Valdai-Club

Putin im O-Ton über die Zusammenarbeit mit Afrika

Der russische Präsident Putin hat sich am Donnerstag über drei Stunden den Fragen der internationalen Experten des Valdai-Clubs gestellt. Ich übersetze die interessantesten Antworten Putins und hier geht es um die Antwort, die Putin zu einer Frage zur Zusammenarbeit mit Afrika gegeben hat.

Ich kenne keinen Staatschef, der sich mehrmals pro Jahr die Zeit nimmt, sich auf wichtigen Konferenzen zu verschiedensten Themen über mehrere Stunden den Fragen der internationalen Experten und Journalisten zu stellen. Beim Valdai-Club geht es jedes Jahr um geopolitische Themen und ich werde hier die in meinen Augen interessantesten Antworten von Putin übersetzen.

Hier übersetze ich, eine Frage zur Zusammenarbeit Russlands mit den afrikanischen Ländern und Putins Antwort darauf, weil ich immer wieder darauf hinweise, dass einer der Schlüssel zum Sieg in der gegenwärtigen geopolitischen Konfrontation in Afrika liegt.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Vielen Dank, Herr Präsident, vor allem, weil ich die erste Frau bin, die an der heutigen Diskussion teilnimmt.

Ich möchte sagen, dass seit kurzem, seit 2023, das Thema Afrika auf die Tagesordnung des Valdai-Forums gekommen ist. Das ist sehr wichtig, denn was auf diesem Forum diskutiert wird, ist nicht nur für Intellektuelle und Experten wichtig, sondern für unser ganzes Land.

Es ist sehr symbolisch, dass einen Tag nach Abschluss unserer Arbeit ebenfalls in Sotschi die erste russisch-afrikanische Ministerkonferenz beginnt.

Sie haben auf der BRICS-Pressekonferenz gesagt, Afrika sei neben Südostasien das neue Zentrum des globalen Wachstums. Diesen Gedanken haben Sie heute wiederholt.

Es ist klar, dass es heute einen harten Wettbewerb um die Sympathien der afrikanischen Bevölkerung gibt. Die Einstellung zu Russland ist dort hervorragend, obwohl man in den 90er Jahren dachte, Russland hätte Afrika verlassen. Wenn man die Grenze passiert, wird man gefragt: „Woher kommst du?“ Wenn man sagt: „Ich komme aus Russland“, sagen sie: „Oh, Russland, Putin“. Das ist wirklich in fast ganz Afrika so.

Meiner Meinung nach liegt das daran, dass Russland – im Gegensatz zum Westen, der die Völker für seine eigenen Interessen ausplündert – den Afrikanern nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Souveränität gegeben hat.

Aber angesichts der starken Konkurrenz durch China, Indien, die alten Akteure und sogar die Türkei, die Golfstaaten und den Iran muss Russland seine Nische finden, in der es für die Afrikaner am besten sein kann.

Auch wir als Experten haben unsere Vorschläge gemacht, worauf zu achten ist. Sie haben Dutzende Gespräche mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs geführt, mit einigen mehrmals. Hat sich bei diesen Gesprächen eine vielversprechende Richtung herauskristallisiert, die alle afrikanischen Führer teilen?

Danke.

Putin: Wissen Sie, der afrikanische Kontinent ist riesig und das Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung und der Sicherheit ist sehr unterschiedlich.

Ich stimme Ihnen zu, dass wir mit fast allen afrikanischen Ländern keine Gegensätze haben und dass das Niveau des Vertrauens und der gegenseitigen Sympathie sehr hoch ist. Das liegt vor allem daran, dass es in der Geschichte unserer Beziehungen zum afrikanischen Kontinent nie einen Schatten gegeben hat. Nie haben wir uns an der Ausbeutung der afrikanischen Völker beteiligt, nie haben wir auf dem afrikanischen Kontinent etwas Unmenschliches getan. Im Gegenteil, wir haben Afrika, die Afrikaner immer in ihrem Kampf um Unabhängigkeit, um Souveränität und um die Schaffung der Grundvoraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklung unterstützt.

Jetzt, unter den modernen Bedingungen, braucht es neue Ansätze. Es ist praktisch für alle sehr wichtig, dass es ein gemeinsames Interesse an der Schaffung günstiger Bedingungen für die Entwicklung im Bereich der Sicherheit gibt, denn in der Wirtschaft der westlichen Länder sind diese neokolonialen Instrumente beibehalten worden, aber auch im Bereich der Sicherheit. Und all diese Dinge zusammen haben gewisse Vorteile und die Möglichkeit gegeben, diese neokolonialen Instrumente zu nutzen. Aber die Menschen haben die Nase voll davon, vor allem, weil sie keinen großen Nutzen daraus ziehen können.

Ich habe es schon gesagt, ich kann es nur wiederholen: Wenn wir uns treffen, bei Gipfeltreffen, bei bilateralen Treffen, dann bitten die Afrikaner nie um etwas, sie betteln nicht, sie stehen nicht mit ausgestreckten Händen da. Erstens entwickeln sie sich schnell, zweitens spüren sie, dass sie über Ressourcen und Möglichkeiten verfügen, und drittens bitten sie nur um eines: eine ür beide Seiten vorteilhafte natürliche Zusammenarbeit aufzubauen. Und das wollen wir auch.

Aber das können wir natürlich nicht auf staatlicher Ebene machen, wie das in der Sowjetunion gemacht wurde. Wir versuchen, die Bedingungen für unsere führenden Unternehmen zu schaffen. Vor allem, weil das Investitionspotenzial unserer Unternehmen sehr hoch ist, wirklich sehr hoch. Wir sprechen von der Möglichkeit, Hunderte von Millionen Dollar zu investieren, das sage ich ohne Übertreibung. Derzeit bauen wir zum Beispiel ein Atomkraftwerk in Ägypten und investieren dort fast 20 Milliarden Dollar. Aber wir sind auch in anderen Ländern, in anderen Bereichen bereit, genauso zu arbeiten.

Aber natürlich ist es sehr schwierig, im wirtschaftlichen Bereich zu arbeiten, wenn die Sicherheitsbedingungen nicht gegeben sind. Schließlich werden die Menschen zum Beispiel in der Sahelzone immer noch von verschiedenen halb-terroristischen oder terroristischen Gruppen gequält. in dem einen oder anderen Land gibt es innenpolitische Instabilität. Und praktisch alle wenden sich an uns, mit der Bitte, ihne in diesem Bereich zu helfen. Und im Rahmen des Völkerrechts helfen wir mit Vergnügen.

Aber dabei versuchen wir nicht, jemanden von dort zu verdrängen, verstehen Sie? Manche Europäer werden manchmal böse uns: „Ihr schafft die Bedingungen, wir werden verdrängt.“

Was können wir dafür? Die wollen euch da einfach nicht mehr sehen, darum geht es. Und damit im Bereich der Sicherheit kein Vakuum entsteht, bitten sie uns, dieses Vakuum zu füllen. Das versuchen wir zu tun, aber mit Vorsicht, aber so effektiv, wie es notwendig ist, um dieses Problem zu lösen.

Es gibt viel zu tun, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Wir werden versuchen, in diese Richtung zu arbeiten.

Und solche Treffen, die morgen oder übermorgen stattfinden werden, das Ministertreffen, solche Treffen sollen günstige Voraussetzungen dafür schaffen.

Die Ausbildung von Personal geht weiter, sie ist immer noch im Gange, sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich. Unsere militärischen Ausbildungseinrichtungen bilden die zukünftigen Spezialisten für die Streitkräfte dieser Länder aus. Dasselbe gilt für die Ausbildung im Bereich der Strafverfolgung. Generell sind wir in allen Bereichen aktiv. Im kulturellen Bereich: Bei uns in Russland gibt es doch ein sehr großes Interesse für die Kultur der afrikanischen Völker. Man muss sagen, dass das ein gegenseitiges Interesse ist. Wir werden in diesem Bereich hart, verantwortungsvoll und systematisch arbeiten.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Dass Putin die Beziehungen zu Afrika stärkt, die Historie Russlands in der Dekolonialisierung Wert schätzt und erneuert, ist imho die bedeutendste geopolitische Entwicklung seit Jahrzehnten.

    Chapeau, Vladdi!

  2. Der Westen – oder besser, die westlich orientierten „Eliten“ zerstören die Beziehungen zu afrikanischen Staaten mit ihrer Gier und machen Russland dafür verantwortlich, dass sie aus Afrika verfdrängt werden. Wie kindisch ist das denn? Ich sage bloß, an die eigene Nase fassen und seine Fehler eingestehen und erwachsen werden. Doch mit dem „Führungspersonal“ ist das nicht zu machen. Trampolinspringende und Hinkekästchen hüpfende Außenministerinnen sind für sowas nicht geeignet. Und Fremdenlegionärsaffine Staatschefs ebenfalls nicht, die es immer noch nicht verwunden haben, keine Kolonien mehr zu besitzen, die sie nach Lust udn Laune herumkommandieren konnten. Dazu benötigt es einer „Zeitenwende“ von Neokolonialismus zu Partnerschaft. Doch das kriegen unsere Rohstoff- und Geldgierigen „Eliten“ nicht gebacken. Die werden erst munter, wenn der Profit über 100% liegt. Hungertote stören da bloß.

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