Mögen die (Kriegs-)Spiele beginnen: DEFENDER 2020 wird trotz Corona wieder aufgenommen
Ich werde immer wieder gefragt, was aus dem US-Manöver DEFENDER 2020 geworden ist. Dazu gibt es nun Neuigkeiten: Nachdem das Manöver im März zunächst wegen Corona ausgesetzt wurde, soll es im Juni wieder anlaufen.
Bevor wir zu der eigentlichen Meldung kommen, sei auf eine bemerkenswerte „Merkwürigkeit“ hingewiesen: Während die EU-Regierungen offiziell noch diskutieren, wann welche Grenze in Europa wieder geöffnet werden kann, verkünden die USA schon, wann ihre Soldaten zu tausenden aus den USA und Deutschland nach Polen, ins Baltikum und ans Schwarze Meer verlegt werden.
Warum können die USA das entscheiden, bevor die entsprechenden Regierungen sich auf Grenzöffnungen geeinigt haben? Gelten Grenzschließungen in der EU nicht für die US-Armee? Stehen die USA in der EU über allen Gesetzen und Regierungen?
Das nur als Denkanstoß vorweg, nun zur eigentlichen Meldung.
Entgegen den Berichten in den „Qualitätsmedien“ ist DEFENDER 2020 kein Nato-Manöver, sondern ein US-Manöver in Europa. Die USA fühlen sich in Europa so dermaßen „zu Hause“, dass sie dort ihr größtes Manöver seit Jahrzehnten durchführen. Was würden die USA wohl sagen, wenn Deutschland einfach so in den USA ein Großmanöver durchführen wollte?
Mehr noch: Die USA lassen sich die Kosten des Manövers auch noch von den Europäern, vor allem von Deutschland, bezahlen. Details zu diesen Ausführungen finden Sie hier.
Wegen der Corona-Epidemie wurde DEFENDER 2020 im März ausgesetzt, wobei bereits ein Großteil der US-Soldaten und des militärischen Gerätes in Euroopa angekommen waren. Bei dem Manöver wollten die USA trainieren, fast 30.000 US-Soldaten im Eiltempo nach Europa zu verlegen und hier Krieg gegen Russland spielen zu lassen.
Nun hat die US-Armee in Europa bekannt gegeben, dass das Manöver im Juni wieder aufgenommen werden soll. In der Pressemeldung hieß es:
„Nach sorgfältiger Bewertung und Planung zwischen der U.S. Army Europe und dem polnischen Verteidigungsministerium wird die Übung Allied Spirit, eine mit DEFENDER-Europe 20 verknüpfte Übung, die auf dem Trainingsgelände Drawsko Pomorskie, Polen, geplant war und ursprünglich im Mai stattfinden sollte, vom 5. bis 19. Juni auf dem Trainingsgelände Drawsko Pomorskie stattfinden. (…) Etwa 6.000 US-Soldaten und polnische Soldaten werden an der Übung teilnehmen.“
4.000 der 6.000 Soldaten kommen dabei aus den USA.
Auch über das bereits nach Europa geschickte militärische Gerät gab es Informationen:
„Zum Zeitpunkt der Einstellung der Manöver waren mehr als neunzig Prozent der Ausrüstung für DEFENDER-Europe 20 auf Flugzeugen oder Schiffen nach Europa verladen worden. Insgesamt kamen über 6.000 Soldaten und 3.000 Ausrüstungsgegenstände nach Europa und über 9.000 Fahrzeuge wurden von den Army Prepositioned Stocks zu Ausbildungsgebieten in Deutschland gebracht.“
Zu weiteren geplanten Manövern gab es auch Informationen, wobei darauf hingewiesen wurde, dass es dabei noch zu Änderungen kommen kann:
„Die U.S. Army Europe plant in den nächsten Monaten weitere Übungen. Diese Übungen werden viele der ursprünglichen DEFENDER-Europe 20-Ausbildungsziele nutzen, um die Bereitschaft und Zusammenarbeit zwischen den Militärs der USA, der Verbündeten und Partner zu verbessern.
Die Pläne, mit der Ausrüstung zu trainieren, die aus dem Army Prepositioned Stock in Europa entfernt wurde, laufen und das 21. Theater Sustainment Command wird weiterhin Ausrüstung des Armored Brigade Combat Team auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, Deutschland, unterhalten, die vom Deutschen Joint Support Enabling Service Command unterstützt wird.
Das 10. Army Air & Missile Defense Command der U.S. Army Europe und die 41. Feldartilleriebrigade werden voraussichtlich an Übungen im Baltikum teilnehmen.
Darüber hinaus plant die 173rd Airborne Brigade Flugoperationen auf dem Balkan und im Schwarzmeerraum.“
Willkommen zurück in der Normalität. Die USA spielen wieder vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer entlang der gesamten russischen Grenze in Europa Krieg. Aber aggressiv sind natürlich die Russen.
Diese „Berichte aus Absurdistan“ werden von den „Qualitätsmedien“ bisher? verschwiegen: Während in Restaurants Abstandsregeln gelten und offiziell noch niemand weiß, wann die Grenzen in Europa wieder geöffnet werden, wissen die USA schon, welche Grenzen ihre Soldaten wann zu tausenden überqueren werden, damit die Soldaten wieder Schulter an Schulter Krieg gegen Russland spielen können.
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Ein „Netzfund“:
„Auf der anderen Seite mißfällt mir und beschämt mich eine schwächliche und selbstvergessene Verfallenheit Europas an Amerika, … wie drüben ein immer wieder zu beobachtender tiefer Respekt vor der älteren historischen Würde und Geprüftheit unseres Kontinents mit der Neigung, Europa als ökonomische Kolonie, militärische Basis, Glacis im zukünftigen Atom-Kreuzzug gegen Rußland zu behandeln, als ein zwar antiquarisch interessantes und bereisenswertes Stück Erde, um dessen vollständigen Ruin man sich aber den Teufel scheren wird, wenn es den Kampf um die Weltherrschaft gilt […] In dieser sträflichen Neigung, meine ich, werden diejenigen, die drüben roh genug sind, sie zu hegen, bestärkt durch eine würdelose Devotheit Europas vor Geld und Macht, durch die ausgestreckte Bettlerhand, die Nachäffung amerikanischer Sitten, die den bewußten, noch selbstbewußten Europäer beinahe nach Parlamentskommissionen zur Untersuchung von „Un-European-Activities“ verlangen läßt, durch die kniefällige Bewunderung einer freilich imposanten success story, die „amerikanische Geschichte“ heißt, durch die Knechtseligkeit des Souternierten, eine Dienerei, die selbst dem ehrlichsten Freunde Amerikas Gefühle der Freude und Genugtuung einflößt über das kleinste Zeichen von Stolz, Steifnackigkeit, widerstehendem Selbstgefühl, das Europa noch aufbringt in seinem Verhalten zu dem gebietend spendenden Riesen über See“.
Thomas Mann 1953
Wie ein Mann, der offensichtlich nicht mit der deutschen Sprache umgehen konnte, es zu einiger Bekanntheit als Schriftsteller bringen konnte, ist mir ein Rätsel. Er dacht wohl ernsthaft, seine Satzkonstruktionen wären Kunst?
Ähnliches würde der eine oder andere wohl auch einem Pablo Picasso oder einem Krzysztof Penderecki bescheinigen.
Angesichts einer flächendeckenden Ignoranz der Deutschen, ihre eigenen Sprache betreffend, erscheint ein derartiges Urteil doch sehr gewagt.
Die USA haben inzwischen ganz Europa – inkl. Rußland bis zur Krimkrise 2014 – „eingesackt“, schaut man sich die Mitgliedsländer der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. Dort findet sich traditionell Neutrale Staaten wie Finnland, Österreich, Schweiz und Schweden genauso wie der Randstaat Georgien (allerdings nicht Weißrußland).
Unter den 18 Deutschen Mitgliedern finden sich auch die linken Abg. Neu/Pfüger, die zwar mit Ihrer Fraktion brav – folgenlos bleibende – Anträge im Bundestag (Linke fordert Abzug der US-Soldaten aus Deutschland) gegen die Anwesenheit der Amrikaner und Defender 2020 stellen und diskutieren dürfen. Die Grünen – mit Trittin/Linder ebenfalls in der Versammlung vertreten – haben schon bei der Auseinandersetzung um den Kosovo versagt: „Insbesondere Joschka Fischer trieb mit der »Nie wieder Krieg und nie wieder Auschwitz«-Parole seine Partei wie auch die Gemütslage weiter Bevölkerungskreise in eine so den Realitäten nicht entsprechende Sackgasse – mit großer Wahrscheinlichkeit wider besseres Wissen.“, so ein Text aus dem (linken) Aachener Friedensmagazin von 2014 zum Kosovo-Krieg. Ich fühle mich immer an Winston Smith (1984) erinnert, der „im Sinne der Partei Geschichtsklitterung zu betreiben“ hatte (WP), wenn ich unsere Qualitätspresse- und Rundfunk-Erzeugnisse konsumieren darf!
Verstehe ich nicht. So einfach kann das doch auch wieder nicht sein. Ist die europäische Union geschlossen damit einverstanden? Das können ja nicht nur Länder bewilligenen, indem sie zB. den Durchgang gewähren.
Die großen europäischen Länder und die östlichen Länder (Baltikum+Visegrád) sind Mitglieder der NATO, also wird deren politische Klasse – schließt die Opposition ein, weil diese selber an die Regierung will – so etwas nicht in Frage stellen. Folglich auch „die EU“, also Komission+Parlament, weil sie politisch von dem Votum der Regierungen abhängig ist – auch wenn
man uns gerade im Zusammenhang mit dem BVerfG-Urteil zu PSPP etwas anderes erzählen möchte.
Der Aufmarsch findet über D (als Flächenstaat in der Mitte Europas) über Bremerhaven (Bremen = ehemalige amerikanische Besatzungszone – aus Nachschubsicherungsgründen) und Antwerpen statt, da ist ein Umweg sehr unpraktisch. Dazu kommt Art. 139 GG plus Besatzungsrecht, dessen Bestimmungen z.T. schon vor 1949 datieren, so daß wir immer noch eine in diesen Punkten
eingeschränkte Souveranität haben und den Durchmarsch der Truppen nicht verweigern können!
Exkurs: Und wer jetzt einwendet, wir könnten uns doch aus die Hinterbeine stellen, vergißt, daß erstens unser politisches Personal schon vor Entstehung der Bundesrepublik durchleuchtet wurde. Mir wurde mal erzählt, daß sich Teilnehmer der Umerziehungslager (zwecks Vorbereitung auf die Nachkriegskarriere) noch Jahre später immer wieder gerne und freiwillig getroffen haben. Das ist heute schwer verständlich, aber wir müssen berücksichtigen, daß für die in den dreißiger und vierziger Jahren national sozialisierten Deutschen die Niederlage vor 75 Jahren ein Schock war, während der große Rest bloß froh war, daß Krieg und Bombenterror vorbei war – der Hunger kam später! Nur die wenigen links/international sozialisierten und die Anhänger der demokratischen (Weimarer) Republik waren damals sofort mit Konzepten dabei. Die wenigen beziehe ich darauf, daß sich die meisten Parteien schon Mitte Mail 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten halb freiwillig aufgelöst haben – SPD/KPD sind die großen Ausnahmen. Und nach 1935 war ein Volksaufstand erstens aufgrund der Macht der gleich geschalteten
Polizei (Orpo, Sipo) und der wirtschaftlichen Erholung (durch einen Sozialismus, der i.Ggs. zur Sowjetunion den Firmeninhabern Verfügungsgewalt beließ – Görings Planwirtschaft) ausgeschlossen. Hatten doch die Meisten die Hitlersche Machtergreifung 1933 aufgrund des zurückliegenden zweijährigen politischen Stillstandes – sog. Präsidialkabinette – innerhalb der Wirtschaftkrise der 1930er Jahre einfach satt. 1939 ist – i.Ggs. zu 1914! – kaum jemand mit Hurra in den Krieg gezogen, erst Recht nicht die normalen Militärangehörigen, weil sie um die mangelhafte Rüstung wußten! Zweitens haben wir heute ein Vielzahl an politischen Vorfeldorganisationen wie Altlantikbrücke oder German Marshal Fund, die nicht nur Bewerber sorgfältig analysieren sonder auch unterstützen – und Nichtmitglieder für
politische Spitzenämter behindern. Das ist aber keine reine deutsche Besonderheit, siehe z.B. Frankreich.
Du hast schon Recht eigentlich ein Unding, aber im Europa des beginnenden 21. Jahrhunderts nicht umzusetzen! Leider!
Und – im Übrigen, Thomas – die Amerikaner sind doch seit 2001 ”at war“ – ”against terrorism“. Und im Kriegsrecht hat die Politik gegen über dem Militär zurückzustehen! Zumal die USA verlangen, daß die Welt selbstverständlich ihre Form der Terrorismusdefintion zu übernehmen und zu unterstützen habe!
Das ist dicke Bost, Danke Euch beiden.
Ich war mal rennen steil bergauf; Oben in der Chefetage im Kopf war Bombenstimmung, und unten machten sie die ganze Drecksarbeit haha (leider ein einmaliges Erlebnis). Obwohl es nicht mal eine Nato Übung ist, sagt uns die USA happiness wohin unser Kopf und Beine rennen sollen. Das EU Parlament, die mächtigen Franzosen, tapferen Italiener, die sonnenverwöhnten Spanier, Schweden und Griechen und all die anderen, haben doch wenigstens darüber diskutiert – oder sind wir erst zufrieden, wenn ein ernsthafter Streit mit Russland vom Zaun gebrochen ist?
Ein neues Russland, falls Putin die Macht wirklich abgeben wird, wird mit Sicherheit doch genauso angerempelt, fast wöchentlich, aber die Erfahrung von zwei Jahrzehnten Putin wird dann fehlen. Das ist nicht die Zukunft die mich gut schlafen lässt. Nein ich verstehe das alles nicht!
Petition, auch gegen Atomwaffen in Deutschland bei http://abfang.org/friedensprojekte/petitionen-initiativen/
Ist ihnen etwa unklar, dass mit Ausnahme von Belarus und Russland alle europäischen Staaten 100%ige Vassallen der USA sind. Die haben innenpolitisch weitgehendste Autonomität, aber sonst nichts zu bestellen. Da sind die Europäer in prominenter Gesellschaft mit Kanada, Australien, Japan und Südkorea, wobei letztere gerne ausbüchsen würden weil sie sich aus demographischen Gründen gerne friedlich mit dem Norden vereinigen wollen. Auch wollen die Chinesen keine direkte Grenze mit den USA.
„Warum können die USA das entscheiden, bevor die entsprechenden Regierungen sich auf Grenzöffnungen geeinigt haben?“
Das ist zumindest für Deutschland ganz einfach:
Die USA haben das vertragliche Recht jeder Zeit den deutschen Boden und Luftraum zu betreten bzw. zu überfliegen. Eine Genehmigung Deutschlands ist NICHT nötig.
Das ganze nennt sich „Feindstaatenklausel “
https://www.youtube.com/watch?v=1iCF5FddI3o
https://www.youtube.com/watch?v=4TeOqxSkW_0
Ja, die ist geblieben als D wieder souverän wurde. Ein echter Lacher.