Putin im O-Ton

Teil 6: Putin über Pawel Durow

In Wladiwostok fand wieder das Östliche Wirtschaftsforum statt und traditionell hat Putin dort eine Grundsatzrede gehalten und dann stundenlang an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Ich zeige in einer Artikelserie seine wichtigsten Aussagen im O-Ton.

In Russland gibt es zwei Wirtschaftsforen, bei denen Präsident Putin jedes Jahr eine Grundsatzrede hält und sich dann stundenlang auf einer Podiumsdiskussion den Fragen eines Moderators und der Teilnehmer stellt. Das Petersburger Wirtschaftsforum ist eher an westliche und afrikanische Teilnehmer gerichtet, das Östliche Wirtschaftsforum in Wladiwostok behandelt Fragen, die Asien betreffen.

Schon Putins Grundsatzrede beim Östlichen Wirtschaftsforum war – auch für deutsche Leser – sehr interessant, weil sich dabei wieder einmal zeigt, wie unterschiedlich russische und westliche Politiker mit konkreten Fragen umgehen. Während westliche Politiker sich meist in allgemeinen Phrasen ergehen, werden in Russland Probleme beim Namen genannt und auch sehr konkrete Lösungen vorgeschlagen. Wenn ich es zeitlich schaffe, übersetze ich seine Rede am Wochenende.

Hier will ich in einer Artikelserie über die wichtigsten Fragen berichten, die Putin gestellt wurden, und seine Antworten zitieren.

Putin dementierte Gerüchte über ein Treffen mit Durow in Baku und sagte:

„Ich habe Herrn Durow vor vielen Jahren einmal in Moskau getroffen, er hat einfach von seinen Plänen erzählt. Ich treffe mich regelmäßig mit Geschäftsleuten, und er war auch bei einem dieser Treffen im Kreml, ich weiß nicht mehr wann, aber vor vielen Jahren. Ich wiederhole, er hat über seine Pläne zur Entwicklung seines Geschäfts gesprochen. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen, wir hatten keinen Kontakt mehr. Warum wir uns in Baku treffen sollten, verstehe ich nicht wirklich. Ich wusste nicht einmal, dass er dort war, ich hatte keine Ahnung davon.
Wenn es einen Wunsch gibt – es sind viele Wirtschaftsvertreter hier -, weiß jeder, dass ich mich nie verweigere, wir halten regelmäßig solche Treffen ab, sowohl im Rahmen unserer Unternehmerverbände als auch individuell, wenn es um bestimmte Projekte geht, vor allem, wenn die Wirtschaft gewisse Garantien vom Staat braucht. Ich, der Ministerpräsident, die föderalen Minister und die Regionalregierungen – zumindest ermutige ich sie immer dazu – verschließen uns nicht vor der Wirtschaft. Wenn er also den Wunsch gehabt hätte, hätte er sich mit mir in Moskau treffen können. Auch darüber weiß ich nichts. Ich gehe davon aus, dass er in Moskau lebt, glaube ich. Ich weiß nicht, wo er sich dort herumtreibt…“

Die Moderatorin warf ein, Durow lebe nicht in Moskau, sondern in Dubai, worauf Putin antwortete:

„Dann eben in Dubai. Das sind Weltbürger, Milliardäre, die können es sich leisten, überall hin zu reisen. Wir haben keine Vorwürfe gegen ihn. Aber ich weiß, dass viele Länder sich darüber beschwert haben, dass die Plattform in gewisser Weise von einigen Leuten, von einigen Strukturen genutzt wird, die durch ihre Aktivitäten die Wirtschaft oder die Sicherheit bestimmter Länder schädigen können. Ich denke, dass auch die russische Regierung einige Fragen dazu gehabt hat. Aber diese Sünden begehen alle Plattformen dieser Art. Wenn sie mit Durow so umgehen, dann müssten sie wahrscheinlich auch andere schließen, verhaften oder unter Hausarrest oder eine andere Art von Arrest stellen.
Daher sind die Maßnahmen der Behörden mir nicht ganz klar, da sie selektiv sind. Ich meine die französischen Behörden.“


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Ja natürlich, für einen Journalisten der die Medienkritik im Fokus seiner Arbeit sieht, kann natürlich nicht an den Aussagen Putins vorbeischreiben. Mal unabhängig davon, dass hier sicher wenigen was wirklich passendes dazu einfällt.(Mir im Moment auch nicht) In der wohl ursprünglichen Idee, die gesamte Rede mit Diskussion zu übersetzen, wäre es sicher ganz untergegangen. Klasse Maloche -in der Regel-was – und wie sie es tun.

  2. Telegramm ist ja kein Medium. Wenn aber solche Netzwerke sich selbst zum Medien machen, so ist es auch kritisch zu sehen. Freiheit bekommt man da nicht von einer Firma oder von einem Milliardär, sondern nur von einem Netzwerk, was auf den Rechnern der Anwendern läuft und speichert.

  3. Die Struktur der Plattformen sind kritisch, die müßten ganz anders organisiert werden. Ich habe hier mal einige Punkte aufgezählt, die ich für kritisch halte, aber Putin ließt das ja nicht.
    Was hängt denn da alles dran, Spionage, Hacking, Datenklau, staatliche Propaganda, Industriepropaganda, Firmennetzwerke, alternative Propaganda, Kriminalität, Reklame, Überwachung, Identitätsprüfung, Bankennetze, Hompages, Pornographie, das führt ganz automatisch zu cholerischen Anfällen, kriminellen Ideen, Mobbing und Tiraden, die Plattformen sind eine überstaatliche Ebene und wahrscheinlich als rechtsfreier Raum geplant gewesen, damit die Leute reingehen. Und jetzt fällt das vielen auf die Füße.
    Da sollen Abhängigkeiten geschaffen werden, wie schon die Induistrie selber zugibt, daß sie Funktionen ins Smartphone einbaut, die süchtig machen. Um den Wahrheitsgehalt festzustellen, braucht man bloß aus dem Fenster zu gucken.

    Das Netz sollte aufgeräumt werden und zwar im Sinne der Nationalstaaten, und nicht im Sinne der Globalisierung. Dann nämlich kann es so bleiben, wie es ist.

    1. Ein Soziologe, Foucault, untersuchte, wie das Strafverfolgungssystem/das Gefängnissystem funktionieren. Manche denken, die Gefängnisse dienten zur „Erziehung“ oder zur Bestrafung der Straftäter. Er fand heraus, dass das ganze ein Kreislauf zur Kontrolle der Bevölkerung ist: der Straftäter, kommt er ins Gefängnis, integriert sich in das Kriminalitätssystem und mutiert zum Informanten der Polizei, der Geheimdienste, die ihn, wenn er rauskommt, lückenlos überwachen und mehr oder weniger, das gesamte System der Kriminalität steuern.
      An diese Studie (Überwachen und Strafen) erinnerte ich mich bei ihrem Kommentar. Diese Plattformen dienen doch den Geheimdiensten heute zu ähnlichen Zwecken wir das Gefängnissystem, meinen Sie nicht?
      Wenn es aber so ist, können Sie Ihre Vorschläge für sehr viel später aufheben….

    1. Putin ist eher sportlich und naturverbunden veranlagt und reitet gern mit nackter Brust auf einem sibirischen Tiger(ohne. Kettenhemd) die Grenze entlang um Uncle Sam zu erschrecken. Mit Rauschmitteln hat er es nicht so.😉
      Das hat sogar der Spiegel so berichtet.

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