Kolonialherrschaft

Frankreich versucht, seine Kolonie Neukaledonien mit Gewalt unter Kontrolle zu halten

In Neukaledonien, einer der verbliebenen Kolonien Frankreichs, haben sich die Ureinwohner gegen die Kolonialherren erhoben, weil Frankreich die Verdrängung der Ureinwohner als Wahlberechtigte erweitern wollte, um seine Macht auf der Inselgruppe zu festigen.

Neukaledonien ist eine pazifische Inselgruppe und eine der verbliebenen Kolonien Frankreichs. Für Frankreich sind die Inseln am anderen Ende der Welt aus mehreren Gründen wichtig, denn erstens gibt es dort die viertgrößten Nickelvorkommen der Welt und zweitens sind die Inseln als Marinebasis im Pazifik wichtig. Für Neukaledonien gilt daher das gleiche, wie für alle Kolonien der Geschichte: Die Kolonialmacht will sie nicht in die Unabhängigkeit entlassen.

Auf Neukaledonien gab es seit 2018 drei Referenden, bei denen sich die Wahlberechtigten mehr oder weniger knapp für den Verbleib als Kolonie unter französischer Herrschaft ausgesprochen haben. Allerdings stellen die Ureinwohner, die Kanaken, nur 41 Prozent der Bevölkerung, den Rest machen französische Einwanderer aus, deren Vorfahren teilweise schon vor Jahrhunderten als Kolonisten eingewandert sind und die Inseln de facto beherrscht haben.

Kolonialismus bedeutete immer Ausbeutung und Unterdrückung. Bildung, wirtschaftlicher Wohlstand und die zum Machterhalt nötigen Positionen gingen in Kolonien immer an die Kolonialisten, das ist nun einmal die rassistische Grundlage des Kolonialismus. Entsprechend leben die Ureinwohner Neukaledoniens in Armut, während die Nachfahren der Kolonisten wohlhabender und gebildeter, und die auf den Inseln Herrschenden sind.

Um Frankreichs Stellung als Kolonialmacht zu sichern, haben die Unterstützer der Fortsetzung der Kolonialherrschaft ein Gesetz eingebracht, das die Wählerschaft der Inseln noch pro-französischer machen soll, indem auch alle Zuwanderer aus Frankreich, die seit mindestens zehn Jahren in Neukaledonien leben, das Wahlrecht bekommen. Damit wäre das Schicksal weiterer Referenden für eine Unabhängigkeit der Kolonie besiegelt.

Das Beispiel Neukaledonien zeigt ein weiteres Mal die Verlogenheit des Westens, der offiziell überall herumläuft und die Kolonialzeit inklusive der Unterjochung ganzer Kontinente und deren Bevölkerungen verdammt, aber andererseits mit Klauen und Zähnen gegen Unabhängigkeitsbestrebungen seiner verbliebenen Kolonien vorgeht.

Nun ist der französische Präsident zu einem Blitzbesuch um die halbe Welt geflogen und hat, eine klare Geste des Machtanspruchs, den Innen- und den Verteidigungsminister mitgenommen, um in Neukaledonien zu demonstrieren, dass das französische Militär und die französische Polizei gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen vorgehen werden. Zuvor hatte Paris bereits in aller Eile zusätzliche Sicherheitskräfte nach Neukaledonien bringen lassen.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat eine Zusammenfassung der Lage veröffentlicht, die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Neukaledonien: Wird Macron die rebellische Provinz befrieden?

Dmitri Gorochow, TASS-Korrespondent in Frankreich, über die Unruhen in der von Paris am weitesten entfernten Region und die Reaktion der französischen Regierung

Heute, am 23. Mai, ist der französische Präsident Emmanuel Macron in Neukaledonien, der von Paris am weitesten entfernten Region Frankreichs, eingetroffen. Um die 16.000 Kilometer nach Nouméa, der Hauptstadt des französischen Überseegebiets im Südwesten des Pazifiks, zu überwinden, benötigte er 22 Flugstunden. Die Entscheidung des Präsidenten, sich auf die Inselgruppe zu begeben, kam für viele in Paris überraschend, obwohl die Unruhen in Neukaledonien bereits am 13. Mai ausgebrochen waren.

Ein umstrittenes Projekt

Der Zankapfel ist ein Projekt zur Verfassungsreform, mit dem die Wählerschaft des französischen Überseeterritoriums erweitert werden sollte. Die Reform sollte die vor einem Vierteljahrhundert durch das Abkommen von Nouméa geschaffene Ordnung umstoßen. Dieser Pakt aus dem Jahr 1998 zwischen Befürwortern und Gegnern der Unabhängigkeit (unter Beteiligung der französischen Regierung) verlieh dem Archipel eine weitreichende Autonomie und garantierte den Neukaledoniern und ihren Nachkommen das ausschließliche Wahlrecht bei den Wahlen in der Provinz.

Die Reform gibt jedoch allen Einwohnern des Archipels, die seit mehr als zehn Jahren dort lebten, das Wahlrecht, wogegen sich die Organisationen der Ureinwohner aussprechen. Sie sahen in der Reform den Wunsch der Regierung, den Einfluss der 111.000 Kanaken (die Ureinwohner) auf das Schicksal des Archipels einzuschränken und Ausländern – Europäern und Polynesiern – das Wahlrecht zu geben.

Auf der Inselgruppe wurden bereits drei Referenden über die Selbstbestimmung des französischen Überseegebiets abgehalten. Alle drei Referenden, auch das letzte im Jahr 2021, endeten zugunsten von Paris. Ein Wechsel in der Wählerschaft könnte jedoch eine zusätzliche Garantie für den weiteren Einfluss Frankreichs in Neukaledonien sein.

Darum verursachen die seit zwei Wochen andauernden Unruhen der westlichen Regierung zunehmend Kopfschmerzen. Der Kongress von Neukaledonien, das Provinzparlament, hat die Rücknahme des Gesetzentwurfs zur Erweiterung des Wahlgebiets gefordert. Sonia Bacques, die Leiterin der Südprovinz und gebürtige Neukaledonierin, die sich für einen bedingungslosen Verbleib des Archipels bei Frankreich ausspricht, hat den Kongress für unrechtmäßig erklärt.

Nouméa ist ein wichtiger Stützpunkt für die französische Pazifikflotte. Die Inselgruppe ist außerdem einer der größten Nickellieferanten. Die Straßenproteste haben der Wirtschaft der Insel enormen Schaden zugefügt, der heute auf eine Milliarde Euro geschätzt wird. 200 Geschäfte wurden von Randalierern vollständig zerstört. Die Bürgermeisterin von Nouméa, Sonia Lagarde, erklärte, dass in einem der Stadtviertel nur eine von fünf Schulen erhalten blieb, während die übrigen niedergebrannt wurden.

Verschärft wird das Bild durch die großen Waffenbestände in den Händen einer Bevölkerung, die traditionell auf die Jagd geht. Auf dem Höhepunkt der Unruhen in Neukaledonien erinnerte der Vorsitzende der republikanischen Fraktion im französischen Senat, Bruno Retailleau, daran, dass die Bevölkerung des Archipels, die insgesamt 270.000 Menschen zählt, etwa 100.000 Waffen besitzt. Nach Angaben der örtlichen Verwaltung sind 64.000 Waffen registriert (also in legalem Besitz), aber etwa die gleiche Anzahl ist illegal im Umlauf. Somit sind mindestens 30 Prozent der Einwohner des Archipels bewaffnet.

Die Hausaufgabe des Präsidenten

Wie wird sich der Besuch des französischen Präsidenten auf die Situation auswirken, wird er sie beruhigen oder im Gegenteil noch verschärfen? Um Erfolg zu haben, müssen die Befürworter der Unabhängigkeit unbedingt in Verhandlungen eintreten. Der Vorsitzende der Bürgermeistervereinigung der Insel, Pascal Vittori, ist der Ansicht, dass der französische Präsident ein düsteres Bild erwartet. „Auch wenn sich die Situation verbessert hat (seit dem 15. Mai herrscht auf der Inselgruppe eine Ausgangssperre), gibt es Bereiche, die sich jeglicher Kontrolle entziehen“, schätzt er die Lage ein.

Ist der Präsident zu früh nach Nouméa gereist? Die Antwort auf diese Frage wird erst man am Ende des Besuchs geben können, der, wie bereits erwähnt, nur einen Tag dauern wird (auch wenn es jetzt keine Gewissheit über diese kurze Zeit gibt). Nach Angaben aus dem Umfeld des Präsidenten hatte Macron, der auf seiner Blitzreise von Innenminister Gerald Darmanin und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu begleitet wird, nicht vor, länger in Nouméa zu bleiben, um die Gendarmerie und die Polizei, die für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung zuständig sind, nicht mit der Gewährleistung seiner Sicherheit abzulenken. Das Innenministerium hat bereits zusätzliche Truppen nach Neukaledonien entsandt, während sie in Paris, das sich auf die Olympischen Spiele vorbereitet, sowie in der Normandie, wo die Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Landungsoperation der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs bevorstehen, dringend benötigt werden.

Ein weiteres Anliegen der Regierung ist es, die Touristen aus Neukaledonien herauszuholen. Die Inselgruppe im Pazifik verdankt ihren Namen, den sie im Zeitalter der Entdeckungen erhielt, Schottland. Kaledonien ist der alte Name des Geburtsortes des Golfsports, und der Seefahrer James Cook beschloss, das neue Gebiet so zu nennen. Heute zieht der Archipel Reisende an: Mehr als 3.000 Menschen, darunter auch einige aus Australien, halten sich derzeit auf der Insel auf, wo die Lebensmittel immer knapper werden, nachdem Randalierer Geschäfte ausgeplündert haben.

Vom Ergebnis des Besuchs Macrons hängt es ab, ob der Kongress in Versailles eine außerordentliche Sitzung der beiden Kammern des Parlaments einberufen wird, dem Unterhaus, der Nationalversammlung, und des Oberhauses, des Senats. Dieses Verfahren ist in der Verfassungsreform vorgesehen. Im Anschluss an seine Treffen in Neukaledonien will sich der Präsident zu den Wiederaufbauplänen und dem politischen Projekt äußern und dabei auch die Termine für das Treffen in Versailles bestätigen. Zuvor hatte der Präsident die Arbeiten zur Erweiterung der Wählerschaft mit Blick auf die Ende des Jahres in Neukaledonien stattfindenden Provinzwahlen auf „Ende Juni“ begrenzt. Der Präsident bereitet sich darauf vor, das französische Parlament einzuberufen, falls die politischen Kräfte des Archipels nicht von sich aus zu einer Einigung kommen.

Die Bürgermeisterin von Nouméa, Sonia Lagarde, forderte den Präsidenten auf, das Projekt der Verfassungsreform zu verschieben. „Eine Pause ist notwendig“, betonte sie.

Nach Nouméa geht’s nach Berlin

Es gibt einen weiteren Grund, der Macron ermutigt, nicht in Neukaledonien zu verweilen. Wegen seines Blitzbesuchs auf dem pazifischen Archipel ist sein seit langem geplanter Staatsbesuch in Deutschland, wohin er am kommenden Sonntag, dem 26. Mai, abreisen soll, in Gefahr. Die Verschiebung dieses Besuchs würde Paris einen unerwünschten diplomatischen Zwischenfall in den Beziehungen zu Berlin bescheren. Das Problem ist, dass Macron im vergangenen Sommer wegen der Unruhen in den Pariser Vorstädten bereits einen Besuch in Deutschland abgesagt hat.

Der französische Präsident wird in der deutschen Hauptstadt ein schwieriges Treffen mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz haben. Die Unstimmigkeiten zwischen Paris und Berlin sind zahlreich, wie die Zeitung Le Canard enchaîné berichtet. Sie betreffen die Haushaltspolitik, den Strommarkt, die Verteidigung und den Ukraine-Konflikt. Der Zeitung zufolge gibt es viele Themen, die Widersprüche zwischen den beiden Ländern hervorrufen, auch wenn es als gute Praxis gilt, diese bei Staatsbesuchen, die im diplomatischen Protokoll den höchsten Stellenwert haben, nicht zu sehr zu vertiefen. Der letzte Staatsbesuch in Berlin fand im Jahr 2000 statt, als Frankreich noch von Jacques Chirac regiert wurde.

In seinen ersten Stunden in Nouméa hat Macron es anscheinend nicht geschafft, seinen ursprünglichen Plan, Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit des Archipels an einen Tisch zu bringen, umzusetzen. Der Präsident musste getrennt mit ihnen sprechen (zunächst mit den „Loyalisten“, dann mit den Führern der Unabhängigkeitsbewegung), da die Parteien noch nicht bereit sind, miteinander zu verhandeln. Der französische Präsident erklärte, er hoffe auf „die baldige Wiederherstellung von Frieden, Ruhe und Sicherheit“. Die Bemerkung des Präsidenten, dass „Befriedung keinen Rückschritt“ bedeute, hat verschiedene Interpretationen hervorgerufen. Die meisten Kommentatoren neigen jedoch zu der Ansicht, dass die Hoffnung auf eine Revision des Referendums auf der Insel, bei dem sich eine Mehrheit der Wähler für die Beibehaltung der Beziehungen zu Frankreich ausgesprochen hatte, unbegründet ist. Macron fügte jedoch hinzu, dass es nach dem Besuch noch „Entscheidungen und Ankündigungen“ geben werde.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

28 Antworten

  1. Ja was Fr da abzieht ist schäbig und weiterhin Kolonialpoltik. Es ist leider so das die derzeitige Politik weiterhin auf Gewalt setzt und keine Lehren aus dem Rauswurf aus ein paar afrikanischen Staaten gezogen hat.
    Frankreich versucht weiter zu knechten, statt diese Kolonien in Eigenständigkeit zu entlassen und mit kluger Politik als Verbündete zu gewinnen.

    1. Sie bringen die Fehler Frankreichs, des Wertewestens und der USA auf den Punkt. Wer nicht gewinnen kann, sollte aus Eigeninteresse kooperieren und profitieren statt durch Konfrontation alle zu Verlierern zu machen, einschließlich sich selbst.

  2. Da wird woke über die Bezeichnung von Ureinwohnern gestritten, doch der real existierende Kolonialismus geduldet bzw. ignoriert. Das ist an Heuchelei nicht zu überbieten und macht den woken Unsinn somit völlig wertlos.

    1. Moch schon. Weil: eine Entzweiung mit Frankreich zum Nächsten Krieg in Europa führt. Aber wenn man bei Verdun Glückseligkeit findet….
      Historisch sind wir ein Volk. Ausser Später…

  3. Und im Hintergrund lauert die alte Vettel le Pen mit einem Messer zwischen den Zähnen, in der Hoffnung, dem gallischen Hähnchen die gleiche Behandlung zukommen zu lassen wie schon ihrem Vater.

    Und mit der Unabhängigkeit ist das ein ganz eigenes Problem – es kann gut gehen, muss aber nicht.

    Beispiel Haiti : Nach der Unabhängigkeit hab es einen Massenmord an allen Weißen – keiner hat überlebt, ausgenommen ein paar Soldaten, die nicht im Getümmel waren.

    Die Wirtschaft hat auch nicht überlebt – bis heute frisst Haiti die milden Gaben anderer Nationen.

    Ahnlich ging es Liberia, das die USA gekauft und ihren ehemaligen Sklaven geschenkt hatten. Die führten dort als Erstes die Apartheid und die Sklaverei für die dort lebenden Ureinwohner ein.

    Tja – alles nicht so einfach.

    Vielleicht können die Russen ja die französischen Einrichtungen übernehmen.

  4. Typisch: Russland muss „entkolonialisiert“ (also aufgespalten) werden, aber die Tatsache, dass Frankreich echte Kolonien besitzt und deren Ureinwohner unterdrückt, ist überhaupt kein Problem.

    1. Richtig!… überhaupt kein Problem.

      Nicht nur bei Frankreich und nicht nur wenn es um Kolonien geht sondern ganz generell!

      Oliver Stone – South of the Border

      Die einen sollen sich in Wahlen eingemischt haben. Geht garnicht
      Die anderen machen das ganz offen – Super, sind ja die „Guten“!
      Rebellen, „Freiheitskämpfer, „moderate“Rebellen, Regierungsputsche, Stürze…
      NGO – Finanzierhumgsgesetze: Die einen haben sie „huii“ die anderen wollen sie – ganz dickes „pfui“. Da kann man schon mal mit Sanktionen drohen!
      Volksentscheide. Die einen haben sie – Huiii. Die anderen haben sie auch – pfuiii! Noch andere haben sie nicht – auch Huiii, manchmal pfuiii… Wie es eben in den Kram passt!
      Militäreinrichtungen in anderen Ländern, auf der ganzen Welt!
      Wer geht mit wem welches Büdniss ein – da kann man sich ganz schnell in die Nesseln setzen. Auch wenn man ein noch so „souveränes Land“ ist.

      „Gut“ & Akzeptabel ist immer, IMMER, wenn es dem „Wertewesten“ direkt nutzt.

  5. Lieber Herr Röper, mir leuchtet natürlich ein, weshalb Russland die Kolonialismuskarte spielt, jedoch kann ich Ihr pauschales Urteil („Kolonialismus bedeutete immer Ausbeutung und Unterdrückung“) nicht teilen.

    Für Deutschland waren die Kolonien ein Verlustgeschäft, und „unterdrückt“ wurden solch possierliche Traditionen wie ständige Stammeskriege, Sklavenhandel und Kannibalismus.

    Mir ist bewusst, wie knapp Ihre Zeit ist, und profitiere von diesem Zeitmangel ja durch die stets interessante Lektüre Ihrer Webseite; da das Thema Kolonialisums aus eingangs angeschnittenem Grunde hier aber noch häufiger zur Sprache kommen dürfte, möchte ich dennoch anregen, bspw. zu Bruce Gilleys Buch „Verteidigung des deutschen Kolonialismus“ zu greifen oder als Einstieg zunächst etwa diesbezügliche Einträge Michael Klonovskys in seinen Acta diurna zu lesen, wie z.B. diesen (der Bezug zu unseren Kolonien folgt erst später im Text):

    https://www.klonovsky.de/2022/07/der-kolonialismus-war-besser-als-sein-ruf/

    Auszüge:

    „Zunächst einmal trafen die Kolonialisten in Afrika auf eine Welt aus Gesetzlosigkeit, Willkür, Stammeskriegen, Leibeigenschaft und Sklavenhandel. Bei jenen Stämmen oder Ethnien, die unter diesen Zuständen litten, waren sie deshalb oft willkommen. Im Togoland einten die Deutschen ein Gebiet, das 200 Jahre lang von Kriegen und Konflikten zerrissen worden war. In Deutsch-Südwestafrika fanden die Missionare, Händler und Siedler, „ein Land vor, das”, so der kanadische Historiker Bruce Gilley, „in jeder Beziehung gesetzlos und gewalttätig war. Die unterschiedlichen Volksgruppen lebten hier in fließenden Gebieten ohne klar umrissene Grenzen. Das heutige Namibia war lange vor der Ankunft der Deutschen ein gefährlicher Ort voller Rinderdiebe, Sklaventreiber und Krieg.” Der Historiker verweist auf das Massaker der Nama an den Herero am 23. August 1850, vollzogen an einem Ort, der heute noch „Mordkuppe” heißt.“

    „Die deutschen Kolonisatoren erschlossen Land, bauten Straßen, Bahnlinien, Häfen, Krankenhäuser und Schulen, errichteten stabile Verwaltungen und bildeten einheimische Beamte aus. Das heißt, sie brachten jenen Fortschritt, den es genau deshalb nicht mehr geben soll. Zwischen 1894 und 1913 verdreifachte sich der landwirtschaftliche Umsatz in Deutsch-Ostafrika. Die 1250 Kilometer lange Bahnlinie vom Tanganyika-See nach Dar-es-Salaam ist noch heute eine wirtschaftliche Hauptachse in Tansania. In Kamerun wurden bis 1913 beinahe 600 Kakaoplantagen gegründet; außerdem ließen die Deutschen Gummiplantagen anlegen, um die wilde Ernte von Gummibäumen zu beenden. Gummi- und Kakaoexport wurden zur Haupteinnahmequelle von Deutsch-Kamerun. Es bildete sich eine schwarze Mittelklasse aus Produzenten und Händlern. In Togoland, dessen Transportsystem zuvor aus Trägern und Einbaumpaddlern bestand, errichteten die Deutschen 1000 Kilometer Straßen, drei Eisenbahnlinien und einen Hafen in Lomé.

    In Deutsch-Ostafrika eröffnete die Kolonialverwaltung von 1902 bis 1914 99 öffentliche Schulen und 1800 Missionarsschulen. Vergleichbares vollzog sich in den anderen Kolonien. Das war ein für die damalige Zeit außergewöhnliches Investment einer Kolonialverwaltung in die Bildung und die geistigen Fähigkeiten eines Untertanenvolkes, und man begreift, warum Hitler ein Gegner des Kolonialismus altdeutscher Prägung war.

    Am Rande: Die anno 1898 vom Kaiserreich auf 99 Jahre gepachtete nordchinesische Hafenstadt Quingdao wurde von Modernisierern aus ganz China besucht, chinesische Provinzgouverneure lobten die deutsche Verwaltung und kopierten deren Methoden. Das Volk wanderte in Scharen ein. Der erste Präsident des modernen China, Sun Yat-Sen, erklärte: ‚In dreitausend Jahren hat China in Quingdao nicht geschafft, was die Deutschen in fünfzehn Jahren geschafft haben.’”

    1. Ach nee die Deutschen mal als Wohltäter der Menschheit haben denen gezeigt wie Frieden geht und wenn sie nicht parrierten (Boxeraufstand) dann gabs auf die Mütze da wurde denen gezeigt wie Frieden richtig geht

      1. @kamennyy molotok

        Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis viele Deutsche von ihrer Kriegslust befreit sind.
        Von ständigen der Verdrehung der Geschichte mal ganz abgesehen.

        Boris Pistorius ist nahezu der einzige wirklich beliebte Politiker Deutschlands — dass diese Liebe ausgerechnet einem notorischen Kriegstreiber gilt, ist ein fatales Signal.

        Er riskiert einen Krieg mit einem der größten und am besten bewaffneten Länder der Erde. Er will Hunderte Milliarden hart erarbeiteter Steuergelder in Rüstung stecken, obwohl das Geld anderswo dringend benötigt wird. Er beabsichtigt, schon Schüler auf Kriegstüchtigkeit einzuschwören, will mit der Rückkehr zur Wehrpflicht junge Erwachsene wieder strammstehen lassen und nährt mit jedem Talkshow-Auftritt die sattsam bekannten Feindbilder.

        Man könnte meinen, einem solchen Politiker würde die geballte Abneigung der Bevölkerung entgegenschlagen. Das Gegenteil ist der Fall: Bum Bum Boris ist für viele Deutsche der König der Herzen. Er ist einer der letzten wirklichen Publikumslieblinge innerhalb eines politischen Führungskaders, der das Vertrauen der Menschen in rasantem Tempo verspielt.

        https://www.manova.news/artikel/der-zeitenwendehals

        1. Ich wäre schon heilfroh wenn die Kriegsgeilen nicht noch immer mehr werden würden.
          Wenn ich meine Mitmenschen so reden höre……. einen geistlichen einen Dekan mit dem bin ich aneinader geraten….. wie toll er es findet wie wacker sich die Ukrainer gegen die Russen schlagen und Streumunition ist doch gegen Russen OK…….. ein Pfarrer der so redet, mir grausts was da noch kommen wird.

        1. Welcher Völkermord? Die von der DDR dankbar aufgegriffene Britenpropaganda?

          Hier sei dem faktenoffenen Leser das Buch „Der Wahrheit eine Gasse“ des vor zwei Jahren verstorbenen Hinrich Schneider-Waterberg empfohlen, oder ansonsten auch hierzu Anmerkungen von Herrn Klonovsky (wiederum bitte weiter herunterscrollen):

          https://www.klonovsky.de/2022/11/17-november-2022/

          Wiederum bloß zwei Auszüge, auch dort findet sich mehr:

          „Schneider-Waterbergs Rekonstruktion der Ereignisse lautet zusammengefasst wir folgt: Was die Deutschen „Schlacht am Waterberg” und die Herero „Kämpfe von Hamakari” nennen, war keine Schlacht, sondern eine Abfolge zerstreuter Gefechte, vor allem keine Kesselschlacht – der deutsche „Kessel” war bei 1400 Mann, davon ein Gutteil krank und/oder unterversorgt, sowie 40 Kilometern Gesamtfrontlänge inmitten eines von stacheldrahtartigen Dornbüschen durchzogenen Gebietes, das die Herero sehr gut und die Deutschen überhaupt nicht kannten, ohnehin eine Wunschvorstellung –, und es war auch kein deutscher Sieg. Die Herero seien keineswegs geschlagen worden. Vielmehr habe die strategische Initiative bis zuletzt bei den Herero gelegen, sie seien der Schutztruppe stets einen Zug voraus gewesen, und ihr Abzug durch die Omahake-Trockensavanne sei nicht unmittelbar von den deutschen Verfolgern erzwungen worden“ – zumal sie die Wasserstellen kannten (und für ihre Verfolger unnutzbar machten).

          „Am 3. Oktober ließ von Trotha ungefähr 30 Alte, Frauen und Kinder mit Kopien der Proklamation aus dem Lager in die Omaheke treiben, auf dass sie ihr Volk informierten – niemand weiß, ob einer dieser Todgeweihten überlebte –; danach brach er mit Stab und Truppe zum Rückzug nach Windhoek auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Anführer der Herero, Samuel Maherero, die Trockensavanne längst durchquert und befand sich, wie Schneider-Waterberg recherchiert hat, bereits seit Tagen in Britisch-Betschuanaland, 300 Kilometer weiter nordöstlich.“

    2. Klar hat die Kolonialisierung auch immer ein paar gute Nebenwirkungen gehabt — aber immer nur mit dem Ziel, die Bevölkerung auszubeuten.

      Stammesfehden beigelegt? Klar, weil man beide Stämme ausbeuten wollte (und dafür nebenbei Grenzen gezogen hat, die nicht denen entsprechen, die die Bevölkerung sieht – sobald die Kolonialisierer abziehen, werden diese Grenzen verschoben, offen ist, ob das friedlich geht oder ob es zu neuen Kriegen führt).
      Strassen, Häfen, Bahnlinien gebaut? Natürlich, um damit gestohlene Bodenschätze, Agrarprodukte usw. transportieren zu können.
      Schulen gebaut? Um den Bewohnern beizubringen, wie man die Arbeit macht, die die Herrenrasse von ihnen haben will, und um ihnen das System beizubringen, nach dem sie in Zukunft reGIERt/unterdrückt werden sollen.
      Krankenhäuser? Ja, ein gesunder Sklave arbeitet besser als ein kranker.

      Die Kolonialisierung hat sicher auch Vorteile gebracht – genauso wie die Nazi-Diktatur die Autobahnen und den Volkswagen gebracht hat.

    3. @HALLERMUNT

      Genau, die DE haben das alles gemacht um den Einheimischen Wohlstand zu verschaffen! Kakaoplantagen brauchten die, um sich endlich mit billigem Kakao zu versorgen.
      Bis auf einige Wenige Afrikaner durften die Einheimischen weiter in ihren Lehmhütten leben…. Schulen durfte man besuchen wenn man assimiliert werden wollte….also christlich missioniert. Die Afrikaner mussten unbedingt von ihrer Natur befreit werden & man achtete genau darauf, dass sie ihre Gendefekte nicht mehr ausleben durften…

      Und die Eisenbahnlinien – die brauchten die Afrikaner ganz dringend, wollten die doch die Millionen & Milliarden Einkommen für die teuren afrikanischen Produkte endlich nach De bringen……

  6. Kolonialismus wird von uns allen akzeptiert, in gewisser Weise sind wir alle Rassisten, in einem hoch ausgeklügelten Wirtschaftssystem. Wir sind es die die Preise bestimmen, wie der Handel zu funktionieren hat, was an Ort weiterverarbeitet werden darf, auf was Zölle erhoben werden und was mit Unsummen subventioniert wird. Mit fairen Handelsbestimmungen wäre unser Wohlstand durch Zwei. Was vielleicht auch nicht nur schlecht wäre. Wie man sieht hat es nichts genützt bei BLM Denkmäler zu schänden. Sich selber zu hinterfragen ist ein trostloses Geschäft.

  7. ….alle Befreiungsbewegungen sollten die Kanaken unterstützen, bei der Beseitigung der Französischen Kolonialherrschaft !!.. …Franzosen RAUS aus Neukaledonien, genau wie aus Afrika !!..🙈

  8. Es ist schon schwierig – wenn man Nachrichten anhört spielen Kolonien z.B. Frankreich keine große Rolle. Das heißt, die Unruhen in Neukaledonien spielten hier kaum eine Rolle. Um was geht es scheinbar. Die Kanaken (Indigenen<) hatten gefordert das bestimmte Wahleinschränkungen für Neubürger bestehen bleiben.
    Die Indigenen haben inzwischen nur noch einen Anteil von 4 %. Die Möglichkeit der Indigenen in der Politik verringert sich immer weiter u. damit ihr Mitspracherechte.!
    Wenn es aber um Minderheiten z.B. in China geht Uiguren. dann sieht man das Ganze plötzlich ganz anders
    In Deutschland gibt es auch eine kl. Volksgruppe die der Sorben, wie sieht es mit ihren Rechten aus ? Auch die Sorben sind schon fast assimiliert!
    Kürzlich eine Meldung im Fernsehen Frankreich EdF hat sich angeblich die massiven Erdgasvorkommen in Nordmosambik unter den Nagel gerissen.
    In Mosambik sind Gas- und Kohlevorkommen entdeckt worden, die zu den größten der Welt zählen. Laut nationalem Erdölinstitut besitzt Mosambik über 2,8 Billionen Kubikmeter Erdgasreserven, dies ist vergleichbar mit denen im Irak. Der Umgang mit diesen Rohstoffen wird die zukünftige Entwicklung des Landes prägen.
    Ob Mosambik auch etwas davon hat oder ausschließlich nur Frankreich – während Menschen in Mosambik hungern..
    Die ruandischen Armee versucht da etwas zu tun auf welcher Seite sie ist? Ja Frankreich betreibt Neokolonialismus in massiver Form! Ja u. bei der Ukraine und Russland spielen Rohstoffe auch eine große Rolle .
    Wer hier noch von demokratischen Staaten (in der EU usw.). spricht er ist wohl sehr weit weg von der Realität!

    https://www.eek-energy.com/nachrichten/erdgas/detail/news/lng-aus-afrika-eine-alternative-zu-russischem-gas.html

    Die einen denken an einen hohen Profit andere wissen nicht was es Morgen zu essen gibt!

    https://de.wfp.org/pressemitteilungen/vertreibungskrise-verschaerft-hunger-im-norden-von-mosambik

  9. Wie sagt der Westen wir sind 2024 das es noch Kriege gibt ja aber wenn es um ihre Interessen geht ist das ok. Finde den Fehlern Das es 2024 noch Kolonien gibt ist ein Verbrechen.

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