Was über die Studentenproteste in Bangladesch bekannt ist

In Bangladesch sind die Studentenproteste wieder aufgeflammt. Die Teilnehmer fordern die Bestrafung derjenigen, die für die Todesfälle während der Aktionen im Juli verantwortlich sind, berichtet die Dhaka Tribune.

Die TASS hat die wichtigsten Informationen über die Situation im Land gesammelt.

Die Gründe für die Proteste

Anfang Juli begannen Studenten in verschiedenen Städten Bangladeschs gegen das System der Beschäftigungsquoten für Angehörige der Teilnehmer des Unabhängigkeitskrieges von 1971 zu protestieren. Nach und nach spitzte sich die Lage im Land zu, und die Demonstrationen gingen in Krawalle über.

Nach Angaben der Zeitung The Daily Star wurden seit Beginn der Unruhen mindestens 10 000 Menschen verhaftet.

Am 4. August brachen die regierungsfeindlichen Proteste in Dhaka und anderen Städten des Landes mit neuer Kraft aus.

Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina.

Die Organisatoren der Proteste rufen dazu auf, sich an dem „Marsch auf Dhaka“ zu beteiligen.

Tote und Verletzte

Nach Angaben von Agence France-Presse, die sich auf polizeiliche und medizinische Daten beruft, ist die Zahl der Toten während der Proteste in Bangladesch auf 300 gestiegen.

Gleichzeitig berichtet der Fernsehsender India Today unter Berufung auf inoffizielle Quellen, dass die Zahl der Opfer zwischen 1.000 und 1.400 Personen liegen könnte.

Reaktionen der Regierung

Die Regierung hat eine landesweite Ausgangssperre verhängt und ab Montag drei arbeitsfreie Tage angeordnet.

Im Land wird das Internet abgeschaltet und die sozialen Medien werden blockiert.

Die Bangladesh Railways haben ihren Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die Bekleidungsfabriken sind geschlossen.

Hasina ist zurückgetreten, berichtete Reuters unter Berufung auf die Botschaft von Bangladesch in Neu Delhi. Laut der Tageszeitung Prothom Alo Daily flog sie mit einem Militärhubschrauber nach Indien. Diese Angaben wurden gegenüber der TASS von einer dem indischen Parlament nahestehenden Quelle bestätigt.

Der Standpunkt des Militärs

Die Armee von Bangladesch hat die Einwohner des Landes aufgefordert, sich an die Regeln der nationalen Ausgangssperre zu halten, die am Sonntag auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, wie die Zeitung The Daily Star berichtete.

In einer Erklärung des Militärs, die von der Zeitung zitiert wurde, hieß es, dass die Armee angesichts der sich verschlechternden allgemeinen Lage von Recht und Ordnung im Lande „ihre Pflichten im Einklang mit der Verfassung von Bangladesch und den bestehenden Gesetzen des Landes erfüllen“ werde, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten und wichtige öffentliche Infrastrukturen zu schützen. Das Militär bittet auch um die Unterstützung aller Beteiligten in dieser Angelegenheit.

Gleichzeitig forderte eine Gruppe pensionierter hoher und mittlerer Offiziere die Regierung von Bangladesch auf, das Militär von der Straße zu holen.

Der ehemalige Oberbefehlshaber der Armee, Iqbal Karim, sagte, das patriotische Militär „sollte keine Verantwortung für die gegenwärtige Situation übernehmen“. Im Namen der ehemaligen Militärangehörigen äußerte er seine tiefe Besorgnis über die „Tötungen, Folterungen, Verschleppungen und Massenverhaftungen, die in den letzten drei Wochen in Bangladesch stattgefunden haben.“

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Ich habe gerade nachgeschaut. Bangladesch erlebt ein Wirtschaftswachstum, wovon viele nur träumen können. Bloomberg: „Laut einer BCG-Umfrage glauben 57 Prozent der Befragten, dass «die nächste Generation ein besseres Leben haben wird als sie selbst, insbesondere wenn das Land zu einer qualifizierten Wirtschaft übergeht“. Statista sagt, dass Bangladesch von Armut zum Land mit mittlerem Einkommen übergegangen ist. Und dann Demos gegen die Regierung? Und wieder Studenten? In der Regel kümmern sich die Leute nicht um Politik, wenn es ihnen besser geht. Und seit wann kümmern sich Studenten um öffentliche Jobs? In Syrien fingen die Proteste ähnlich an.

    1. Ich vermute, da steckt eine Farbrevolution dahinter. Die Gründe dafür liegen so gut wie auf der Hand.

      Bangladeschs strategisches Interesse an BRICS

      Bangladeschs Interesse an einem Beitritt zu BRICS steht im Einklang mit seinen strategischen Zielen, wirtschaftliche Partnerschaften zu diversifizieren, seine Rolle im regionalen und globalen Handel zu stärken und eine stabile und nachhaltige Wachstumskurve zu sichern. Mit robustem Wirtschaftswachstum, zunehmender Industrialisierung und einer strategischen geografischen Lage ist Bangladesch ein vielversprechender Kandidat für eine BRICS-Mitgliedschaft.

      Im letzten Jahrzehnt hat Bangladesch bemerkenswerte wirtschaftliche Fortschritte erzielt und eine durchschnittliche BIP-Wachstumsrate von etwa 6-7 % beibehalten. Das Land entwickelt sich zu einem wichtigen Akteur in der globalen Textilindustrie und ist nach China der zweitgrößte Bekleidungsexporteur. Diese robuste Wirtschaftsleistung unterstreicht Bangladeschs Potenzial als wertvolle Ergänzung der BRICS-Allianz.

      Eines der strategischen Ziele Bangladeschs ist die Diversifizierung seiner Wirtschaftspartnerschaften. Durch den Beitritt zu BRICS kann Bangladesch auf ein breiteres Spektrum wirtschaftlicher Möglichkeiten zugreifen und seine Abhängigkeit von traditionellen Märkten im Westen verringern. Diese Diversifizierung ist entscheidend, um die mit globalen Marktschwankungen verbundenen Risiken zu mindern und eine langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

      https://infobrics.org/post/41846/

    2. So haben sie uns damals im Spiegel die Taliban verkauft. „Studenten“, die gegen die Russischen Besatzer kämpfen. Richtig war daran nur, dass die USA die Terroristen aus den Koranschulen rekrutierten.

  2. Ich weiß nur, dass dieses Volk von ziemlich radikalen Islamisten fanatisiert wird. Ob hinter diesen Fanatikern ausländische Kräfte stecken? Es wäre nicht das erste Mal, dass die USA das Feuer schüren, um es dann selbst zu löschen, indem ihre Freunde die Macht ergreifen. Ziel ist wie überall die Zerstörung der nationalen Souveränität.

  3. Ich habe mir viele Aufnahmen und die Initiatoren bzw. Führer der Proteste angesehen und mir ist direkt aufgefallen, dass bei den Aufnahmen immer mehr Personen zu sehen sind, die an übliche Wahhabiten bzw. Salafisten erinnern und die Initiatoren eine Verbindung zu dem ehemaligen Besatzer Großbritannien haben.
    Ein bekanntes Beispiel war Abu Sayed. Größtenteils sind sowieso die islamisch-geprägten Bevölkerungsteile von den Protesten geprägt und die Proteste werden von eben jenen geführt.
    Riecht stark nach Einmischung von außen aus – z.B. aus Pakistan und/ oder Großbritannien.
    Heute sehe ich dann wie die Demonstranten eine Statue von dem ersten Präsidenten (Vater von der jetzt nach Indien geflüchteten Premierministerin [Hindu] – Vater wurde damals von pro-pakistanischen Kräften ermordet) stürzen, der sich für die Unabhängigkeit von Bangladesch einsetzte und dafür kämpfte.
    Es gab letztes Jahr ebenso Berichte, dass Großbritannien planen würde sich wegen Indiens immer stärkeren Annäherung an Russland sich intensiver auf Indien zu „konzentrieren“.

    Und nicht zu vergessen wie Kissinger damals unter Nixon versucht hat den Genozid der Pakistaner in Bangladesch kleinzureden und unterstützte um Indien zu schwächen und Indiens Annäherung an Sowjetunion zu konterkarieren. Dabei wurden auch von den USA die Spannungen zwischen China (unterstützten damals Pakistan gegen Bangladeschs Unabhängigkeitskampf) ausgenutzt.

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