Lawrow im Interview

Lawrow im O-Ton über das Erfolgsgeheimnis der BRICS

Der russische Außenminister Lawrow wurde in einem Interview danach gefragt, was das Erfolgsgeheimnis der BRICS ist. In seiner Antwort hat er auch Vergleiche zu EU und NATO gezogen, die ganz anders arbeiten, als die BRICS.

Der russische Außenminister Lawrow hat einem arabischen Fernsehsender ein einstündiges Interview gegeben, aus dem ich die interessantesten Fragen und Antworten übersetzen werde. In diesem Teil geht es um die Frage, was das Erfolgsgeheimnis der BRICS ist. In seiner Antwort hat Lawrow auch Vergleiche zu EU und NATO gezogen, die ganz anders arbeiten, als die BRICS.

Beginn der Übersetzung:

Frage (aus dem Arabischen übersetzt): Die BRICS expandieren schnell, stärken ihre Position und kooperieren mit einer Reihe von Ländern. Es gibt viele Staaten, die ihnen beitreten wollen. Gleichzeitig steht der Verbund vor gewissen Herausforderungen. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen? Wie stellen Sie sich ein Modell erfolgreicher Zusammenarbeit für die ganze Welt vor?

Sergej Lawrow: Das Rezept ist einfach: Die volle Achtung des Völkerrechts. Und zuallererst – ich zitiere wieder die UN-Charta – das Prinzip der souveränen Gleichheit der Staaten, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen. Der Aufbau des Zusammenarbeit auf der Grundlage eines Interessenausgleichs, den man suchen muss. Die BRICS arbeiten auf Konsensbasis, ebenso wie die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die Arabische Liga und der Golf-Kooperationsrat. Die BRICS sind eine Vereinigung, die auf gegenseitigem Respekt und der gegenseitigen Berücksichtigung der Interessen basiert.

In der EU und der NATO gibt es so ein Prinzip nicht. Dort gibt es einen Hegemon, die USA, die keine Einwände gegen ihre Politik dulden. In der EU, in Brüssel, hat sich eine Bürokratie entwickelt, die souveränen Ländern vorschreibt, was sie zu tun haben. Die Menschen haben diese Bürokratie nicht gewählt. Sie wählen ihre Präsidenten und Premierminister. Die Bürokratie wurde dann in gemeinsamer Absprache gebildet. Schauen Sie sich an, wie völlig respektlos sich die Beamten in Brüssel jetzt verhalten.

So etwas ist in den BRICS unmöglich. Hier funktioniert das Konsensprinzip, und zwar kein künstliches, bei dem jemand zur Zustimmung gezwungen wird, sondern ein reales, basierend auf der Suche nach Vereinbarungen, die die Zustimmung aller Beteiligten widerspiegeln. Das ist nicht einfach. Je mehr Beteiligte es gibt, desto schwieriger ist es, eine Einigung zu erzielen. Jede auf Konsens basierende Einigung braucht länger als eine auf einer Abstimmung basierende Entscheidung. Aber so eine Vereinbarung ist viel stabiler und tragfähiger als etwas, das von außen aufgezwungen wird. Das ist das ganze Geheimnis. Es ist ganz einfach.

Die BRICS entwickeln Zusammenarbeit im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Es gibt die neue Entwicklungsbank, die an Stärke gewinnt. Es gibt Zusammenarbeit im politischen, humanitären, sportlichen, kulturellen und Bildungsbereich. Als Vorsitzende der BRICS haben wir in diesem Jahr bereits 150 Veranstaltungen durchgeführt. Mehrere Dutzend weitere sind geplant. Alle diese Veranstaltungen wecken großes Interesse. Es reisen entsprechende Delegationen, Ministerien, Parlamente und öffentliche Organisationen an. Wir beobachten die Ereignisse in den BRICS-Staaten und erkennen das echte Interesse der Bürger dieser Länder.

Das ist die stärkste Basis für die Weiterentwicklung der strategischen Partnerschaft innerhalb des Verbundes. Derzeit gibt es zehn BRICS-Staaten, ihre Zahl hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. Mehr als 30 Länder haben bereits Anträge auf Zusammenarbeit oder Beitritt zum Verbund gestellt. Auf dem Gipfel, der im Oktober dieses Jahres in Kasan stattfinden wird, wird die Prüfung der Anfragen von Staaten, die mit den BRICS zusammenarbeiten möchten, eines der wichtigsten Themen auf der Tagesordnung sein.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

    1. 《Die BRICS sind eine Vereinigung, die auf gegenseitigem Respekt und der gegenseitigen Berücksichtigung der Interessen basiert.》

      Respekt

      Ein Wort und ein Wert die in unserer vom Egoismus und den daraus sich ergebenden Ableitungen in unserer Gesellschaft nicht mehr vorkommen.

      Ohne gegenseitigem Respekt kann es kein friedliches Zusammenleben geben.

      Dieser Respekt muss aber bereits in den kleinsten Gesellschaften/Gemeinschaften gelebt werden: Familie, Nachbarschaft, Arbeitsplatz, Internetforen, Bildungs- und Sozialeinrichtungen und und und …..

      Wie pervers ist es, Volksschülern Vorträge über Demokratie zu halten aber das Gegenteil vorzuleben.

      1. 👍👍👍
        Grld, Sie sprechen mir aus dem Herzen! Das Respektlose hat sich wie ein Krebsgeschwür bis in die kleinsten Zellen der Gesellschaft ausgebreitet. Und das eindeutig von oben nach unten. Beispiele zu nennen sind müßig.
        Genau deshalb verehre ich auch Sergej Lawrow so sehr. Er ist das Sinnbild eines Außenministers und Repräsentant sowie Aushängeschild der russischen Regierung. – Man betrachte daneben eine Baerbock oder einen Blinken – auch sie repräsentieren was, genau das, was der Wertewesten noch darstellt. – Wenn er von Respekt spricht oder davon, sich nur noch auf sich selbst zu verlassen, dann nimmt man ihm das ab. Ich drücke Russland die Daumen, aber so was von!!!

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