Propaganda-Techniken

Wie der Spiegel die geplante Farbrevolution in Georgien unterstützt

Im Spiegel sind in 48 ganze 8 Artikel über die Wahlen in Georgien erschienen. Damit bereitet der Spiegel den medialen Boden zur Unterstützung der versuchten Farbrevolution, die am Montagabend begann. Eine Analyse der Techniken der westlichen Propaganda.

Dass mir klar war, dass Georgien ab den Parlamentswahlen am 26. Oktober die westlichen Medien beherrschen würde, habe ich schon vor Monaten geschrieben. Und in der Woche vor den Wahlen in Georgien habe ich sehr häufig und detailliert über das Thema berichtet, um aufzuzeigen, dass das mediale Feuerwerk, das wir nun in westlichen Medien sehen, zu erwarten war.

Wie wichtig den Geostrategen des Westens ein Land oder ein Thema ist, kann man daran erkennen, wie häufig die westlichen Medien darüber berichten. Mein „Gradmesser“ ist seit Jahren der Spiegel und in den etwa 48 Stunden seit den georgischen Parlamentswahlen am Samstag sind beim Spiegel ganze 8 Artikel veröffentlicht worden, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Und auch der Inhalt der Artikel war vorhersehbar, denn es war aus Umfragen klar, dass die Regierungspartei die Wahlen gewinnen würde. Da die Regierungspartei, die übrigens nach den Wahlen verkündet hat, dass die Integration Georgiens in die EU für sie in der kommenden Legislaturperiode oberste Priorität bleiben soll, dem Westen aber zu ungehorsam ist, weil sie sich gegen den Einfluss westlicher NGOs auf die georgische Politik wehrt, war es vorhersehbar, dass der Westen die ihm treu ergebene georgische Opposition dabei unterstützen würde, von Wahlbetrug zu sprechen und gegen das Wahlergebnis zu protestieren. Der Westen will die georgische Regierung stürzen und diese Operation hat nun begonnen.

In diesem Artikel will ich am Beispiel des Spiegel die Methoden aufzeigen, mit denen die westliche Propaganda solche Farbrevolutionen vorbereitet und unterstützt, denn sie sind immer gleich. Man konnte das beim Maidan, beim „arabischen Frühling“ und anderen derartigen Regimechanges beobachten.

Die westlichen Medien beginnen ein Thema mit emotional formulierten Berichten zu hypen, um die Bevölkerung auf eine weitere „demokratische Revolution“ einzustimmen. Und natürlich sind die Berichte auch für die Demonstranten in dem betroffenen Land bestimmt, weil die führenden westlichen Medien, zu denen der Spiegel nun einmal gehört, von der Opposition und den vom Westen finanzierten NGOs in dem Land ausführlich zitiert und als Belege für die Unterstützung des Westens präsentiert werden.

Das Narrativ ist dabei immer das gleiche: Eine angeblich böse Regierung will die Demokratie abschaffen, unterdrückt die Opposition und fälscht Wahlen, während der edle Westen für die Demokratie kämpft und die Bevölkerung des Landes, die unbedingt die westliche Demokratie will, dabei unterstützt, gegen die böse Regierung vorzugehen. Die wichtigsten Aussagen, die dabei nicht fehlen dürfen und ständig wiederholt werden müssen, sind, dass Schläger der Regierung angeblich gegen die Opposition vorgehen, dass Wahlen gefälscht werden, was „unabhängige“ Beobachter melden, und dass die Polizei brutal gegen angeblich friedliche Demonstranten vorgeht. Außerdem unterstützen angebliche Experten und am besten auch irgendwelche Prominenten den „Kampf für die Demokratie“, was den Berichten mehr Gewicht und emotionale Wirkung verleiht. Im „Idealfall“, siehe Maidan, muss es Tote geben, damit das gewünschte Ergebnis, also der Sturz der angeblich bösen Regierung, in dem entstehenden Sturm der Entrüstung erreicht werden kann.

Wenn man das weiß, dann kann leicht erkennen, wie der Spiegel bei der Wahl in Georgien ganz nach Lehrbuch vorgeht. Da ich hier eine ganze Reihe von Spiegel-Artikeln analysieren werde, wird dieser Artikel recht lang, aber er dürfte gerade deshalb für alle, die sich für Propaganda-Techniken und ihre Anwendung in der Praxis interessieren, interessant werden.

Schritt 1: Das Narrativ setzen

Die Wahllokale in Georgien waren kaum geschlossen, da erschien im Spiegel am Samstag um 18.52 Uhr schon ein Artikel mit der Überschrift „Chaos bei Stimmabgabe in Georgien – Gewalt und Manipulationen bei georgischen Wahlen“, in dem die nötigen Narrative gesetzt wurden. Der Artikel begann wie folgt:

„Bei der Parlamentswahl in Georgien hat es nach offiziellen Angaben einen Manipulationsversuch gegeben. In der Kleinstadt Marneuli im Südosten des Landes habe ein Mann in einem Wahllokal mehrere Stimmzettel eingeworfen.“

Das stimmt, aber hier setzte bereits die westliche Propaganda ein, die von den vom Westen finanzierten und gelenkten georgischen NGOs und Oppositionellen gefüttert wird, denn in dem Spiegel-Artikel hieß es auch noch:

„»Sie verstopfen Wahlurnen, schikanieren Wähler und schlagen Beobachter«, sagte Tina Bokutschawa, eine der Spitzenpolitikerinnen der größten proeuropäischen Oppositionspartei. »Bidsina Iwanischwilis Schlägertrupps versuchen verzweifelt, sich an die Macht zu klammern, und sind zu allem bereit, um den Wahlprozess zu untergraben«, sagte die Politikerin mit Blick auf den mächtigen Milliardär Bidsina Iwanischwili, der die prorussische Regierungspartei »Georgischer Traum« kontrolliert.“

Und auch die OSZE hat das unterstützt, indem sie in ihrer Pressekonferenz am Sonntag im Plural sprach, als sie über „Fälle“ berichtet hat, in denen Leute mehrere Stimmzettel in die Urnen werfen wollten. Tatsächlich gab es aber nur den einen im Spiegel genannten Fall, der natürlich auf Video aufgezeichnet wurde und viral ging. Ob der nach dem Vorfall festgenommene Mann ein Unterstützer der Regierung oder der Opposition ist, ist immer noch unklar, aber die westliche Propaganda kann die gewollten Meldungen über „Verstöße“ bei der Wahl bringen, die sie ausschlachten kann, was der Spiegel auch brav tut.

Dass das Video von einer pro-westlichen X-Account veröffentlicht wurde, deutet allerdings darauf hin, dass die Opposition den Fall inszeniert und gefilmt hat, um Stimmung gegen die Wahlergebnisse zu machen.

Außerdem schrieb der Spiegel noch:

„Zudem ist es nach Angaben der proeuropäischen Präsidentin Salome Surabischwili zu Gewalt gekommen. »Ich möchte auf die zutiefst beunruhigenden Vorfälle von Gewalt in verschiedenen Wahllokalen hinweisen«, erklärte Surabischwili am Samstag in Onlinediensten. Zuvor waren in den Onlinenetzwerken Videos verbreitet worden, denen zufolge es an mehreren Wahllokalen zu gewaltsamen Konfrontationen kam.“

Das stimmt, aber auch hier ist bisher nicht bekannt, ob die Schlägereien, die es vor einigen wenigen Wahllokalen gab, von Unterstützern der Regierung oder der Opposition abgefangen wurden. Aber die georgische Opposition, der Spiegel und die anderen westlichen Medien erwecken den Eindruck, dass die Regierung für alle Zwischenfälle verantwortlich sein soll.

Weiter schrieb der Spiegel:

„Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission verliefen die von internationalen Beobachtern überwachten Wahlen friedlich. Von anderen Beobachtern wurden jedoch mehrere Zwischenfälle gemeldet, über die ausführlich im Internet berichtet wurde.“

Tatsächlich ist das reine Desinformation, denn auch die OSZE sprach am Tag nach der Wahl davon, dass die Wahlen von einigen Ausnahmen abgesehen friedlich und insgesamt gut und ruhig verlaufen sind, aber das erfährt der Spiegel-Leser weder in diesem noch in späteren Artikeln.

Und natürlich musste der Spiegel noch schreiben:

„Während ein Oppositionsbündnis aus mehreren Parteien für einen prowestlichen Kurs steht, ist die Regierungspartei »Georgischer Traum« Russland zugewandt. Umfragen zufolge hat die proeuropäische Opposition gute Chancen, die moskaunahe Regierungspartei abzulösen.“

Der Spiegel-Leser erfährt, dass die böse georgische Regierung pro-russisch ist (was übrigens Unsinn ist) und dass der die Opposition pro-europäisch ist und dass sie angeblich Chancen hatte, die (ganz böse!) „moskaunahe Regierungspartei abzulösen“, was ebenfalls Unsinn ist, denn die Umfragen haben einen Wahlsieg für die Regierung vorhergesagt.

Damit waren die gewollten Narrative (Wahlfälschung und Gewalt durch eine böse pro-russische Regierung, die die demokratische, pro-westliche Opposition bekämpft und unterdrückt) unmittelbar nach Schließung der Wahllokale bereits gesetzt. Von nun an ging es den westlichen Medien darum, sie ständig zu wiederholen und mit neuen Details auszuschmücken, um sie in den Köpfen der Leser und Zuschauer festzusetzen und so der Farbrevolution medial den Boden zu bereiten.

Schritt 2: Das Narrativ verfestigen

Am Samstag um 19.15 Uhr, also keine halbe Stunde nach dem ersten Artikel, hat der Spiegel mit einem weiteren Artikel mit der Überschrift „Parlamentswahlen in Georgien – Regierungspartei und Opposition beanspruchen Wahlsieg für sich“ nachgelegt. Scheinbar objektiv begann der Artikel damit, dass die unterschiedlichen Prognosen „den Sieg für die eine oder die andere Seite bedeuten“ könnten, aber danach hat der Spiegel sofort klargestellt:

„Seit dem Morgen melden Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter zudem Unstimmigkeiten, Manipulations- und Einschüchterungsversuche aus vielen Teilen des Landes. Demnach wurde Beobachtern der Zugang zu Wahllokalen verwehrt. Auch kam es zu gewalttätigen Übergriffen auf Politiker und Journalisten.“

Hier wird ein chaotisches Bild der Wahlen gemalt, dass die OSZE und andere Beobachter nicht bestätigt haben. Dass „Beobachtern der Zugang zu Wahllokalen verwehrt“ wurde, ist reine Fantasie, denn das hat danach niemand bestätigt, auch wenn die Opposition es am Wahltag zur Stimmungsmache behauptet hat. Für den Spiegel-Leser war nach diesen Worten aber klar, dass die Regierung angeblich die Opposition einschüchtert und Wahlbeobachter behindert.

Außerdem wurde in diesem Spiegel-Artikel die anti-russische Karte gespielt:

„Die Regierungspartei »Georgischer Traum« ist seit 2012 an der Macht. Im Wahlkampf machte sie vor allem mit antiwestlichen Verschwörungserzählungen für sich Stimmung. (…) Expertinnen und Experten vermuten Verbindungen zwischen der Regierungspartei und Russland. Vor wenigen Monaten brachte der »Georgische Traum« mehrere Gesetze nach russischem Vorbild durch das Parlament. Im Fall des Gesetzes »über Transparenz von ausländischem Einfluss«, das Kritikerinnen und Kritiker schlichtweg »russisches Gesetz« nennen, kam es tagelang zu Massenprotesten“

Natürlich erwähnt der Spiegel wieder nicht, dass das keineswegs ein „russisches Gesetz“, sondern ein US-amerikanisches Gesetz ist, denn die USA waren das erste Land, das schon 1937 ein Gesetz gegen ausländische Agenten (FARA-Act) erlassen hat. Alle später in anderen Ländern erlassenen derartigen Gesetze sind letztlich Kopien des US-Gesetzes, von dem Spiegel-Leser aber nie gehört haben.

Propaganda-Regel Nr. 1: Die Lügen immer wiederholen!

Am gleichen Abend erschien um 23.02 Uhr der nächste Spiegel-Artikel, der die Überschrift „Regierungspartei »Georgischer Traum« ruft Wahlsieg aus – Weiter Unklarheit nach Parlamentswahl in Georgien“ trug. Der Spiegel berichtete, dass die Regierungspartei die Wahlen nach Angaben der Wahlkommission gewonnen habe, woran es aber Zweifel gäbe. Dazu wiederholte der Spiegel die Formulierungen, Wahlbeobachterbeobachter hätten den Tag über „Unstimmigkeiten, Manipulationsversuche und Einschüchterungen“ beobachtet, und fügte dem ein neues Element hinzu:

„So sei es laut lokalen und internationalen Organisationen zu Gewalt gegen Beobachter, Politiker und Journalisten gekommen.“

Das ist gelogen, denn keine internationale Beobachterorganisation hat „Gewalt gegen Beobachter, Politiker und Journalisten“ gemeldet. Das weiß die Spiegel-Redaktion auch, sonst hätte sie ja konkret geschrieben, welche Organisation das gemeldet hat. Das zeigt, dass es den westlichen Medien um Stimmungsmache und nicht um Fakten geht. Dazu reicht es, vollkommen ohne Belege oder Nennung von Quellen etwas zu behaupten und sich auf nicht namentlich genannte „lokale und internationale Organisationen“ zu berufen. Das klingt gut, basiert aber auf keinerlei Fakten.

Und natürlich wiederholte der Spiegel absolut wortgleich die Formulierungen über die angeblichen „antiwestlichen Verschwörungserzählungen“ der Regierungspartei, über die „Gesetze nach russischem Vorbild“ und all die anderen anti-russischen Formulierungen, denn Propaganda lebt vor allem davon, die Narrative immer wieder zu wiederholen, damit sie sich in den Köpfen der Leser festsetzen.

Weniger als eine Stunde später folgte um 23.53 Uhr der nächste Spiegel-Artikel, dieses Mal mit der Überschrift „Manipulationsvorwürfe – Georgiens proeuropäische Opposition erkennt Wahlergebnis nicht an“. Darin zitierte der Spiegel ausführlich die Opposition, die behauptete, „die Wahlleitung habe den schmutzigen Befehl des Milliardärs Bidsina Iwanischwili ausgeführt“ und „die Wahlen seien gefälscht worden nach einem komplizierten technologischen Schema“.

Außerdem wiederholte der Spiegel wieder, dass es zu „gewaltsamen Konfrontationen“ gekommen sei und dass „die Wahl von Vorwürfen der Wahlmanipulation und der Einschüchterung von Wählern überschattet“ gewesen sei.

Die OSZE stört ein wenig

Nach diesem medialen Feuerwerk am Wahlabend konnte man erwarten, dass es am Sonntag so weitergehen würde und tatsächlich erschien beim Spiegel schon morgens um 9.06 Uhr ein Artikel mit der Überschrift „Manipulationsvorwürfe bei Richtungswahl im Südkaukasus – Angespannte Stimmung am Tag danach in Georgien“, in dessen Einleitung wir über das Wahlergebnis erfahren durften:

„Opposition und Wahlbeobachter sprechen von Betrug und lehnen das Ergebnis ab“

In dem Artikel zitierte der Spiegel EU-Politiker, die von einer manipulierten Wahl sprachen und es wurde wiederholt, dass die Regierungspartei angeblich „vor allem mit antiwestlichen Verschwörungserzählungen“ Stimmung gemacht und ein „russisches Gesetz“ erlassen habe. Außerdem wiederholte der Spiegel:

„Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter meldeten gestern den gesamten Tag über aus vielen Teilen des Landes Manipulationsversuche. Es soll zu Mehrfachabstimmungen, präparierten Stimmzetteln sowie körperlicher Gewalt gegen Beobachter, Politiker und Journalisten gekommen sein.“

Voller Vorfreude endete der Spiegel-Artikel wie folgt:

„Der weitere Verlauf wird auch von der Bewertung ausländischer Beobachter abhängig sein. Diese haben für nachmittags eine gemeinsame Pressekonferenz angekündigt, an der unter anderem Sprecher der OSZE und der parlamentarischen Versammlung der Nato teilnehmen werden.“

Dass es im Spiegel danach am Sonntag keine weiteren Artikel über Georgien mehr gab, dürfte daran liegen, dass die OSZE in ihrer Pressekonferenz all die vorher im Spiegel verbreiteten Vorwürfe nicht wiederholt, sondern von einem ruhigen Verlauf der Wahl berichtet hat. Das war ziemlich enttäuschend für die westliche Propaganda und ihre Vorwürfe, aber dem Spiegel war die Pressekonferenz der OSZE natürlich keinen Artikel wert.

Später am Sonntag verkündete die pro-europäische georgische Präsidentin dann, dass sie für Montagabend zu Protesten vor den georgischen Parlament einlud.

Aufruf zu Protesten

Am Montagmorgen hatte man in den westlichen Redaktionen entschieden, wie man weiter vorgehen sollte, und so veröffentlichte der Spiegel um 8.14 Uhr einen Artikel mit der Überschrift „Parlamentswahl in Georgien – Präsidentin Surabischwili nennt Wahl »Fälschung« und ruft zu Protesten auf“, in dem man unter anderem erfahren konnte:

„Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), des Europarats, des Europaparlaments und der Nato hatten in einer gemeinsamen Erklärung von Störungen des Urnengangs durch »Ungleichheiten (zwischen den Kandidaten), Druck und Spannungen« berichtet. Sie äußerten Zweifel am offiziellen Ergebnis.“

Das mit den gemeinsamen Erklärung klingt gut, ist aber gelogen. Die OSZE hat ihren Bericht vorgestellt und der georgischen Regierung zum Wahlsieg gratuliert. Lediglich der Europarat hat das Wahlergebnis angezweifelt.

Um davon abzulenken, zitierte der Spiegel in dem Artikel die pro-europäische Präsidentin, die Opposition und westliche Politiker:

„»Zeugen und Opfer einer russischen Spezialoperation«: Georgiens Präsidentin Salome Surabischwili hat die Parlamentswahl in ihrem Land als durchgehend gefälscht bezeichnet. (…) »Die Entscheidung, eine Wahl als illegitim zu bezeichnen, bedarf reichlicher Überlegung. Unser Statement kam zur richtigen Zeit«, sagte Oppositionspoltiker Nika Gvaramia von der »Koalition für den Wandel« (…) Zuvor hatte bereits der inhaftierte georgische Oppositionspolitiker Micheil Saakaschwili zu umfassenden Protesten aufgerufen. »Jetzt ist die Zeit für Massenproteste«, erklärte der Ex-Regierungschef (…) EU-Ratspräsident Charles Michel forderte die Wahlbehörden in Georgien auf, mutmaßliche Unregelmäßigkeiten bei der Wahl zügig zu untersuchen.“

Verräterisch war folgender Absatz in dem Spiegel-Artikel:

„Tatsächlich fragen sich viele Beobachterinnen und Beobachter, ob das Statement und der Aufruf zum Protest nicht zu spät kommen. Am Wahlabend selbst hatte sich in Tiflis kaum etwas geregt und auch am Tag danach schien auf den Straßen Normalzustand zu herrschen.“

Hier schimmert bereits die Wunsch nach einer Farbrevolution und Kritik daran durch, dass die Opposition nicht sofort mit Protesten begonnen hat, um die Wahlsieger gewaltsam zu stürzen.

Montagmittag durfte Ann-Dorit Boy, die derzeitige Nummer 1 der anti-russischen Propagandisten beim Spiegel, noch einen Artikel mit der Überschrift „Schicksalswahl in Georgien – Putin triumphiert in Tiflis“ veröffentlichen, damit die Spiegel-Leser nicht vergessen, dass natürlich Putin an allem Schuld ist.

Am Montagabend kam es dann vor dem georgischen Parlament zu eine Kundgebung, die aber friedlich verlief. Warten wir also ab, wie es sich in der Nacht und den folgenden Tagen weiter entwickelt, denn ersten Berichten zufolge gehen die Demonstranten zwar nach Hause, aber ein harter Kern scheint vor dem Parlament bleiben zu wollen.

So begann im November 2013 auch der Maidan, als einige wenige Demonstranten sich auf dem Maidan versammelten. Ob es in Georgien friedlich bleibt, oder ob es nach dem Vorbild des Maidan zu einem gewaltsamen Putschversuch kommt, ist also weiterhin offen.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. Mir ist aufgefallen, dass die öffentlich-rechtlichen Medien jetzt wieder sehr aggressiv berichten bzw. propagieren.
    Vor den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg gaben sie sich relativ gemäßigt.
    Aber jetzt, besonders nach den Wahlen in Georgien, ist die Hass-und-Hetze-Propaganda kaum zu überbieten.
    Thomas hat das ja schon prophezeit, jetzt ist es eingetreten.
    Von den Wahlmanipulationen in Moldawien keine Rede, Georgien ist DAS Thema.

  2. Danke Thomas für den gut übersichtlichen Ablauf der bisherigen Geschehnisse.
    Ich verfolge das seit Tagen ebenfalls sehr gespannt und bin überaus neugierig,was weiter geschieht.
    Scheinbar sind die Georgier gut vorbereitet auf das, was geschehen kann und die Unterstützung vor Ort für diesen Zirkus scheint hoffentlich viel schwächer als befürchtet- aber das werden wir erst noch sehen, ich persönlich glaube nicht, daß diese Idioten Ihr Pulver schon verschossen haben.
    Bleibt zu hoffen, daß es diesmal nicht wieder im Sinne der EU-Idioten und Menschenfeinde ausgehen wird…

  3. Deshalb darf sich die Regierung auch nicht winden, sondern muß klar ihre Feinde definieren und gegen sie vorgehen. Weil der Druck aus dem Ausland kommt, ab Besten dahin schicken ohne Wiederkehr!

  4. Ach Georgien! Leider werde ich mit meinen 85 Lenzen nicht mehr dorthin reisen können. Einverständnis meiner Frau nicht vorhanden und die Sprache dort verpasst. Irgendwie habe ich schon mit 7, 8 Jahren in Schmökern von den dortigen Räuberbanden, dem Kasbek und der eigentlich füllhornmäßig ausgebreiteten Natur gelesen. Und war beeindruckt. In jetziger Retroperspektive muss ich sagen: Georgien ist eine der letzten unverfälschten Menschheitsversammlungen. Leider nun doch attackiert von den globalistischen Aliens. Wie lange werden die Georgier sich noch halten? Ich drücke denen meine zwei Daumen!

  5. Ich bin noch nicht in solchem fortgeschrittenen Alter, deshalb steht Georgien noch auf meinem durchaus umfangreichen Reisezettel.
    Ich hoffe sehr, daß es dort schnell und in unserem Sinne geklärt wird und die wertewestlichen Spinner schnell in Ihre Schranken verwiesen werden.
    2025 soll unser Ziel in Georgien sein, wohl nicht, wenn die westlichen Idioten die Überhand gewinnen…

  6. Was Georgien betrifft, bin ich guter Dinge dass die Georgier kritischer sind als Deutsche und nicht auf die plumpe Masche – wonach nur die Opposition zu Wort kommt – hereinfallen.

    Bei uns in Deutschland haben viel zu Viele leider kein Problem damit, wenn nur Meldungen von der georgischen Opposition zitiert werden und diese uns als wahre Tatschen präsentiert werden.

        1. …haben wir ja schon länger disskutiert, „WARUM schlachten die Globalisten, ihre einstige Goldene Gans ??“…
          ….VW, DAS Sinnbild des „Goldenen Westens“.. …als die West – Arbeiter mit dem Käfer nach Rimini in den Urlaub gefahren sind !!…
          …wird so in der brd werden, wie wir hier schon lange vorhergesagt haben !!.. …jetzt gehen die Letzten „DDR-ler“ welche seit 1990 in den Westen gegangen sind und in vielen Bereichen das mittlere Management gestellt haben, vor allem verarbeitende Industrie (Masch.Ing., Schweissfach -Ing., Stahlbau usw. in Rente..), kenne noch einige davon !!.. …die „Neuen Fachkräfte“ im Bamberger Aufnahmezentrum, werden sie aber ersetzen ??..🤣🙈

      1. ….die Georgier, obwohl seit Saakaschwilli „westlich beeinflusst“, sind aber nicht aufgeteilt in „Bandera – Georgier, Zentral – Georgier und Russen – Georgier“ !!.. …DAS Problem, in der Ukraine !!.. …🙈

  7. Heute hatte ich den Eindruck, dass es irgendwie verpufft ist.
    Vielleicht haben sie einen Fehler gemacht, ist etwas passiert, haben sie die herangekarrten ukrain. Söldner/Aufwiegler einfach abgemurkst, oder vielleicht lässt sich so ein Maidan wie 2014 nicht so einfach wiederholen, Janukowitsch wurde ja praktisch überrumpelt.

    Aus der NZZ:
    „Selbst wenn die Proteste in den nächsten Tagen noch anschwellen, ist das Szenario einer Neuwahl, die von ausländischen Strukturen organisiert wird, nur schwer vorstellbar. Der Georgische Traum gibt sich zufrieden und selbstsicher. Einzelne Verstösse gebe es bei Wahlen in jedem Land. Am Wahlergebnis gebe es nichts zu rütteln, äusserten mehrere führende Vertreter der Regierungspartei.“

    Ich nehme an, morgen kann man anhand der Presseberichte sehen, in welche Richtung es gehen wird.

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