Putin im O-Ton

Teil 1: Putin über die US-Wahlen

In Wladiwostok fand wieder das Östliche Wirtschaftsforum statt und traditionell hat Putin dort eine Grundsatzrede gehalten und dann stundenlang an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Ich zeige in einer Artikelserie seine wichtigsten Aussagen im O-Ton.

In Russland gibt es zwei Wirtschaftsforen, bei denen Präsident Putin jedes Jahr eine Grundsatzrede hält und sich dann stundenlang auf einer Podiumsdiskussion den Fragen eines Moderators und der Teilnehmer stellt. Das Petersburger Wirtschaftsforum ist eher an westliche und afrikanische Teilnehmer gerichtet, das Östliche Wirtschaftsforum in Wladiwostok behandelt Fragen, die Asien betreffen.

Schon Putins Grundsatzrede beim Östlichen Wirtschaftsforum war – auch für deutsche Leser – sehr interessant, weil sich dabei wieder einmal zeigt, wie unterschiedlich russische und westliche Politiker mit konkreten Problemen umgehen. Während westliche Politiker sich meist in allgemeinen Phrasen ergehen, werden in Russland Probleme beim Namen genannt und auch sehr konkrete Lösungen vorgeschlagen. Wenn ich es zeitlich schaffe, übersetze ich seine Rede am Wochenende.

Hier will ich in einer Artikelserie über die wichtigsten Fragen berichten, die Putin gestellt wurden, und seine Antworten zitieren.

Ich habe bereits im Newsticker berichtet, was Putin über die US-Wahlen gesagt hat. Da ich an den Kommentaren gesehen habe, dass viele Leser gar nicht glauben konnten, dass Putin das tatsächlich gesagt hat, will ich den Teil hier komplett zitieren. Putin wurde danach gefragt, ob Russland einen Favoriten bei den US-Wahlen hätte. Seine Antwort war:

„Was Favoriten betrifft, so ist es nicht unsere Aufgabe, diese zu bestimmen, sondern die Wahl des amerikanischen Volkes. Ich habe bereits gesagt, dass unser Favorit, wenn man es so sagen kann, der amtierende Präsident Herr Biden war. Er wurde aus dem Rennen genommen, aber er hat all seinen Anhängern empfohlen, Frau Harris zu unterstützen. Wir werden also dasselbe tun, wir werden sie unterstützen.
Und zweitens hat sie ein so ausdrucksstarkes und ansteckendes Lachen, dass zeigt, dass es ihr gut geht. Und wenn es ihr gut geht, dann… Trump hat so viele Beschränkungen und Sanktionen gegen Russland verhängt, wie kein Präsident vor ihm jemals zuvor. Und wenn es Frau Harris gut geht, dann wird sie vielleicht von derartigen Maßnahmen absehen.
Letztlich liegt die Entscheidung beim amerikanischen Volk, und wir werden diese Entscheidung respektieren.“

Putins ironische Aussage, in der er die russische Regierung quasi zu Unterstützern Bidens erklärt hat, zeigt, dass man sich in Russland über die Hysterie in den USA über angebliche russische Wahleinmischungen nur noch amüsiert.

Weder an den US-Vorwürfen über eine russische Wahleinmischung von 2016 war etwas dran, die waren eine Erfindung des Clinton-Wahlkampfteams, wie der Mueller-Report gezeigt hat, noch an den Vorwürfen von 2020 war etwas dran, denn inzwischen wird in den USA offen zugegeben, dass das FBI sich die Vorwürfe ausgedacht hat und dass sie frei erfunden waren.

Das hindert die US-Demokraten und die sie unterstützenden westliche Medien jedoch nicht daran, diese abgelutschte Geschichte alle vier Jahre zu wiederholen.

Es mag durchaus sein, dass der russischen Regierung Biden lieber gewesen wäre als Trump, weil beide als Präsidenten eine anti-russische Politik gemacht haben, auch wenn Trump immer behauptet, er wolle die Beziehungen zu Russland verbessern. Das Biden-Team ist aber berechenbarer als Trump.

Aber letztlich dürfte es der russischen Regierung tatsächlich egal sein, wer im Weißen Haus sitzt, weil sich an der US-Politik gegenüber Russland ohnehin nichts ändert.

Dass das Weiße Haus auf Putins Aussage so verschnupft reagiert und Putin empfohlen hat, aufzuhören, „über unsere Wahlen zu reden“, ist daher umso lustiger, denn es zeigt, wie panisch man bei den US-Demokraten offenbar ist, wenn schon Scherze sie so auf die Palme bringen.

Hinzu kommt, dass es nicht Russland ist, das sich Wahlen in anderen Ländern einmischt, sondern die USA. Russland käme nie auf die Idee, einem anderen Land zu sagen, dass es dessen Wahlen nicht anerkennt. Die US-Regierung hingegen erkennt ständig Wahlen nicht an, wenn ihr die Ergebnisse nicht gefallen, wie gerade erst wieder in Venezuela. Man kann die Kommentare aus Washington daher wohl unter der Kategorie „getroffene Hunde bellen“ ablegen.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Das FBI und 3 weitere US-Behörden werfen laut Epoch Times Russland vor, sich in die Wahlen einzumischen. RT und weitere Medien wird vorgeworfen, Fake-Sites erstellt zu haben, um Wähler in die Irre zu führen. Es wurden 2 Russen bereits verhaftet, denen vorgeworfen wird, gegen das „Gesetz über Ausländische Agenten“ verstoßen zu haben.

    Interessanterweise macht das FBI sich offenbar um Deutschland mehr Sorgen, als um die eigenen Wahlbürger. Dort heißt es, dass besonders die Deutschen gefährdet seien, der russischen Desinformation auf den Leim zu gehen. Natürlich arbeiten auch die Russen mit Desinformation. Aber es ist witzig, das gerade von amerikanischer Seite zu hören, da gerade unser „Großer Bruder“ der Weltmeister im Produzieren von Fake News, False-Flag-Aktivitäten und Hollywood-Inszenierungen ist.
    Sage und schreibe 17 Geheimdienste kümmern sich in den USA um die „Wahrheit“.
    Wer den US-Wahlkampf etwas verfolgt, kann sehen, dass die Russen sich größte Mühe geben müssten, um solche dicken Lügengeschichten gegen Trump zu erfinden, wie es der politische Gegner mit Hilfe mancher staatlicher Behörden dort tut.

    1. @senza_corona

      Könnte man nicht einen Link zur Originalquelle setzen, damit man weiß, worum es tatsächlich geht?

      Es gibt auch Stories, die sagen, dass die beiden Russen gar nicht verhaftet wurden weil die sich in Russland befinden – ist das eine andere Story?

  2. V. V. Putin sagt : … Trump hat so viele Beschränkungen und Sanktionen gegen Russland verhängt, wie kein Präsident vor ihm jemals zuvor …
    Kuba und der Iran können das sicher sehr gut nachvollziehen.

      1. Ist es dem Wertewesten nicht scheißegal, weshalb er was, wo, wie und wann tut? Er tut es einfach. Lügen, Manipulationen, Erpressungen, Sanktionen, Raub, Kriege, Morde. Vielleicht wissen Sie aus der Psychologie um das berauschende Gefühl von Macht und Kontrolle. Nur darum geht es; ein „Grund“ findet sich immer. Genau deshalb versucht der Abschaum der Psychopathen in Nato- und EU-Gebieten mitsamt einiger Vasallen und inklusive des Koksers aus dem Wurmfortsatz der ehem. UdSSR, der denkt, er sei der Nabel der Welt, diese mit allen! Mitteln zu behalten.

  3. Offensichtlich ist eine ernsthafte oder ironische Wahlwerbung der Russen für einen US-Kandidaten eine Negativ-Werbung für jenen Kandidaten. Denn was der angebliche Feind gut findet, muss wohl schlecht sein. Putin hat sogar Argumente aufgeführt, die halbwegs plausibel klingen und nicht sofort als Ironie erkennbar sind. Trump wird die Botschaft sicher korrekt einordnen.

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