Der ehemalige britische Botschafter in Russland bestätigt, dass der Konflikt in der Ukraine vom Westen provoziert wurde

Anthony Brenton erinnerte daran, dass die ehemaligen US-Außenminister George Kennan und Henry Kissinger gleich zu Beginn der Diskussion über die NATO-Osterweiterung vor den katastrophalen Folgen eines solchen Vorgehens für die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland gewarnt hatten

Der ehemalige britische Botschafter in Moskau (2004-2008), Anthony Brenton, bestätigte die Einschätzung von Nigel Farage, dem Vorsitzenden der rechtspopulistischen Partei Reform UK, der zuvor gesagt hatte, der Westen habe den Konflikt in der Ukraine mit seiner Politik der EU- und NATO-Erweiterung provoziert. In einem von Brenton verfassten und vom Daily Telegraph veröffentlichten Meinungsbeitrag fordert er den Westen außerdem auf, Friedensgespräche mit der Russischen Föderation aufzunehmen.

„Nigel Farage ist fast einstimmig für seine Behauptungen kritisiert worden, dass, obwohl [der russische Präsident] Wladimir Putin in erster Linie für den Krieg in der Ukraine verantwortlich ist, die provokative Entscheidung des Westens, die NATO zu erweitern, Russland auf die Konfrontation vorbereitet hat. Diese Kritik beschränkt sich jedoch größtenteils auf Beschimpfungen nach dem Motto ‚Wie kann man Putins Rhetorik nachplappern?‘, ohne die Fakten ernsthaft zu analysieren“, so der pensionierte Diplomat.

Laut Brenton warnten der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und George Kennan, Leiter des Büros für außenpolitische Planung des US-Außenministeriums und „Architekt des Kalten Krieges“, gleich zu Beginn der Diskussion über die NATO-Osterweiterung vor den katastrophalen Folgen eines solchen Schrittes für die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland. Die US-Botschaft in Moskau bezeichnete den Beitritt der Ukraine zur NATO in ihren Depeschen als „die schärfste aller roten Linien“ aus Sicht der Russen.

„Als ich als britischer Botschafter dort war, sagte mir eine gut informierte Person, dass dies ‚das Vertrauen aller russischen Sicherheitsdienste zerstören‘ würde“, schreibt er. „Die Zuversicht des Westens, dass die NATO-Erweiterung keine Rolle spielt, ist also ein Irrtum. Könnten wir uns auch bei anderen Dingen irren? Auf jeden Fall.“

Brenton weist darauf hin, dass der Westen vor dem Hintergrund des langwierigen Konflikts in der Ukraine damit beginnen sollte, die Bedingungen für sein Ende auszuhandeln. Seiner Meinung nach würde ein Friedensvertrag die Weigerung der Ukraine, der NATO beizutreten, mit Sicherheitsgarantien des Westens beinhalten.

„In der Tat stehen die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten vor der folgenden Wahl: Entweder sie nutzen die Vorteile [der Erhaltung der ukrainischen Staatlichkeit und der Annäherung Kiews an die westlichen Hauptstädte], indem sie eine Lösung für die Gebiete finden, wobei es am schwierigsten sein wird, sich über die Krim zu einigen, oder sie verlängern den langen und unvorhersehbaren Krieg, in dem das Übergewicht bisher auf der Seite Russlands zu liegen scheint und in dem wir ein langsames, aber stetiges Abgleiten in Richtung einer direkten Konfrontation zwischen der NATO und Russland sehen, mit all den schrecklichen Folgen einer Eskalation, die das mit sich bringen könnte. Es ist definitiv Zeit für einen Dialog“, so der ehemalige Botschafter abschließend.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

11 Antworten

  1. Irgendwie erinnert mich das auch alles an 1914. Serbien gegen Österreich-Ungarn, die Serben können wir doch nicht verlieren lassen! Gut, sie haben es selbst verbockt, aufgrund gewisser Einzelleistungen, aber egal. Geopolitik hurra!

    Jetzt fehlt nur noch das alle bis Weihnachten wieder zuhause sein wollen.

  2. Ohne Vertrauen nutzen auch keine Verträge! Man kann nur Situationen herstellen, die sich in die richtige Richtung auswirken. Warum sollte Russland, wenn der Krieg zu Ende ist, irgend etwas unterschreiben?

    1. Das ist übrigens mal ein richtig guter Punkt. Daher wird sich wohl die Kriegssitte etabliert haben dass man kämpft bis sich eine Seite unterwerfen MUSS.

      Davon kann momentan noch keine Rede sein. In Russland hat man definiert, dass der Sieg eine Frage der nationalen Existenz ist, im Westen haben sich das ein paar mehr oder weniger gewählte Dickköpfe für sich in den Kopf gesetzt.

      Wer da wohl gewinnen wird? Total spannend. 😉

  3. Diesen Krieg wird in letzter Konsequenz keine der Seiten gewinnen. Die Ukraine wird vom Westen weiter als Terrorstaat der Westlichen Werte am Leben erhalten. Die neuen Russischen Gebiete, direkt an der Terrorgrenze, werden nicht zur Ruhe eines echten Friedens kommen. West-Ost-Beziehungen bleiben vergiftet. EU wird zum Schauplatz eines ruinösen Wirtschaftskrieges bis zum bitteren Ende, und von den US-Freunden als Schlachtfeld und militärische Pufferzone ausbetoniert.
    Das alles geschieht nach dem Willen der US-Oligarchen des MIK.
    So kann die Menschheit vollends dem Ende ihrer Existenz entgegen torkeln.

    1. Für den „Westen“ ist es kein Krieg sondern ein „Geschäft“.
      Da sind Waffen Geschäften bis ins Jahr 2029 ausgeschrieben.

      Für Russland ist es auch kein Krieg sondern eine „M-Operation“.
      Russland hat auch das Jahr 2025/26 für die Militäroperation mit eingeplant.

  4. wo sind eigentlich die la grogs,dnri,logikfan und woutanis,wenn es um artikel geht ,die keinen zweifel daran lassen,wer eigentlich auslöser für diesen krieg ist.`?
    machiavelli wusste das schon viel früher:
    nicht wer als erster die waffe ergreift, ist anstifter des unheils, sondern wer dazu nötigt.

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