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Putin im O-Ton über die US-Wahlen und was der Spiegel daraus macht

Der russische Präsident Putin hat sich drei Stunden der internationalen Presse gestellt. Dem Spiegel war das nur einen kurzen, mit Desinformation überladenen Artikel wert.

Der russische Präsident Putin hat sich drei Stunden den Fragen von 15 Vertretern internationaler Nachrichtenagenturen gestellt, darunter übrigens auch die deutsche dpa und führende Agenturen aus Großbritannien, Frankreich und den USA. Ich werde in den nächsten Tagen die in meinen Augen interessantestes Fragen und Antworten übersetzen. Übrigens ist diese Veranstaltung schon deshalb bemerkenswert, weil es undenkbar ist, dass sich Biden (oder Scholz, Macron, etc.) drei Stunden den Fragen internationaler Nachrichtenagenturen, darunter russische, chinesische, syrische, iranische und so weiter stellen.

Ich beginne mit einer Frage der britischen Nachrichtenagentur Reuters über die US-Wahlen. Der Spiegel hat in einem kurzen Artikel mit der Überschrift „Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg – Putin kritisiert US-Prozesse gegen Donald Trump“ über das Gespräch von Putin mit den internationalen Medienvertretern geschrieben und dabei nur über diese eine Frage berichtet. Dabei hat der Spiegel auch noch fleißig Desinformation verbreitet. Jeder kann den Spiegel-Artikel lesen und mit der Frage und Putins Antwort vergleichen und dann für sich entscheiden, ob er sich vom Spiegel umfassend informiert fühlt.

Es folgt die komplette Übersetzung der Frage von Reuters und Putins Antwort aus dem Pressegespräch.

Beginn der Übersetzung:

Moderator: Ich bitte Frau Samia Nakhoul, Chief Global News Editor der britischen Nachrichtenagentur Reuters, unser Gespräch fortzusetzen. Samia hat zahlreiche Krisenherde bereist und wurde im Irak schwer verwundet. Bitte, Ihre Frage, Frau Nakhoul.

Putin: Und wann ist Ihnen das im Irak passiert?

Nakhoul: Während der Invasion im Jahr 2003.

Putin: Ich verstehe.

Nakhoul: Danke, dass Sie uns empfangen haben. Herr Präsident, in Anbetracht Ihrer jüngsten Interaktion mit Präsident Trump und Präsident Biden, könnten Sie uns sagen, wen Sie als Kandidaten für die Beziehungen zwischen den USA und Russland bevorzugen würden, angesichts des aktuellen Krieges, der gerade in der Ukraine stattfindet?

Putin: Ich habe es bereits gesagt: Jeder hat meine Aussage über Herrn Biden als Witz aufgenommen und darin eine Art versteckten „Angriff“ auf Präsident Biden gesehen. Tatsächlich ist er ein Politiker der alten Schule, und als ihm was nicht gefiel, hat er dann gewissermaßen begonnen, mich anzugreifen. Das hatte ich erwartet. Ich habe also recht, er ist berechenbar. Das bestätigt nur unsere Überlegungen, von denen ich gesprochen habe.

Wenn das so ist, ist es uns im Grunde egal. Denn auch Herr Trump, der beschuldigt wurde, regelrecht für Russland zu spionieren… Wie wir verstehen, ist das Unsinn, einfach Quatsch, das war nur ein Element des innenpolitischen Kampfes zwischen Demokraten und Republikanern. Lächerliche Anschuldigungen gegen Trump. Das haben wir immer als ein Element des innenpolitischen Kampfes in den USA wahrgenommen. Dann wurde das alles durch alle möglichen Untersuchungen innerhalb der USA bestätigt. Wir hatten nie besondere Beziehungen zu Herrn Trump.

Aber Tatsache ist, dass er, kaum dass er Präsident war, damit begann, massive Sanktionen gegen die Russische Föderation zu verhängen. Er ist aus dem Vertrag über Kurz- und Mittelstreckenraketen ausgetreten. Das geschah während seiner Präsidentschaft.

Ich sage ganz offen, dass ich nicht sagen würde, dass sich nach der Wahl in der amerikanischen Politik etwas an der russischen Richtung ändern wird. Wir glauben das nicht, wir glauben, dass nichts Gravierendes passieren wird.

Was in den USA geschieht, Sie alle wissen das sehr gut, was dort im Zuge des innenpolitischen Kampfes geschieht, ist, dass sie sich selbst von innen verbrennen, ihren Staat, ihr politisches System.

Ich muss sagen, ob es nun angenehm ist oder nicht, sie verbrennen auch ihre angebliche Führung im Bereich der Demokratie direkt an der Wurzel. Denn es ist für die ganze Welt offensichtlich, dass die Verfolgung von Trump, insbesondere vor Gericht, aufgrund von Anschuldigungen wegen Ereignissen, die Jahre zurückliegen, ohne dass direkte Beweise erhoben wurden, einfach nur die Nutzung des Justizsystems im Zuge des innenpolitischen Kampfes ist. Für uns in Russland ist das offensichtlich. Ich bin sicher, dass es auch für Großbritannien offensichtlich ist, alle auf der Welt denken so. Und das Wichtigste ist, dass man in den USA selbst so denkt. Denn nach dem berühmten Gerichtsurteil, bei dem die Geschworenen den Schuldspruch gefällt haben, stiegen, wie wir alle wissen, die Umfragewerte von Herrn Trump sofort um sechs Prozent, und seine Wahlkampfspenden nahmen sofort zu.

Was sagt das aus? Das zeigt, dass die Menschen in den USA dem Justizsystem, das diese Entscheidungen trifft, nicht vertrauen, sondern glauben, dass sie politisch motiviert sind.

Ironischerweise begeht die heutige Regierung sowohl im Bereich der internationalen Politik als auch der Innen- und Wirtschaftspolitik einen Fehler nach dem anderen. Manchmal ist man sogar überrascht, wenn man sich ansieht, was vor sich geht. Wir haben uns nie in die innenpolitischen Prozesse in den USA eingemischt und wir werden uns auch nicht einmischen, aber wir werden zuschauen, wohin das führt.

Ich möchte die Beantwortung Ihrer Frage mit dem beenden, womit ich begonnen habe. Für uns spielt das Endergebnis, wie wir glauben, keine große Rolle. Wir werden mit jedem Präsidenten zusammenarbeiten, den das amerikanische Volk wählt.

Nakhoul: Was die Ukraine betrifft. Sie glauben nicht, dass sich an der Unterstützung der Ukraine für den Krieg etwas ändern wird, wenn Trump zurückkommt? Sie glauben nicht, dass es eine Veränderung geben wird?

Putin: Schwer zu sagen. Ich kann keine eindeutige Schlussfolgerung ziehen, ob sich etwas ändern wird oder nicht. Verstehen Sie, man muss sich die Prioritäten der künftigen Regierung ansehen.

Wenn die künftige Regierung sich an den nationalen Interessen orientiert und meint, dass das nationale Interesse darin besteht, die Situation im Land zu stabilisieren, nicht auf Einwanderung zu setzen, sondern auf die Konsolidierung der Gesellschaft innerhalb der USA, die Fehler zu beseitigen, die zu hoher Inflation und enormer Verschuldung in den USA geführt haben, dann wird sie natürlich auf der Grundlage nationaler Interessen handeln. Oder sie wird die Ziele des globalen Liberalismus verfolgen. Das Bestreben, die Führung des globalen Liberalismus zu übernehmen.

Wenn sie sich von nationalen Interessen leiten lassen, dann kann es zu einigen Veränderungen in der Außenpolitik in Bezug auf Russland und den Konflikt in der Ukraine kommen. Aber, wie Sie verstehen, sagte ich „wenn“, „wenn“, „wenn“. In diesem Fall sind Änderungen möglich.

Aber ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass sich niemand in den USA für die Ukraine interessiert. Sie sind an der Größe der USA interessiert, die nicht für die Ukraine und nicht für das ukrainische Volk kämpfen, sondern für ihre eigene Größe und für ihre Führungsrolle in der Welt, und sie wollen auf keinen Fall einen Erfolg Russlands zulassen, eben weil sie glauben, dass in diesem Fall die Führungsrolle der USA beschädigt wird. Das ist der ganze Sinn des Vorgehens der USA. Aber wenn die künftige Regierung den Vektor der Zielsetzung für sich selbst ändert und den Sinn ihrer Existenz und ihrer Arbeit darin sieht, die USA von innen heraus zu stärken, die Wirtschaft, die Finanzen zu stärken, normale Beziehungen in der Welt aufzubauen, respektvoller gegenüber allen zu sein, dann kann sich etwas ändern. Das hängt meiner Meinung nach von der öffentlichen Meinung ab. Die öffentliche Meinung bewegt sich bis zu einem gewissen Grad in diese Richtung, und wenn die künftige Regierung diesen Wind in den Segeln hat, dann ist ein Wandel möglich.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

    1. Und es tut große Zeichen, sodass es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen; 

      Ich weiß was, was du nicht siehst und das ist ? ….. Blödsinn….

      1. Zum Thema:

        Wenn Biden abgewählt wird, könnte Trump nicht wie Biden weitermachen, wie es bisher Biden tat. ! Trump will – und wird- mit den Großen spielen auf genau der Art und Weise, wie Putin es sich wünscht.

      2. „Ich weiß was, was du nicht siehst und das ist?… Blödsinn… „????
        Also ich werte deinen „Kommentar“ jetzt mal als der frühen Morgenstunde geschuldet, noch nicht ganz wach, oder. Ansonsten sage ich: ihh was bist du denn für ein kleiner arroganter Schnösel!

        Deine erste Zeile ist ein Zitat aus Offenbarung 13, und diese Feuer haben zB Lahaina vernichtet! Das hast du vermutlich nicht gesehen, „denkst“ naja Buschbrand halt, aber es war eine Art von Feuer, das gänzlich ohne Material brannte! Es gibt Aufnahmen von bläulichen Flammen vom Winde geweht, hatte ich auch hier verlinkt, Max Igan hatte die in einem seiner informativen Vids. Es sind nicht nur himmlische StarWars Laserkanonen, da ist noch mehr, schreibe ich nicht, verstehst du eh nicht!
        Ansonsten gilt im Allgemeinen und speziell für DICH!: ERST denken, Dann Schreiben!!!

  1. Darf ich mal zusammenfassen:
    Wenn Putin zu den Wahlen und innenpolitischen Themen schweigt, heißt es, er verweigert die Aussage, also ist an den russischen Einmischungrn was dran.
    Wenn er etwas sagt, nimmt man sich aus einer 2minütigen Antwort drei Worte, die beweisen sollen, dass er den Westen angreift und macht daraus einen verbissenen Angriff bzw. eine Verurteilung oder was auch immer Schlimmes. Selbst wenn er nur antwortet:“Der Bessere möge gewinnen“ drehen sie ihm einen Strick draus, indem sie die vier Worte zerlegen und wer weiß was hineininterpretieren. Es ist völlig klar, dass die Antwort von Putin völlig nebensächlich ist, weil nur Hinweise für Einmischungen gesucht werden. Siehe Berichterstattungen zur Europawahl. Da müssen Hunderttausende russische Agenten unterwegs sein, die natürlich nur die Unwahrheit schreiben, während unsere Medien, von der Leyen, Borrel, Macron, Scholz, Lindner, Strack-Zimmermann und Co. natürlich immer die Wahrheit sagen und das EU-Parlament – bis auf Orban und Fico – super-hyper-absolut-demokratischst ist.

  2. Wenn Trump dieses Mal gewinnen sollte und nicht vorher verurteilt und eingebuchtet wird, dann wird er aus seinen Fehlern gelernt haben!
    Es wird zu einer radikalen und durchdringenden „Reinigung“ der gesamten Verwaltung kommen wie seinerzeit 1933 ff in Deutschland. Es sollen bereits Listen von mehr als 50.000 Beamten und Einfluss Trägern geben, die dann alle systematisch gefeuert und durch Republikaner bzw Trumpisten ersetzt werden!
    Es ist fraglich, ob die USA diesen Aderlass in Sach- und Fach-Kunde überstehen werden!???
    Ich persönlich fürchte eher, dass es zu ähnlichen wenn nicht schlimmeren Verhältnissen wie unter einer deutschen Ampel-Regierung, die aus bildungsfernen Schichten besetzt wurde, kommen wird!
    Eine Auflösung der Union ist ggf nicht auszuschließen!
    So gesehen sind die Äußerungen Putins, der das auch weiß, sehr wohlwollend und eigentlich im Sinne allgemeiner Menschlichkeit, welche das Schlimmste gerne verhindern möchte
    P

    1. Leider hat Trump schon angekündigt, dass er Nikki Haley einen Posten geben wird.
      Wer Haley nicht kennt: Sie ist eine fanatische Kriegstreiberin, die republikanische Version von Killery Clinton.

      Trump hat entweder aus seiner ersten Amtszeit gar nichts gelernt, oder er will keine echte änderung. Ich vermute letzteres.

  3. Wenn man den Gedanken von Putin weiter spinnt, wird es richtig interessant. Putin sagt praktisch: egal wer in den USA gewinnt, interessant ist welche Interessengruppen sich durchsetzen. Am Beispiel Trump sieht man das nicht klar ist, was die beiden Parteien wollen. Amerika first war ja ein Spagat aus weiter Weltmacht, aber auch wirtschaftliche Veränderungen im Land. Zwangsweise wird vor Wahlen keine Partei sagen: Wir verzichten auf die Weltführerschaft um das Land zu retten.
    Was kann nun Russland und der Süden machen? Den bereits vorhandenen Druck auf die USA verstärken, das die neue oder alte Regierung sich entscheiden muss: Weiter so in den Abgrund oder neue US-Außenpolitik. Damit wird das wichtigste Treffen, das Treffen der BRICS in Kasan.

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