bento fragt „Sind Einwanderer krimineller als Deutsche?“ und drückt sich dann um die Antwort

Die Frage, ob Migranten in Deutschland in Sachen Kriminalität ein Problem darstellen, wird ja immer wieder heftig diskutiert. Dabei ist die Sache bei einem Blick in die Kriminalstatistik ganz eindeutig. Die Antwort ist „ja“. Aber unsere deutschen Medien versuchen, von dieser einfachen Tatsache abzulenken. Heute habe ich dafür ein besonders eindrückliches Beispiel gefunden, an dem man die Methoden, mit denen dies getan wird, anschaulich aufzeigen kann.
 
Zunächst kurz zu den nackten Fakten. In Deutschland leben es 10,9% Ausländer, die in der Kriminalstatistik als „nicht-deutsche“ bezeichnet werden. Es handelt sich dabei nicht um Deutsche mit Migrationshintergrund, sondern um Ausländer, die in Deutschland leben.
 
Diese 10,9% machten jedoch 34% der Tatverdächtigen aus, man sieht also sofort, dass die Kriminalität bei ihnen höher ist, als bei den Menschen mit deutschen Pass.
 
Da die Kriminalstatistik die Kriminalität der Flüchtlinge, die 2015 und in den folgenden Jahren ins Land gekommen sind, nicht gesondert ausweist, muss man sich mit anderen Vergleichen behelfen. In den Jahren 2003 bis 2011 lag der Anteil der „nicht-deutschen“ Tatverdächtigen stabil bei 21-22%, also immer noch weit höher, als man es bei ihrem Anteil an der Bevölkerung, der damals bei unter 9% lag, annehmen sollte. Von 2012 bis 2014 stieg dieser Anteil auf 28%. Und im Jahr 2015, dem Jahr von Merkels Einladung an die Flüchtlinge, schoss er auf über 38% in die Höhe. Daran kann man leicht absehen, dass mit ihnen eine stark erhöhte Kriminalität eingewandert ist.
 
Das sind die nackten Zahlen und es kann nicht als „rechts“ bezeichnet werden, nackte Zahlen zu nennen oder sich auf die offizielle deutsche Kriminalstatistik zu berufen.
 
Bei einer so eindeutigen Faktenlage ist es interessant zu sehen, wie die Medien nun versuchen, davon abzulenken. Ich fand heute einen Artikel bei bento, dass ist ein Ableger des Spiegel, der versucht jugendlich herüberzukommen und ein junges Publikum anzusprechen. Die Überschrift lautet: „Sind Einwanderer krimineller als Deutsche?
 
Den Artikel könnte man also kurz halten und einfach schreiben: „Ja“.
 
Aber der Artikel soll ja gerade trotzdem irgendwie möglichst das Gegenteil suggerieren. Interessant ist, wie das angestellt wird.
 
Um von den nackten und eindeutigen Zahlen abzulenken, beruft sich bento lieber auf Studien und Gutachten, als auf die Kriminalstatistik. Zum ersten Gutachten, dass bento behandelt, kann man lesen: „Anfang 2018 hat eine Studie zur Flüchtlingskriminalität in Niedersachsen für viele Diskussionen gesorgt. Der Kriminologe Christian Pfeiffer zeigte mit der Untersuchung, dass Asylsuchende, die keine Chance auf ein Bleiberecht hatten, eher kriminell wurden. Dabei gab es große Unterschiede zwischen den Herkunftsländern: Nordafrikaner waren häufiger unter den Tatverdächtigen als Syrer, Iraker oder Afghanen.
 
Das Gutachten selbst ist interessant und umfasst 103 Seiten. Da zitiert bento lieber nur das, was in seine politische Linie passt. Leider kam Professor Pfeiffer jedoch zu etwas anderen Schlussfolgerungen, als man in dem bento-Artikel lesen kann. Als das Gutachten Anfang 2018 veröffentlicht wurde, hat der Spiegel darüber geschrieben und dort konnte man lesen, dass Pfeiffer sich im Ergebnis seines Gutachtens für konsequente Abschiebungen von Menschen einsetzt, die keine Chance auf ein Bleiberecht haben und außerdem auch noch für eine konsequente Sicherung der EU-Grenzen: „Pfeiffer kritisiert die politische Entscheidung, Menschen aus Nordafrika nicht als Asylbewerber anzuerkennen, nicht. „Wir können nicht das Land sein, das mühselig alle Beladenen aufnimmt.“ (…) Abgewiesene Asylsuchende sollten mehr Unterstützung in ihren Heimatländern bekommen, so der Kriminologe im ZDF. Dafür solle der Staat mit mehr Geld Projekte vor Ort finanzieren. Solche Programme seien aber nur sinnvoll, wenn es gelinge, die Grenzen zu sichern. „Es ist mühsam, sie alle reinzulassen und dann wieder in einem Rückkehrverfahren in ihre Heimat zu bringen. Also ist das ganze Rückkehrprogramm abhängig davon, ob es der EU gelingt, die Außengrenzen sicherer zu machen.“
 
Davon steht bei bento allerdings nichts.
 
Dann kommt bento zur Kriminalstatistik und schreibt: „Die Polizeiliche Kriminalstatistik, die im Mai 2018 veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Kriminalität von Zuwanderern deutschlandweit weiter stark zurückgegangen ist – genau wie die Kriminalität im Allgemeinen. Der Anteil von Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sank von 2016 auf 2017 von 40,4 auf 34,8 Prozent.
 
Das stimmt, die Kriminalität ist von 2016 auf 2017 tatsächlich zurückgegangen, was bento aber verschweigt ist, dass sie bei den „nicht-deutschen“ vorher von 28% in 2014 auf 38% in 2015 in die Höhe geschossen ist. Sie liegt also mit 34,8% immer noch weit höher, als vor der Masseneinwanderung von 2015. Nur sagt bento das seinen Lesern nicht. Und bei bento kann man auch nicht lesen, dass die „nicht-deutschen“ nur 10,9% der Bevölkerung in Deutschland ausmachen, aber eben 34,8% der Tatverdächtigen.
 
Und dann kommt bento zum Unterschied zwischen Tatverdächtigen und verurteilten Tätern: „So bald es nicht mehr um Tatverdächtige geht, sondern um verurteilte Täter, ändert sich das Verhältnis noch einmal: Im Jahr 2016 kam es in Deutschland zu 737 873 Verurteilungen wegen Straftaten. 506 311 dieser Verurteilungen entfielen auf Deutsche (68,6 Prozent), 231 562 der Verurteilungen entfielen auf Ausländer (31,4 Prozent).
 
Ich verstehe nicht, wo bento hier eine Veränderung des Verhältnisses ausmachen möchte, wenn der Unterschied gerade einmal bei 3% liegt zwischen Tatverdächtigen (34,8%) und Verurteilten (31,4%).
 
Aber das ist gar nicht so wichtig, denn hier vergleicht bento ohnehin Äpfel mit Birnen, denn wir wissen alle, dass die Justiz in Deutschland langsam ist und es sehr lange dauern kann bis es zu einer rechtskräftigen Verurteilung kommt. Wenn bento also hier die Zahl der 2016 rechtskräftig Verurteilten anführt, dann dürfte es sich zum größten Teil um Menschen handeln, die für Taten vor Gericht standen, die vor 2016 stattgefunden haben. Also mindestens ein Teil der hier erfassten Taten ist vor der Masseneinwanderung geschehen und spiegelt damit nicht die heutigen Proportionen innerhalb der Bevölkerung in Deutschland wider. Und diese Zahl unterschwellig mit den Tatverdächtigen von 2017 zu vergleichen ist daher schlicht unzulässig und führt zu einem falschen Ergebnis.
 
Aber selbst wenn wir das einmal außer acht lassen, dann wären es trotzdem noch 31,4% verurteilter Ausländer, während der Ausländeranteil bei 10,9% liegt. Also immer noch eine klare Bestätigung, dass Ausländer in Deutschland öfter kriminell werden, als Deutsche.
 
Um nun davon abzulenken, beginnt bento über Studien zu schreiben: „Zunächst gibt es ein prinzipielles Problem bei vielen Statistiken: Es handelt sich oft um Tatverdächtige, nicht um gerichtlich verurteilte Täter. Natürlich könnte es sein, dass hier (verkappter) Rassismus eine Rolle spielt – wir wissen nicht, ob ausländische Menschen einfach öfter verdächtigt werden.
 
bento muss seine Leser für etwas dumm halten, denn bento selbst hatte ja vorher eingestanden, dass der Anteil der Verurteilten sehr hoch ist, es ging doch schon gar nicht mehr um Tatverdächtige. Aber was bento natürlich nicht erwähnt hat ist, dass es bei 31% verurteilten Ausländern nur 10% Ausländer in Deutschland gibt. Dieses Missverhältnis findet man im ganzen Artikel nicht, dabei ist damit die Frage aus der Überschrift beantwortet. Zur Erinnerung: Die Überschrift lautete: „Sind Einwanderer krimineller als Deutsche?“
 
Danach verwirrt bento seinen Leser mit weiteren Studien, die sich mit der Frage beschäftigen, wie die Lebensumstände und die Chance auf Bleiberecht sich wohl auswirken könnten, das mögen alles akademisch interessante Fragen sein, aber sie lenken von der Frage in der Überschrift nur ab.
 
Am Schluss zieht bento ein Fazit: „Die Antwort ist, mal wieder, weder eindeutig noch eindimensional oder einfach. Was wir festhalten können: junge Männer begehen die meisten Straftaten – und unter Flüchtlingen in Deutschland sind viele junge Männer. Aber auch bei jungen Männern ist Kriminalität natürlich keine Selbstverständlichkeit. Es kommt auf die Umstände, in denen jemand lebt, auf die Chancen, diese zu verbessern – und den Willen, diese zu ergreifen.
 
bento druckst wortreich herum und weicht der Antwort auf die in der Überschrift selbst gestellte Frage bis zum Schluss aus. Dabei ist die Antwort wie gesehen ganz einfach.
 
Man kann einem Problem nicht begegnen, indem man es ignoriert. Es ist peinlich, dass die deutschen „kritischen Medien“ nicht einmal mehr Probleme beim Namen nennen. Man kann daraus ja unterschiedliche Schlüsse ziehen, aber verheimlichen oder vertuschen oder den Leser mit vielen leeren Worten vom Thema ablenken, ist sicher keine Lösung, die auf Dauer funktioniert.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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