbst wenn es nicht ganz so kommt wie oben, schön wird es nicht.

  4. *LOL*

    Ja verhandeln kann man untereinander was auch immer und so viel wie man lustig ist.
    Und die sind sogar sehr lustig! Entbehrt trotzdem jeglicher Relevanz.

    Die Forderungen der Russen liegen auf dem Tisch und diese Nasen spielen unverändert Minsk 3. Also eigentlich planen sie den Sieg (NATO-Beitritt) und die Russen dürfen nur etwas Gelände behalten. Welches sich die Ukraine später zweifellos zurückholen wird. Das ist nicht gerade großzügig, kurz vor dem eigenen Zusammenbruch.

    Um Kiews Verhandlungsposition zu stärken, schlagen die USA und die EU vor, die militärische und diplomatische Unterstützung für Kiew deutlich zu erhöhen.

    So deutlich das Russland klein beigeben muss? Ist das nicht schon seit zweieinhalb Jahren der Plan?
    Funktioniert anscheinend nicht.

  5. Mit dieser Erpressung, zeigt der Westen nur seine wahren Absichten.
    ( wie das Sudetenland, was „nur“ an Deutschland abgegeben werden spollte um dann gemuetlich nach Tchechien einzumarschieren).
    Aber Russland und die nichtwestliche Welt sind hoffentlich schlauer.

    1. Das ist doch keine Erpressung, die fantasieren nur ein wenig vor sich hin.

      Es ist Krieg, es steht dem Westen frei, da in welcher Form auch immer mitzumachen. Daran kann man nichts machen.
      Aber den Russen eine Verhandlungslösung aufzuzwingen, wird schwierig, denn… es ist Krieg.

    2. Diesmal werden sie es schriftlich und unanfechtbar festzimmern. Die Lügen der NATO, 2+4 Vertrag usw….
      Waren sicher der Augenöffner, wie jetzt auch GAZA, LIBANON….

      Wir werden sehen…..

  6. Da kann man sich doch erneut die Frage stellen, wie realitätsfremd der „Werte-Westen“ sein mag…..

    Ich befürchte allmählich, dass Russland wohl tatsächlich erst die Atome zünden (hoffentlich nicht!) oder zumindest einen vergleichbaren Schlag ausüben muss, bevor es wirklich ernst genommen wird und dieser durchgeknallte Kasper in Kiew kapiert, was seine Optionen sind.

  7. Witzbolde. Man sieht, dass in Kiew ein Komiker als Möchtegern-Strippenzieher eingezogen ist.

    Nachdem die Ostgebiete nach dem Putsch 2013/2014 sich mehrheitlich per Referenden von der Ukraine losgesagt, diese 10 Jahre lang von der ukrainischen Armee in einem Bürgerkrieg mit über 14.000 Toten niedergemetzelt und das Land und vor allem die Städte verwüstet wurden, nachdem im Feb. 2022 die Ukraine ein Heer von ca. 120.000 aufstellte und unmittelbar davor stand, die Ostgebiete mit Gewalt zurückzuerobern, nachdem man auf die wahnsinnigen Ideen einer NATO-Mitgliedschaft und unter Münchner Beifall auf Atomwaffen kam, nach den ganzen Schikanen mit Morden in Odessa, Sprachverboten, Zerstörung von Weltkriegsdenkmälern, Wirtschaftssanktionen, Entlassungen von russischen Staatsbürgern ung Beschlagnahmungen von Privateigentum, möchte man nun auf die 2014/2022 endgültig verlorenen Gebiete gnädigerweise verzichten, wenn man das bekommt, was der eigentliche Grund für die russische militärische Intervention war.

    Elon Musk hatte im Konflikt mit Bob Iger von Disney einen Einzeiler parat: Go f*ck yourself. G-O F-*-C-K Y-O-U-R-S-L-E-F. Is that clear? I hope it is.

    Man kann ja über alles reden, z.B. über die Auflösung der NATO, die Rückübereignungen von Alaska an Russland und Texas an Mexiko, die Übertragung von Florida an Kuba, und vor allem die Unabhängigkeit von Hawai von den USA. Und dann wäre da noch die Rückgabe der von den USA geklauten Goldbestände Haitis inklusive Reparationen Frankreichs für die erzwungenen Zahlungen der haitischen Skalven für deren Unabhängigkeit von Frankreich.

    Für Kleinbritannien reicht hier der Platz nicht für meine Vorschläge.

    Und für Polen gibt es sicher auch ein lustige Lösung. Vielleicht macht man daraus einen Segelbetrieb mit Tauchresort.

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