Versuchter politischer Mord

Wie in Russland über das Attentat auf Robert Fico berichtet wird

Das Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Fico war der politische Donnerschlag der letzten Woche. Hier zeige ich, wie in Russland darüber berichtet wird.

Wie die westlichen Medien über den Mordanschlag auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico berichtet haben, dürfte jeder mitbekommen haben. Das, was die westlichen Medien als „Berichterstattung“ bezeichnen, hat dabei einen neuen Tiefpunkt erreicht, weil sie Fico unterschwellig selbst zum Schuldigen an dem Attentat auf ihn machen, weil er angeblich politische Positionen vertritt, die angeblich regelrecht Mordanschlägen provozieren. Ich habe in den letzten Tagen versucht, darüber einen Artikel zu schreiben, aber was der Spiegel zu dem Thema abgeliefert hat, war so menschenverachtend und geschmacklos, dass es mir nicht gelungen ist, das in einem Artikel halbwegs zivilisiert zu kommentieren. Vielleicht gelingt es mir in den nächsten Tagen ja doch noch.

Hier zeige ich, wie das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick über das Attentat berichtet hat und übersetze den Korrespondentenbericht aus der Slowakei, den das russische Fernsehen zu dem Thema gesendet hat.

Beginn der Übersetzung:

Das Attentat auf Robert Fico könnte die politische Landschaft in Europa verändern

Robert Fico liegt weiterhin auf der Intensivstation eines Universitätsklinikums. Den Ärzten ist es gelungen, den Ministerpräsidenten zu stabilisieren, sein Zustand wird jedoch als ernst eingestuft.

Vor dem Krankenhaus versammelten sich Menschen, um den verletzten Politiker zu unterstützen. Die ruhige Kundgebung endete mit einer Unterschriftensammlung, in der ihm Gesundheit gewünscht wurde. Die Personenschützer haben alle Unterschriften zusammen mit Blumen auf die Krankenstation gebracht. Unter den Teilnehmern, die den Ministerpräsidenten unterstützen, sind Wähler unterschiedlicher Parteien.

„Was passiert ist, darf in einem normalen demokratischen Land nicht passieren. Es ist unmöglich, dass so etwas passiert“, erklärte Daniela Ustupska.

„Sie sind keine Anhängerin? von ihm?“, fragte unsere Korrespondentin.

„Nein.“

„Alle normalen Slowaken und Slawen lieben ihn, weil er nicht auf der Seite des Westens steht, nicht auf der Seite irgendeines Landes. Er steht auf der Seite der Slowakei“, erklärte eine andere Frau mit slowakischem Akzent auf Russisch.

„Die meisten Menschen in der Slowakei haben die gleiche Einstellung wie unser Ministerpräsident. Man sollte die Ukraine nicht unterstützen, bei uns sollte es ruhig bleiben“, fügte eine andere Frau auf Slowakisch hinzu.

Das Motiv für das Attentat ist rein politisch. Juraj Cintula, 71, sagte das unmittelbar nach seiner Verhaftung gegenüber den Ermittlern. „Ich bin mit der Politik der Regierung nicht einverstanden“, betonte der Angreifer, der das Attentat auf den slowakischen Ministerpräsident verübt hat.

Der Verdächtige wurde unter strenger Bewachung zum Sonderstrafgericht in der Stadt Pezinok in der Nähe der Hauptstadt gebracht. Es ist bekannt, dass sich der Schütze bei der ersten Anhörung schuldig bekannt hat. Er war es, der den Abzug betätigt hat. Die Antwort auf die Frage, die die Ermittler nun zu finden versuchen, lautet: Wer hat ihn zu der Tat inspiriert?

Das Filmmaterial vom Tatort ist jetzt eines der wichtigsten Beweisstücke. Nach der Regierungssitzung kam Robert Fico heraus, um die versammelten Einwohner der Stadt zu begrüßen. Unter ihnen stand Cintula, bewaffnet mit einer Pistole, neben einer Frau in Rosa.

Das Attentat auf Robert Fico fand an einer Straßenkreuzung statt. Den Arbeiten der Kriminalisten nach zu urteilen, traf eine der fünf Kugeln einen Baum, aus dem ein quadratisches Stück herausgeschnitten und zur Untersuchung mitgenommen wurde. Der Angreifer war mit einer 9-Kaliber-Pistole bewaffnet. Der Festgenommene wurde bereits angeklagt. Nach dem Paragraphen „Vorsätzlicher Mordversuch“ drohen dem Schützen 25 Jahre bis lebenslange Haft.

Eine der Zeuginnen ist die lokale Kamerafrau Ivana Tschukanova. Sie hat die Aufnahmen gemacht, die den Moment des Attentats zeigen. „Das war sehr, sehr nah dran. Wahrscheinlich ein Meter, maximal anderthalb Meter. Fico ging auf die Leute zu, die ihm die Hand schütteln wollten. Und einer von ihnen war der Mann, der geschossen hat. Es war, als wollte er ihm die Hand schütteln, aber in diesem Moment fielen Schüsse“, erzählt Ivana Tschukanova.

Juraj Cintula ist ein Hobby-Dichter und ehemaliger Wachmann in einem Einkaufszentrum. Die Wohnung der Familie Cintula befindet sich in einem typischen Hochhaus am Rande der Stadt Levice in der Mittelslowakei. Nach Aussagen der Nachbarn war Juraj ein guter, freundlicher Nachbar. Es gab keine Auffälligkeiten an ihm.

„Er war definitiv kein Psychopath. Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Probleme mit seinem Kopf hatte“, erklärte ein Nachbar des Hobby-Dichters.

Die Wohnung wurde bereits durchsucht. In Begleitung von Polizisten mit Maschinengewehren war der Verdächtige selbst dabei. Die Einsatzkräfte beschlagnahmten einen Computer und einige Dokumente. Hier bewahrte der Schütze auch seine Waffen auf, für die er einen Waffenschein hatte.

„Er ist ein korrekter älterer Herr im Rentenalter. Was mit ihm passiert ist? Niemand weiß es. Aber es ist schade, denn wir hier haben 40 Jahre lang zusammen gelebt“, sagte ein Nachbar des Schützen.

Juraj lebte hier zusammen mit seiner Frau Elena. In sozialen Netzwerken wurde sogar gemunkelt, dass sie angeblich eine ukrainische Aktivistin ist. Doch die Nachbarn konnten diese Information nicht bestätigen. Elena selbst zog nach der Durchsuchung an einen anderen Ort. Juraj Cintula ist ein Aktivist der liberalen Partei „Progressive Slowakei“, die den transatlantischen Kurs verfolgt und die Ukraine vehement unterstützt.

Vor weniger als einem Monat, am 24. April, nahm Cintula in einer anderen Stadt, in der eine Sitzung der Regierung stattfand, an einer regierungsfeindlichen Demonstration teil. Juraj stand mit einem Plakat, auf dem ein Symbol war, das dem NATO-Logo ähnelte. Er rief Parolen zur Unterstützung der Ukraine. Und Robert Ficos Ansichten über die Beziehungen zum Nachbarland Ukraine sind in ganz Europa bekannt.

„Ich bin in humanitärer Mission unterwegs. Wir bestätigen, dass sie keine Waffen erhält, weder von der slowakischen Armee noch vom Staat“, erklärte Robert Fico. „Die Ukraine wird nur zu geopolitischen Zwecken benutzt, um Russland wirtschaftlich und international zu schwächen. Ich befürchte, dass der Westen Russland im Namen dieser geopolitischen Ziele bis zum letzten ukrainischen Soldaten bekämpfen wird“.

Der Sieg von Ficos Partei Smer, Smer bedeutet Kurs, war für Brüssel eine unangenehme Überraschung. Die Koalitionspartner von Smer werfen der liberalen pro-westlichen Opposition vor, ein Klima des Hasses gegen jeden zu schaffen, der von der offiziellen Linie der EU und der NATO abweicht. „Jetzt hat das Volk in demokratischen Wahlen seinen Willen gezeigt und die Regierung von Robert Fico wiedergewählt, weil es gesehen hat, dass es so nicht weitergehen kann. Wir hier in der Slowakei sind innerhalb der EU die letzten, die den gesunden Menschenverstand bewahrt haben“, erklärte ein slowakischer Abgeordneter.

Ficos engster Verbündeter in der EU, der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, bedauerte, dass Fico zumindest für einige Monate nicht mit voller Kraft arbeiten kann. „Die Wahlen zum Europäischen Parlament stehen bevor und von denen hängt nicht nur die Zusammensetzung des Europäischen Parlaments ab. Ich glaube, dass diese Wahlen zusammen mit den amerikanischen Präsidentschaftswahlen über die Frage von Krieg und Frieden in Europa entscheiden werden. Und die Hilfe von Robert Fico wäre sehr nötig gewesen“, sagte Orban in einem Interview.

Orban spricht über das, was in Brüssel befürchtet wird, nämlich den Erfolg rechter Parteien bei den bevorstehenden Wahlen.

In der Nähe des Krankenhauses, in dem Robert Fico derzeit behandelt wird, herrscht drei Wochen vor der Wahl reger Wahlkampf, überall hängen Wahlplakate. Das Schicksal dieser Wahl hängt von der Gesundheit des Ministerpräsidenten ab.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Nun fürchten wir um das Leben Orbans, denn nach Fico und eventuell auch Raisi ist er der nächste Kandidat der zu entsorgenden „Störfaktoren“ auf der Agenda DERER!

    Daß west-chen eskaliert war von Anfang an klar – daß sie jetzt aktiv zum Mord übergehen zeigt nur ihre Verzweiflung im Angesichte ihrer eigenen Niederlage.

    Was westliche „medien“ betrifft – haben die ein Niveau erreicht, was sogar noch unter dem alten Nazi-Jargon angesiedelt ist – man kann diese Hetze, diese Häme, diese Unmenschlichkeit sich gar nicht mehr antun! Vom Gelüge ganz zu schweigen! 😡😡

    1. Der Spiegel war doch von Anfang an eine SS postille und ist es geblieben. Komisch dass der „Kampf gegen Rechts“ diese volksverhetzende Institution unbehelligt lässt. Kämpfem faeser und co überhaupt gegen Rechts oder ist das nur ein Scheinkamp???

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