Bürgerkriegsähnliche Zustände

Was über den bewaffneten Konflikt in Ecuador bekannt ist

In Ecuador sind nach dem Ausbruch von Bossen von Verbrecherbanden Unruhen ausgebrochen.

In Ecuador ist es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen, nachdem Bosse von kriminellen Gruppen aus Gefängnissen ausgebrochen sind. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat zusammengestellt, was über die Lage in dem Land bekannt ist und ich habe die TASS-Meldung übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Was über den bewaffneten Konflikt in Ecuador bekannt ist

Die ecuadorianische Regierung hat aufgrund der Verschlechterung der Sicherheitslage nach dem Ausbruch des Anführers der kriminellen Gruppe „Los Choneros“ aus dem Gefängnis einen „internen bewaffneten Konflikt“ im Lande ausgerufen. In den Gefängnissen des Landes kam es zu Unruhen und im ganzen Land gab es Ausschreitungen. Nach neuesten Angaben sind den Unruhen bereits mindestens 13 Menschen zum Opfer gefallen.

Die TASS hat das Wichtigste über die Situation in der lateinamerikanischen Republik zusammengetragen.

Was passiert ist

  • Am 7. Januar berichtete die Generalstaatsanwaltschaft des Landes über Unruhen, die in ecuadorianischen Gefängnissen ausgebrochen waren. Dies geschah nach dem Ausbruch des Anführers der kriminellen Gruppe „Los Choneros“, Adolfo Macias, Spitzname Fito, aus dem Gefängnis der Stadt Guayaquil. Sein Verbleib ist nach wie vor unbekannt. Im August 2023, kurz vor seinem Tod, berichtete der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio von Drohungen durch Fito.
  • Am 10. Januar wurde bekannt, dass ein weiterer krimineller Rädelsführer entkommen konnte, der Chef von Los Lobos, Fabricio Colón Pico. Er war einer von 39 Gefangenen, die aus dem Gefängnis in der Stadt Riobamba ausgebrochen waren. Los Lobos bekannte sich zu der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio.
  • Am 9. Januar stürmten bewaffnete Männer die Studios von TC Televisión in Guayaquil und nahmen während einer Live-Sendung die Moderatoren als Geiseln. Die Täter wurden festgenommen und die Geiseln freigelassen. Ecuavisa TV und die Zeitschrift Vistazo evakuierten nach dem Vorfall ihre Mitarbeiter.
  • Nach aktuellen Informationen halten die Banden nun mindestens 139 Personen in den Gefängnissen Asuay Nr. 1, Kanyar Nr. 2, Napo Nr. 1, Tungurahua Nr. 1 und Cotopaxi Nr. 1 fest. Zunächst wurde nur von 10 Wärtern berichtet, die von den Banden in den Gefängnissen festgehalten werden.

Das Vorgehen der Regierung

  • Ecuadors Präsident Daniel Noboa hat den Ausnahmezustand über das Land verhängt, um in den Gefängnissen für Ordnung zu sorgen. Ihm zufolge wird die Regierung „nicht mit Terroristen verhandeln“ und „nicht ruhen, bis sie den Ecuadorianern den Frieden zurückgibt“. Anschließend rief Noboa einen „internen bewaffneten Konflikt“ aus.
  • Noboa ordnete die Mobilmachung der Streitkräfte und der nationalen Polizei an, „um die Verteidigung der Souveränität und der territorialen Integrität gegen das organisierte grenzüberschreitende Verbrechen, Terrororganisationen und militärische nichtstaatliche Akteure sicherzustellen“.
  • Der Staatschef ordnete die Neutralisierung von 22 kriminellen Gruppen an. Die ecuadorianischen Streitkräfte bezeichneten die kriminellen Banden als legitime militärische Ziele und das Parlament versprach den Ordnungskräften Amnestie für möglichen Machtmissbrauch.
  • In Guayaquil wurden Straßen blockiert und der Bahnhof stillgelegt. Die Bewohner der Stadt wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.
  • Militärische Ausrüstung wurde ins Zentrum der Hauptstadt der Republik gebracht, nachdem in den zentralen Bezirken Quitos Fälle von Plünderungen gemeldet worden waren. Die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen der Stadt wurden verstärkt.
  • Alle Bildungseinrichtungen des Landes wurden auf Fernunterricht umgestellt.
  • Die Angreifer auf das Fernsehstudio in Guayaquil werden sich wegen Terrorismus verantworten müssen.
  • Petroecuador, die staatliche Öl- und Gasgesellschaft, erklärte, sie habe die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Einrichtungen erhöht.

Internationale Reaktionen

  • Führende Politiker des Kontinents, darunter Argentinien, Peru, Brasilien, Bolivien und Venezuela, brachten ihre Unterstützung für die Regierung der Republik zum Ausdruck. Gleichzeitig wurde eine Verstärkung des Kampfes gegen die Drogenkriminalität gefordert. Spanien verurteilte die Gewalt der Banditen.
  • Peru verstärkte die Grenzsicherung und verhängte den Ausnahmezustand über den Norden des Landes.
  • Das russische Außenministerium verurteilte die terroristischen Methoden der Verbrecher, einschließlich Geiselnahmen. Moskau hofft, dass die ecuadorianische Regierung in der Lage ist, die Situation aus eigener Kraft wieder unter Kontrolle zu bringen.
  • Das chinesische Außenministerium brachte seine Unterstützung für die Maßnahmen der Regierung zur Wiederherstellung der Ordnung zum Ausdruck.
  • Ecuador wurde auch die Unterstützung des OAS-Generalsekretärs zugesichert.
  • Die russische Botschaft empfahl, „zu dieser Zeit von Reisen innerhalb Ecuadors und generell von Besuchen im Land abzusehen“. Das weißrussische Außenministerium veröffentlichte einen ähnlichen Appell.
  • Die chinesischen diplomatischen Vertretungen setzten ihre Tätigkeit in dem Land aus. Die US-Botschaft hat ihre konsularischen Dienste eingestellt.

Ecuador hat in den letzten Jahren einen starken Anstieg der Kriminalität erlebt. Im Juli 2023 verhängte die Regierung aufgrund von gleichzeitigen Unruhen in allen Gefängnissen des Landes für 60 Tage den Ausnahmezustand. Am 10. August wurde in der Republik wegen der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio der allgemeine Ausnahmezustand verhängt.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Hier eine kurze Nachricht von einem Freund aus Quito:
    Gestern herrschte in Guayaquil der Wahnsinn, der organisierte Drogenhandel kämpfte mit Waffen um die Kontrolle von Stadtteilen.
    In Quito gab es einen Vorfall, in anderen Städten mehrere, aber wir gehen bereits an die Arbeit und arbeiten weiter.

    1. Und die großen Kartelle aus Mexiko mischen auch (wie überall in Lateinamerika) mit. Übel was dort abgeht.
      War es nicht auch Equador wo ein ganzes Gefängnis bei einem Aufstand in ein wortwörtliches Schlachthaus verwandelt wurde?

  2. Ganz liebe Gruesse aus Ecuador,ich lebe hier seit 18 Jahren.Die Unruhen sind nicht im ganzen Land,hier bei mir in der Kleinstadt Baños bzw.allgemein im Regenwald- Gebiet freuen wir uns des Lebens und merken ueberhaupt nichts von etwaigen buergerkriegsaehnlichen Zustaenden.Da muss man schon Anti-Spiegel oder rt lesen,um Naeheres zu erfahren…

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