Lawrow im Interview

Lawrow im O-Ton über Russlands Hoffnungen in Donald Trump

Der russische Außenminister Lawrow wurde in einem Interview danach gefragt, wie Russland über eine erneute Präsidentschaft von Trump denkt. Lawrows Antwort zeigte, dass die russische Regierung in Sachen USA alle Illusionen verloren hat.

Der russische Außenminister Lawrow hat einem arabischen Fernsehsender ein einstündiges Interview gegeben, aus dem ich die interessantesten Fragen und Antworten übersetzen werde. In diesem Teil geht es um die Frage, welche Hoffnungen Russland mit einer Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus verbindet.

Beginn der Übersetzung:

Frage (aus dem Arabischen übersetzt): Manche sagen, dass die Welt es jetzt wirklich braucht, dass Donald Trump für vier Jahre ins Amt zurückkehrt. Das wäre im Interesse des Friedens.

Vor kurzem hat der russische Präsident Wladimir Putin einen Witz über die US-Wahl gemacht. Er sagte, Russland unterstütze Kamala Harris. Wie kalkuliert Russland seine Politik gegenüber dem künftigen Präsidenten und inwieweit wird sie sich ändern?

Sergej Lawrow: Der russische Präsident Putin hat einen Scherz gemacht. Er hat einen guten Sinn für Humor. Er macht in seinen Reden und Interviews immer wieder Scherze.

Ich sehe rein gar keinen Unterschied, weder im Hinblick auf den aktuellen Wahlkampf in den USA, noch für sehr lange Zeit auf künftige Wahlkämpfe, denn dort handelt der berüchtigte „tiefe Staat“.

US-Präsident Joe Biden ist körperlich in so einem Zustand, dass er schon lange nicht mehr in der Lage ist, das Land zu führen. Aber das Land dreht diese „Zahnräder“. Es setzt seinen militärischen Feldzug durch das ukrainische Regime und in anderen Teilen der Welt fort und blockiert weiterhin jede Resolution im UN-Sicherheitsrat, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen und im Westjordanland fordert. Die „Maschine“ läuft. Und sie ist darauf ausgerichtet, dass es nie einen Konkurrenten geben wird, der die amerikanische Vorherrschaft bedroht.

China wird von den Amerikanern jetzt als große Bedrohung dargestellt. Sie verhängen eine große Zahl von Sanktionen gegen China, wenn auch noch nicht so viele wie gegen Russland. Sie schneiden die Kanäle nach China für moderne Technologien ab, und bauen darauf, in China die Entwicklung dieses Sektors zu verlangsamen. China wird alle Technologien selbst entwickeln, aber es wird ein wenig länger dauern.

Und was machen die Westler jetzt mit den chinesischen Exporten, vor allem mit Elektroautos, Batterien für Elektroautos und anderen Waren? Sie verhängen 100 Prozent Zölle in Europa und sogar in den USA. Als der chinesische Präsident Xi Jinping Frankreich besuchte, flog Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, nach Paris und erklärte öffentlich, dass sie 100 Prozent Zölle auf chinesische Elektroautos erheben, weil die zu billig sind und die europäischen Hersteller darunter leiden. Wo ist der faire Wettbewerb, den der Westen als Kernprinzip propagiert hat? Wo ist die Unverletzlichkeit des Eigentums und vieles mehr? All das gehört der Vergangenheit an.

Ich mache mir keine Illusionen über den US-Präsidenten. Als Donald Trump Präsident war hat er mehrmals mit Präsident Putin gesprochen. Auch mich hat er ein paar Mal im Weißen Haus empfangen. Er war freundlich. Aber Sanktionen, auch ziemlich ernste, gegen Russland wurden unter Präsident Trump regelmäßig und konsequent verhängt.

Daraus haben wir den Schluss gezogen, dass wir uns auf uns selbst verlassen müssen. Wir werden uns in unserer Geschichte nie mehr darauf verlassen, dass im Weißen Haus oder in einer anderen westlichen Hauptstadt ein „netter Onkel“ auftaucht und alles für uns in Ordnung kommt.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Wir werden uns in unserer Geschichte nie mehr darauf verlassen, dass im Weißen Haus oder in einer anderen westlichen Hauptstadt ein „netter Onkel“ auftaucht und alles für uns in Ordnung kommt.

    Das trifft leider auch für uns Deutsche in der bRD zu, nur haben wir keine Regierung, die für unsere Interessen eintreten würde, wir also in einer weitaus schlimmeren Lage sind. Unsere Geschichte wird von den Siegern zurechtgelogen, unsere Kultur veramerikanisiert, die Bildung heruntergefahren, das Geld rausgeschmissen für die Welt.

    1. So sieht es aus und ein großer Teil der Bevölkerung checkt überhaupt nicht, was im besten Deutschland aller Zeiten alles so schief läuft.
      Eigentlich sind wir sowas von reif für die nächste Revolution, aber das ist bei weiten Teilen des Volkes noch nicht angekommen, es geht ganz vielen immer noch viel zu gut…

  2. Sind US-Wahlen so wichtig? Die Russen sind nicht einmal in der Lage, ihre Munitions-Depots zu schützen. Anstatt zuzuschlagen, verplempert Putin wertvolle Zeit, die der NATO zugute kommt!

    1. Du laberst dummes Zeug von der Wohnzimmercouch aus. Tut mir leid, hierzu etwas direkt werden zu müssen.

      Lamentiertest Du denn auch, als bspw. die USA ein Afghanistan Hals ohne Kopf verließen, nachdem sie über 20 Jahre lang ABERHUNDERTE MILLIARDEN US-Dollar in diese Sache gepumpt und wohl an die 1 Millionen Zivilisten direkt oder indirekt umgebracht hatten??

    1. Gerade haben Sie noch Kreml-Texte als „Langley“ bezeichnet. Und das ist keine Panne, Sie diskreditieren hier seit Monaten permanent die Wiedergabe von Texten der russischen Staatsführung als „US-Propaganda“. Aus Ihrer euroatlantischen Sichtweise ist „America First“ mindestens so gefährlich wie die Russen.

      Angenommen, die russische Regierung hat Präferenzen in der US-Wahl: Dann würde Lawrow sich auf jeden Fall bedeckt halten, weil alles andere „seinem“ Kandidaten schaden würde. Im übrigen kann es den Russen egal sein, sie müssen nehmen, wer da kommt.

      Und auch mit Harris würden die USA ziemlich sicher bald nach der Wahl aus dem Ukrainekrieg aussteigen. Für die Deutschen wäre der Krieg mit Trump nicht mehr fortsetzbar; Harris wäre konzilianter und würde uns bei der „Europäisierung“ unterstützen.

      „Europa – aber nicht die NATO – sollte Truppen in die Ukraine entsenden“

      — Foreign Affairs, April 22, 2024, Europe—but Not NATO—Should Send Troops to Ukraine
      https://archive.ph/9NuB3

      Warum wettern Sie gegen Trump, statt ihn beim Wort zu nehmen im Sinne sofortiger Beendigung jeder deutschen Kriegsbeteiligung? Glauben Sie, für Deutschland läßt sich da noch irgendwas erreichen außer Niederlage?

  3. Dennoch könnte noch „ein netter Onkel“ in einem entscheidenden westlichen Land auftauchen, um es zu führen! Es gibt auch hier kein „nur Schwarz“. Die Wahrscheinlichkeit mag sehr gering sein, ist aber NIE „null“.

    Der „nette Onkel“ könnte sich auch zunächst sehr geschickt verstellt haben, um überhaupt ans Ruder zu gelangen. In jedem Fall müßte er viele verläßliche Mitstreiter mitbringen, die loyal sind und vernünftig genug, um selbst eine „Wende“ hinzubekommen falls erforderlich und vom „Onkel“ gewünscht und gefordert.

  4. Der „nette Onkel“ könnte sich auch zunächst sehr geschickt verstellt haben, um überhaupt ans Ruder zu gelangen. In jedem Fall müßte er viele verläßliche Mitstreiter mitbringen, die loyal sind und vernünftig genug, um selbst eine „Wende“ hinzubekommen falls erforderlich und vom „Onkel“ gewünscht und gefordert.

    Darauf hoffe ich auch. Das kriminelle Gesindel kann doch nicht siegen!!!!

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