Mit einfachen Worten erklärt: Was ist die Nato und wen schützt sie eigentlich?

Eigentlich ist sehr einfach, zu verstehen, was der Sinn der Nato ist. Bei einer Recherche bin ich auf ein Zitat aus einer russischen Polit-Talkshow gestoßen, das das Prinzip sehr einfach erklärt. Ich würde mich freuen, wenn mir ein deutscher Transatlantiker die darin gestellten Fragen beantworten würde.

Die Kernfrage beim Verständnis der Nato ist, wer dort das Sagen hat. Aus der Antwort auf diese Frage ergibt sich auch die Antwort auf die Frage, wen die Nato schützt und wessen Interessen sie vertritt.

Die Nato bezeichnet sich als Verteidigungsbündnis. Derzeit „schützt“ sie uns vor Bedrohungen aus China (ich habe aber gar nichts davon gehört, dass China irgendein Land in Europa angreifen will) oder dem Nahen Osten (wobei aber alle derzeitigen Kriege dort, vor denen wir geschützt werden sollen) von Nato-Ländern selbst entfesselt und/oder befeuert wurden und werden. Und natürlich beschützt uns die Nato vor Russland.

Aber seien wir ehrlich: Ist ein Krieg mit Russland denkbar? Und wenn ja, was wird das für ein Krieg? Es wäre ein Atomkrieg, konventionelle Armeen, für die wir zwei Prozent des BIP ausgeben sollen, würden keine wichtige Rolle spielen.

Kann man sich gegen Atomraketen schützen? Ja, aber nur sehr bedingt. Die USA und die Sowjetunion haben sich gegenseitig im ABM-Vertrag gestattet, jeweils eine Region ihres Landes mit jeweils 100 Abwehrraketen zu schützen. Die Sowjetunion schützte Moskau, die USA einen wichtigen Militärkomplex in North Dakota. Wie wirkungsvoll dieser Schutz war oder ist, sei einmal dahingestellt.

Aber was ist mit Europa? Europa war im Falle eines Krieges mit der Sowjetunion – und ist heute im Falle eines Krieges mit Russland – als Schlachtfeld vorgesehen. Einen Schutz vor nuklearen Angriffen – wie wenig wirkungsvoll er auch sein möge – hatten die Europäer nie. Geschützt haben sich in der Nato nur die USA.

Diese Fakten hat der russische Moderator Solowjew 2019 in einfachen Worten auf den Punkt gebracht. Ich bin auf dieses Video nur durch Zufall gestoßen, ich habe in einer anderen Sache recherchiert. Aber ich fand diese einfachen Fragen, die im russischen Fernsehen (in diesem Video ab Minute 11 zu sehen) gestellt wurden, so entlarvend, dass ich sie übersetzt habe. Vielleicht kann mir ein „Nato-Versteher“ die Fragen ja mal beantworten.

Beginn der Übersetzung:

Der Nato-Block schreit rum, er sei ein Verteidigungsbündnis. Aber welches Land ist die einzige Atommacht der Welt, die in seinem militärischen Konzepten die Ideologie eines präventiven, nuklearen Angriffs festgeschrieben hat? Welches?

Russland? Nein.

Es ist das einzige Land der Welt, das diese Waffen schon eingesetzt hat. Und ich erinnere daran: Nicht gegen militärische Ziele in der Nähe der USA. Und ich erinnere daran: Das Land hat sich dafür nie entschuldigt.

Und die zweite Frage: In welchen Ländern gibt es tatsächlich Regionen, die gegen Raketenangriffe geschützt sind? In welchen Ländern gibt es das?

In Russland? Ja.

In den USA? Ja. Die USA haben da doch ihr hochkomplexes Verteidigungssystem.

Aber wie ist Europa vor Raketen geschützt? Wie ist Europa vor Raketen geschützt? Kann Europa sich realistisch gegen einen Raketenangriff verteidigen?

Wofür bezahlt Ihr dann den Amerikanern Geld? Damit die sich selbst verteidigen?

Ach ja, das ist natürlich eine unangemessene Frage. Ihr habt ja nicht das Recht, solche Fragen zu stellen.

Der Herr und Meister erlaubt das nicht.

Ende der Übersetzung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. „(ich habe aber gar nichts davon gehört, dass China irgendein Land in Europa angreifen will.)“ Thomas, es gab mal einen bösen Witz: Wird ein Pole gefragt, was sein liebster Wunsch sei. „Daß die Chinesen in Warschau einmarschieren und dann wieder abziehen.“ „Das macht doch keinen Sinn.“ „Doch, dafür müssen sie zweimal durch die Sowjetunion.“ Wobei natürlich die massiven Kollateralschäden mitgedacht waren. Eigentlich bräuchte China keine Atomwaffen, denn es wird aufgrund der Bevölkerungszahl weder zu erobern und erst recht nicht zu besetzen sein.
    Und noch ein böses Bonmot aus westdeutscher Zeit als man sich über die Möglichkeiten der russischen Militärüberlegenheit („russische Dampfwalze“) keinerlei Illusionen hingab und auch die NATO-Strategie eine Verteidigungslinie am Rhein errichten wollte: „Frankreich wird verteidigt bis zum letzten Deutschen.“

    1. HerrerasaurusRex: „Frankreich wird verteidigt bis zum letzten Deutschen.“

      Nicht nur Frankreich, Holland auch. Nach der BW gehörte ich 10 Jahre zur Alarmreserve und bekam jährlich eine neue Fahrkarte nach Bad Bentheim. ?

      Kein „Nato-Versteher“ wird diese Frage je beantworten wollen, schon allein deshalb, weil er die NATO ja versteht und voll hinter diesem Kriegsbündnis steht. Die Deutschen ändern sich offensichtlich nie.

      „Nie hat es eine Nation gegeben, welche den unmittelbaren Druck, den eine andere gegen sie ausübt, anders erwidert hat als mit Haß und Feindschaft. Nur wir haben diese Afterweisheit, diesen Narrenstolz, der sich einbildet, eine Krone zu tragen, während er eine Sklavenkette schleppt.“
      (Carl von Clausewitz)

  2. Das sind genau die richtigen Fragen. Warum heulen unsere Politiker wenn die Amerikaner ihre Truppen abziehen wollen? Wir können froh darüber sein. Wir bezahlen schließlich Milliarden jedes Jahr dafür. Und was haben wir davon? Wir sind durch die sogenannte Nukleare Teilhabe zum Erstangriffsziel geworden. Gäb es in Deutschland keine Atomwaffen, dann bräuchten wir uns auch keine Sorgen machen, dass es bei uns bei einem Vergeltungsschlag Atombomben regnet.
    Daran kann man auch wieder sehen, dass wir eine Propagandapresse haben. Es wird nicht einmal nachgefragt, warum wir die Atombomben der Amerikaner hier in Deutschland brauchen. Uns wird nur erzählt wie toll das doch ist, aber mit keinem Wort warum. Erklären kann man das nicht.

    1. Gäb es in Deutschland keine Atomwaffen, dann bräuchten wir uns auch keine Sorgen machen, dass es bei uns bei einem Vergeltungsschlag Atombomben regnet

      Sorry, das ist Quatsch. In Europa, respektive Deutschland muss es keine Atombomben regnen, um uns endgültig zu grillen, und Sorgen müssen wir uns dann auch keine mehr machen.

      Deutschland verstößt gegen den Atomwaffensperrvertrag, den es unterzeichnet hat, erstens durch die Atomare Teilhabe, zweitens dadurch, dass Deutsche Flieger mit Amerikanischen Atombomben bestückt werden sollen, wenn es so weit ist.
      Wenn es so weit ist, braucht man sich darüber dann auch keine Gedanken mehr zu machen, vielleicht bleibt noch die Zeit sich von seinen Lieben zu verabschieden. Etwas was den Regierenden Vollidioten in Berlin noch nicht bewusst zu sein scheint…

  3. „Wofür bezahlt Ihr dann den Amerikanern Geld? Damit die sich selbst verteidigen?

    Ach ja, das ist natürlich eine unangemessene Frage. Ihr habt ja nicht das Recht, solche Fragen zu stellen. “
    Diese ganze Diskussion über den Sinn und Zweck der NATO und den „Schutz“ der Amerikaner kann man nur als irrational bezeichnen. Ich mache ja immer gern die Probe aufs Exempel, damit ich auch sagen kann, ich habe die Fragen gestellt und keine Antworten bekommen. Man bekommt auch keine Antworten. Die Jugendoffiziere der Bundeswehr z. Bwerden ja so kompetent in „Sicherheitsfragen“ dargestellt. Deren „Kompetenz“ beschränkt sich allerdings auf ihre Standardfragen. Auf ihrem youtube-Kanal wollten sie mir schon das Wort verbieten und ich habe auch dem JO am hiesigen Standort mal Fragen per Email gestellt. Mehr als den Verweis ich solle doch zum Tag der BW in … kommen, hörte ich von diesem „kompetenten“ Mann nicht! Auch der verweigerte sämtliche Antworten auf Fragen, die das Treiben der NATO kritisch hinterfragten.

    1. Kutusow: „Auch der verweigerte sämtliche Antworten auf Fragen, die das Treiben der NATO kritisch hinterfragten.“

      Solche Fragen müssen doch in einem selbst Fragen auslösen. Wie leben solche Menschen, die einfach Antworten verweigern, ohne sich in Grund und Boden zu schämen? Was geht in so einem Gehirn vor? Beim besten Willen kann ich das nicht nachvollziehen.

      1. „Solche Fragen müssen doch in einem selbst Fragen auslösen. Wie leben solche Menschen, die einfach Antworten verweigern, ohne sich in Grund und Boden zu schämen?“ Diese Fragen und andere, nämlich, sehen die nicht, was die USA und die NATO überall für Kriegselend angerichtet haben, stelle ich mir bei solchen Leuten auch immer wieder.
        Ich kann dir die Frage auch nicht beantworten, was in deren Köpfen vorgeht? Ein Teil wird in der eigenen Welt leben, hat nie etwas anderes gehört und der dürfte schon ein Problem damit haben, den Sinn der Frage überhaupt zu verstehen. Da wird dann vermutlich einfach abgeblockt. Bei der BW dürfte der wohl auch Angst haben, etwas falsches zu sagen, was ihm hinterher zum Nachteil gereicht. Also sagt er nix und er hat ja einen ruhigen, gut bezahlten Posten.
        Nach einer Podiumsdiskussion habe ich mal einen dicken, sehr weltmännisch wirkenden Oberst der Bundeswehr gefragt, ob er denn sagen könne, wo und wann es denn die „blutige (russische) Intervention“ in der Ukraine gegeben habe. Der sah mich völlig entgeistert an, weil ihm noch niemand eine solche Frage gestellt hatte. Ich fragte weiter, wenn er so etwas behaupte, müsse er doch sagen können, wo und wann das gewesen sei und welche Quellen es dafür gebe. Wieder nur Stammelei. Ich sagte, schreiben Sie mir doch Ihre Quellen auf. Er werde das nicht tun, polterte er los. Ich sagte wieder, wenn er so etwas behaupte, müsse er doch auch Details wissen, worauf wieder nur Gestammel kam. Gab es die auf der Krim, fragte ich weiter, Ja, dort auch, war die Antwort, worauf ich entgegnete, davon wäre doch gar nichts bekannt. Doch, doch, war die Antwort. Na dann müssen sie doch Quellen nennen können, nein das brauche er nicht. Also gab es keine blutige Invasion, hakte ich nach. Doch, kam die Antwort, na wo und wann denn, wenn es die gegeben haben soll, müssen Sie doch das wissen! Er konnte einfach nichts sagen und ich grinste ihn schon hämisch an, was ihn noch weiter verärgerte! Die leben in ihrer eigenen Welt, erhalten nur solche Infos und glauben zum Schluss daran.

      2. Teil 2
        Hier mal eine Replik vom Staatssender MDR auf Putins Worte zum 2. WK. Ein Herr Prof. von Puttkamer und ein Prof. Rohdewald erklären uns, wie Putin die Geschichte umdeutet.
        https://www.mdr.de/zeitreise/putin-aufsatz-zweiter-weltkrieg-wissenschaft-experten-100.html

        Das ist ein ähnlicher Unsinn. Auch bei denen hat sich die antirussische Sicht so tief in die Schädelplatte eingebrannt, die können nicht mehr klar denken.
        Sie machen natürlich Stalin durch den Hitler-Stalin-Pakt mitverantwortlich für den dt. Überfall auf Polen. Neben vielem anderen Unfug kommen die beiden offensichtlich gar nicht auf die Idee, dass Stalin, diesen Vertrag aus Eigeninteresse abgeschlossen hat, denn Polen war ja nun alles andere als der Sowjetunion freundschaftlich zugetan und warum sollte Stalin deshalb die Interessen Polens berücksichtigen? Aber genau dies wird kritisiert, dass Stalin die polnischen Interessen nicht berücksichtigt hat! Auch die Frage, was die Deutschen mit den Juden im von der UdSSR besetzten damaligen Ostpolen gemacht hätten, wird gar nicht erst gestellt, gleichzeitig aber bemängelt, dass man in Russland der Shoa nicht ausreichend gedenke! Dass Briten und Franzosen ihren Part des Beistandspaktes mit Polen 1939 nicht erfüllten, wird nicht mal erwähnt, aber dennoch ist Stalin mitschuldig am Beginn des Krieges! Das ist ein derart hanebüchener Unsinn, den man als Professor doch selber erkennen müsste, aber nichts da! Dass sich die Polen an der Aufteilung der Tschechei beteiligten, wird nicht kritisiert, sondern so dargestellt, dass es über dieses Gebiet eben Streitigkeiten gab!
        Jeder, der Putins Einschätzungen mit den professoralen Abhandlungen vergleicht, stellt fest, dass es wirklich einfach nur hanebüchener Unsinn ist! Und dieser Unsinn wird Leuten wie diesen Jugendoffizieren vermittelt! Was, außer völlige Unkenntnis der Sachlage soll dabei herauskommen?

        1. Wird nicht erwähnt, dass 1. das Land, das Sie hier als Ost-Polen benennen, waren die von Polen besetzte west-russische Gebiete. Eingenommen, während in Russland Bürgerkrieg tobte (richtig gemein). 2. Hitler-Stalin-Pakt oder Molotov-Ribbentrop-Pakt gab es NIE. Es gab nur und ausschließlich der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt, GENAU gleicher wie deutsche-britische oder deutsch-französische Nichtangriffspakt.
          („Geheime Protokolle“ zum deutsch-russischen Nichtangriffspakt sind überhaupt eine freche Fälschung. Die hat bis jetzt niemand gesehen, als Original, meine ich)

  4. Thomas, das hast du ja selber geschrieben:

    „Unsere Zusammenarbeit in militärischen und Sicherheitsfragen war immer sehr eng und wird es auch bleiben“

    … sagte Haber auf einer virtuellen Veranstaltung des Think Tanks Council on Foreign Relations.

    „US-Truppen … sind nicht dazu da, Deutschland zu verteidigen. Sie sind da, um die transatlantische Sicherheit (Anm. von mir: US-amerikanische Wirtschafts-Interessen) zu verteidigen. … Sie sind auch da, um amerikanische Macht in Afrika, in Asien zu projizieren.“

  5. Leichte Antwort: Die Aufgabe der NATO ist, die USA zu schützen. Defensiv und offensiv.
    Galt, bis Russland die Hyperschallwaffen hatte, weil bis dahin jeder Konflikt in Europa, als weit vor der US-Grenze, ausgetragen werden konnte. Auch ein gedachter Atomkrieg.
    Ist jetzt anders, jetzt sind die USA erstmalig (!) im eigenen Land verwundbar, auch ohne Atom-Interkontinentalraketen mit 10 Min oder mehr Vorwarnzeit.
    Damit ist die NATO wieder auf dem Ursprungspunkt zurück, würde aber deren Finanzierung gefährden (wie auch die Idee einer europäischen Verteidigungsinstallation) .
    Sie wird sich auflösen, oder durch unüberlegte Handlungen selbst demontieren.

    Was bleibt: unser Vasallenstatus mit US-Stützpunkten auf ewig. Unser Tribut für den WK II.

    1. Im Grunde dürfte der Zweck der NATO auch weiterhin darin bestehen, was der erste NATO-Generalsekretär, ich glaube Lord Hastings hieß er, bei der Gründung gesagt hat: Die USA IN Europa halten, die Deutschen UNTEN halten und die Russen, die ja damals auch NATO-Mitglied werden wollten, draußen halten! Der Publizist A. Denisson sagte bei phoenix sinngemäß vor ein paar Jahren: Die USA sind vor 100 Jahren nach Europa gekommen, um Europa vor dem Hegemon Russland zu schützen. Ob Europa geschützt werden will oder muss, ob der „Hegemon Russland“ überhaupt Rest-Europa erobern will, danach wird gar nicht gefragt. Es wird einfach behauptet, wir „schützen“ Europa. Schutzmacht, so wurden früher die Kolonialmächte genannt. Und damit das auch so bleibt, können sich Jugendliche in den USA „bilden“ lassen, z.B. über den German-Marshall-Found und es gibt diverse „Thinktanks“, die wie die Atlantikbrücke oder die Atlantische Gesellschaft die US-Kollaborateure in bestimmten Positionen unterbringen!

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