Unfreiwilliger Zwischenstopp: 300 Franzosen gefangen im sibirischen Winter

Ein Flugzeug der Air France hat in Sibirien aus technischen Gründen eine Notlandung machen müssen. Die fast 300 Passagiere sitzen seit Sonntag in Sibirien fest, Russland hat diverse Ausnahmegenehmigungen gegeben, um den unfreiwilligen Gästen den Aufenthalt erträglich zu machen.
 
Am Sonntag musste ein Linienflug der Air France, der aus Paris auf dem Weg nach Shanghai war, im sibirischen Irkutsk nahe dem Baikalsee notlanden. Der Grund war, dass die Besatzung nahe der Grenze zur Mongolei Rauch gerochen hatte und sich daher zur Notlandung auf dem nächstgelegenen Flugplatz entschied. Die Notlandung ging gut, aber die Passagiere saßen im Flughafengebäude fest.
 
Das Problem war, dass die Passagiere alle kein russisches Visum haben und daher den Transitbereich des Flughafens nicht verlassen durften.
 
Da es aber bis zur Ankunft eines Ersatzfluges gut einen Tag dauern sollte, machten die russischen Behörden eine Ausnahme und ließen die Passagiere unter Aufsicht des russischen Grenzschutzes in ein Hotel bringen, das die Passagiere ohne Visum aber nicht verlassen dürfen. Wahrscheinlich will das aber auch niemand, denn in Irkutsk ist bereits Winter mit Tagestemperaturen von minus 12 und nachts minus 20 Grad. Und die Passagiere waren auf dem Weg nach Shanghai, wo es mit etwa plus 15 Grad noch recht warm ist, es dürfte also niemand echte Winterkleidung dabei haben.
 
Unter den Passagieren sind auch zwei Direktoren der Firma Louis Vuitton, die in sozialen Netzwerken Fotos ihres „Abenteuerurlaubs“ posten.
 
In der Nacht von Montag auf Dienstag Ortszeit wurden die Passgiere mit Bussen wieder zum Flughafen gebracht, denn das Ersatzflugzeug war im Anflug.
 
Aber wieder hatten sie Pech. Unmittelbar nach der Landung versagte bei dem Ersatzflieger die Hydraulik. Damit hat Air France nun zwei kaputte Flieger in Sibirien und um vier Uhr morgens wurden die Passagiere zurück ins Hotel gebracht.
 
Im russischen Fernsehen wirken sie gefasst aber genervt, winken aber freundlich in die Kameras.
 
Ein weiterer Ersatzflieger ist für diese Nacht um vier Uhr Ortszeit angekündigt.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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