Bloomberg: Russland kommt weit besser durch die wirtschaftliche Krise, als andere Länder

Ich habe vor kurzem berichtet, dass Russland demnächst Deutschland als Nummer 5 der weltgrößten Volkswirtschaften ablösen dürfte. Da im Westen immer noch das Narrativ des „armen Russland“ vorherrscht, waren viele Leser skeptisch, nun aber hat Bloomberg bestätigt, dass Russland weit besser durch die Corona-Krise kommt, als die meisten Staaten der Welt.

Vor einer Woche habe ich unter der Überschrift „Corona-Folgen – Übernimmt Russland 2020 von Deutschland Platz 5 der größten Volkswirtschaften der Welt?“ über das Thema berichtet. Russland kommt sehr viel besser mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise klar, als fast alle anderen Länder der Welt, weshalb Russland in 2020 oder 2021 Deutschland beim BIP nach KKP überholen dürfte, da die deutsche Wirtschaft derzeit sehr viel stärker einbricht, als die russische Wirtschaft.

Ironie am Rande: Russlands Wirtschaft wächst – trotz aller Sanktionen – seit Jahren schneller, als die deutsche Wirtschaft und dass Russland Deutschland bei der Wirtschaftsleistung überholen wird, war schon lange abzusehen. Darüber habe ich schon im Januar 2019 berichtet. Nun will Deutschland, das unter den Sanktionen mehr leiden dürfte, als Russland, wegen dem Fall Navalny sogar neue Sanktionen beschließen und es ist zu erwarten, dass diese Sanktionen Deutschland härter treffen dürften, als Russland. In Berlin scheint ein gewisser Masochismus um sich zu greifen.

Aber genug der Vorrede, kommen wir zu dem Blooberg-Artikel. Da er auf Englisch erschienen ist, habe ich ihn übersetzt. Beachten Sie auch meine Anmerkungen im Anschluss an die Übersetzung.

Beginn der Übersetzung:

Russlands Wirtschaft geht es in der Pandemie besser, als viele befürchtet haben

Obwohl Russland letzte Woche das vierte Land war, das mehr als eine Million Fälle von Covid-19 gemeldet hat, kommt seine Wirtschaft besser durch die Pandemie, als die meisten anderen großen Schwellenmärkte. Analysten sagen, dass sich der Ausblick noch verbessern könnte.

„Als die Pandemie ausbrach, war Russland in einer ziemlich guten Lage: niedrige Inflation, niedrige Arbeitslosigkeit, stabiler Bankensektor und riesige Reserven“, sagte Renaissance-Chefvolkswirtin Sofya Donets telefonisch aus Moskau. „Wenn es keine zusätzlichen Schocks gibt, wird es in diesem Jahr eine Welle von Verbesserungen der Prognosen für Russlands Wirtschaft geben.“

Renaissance gehört zu den Analysten mit den optimistischsten Schätzungen und prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang der russischen Wirtschaftsleistung von 3,3 Prozent und für das nächste Jahr eine Erholung um 3,8 Prozent. Selbst die aktuelle Bloomberg-Schätzung, die für dieses Jahr eine Schrumpfung von 4,8 Prozent zeigt, ist weniger als halb so hoch, wie seinerzeit die Schätzung der russischen Regierung, als das Virus aufkam.

Der Kreml preist die Erfolge bereits an und Maxim Oreschkin, der Wirtschaftsberater des Präsidenten, sagt, dass Schlüsselindikatoren, wie die Beschäftigung, im nächsten Jahr wieder auf das Vorkrisenniveau steigen werden. Russland wird sogar das lang ersehnte Ziel des Kremls erreichen, in diesem Jahr Platz fünf unter den Weltwirtschaften zu erreichen, gemessen an der Kaufkraftparität, so der Internationale Währungsfonds, der erwartet, dass Deutschland ab dem kommenden Jahr seine Position wieder einnehmen wird.

„Dank der Sanktionen seit 2014 ist Russland jetzt viel weniger von externen Kapitalflüssen abhängig, so dass die Schocks durch die Pandemie der Wirtschaft weniger geschadet haben“, sagte Elina Ribakova, stellvertretende Chefökonomin am Institute of International Finance in Washington.

Russlands Sektor der Dienstleistungs- und Kleinunternehmen, die besonders stark von dem Lockdown wegen des Virus betroffen sind, ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ klein.

Einige Ökonomen sehen eine schleppende Erholung, da die Regierung plant, ihre begrenzten Konjunkturimpulse zu beenden und den Haushalt im nächsten Jahr zu straffen. Die Staatliche Bank VEB sieht das Wachstum bis 2024 auf 3 Prozent begrenzt und damit unter dem globalen Durchschnitt.

Ende der Übersetzung

Man vergleiche diese Wirtschaftsmeldungen aus und über Russland einmal mit den Meldungen über Deutschland, wo von einer Erholung auf Vorkrisenniveau in 2021 noch nicht einmal die größten Optimisten träumen. Im Gegenteil wurde gerade die Dauer der Zahlung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate verlängert. Der Grund ist leicht zu erraten: In einem Jahr sind Bundestagswahlen und eine Arbeitslosigkeit von 15 bis 20 Prozent würde kaum für gute Wahlergebnisse sorgen.

Sie wundern sich, dass ich von Arbeitslosenzahlen von 15 bis 20 Prozent spreche? Das ist leider die faktische Arbeitslosenquote in Deutschland, denn die Arbeitslosigkeit ist auf 6 Prozent gestiegen und es gibt 9 bis 10 Millionen Kurzarbeiter, die de facto ebenfalls arbeitslos sind. Das entspricht noch einmal ca. 15 Prozent, zusammen genommen hat Deutschland also derzeit eine Arbeitslosenquote von ca. 20 Prozent, nur bemerken wir die Zahl nicht, weil die meisten Betroffenen in der Kurzarbeiterstatistik „geparkt“ sind und nicht als Arbeitslose geführt werden.

Selbst wenn die Wirtschaft wieder anspringt, dürfte die Arbeitslosenquote in Deutschland zum Wahltag im nächsten Jahr bei weit über 10, wahrscheinlich sogar bei 15 Prozent liegen. Das will die Regierung verhindern, daher wurde das Kurzarbeitergeld um 12 Monate verlängert. Was der Bevölkerung als soziale Maßnahme verkauft wurde – die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes -, ist nichts weiter, als Wählerbetrug.

Da das aber die wenigsten verstehen, darf sich die Regierung trotz der Corona-Krise mit niedrigen Arbeitslosenzahlen brüsten und Merkel darf weiterhin sagen (bitte klicken Sie auf das Video!):

diese bundesregierung ist die erfolgreichste........ finde ich nicht frau #merkel
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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