Welche Maßnahmen die USA gegen Russland planen: Teil 18 – Mehr Nato-Manöver in Europa durchführen
In diesem 18. Teil meiner Reihe über die von der RAND-Corporation empfohlenen Maßnahmen gegen Russland geht es um den Effekt von mehr Nato-Manövern in Europa und in der Nähe der russischen Grenzen.
Die RAND-Corporation ist ein enorm mächtiger Think Tank der USA, dessen Empfehlungen von den US-Regierungen sehr oft eins zu eins umgesetzt werden. 2019 hat die RAND-Corporation eine Studie mit dem Titel „Russland überdehnen – aus vorteilhafter Position konkurrieren“ (Extending Russia – competing from advantageous ground) veröffentlicht, die im Grunde eine Anleitung zu einem wirtschaftlichen, politischen und medialen Krieg gegen Russland ist. Es werden alle Maßnahmen gegen Russland erörtert und empfohlen, außer einem heißen Krieg. Man will Russland in die Knie zwingen.
Das ist insofern bemerkenswert, weil die RAND-Corporation 2019 in einer anderen Studie auch festgestellt hat, dass Russland keinerlei aggressive Absichten hat. Anstatt sich aber darüber zu freuen und nun für eine Entspannung gegenüber Russland zu plädieren, hat RAND ein sehr umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen, mit dem Russland endlich dazu gebracht werden soll, aggressiv auf die Provokationen aus den USA zu reagieren. Die Details finden Sie hier.
Die Studie unter dem Titel „Russland überdehnen“, um die es in dieser Reihe geht, ist quasi die Fortsetzung der anderen Studie, denn sie führt im Detail auf, wie man Russland in existenzielle Not bringen und damit zu aggressiven Reaktionen provozieren kann. In dieser Reihe werde ich darauf im Detail eingehen.
Mehr Nato-Manöver in Europa abhalten
In dieser Woche behandeln wir das Kapitel über militärische Maßnahmen am Boden, die für Russland Kosten und Überdehnung verursachen sollen. Das Kapitel hat vier Unterkapitel, heute geht es um das zweite Unterkapitel mit der Überschrift „Mehr Nato-Manöver in Europa“
Das Kapitel ist lang und geht ausführlich auf die Geschichte früherer Manöver ein, auf Truppenstärken und mögliche Vor- und Nachteile dieser Strategie. Es ist in seinen Details sehr interessant zu lesen, aber nur schwer zusammenzufassen. Und um es komplett zu übersetzen, ist es mit seinen fast 20 Seiten zu lang. Aber jedem Interessierten mit den nötigen Englischkenntnissen sei empfohlen, das Kapitel in der Studie im Original zu lesen.
Daher habe ich mich entschieden, den letzten Teil, in dem es um die Erfolgschancen dieser Maßnahmen geht, zu übersetzen. Das ist ein besseres Fazit des Kapitels, als ich es selbst schreiben könnte.
Beginn der Übersetzung
Größere und häufigere Militärübungen in Europa durchzuführen, insbesondere unter Beteiligung einer erheblichen Anzahl von US-Streitkräften, die von außerhalb des Kontinents eintreffen, scheint ein gangbares Mittel für die NATO zu sein, um die russische Wahrnehmung der Bündnisfähigkeit und des Engagements für kollektive Sicherheit zu verstärken. Der Ort der Übungen und die Fähigkeiten, die sie beinhalten, zeigen die gegenwärtigen Kompromisse für die Allianz zwischen dem Nachweis der Fähigkeit und der Entschlossenheit, potenziell verwundbare Mitglieder an der Ostflanke zu verteidigen, und könnte Russland eine Bedrohung zeigen, die eine unerwünschte oder überstürzte Reaktion hervorrufen könnte. Die Unterstützung der NATO-Mitglieder für diese Übungen dürfte in Ländern, die eine größere Bedrohung für ihr eigenes Territorium durch Russland wahrnehmen, höher sein, obwohl eine groß angelegte Beteiligung westeuropäischer NATO-Mitglieder mit größerem militärischen Potenzial wohl das vorteilhafteste für die Allianz wäre, wenn sie realisiert werden könnte. Die finanziellen Kosten sollten in Betracht gezogen werden, ebenso wie die Möglichkeit, dass lokale Schäden, die durch diese Übungen verursacht werden, die Unterstützung der Bevölkerung für die NATO untergraben könnten, aber beide Probleme sind wahrscheinlich kontrollierbar. Insgesamt scheint also das Potenzial für größere NATO-Übungen, die sorgfältig auf potenzielle Kompromisse zugunsten der Allianz ausgelegt sind, klar zu sein.
Während die Fähigkeit dieser Übungen, zur Abschreckung beizutragen, relativ eindeutig erscheint, könnte ihre Fähigkeit, Russland ohne Nebenwirkungen sinnvoll zu überdehnen, schwieriger zu realisieren sein. Ähnlich wie die erhöhte Vorwärtshaltung an der Ostflanke des Bündnisses haben groß angelegte Übungen, je nachdem, wie sie ausgeführt werden, das Potenzial, die Bedrohung zu erhöhen, der Russland von der NATO ausgesetzt ist, und als Reaktion darauf eine Erhöhung der Militärausgaben oder eine Verschiebung der inneren Haltung herbeizuführen. Übungen, die Russland zu diesen Schritten veranlassen, könnten jedoch nicht zur allgemeinen Sicherheit der Allianz beitragen. Erhöhte Spannungen und ein größeres Risiko eines zufälligen oder überstürzten Konflikts mit Russland könnten die marginalen Vorteile einer weiteren Ausweitung der russischen Militärausgaben nicht wert sein, insbesondere in dem Maße, wie der abschreckende Wert dieser Übungen verwirklicht werden kann, ohne die russische Bedrohungswahrnehmung erheblich zu erhöhen.
Ende der Übersetzung
Das ist alles etwas umständlich formuliert, bedeutet aber im Endeffekt, dass RAND die Risiken, dass ein solches Spiel mit dem Feuer an Russlands Grenzen außer Kontrolle gerät, als so hoch einschätzt, dass sie dem erhofften Nutzen, Russland zu einer Erhöhung seiner Militärausgaben zu dringen, nicht gerecht werden.
Eine Antwort
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Diese Manöver werden doch schon ausgeführt. Der einzige Effekt dabei ist, dass die Natoländer diese Manöver viel Geld kosten. Dass Russland seine Militärausgaben deshalb erhöht hat ist mir nicht zu Ohren gekommen.
Viele dieser „Strategien“, die entwickelt wurden schaden anscheinend der USA und auch den anderen NATO Ländern mehr als Russland. Hier kann man nur sagen, dass die Denk Tanks vollkommen überbezahlt sind. Es wird in keinster Weise die Mentalität der Russen berücksichtigt. Vor allem nicht die in der Regierung. Hier wird von sich auf andere geschlossen. Wären die Maßnahmen gegen die USA gerichtet, würden die erwünschten Gegenmaßnahmen auftreten.