Ukraine

Das russische Fernsehen sieht Selenskys USA-Besuch als totalen Fehlschlag an

Deutsche Medien haben durchaus erfreut und optimistisch über Selenskys USA-Besuch berichtet, obwohl es auch in deutschen Medien kritische Stimmen gab, die in Selenskys Reise ganz und gar keinen Erfolg für Kiew sehen. In Russland ist die Analyse eindeutiger.

Ich wollte eigentlich ausführlich über Selenskys USA-Reise berichten, bin aber noch nicht dazu gekommen. Der Spiegel hat die Reise mit einer Vielzahl langer Artikel begleitet, die Selenskys „Siegesplan“ geradezu gefeiert haben. Dass die USA-Reise für Selensky ganz und gar nicht gut gelaufen ist, konnte man dort bestenfalls zwischen den Zeilen lesen.

Aber Fakt ist, dass Selensky zumindest nach dem, was offiziell bekannt ist, keines seiner Ziele auch nur annähernd erreicht hat. Er wollte, soweit bekannt, mit seinem „Siegesplan“ erreichen, dass die USA grünes Licht für Angriffe mit westlichen Waffen tief ins russische Hinterland geben, dass die USA noch mehr Waffen liefern, dass sie dafür sorgen, dass Kiew schnell die russischen Vermögenswerte bekommt, die im Westen eingefroren wurden, und dass es noch mehr Russland-Sanktionen gibt.

Bekommen hat Selensky lediglich Zusagen über ein paar neue Waffenlieferungen in der Zukunft.

Ich übersetze hier den Bericht des USA-Korrespondenten, den das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick über Selenskys jüngste Amerika-Tournee gebracht hat.

Beginn der Übersetzung:

Die Amerikaner haben Selenskys „Siegesplan“ zur Überarbeitung geschickt

Der Besuch des Führers der Kiewer Junta, Selensky, in New York in dieser Woche wurde zu einem bemerkenswerten Thema in der Show des amerikanischen Wahlkampfs. Alle posierten mit ihm und machten Fotos, weil sie ihn im Wahlkampf nutzen wollten. Die Demokraten, um eine kriegerische Haltung zu zeigen. Auch Trump fand 15 Minuten. Allerdings ist es immer noch die Frage, wer wen benutzt hat. Schließlich ist Selensky, wie Trump selbst zugibt, „der größte Feilscher der Geschichte“. Wenn der ukrainische Bettler die USA verlässt, nimmt er immer Milliarden von Dollar mit. Und dieses Mal war keine Ausnahme.

Aus den USA berichtet unser Korrespondent.

Die ukrainische Truppe kam auf ihrer Amerika-Tournee zum Trump Tower in Manhattan.

„Russland muss den Krieg verlieren. Die Ukraine muss siegen. Das sind die wahren Grundlagen für gemeinsame Sicherheit. Frieden durch Stärke“, sagte Selensky.

Ein acht Milliarden Dollar schweres Militärhilfepaket, fünfeinhalb davon sind Reste der Tranche aus dem Frühjahr, ist das einzige greifbare Ergebnis, das Selensky nach dieser Amerika-Tour nach Kiew mitnahm. Plus eine Patriot-Batterie und das Versprechen, noch ein paar F-16-Piloten auszubilden. Aber es war viel wichtiger, in Amerika in der Zeit des großen Wandels , dessen Ergebnisse direkt bestimmen, was in den nächsten Monaten mit der Ukraine geschehen wird, an ihn selbst zu erinnern.

„Ich weiß nicht, wer nach den Wahlen Präsident wird, denn Ihr Land, Ihr Volk hat das Recht, das absolute Recht, dass sie selbst entscheiden, wer Präsident wird. Wir haben den Plan im Detail ausgearbeitet und ihn Biden vorgelegt. Ich habe Kamala und Donald einige Ideen zu diesem Thema mitgeteilt. Jetzt habe ich deswegen keine Skepsis, ich bin positiv gestimmt, aber heute liegt es nicht an uns, wir haben unsere Arbeit gemacht“, sagte Selensky in einem Interview.

Der erste Punkt des „Siegesplans“ besteht darin, wie man die NATO so schnell wie möglich in den Krieg mit Russland ziehen kann. Doch die Aussicht auf eine Mitgliedschaft der Ukraine im Bündnis bleibt vage. Selensky bat Biden außerdem um moralische Unterstützung für die Invasion der Region Kursk, obwohl der Westen diese Provokation Kiews bereits als fatalen Fehler erkannt hat. Der Höhepunkt des „Sieges“ dürften Raketenangriffe mit westlichen Waffen auf Zentralrussland sein.

Vier Monate vor seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt und einen Monat vor den amerikanischen Wahlen will Biden eindeutig keinen umfassenden Krieg mit Russland beginnen. Deshalb gibt er Selensky zum Trost die üblichen Unterstützungsversprechen: „Lassen Sie mich deutlich sagen: Russland wird den Krieg nicht gewinnen, die Ukraine wird gewinnen, und wir werden Sie bei jedem Schritt unterstützen“, versprach der US-Präsident.

Als Selensky für seinen Benefizauftritt nach Amerika reiste, schätzte er seinen Zeitplan falsch ein. Nach einem Besuch in Pennsylvania, einem der wichtigsten Swing States, wurde ihm klar, dass er bei dem viel wichtigeren Spektakel der amerikanischen Wahlen nur eine untergeordnete Rolle spielte. Der Besucher aus Kiew verstand offenbar nicht, was er getan hatte, als er in Begleitung des demokratischen Gouverneurs Josh Shapiro, der beinahe Harris‘ Vizepräsident geworden wäre, voller Freude in einer Waffenfabrik in der Stadt Scranton Granaten signierte. Die Republikaner brauchten nur einen Vorwand. Selensky ist nicht Taylor Swift, um mit Steuergeldern für die Demokraten Wahlkampf zu machen.

„Er ist mit einer C-17 nach Pennsylvania geflogen und ging zu einer Waffenfabrik. Zu diesem offiziellen Treffen wurde kein einziger Republikaner eingeladen. Und der Gouverneur von Pennsylvania signierte Bomben, die Russland treffen sollten. Wir sind nicht im Krieg mit Russland. Aber wie dumm vom ukrainischen Präsidenten, nach all den Milliarden Dollar, mehr als 170 Milliarden Dollar, die er den amerikanischen Steuerzahlern abgenommen hat, um mit unserem Flugzeug zu fliegen und alles zu bekommen, was er braucht“, sagte der US-Kongressabgeordnete Lance Gooden.

Die Republikaner haben das vielschichtige Wahlkampfmanöver virtuos gespielt. Eine Gruppe von neun Kongressabgeordneten fordert eine Untersuchung der Einmischung der Ukraine in die US-Wahlen. Und einen Bericht über die Ausgabe von Haushaltsgeldern, die Bezahlung von Flügen, Sicherheit und Transport für Selensky in den USA.

Auch der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, veröffentlichte eine eigene Erklärung, nachdem die Delegation das Werk besucht hatte: „Die Einrichtung befand sich in einem politisch umstrittenen Staat, das wurde von Kamala Harris‘ oberstem politischen Sprecher geleitet und es war kein einziger Republikaner anwesend, weil Republikaner extra nicht eingeladen waren. Die Tour war eindeutig eine Wahlkampfveranstaltung, die den Demokraten helfen sollte, und stellt eindeutig eine Wahleinmischung dar.“

Die Organisatorin von Selenskys Reise zum Werk in Pennsylvania war die Botschafterin der Ukraine in den USA, Oksana Markarowa. Eine beispiellose Demarche, Mike Johnson fordert ihre Entlassung: „Ich denke, Sie sollten die Botschafterin entlassen und durch jemanden ersetzen, der weiß, wie man mit unseren Verbündeten umgeht. Wir sind mitten in hitzigen nationalen Wahlen und wir brauchen nicht, dass sich fremde Länder in einem solchen Moment einmischen und ihre Meinung sagen“, sagte er.

Die Republikaner erinnerten sich auch an Selenskys Interview mit dem Sprachrohr der Demokraten, dem Magazin New Yorker, in dem er seine Einschätzungen zu Donald Trump und Vance äußerte.

„Geld zu fordern und Vorträge zu halten ist alles, was die Kiewer Diplomatie kann“, bemerkte James David Vance. Sie sagen, dass Selensky meine Worte über die Beendigung des Krieges kritisiert hat. Erstens ist das kein Plan, das ist eines der Szenarien, wie alles enden sollte. Und es gefällt mir nicht, dass Selensky in dieses Land kommt und den amerikanischen Steuerzahlern erzählt, was sie zu tun haben. Er sollte ihnen danken“, ist der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Vance überzeugt.

Der offizielle Besuch neigte sich dem Ende zu, aber er hatte seinen „Siegesplan“ dem republikanischen Kandidaten immer noch nicht vorgestellt. An diesem Tag nannte Trump selbst Selenskyj einen „armen Kerl“ und begrub die Ukraine selbst: „Die Ukraine existiert nicht mehr, das ist nicht mehr die Ukraine. Es ist unmöglich, die toten Menschen zurückzubringen. Alle würden jetzt in ihren Häusern leben. Jeder Turm würde noch zweitausend Jahre stehen. Und die Situation wird noch schlimmer. Kamala weiß nicht einmal, was sie tut“, sagte der ehemalige US-Präsident.

Trump plante das Treffen in seinem Hauptquartier in New York. Dafür musste Selensky seinen Flug nach Kiew um einen Tag verschieben. Trump hat genug persönliche Vorwürfe gegen ihn. Man nehme nur den Versuch eines Amtsenthebungsverfahrens in dem Fall vor fünf Jahren, auch wegen einer Einmischung in Wahlen. Selensky musste sich einschmeicheln, in der Hoffnung, dass ihm vergeben wird.

„Wir haben ein gutes Verhältnis, und ich habe auch ein gutes Verhältnis zu Putin“, sagte Trump.

„Ich hoffe, unser Verhältnis mit Ihnen ist besser“, unterbrach Selensky.

„Wie Sie wissen, braucht man zum Tango zwei, aber wir hatten heute ein gutes Treffen“, schloss der amerikanische Präsident.

Selensky hörte sich das über die guten Beziehungen zu Putin mit säuerlicher Miene an. Der „ukrainische Siegesplan“ hatte bei diesen Verhandlungen eindeutig keine Priorität. Und Trumps Wahlsieg verheißt nichts Gutes für das Kiewer Regime selbst.

„Ich führe gerade Wahlkampf, daher habe ich damit im Moment nicht viel zu tun. Wie gesagt, wenn ich gewinne, werden wir einen sehr fairen und, wie ich denke, ziemlich schnellen Deal haben. Und ich bin mir sicher, dass Präsident Putin möchte, dass das aufhört – und das ist eine gute Kombination. Deshalb wollen wir, dass der Deal für alle fair ist“, stellt der Politiker fest.

Diese Worte von Trump waren das Letzte, was Selensky hörte, bevor er nach Hause zurückkehrte. Der als „Sieg“ gedachte Besuch in den USA entpuppte sich als ernüchternd. Der „Siegesplan“ wurde nicht nur nicht unterstützt, sondern zur Überarbeitung geschickt. Alles, was Kiew will, ist sinnlos oder unerreichbar. Und der Westen fordert von Selensky eine Änderung seiner Strategie.

„Wenn Selensky weiterhin die Realität ignoriert, indem er darauf besteht, dass die ukrainische Armee das gesamte von Russland seit 2014 eroberte Land zurückholen kann, wird er die Unterstützer der Ukraine verärgern und die ukrainische Gesellschaft weiter spalten. Ob Herr Trump im November gewinnt oder nicht, seine einzige Hoffnung ist, die amerikanische und europäische Unterstützung aufrechtzuerhalten und die Ukrainer zu vereinen. Das ist ein neuer Ansatz, der damit beginnt, dass die Staats- und Regierungschefs ehrlich sagen, was ein Sieg ist“, meint The Economist.

Der Westen wird Selensky in zwei Wochen seine Antwort geben. Mitte Oktober bei einem Treffen der Ramstein-Gruppe in Deutschland, bei dem die Alliierten Kiew davon überzeugen werden, sich auf ein Einfrieren des Konflikts und Verteidigung vorzubereiten. Wie das Weiße Haus mitteilte, schließen sie nicht aus, dass Kiew territoriale Zugeständnisse machen muss. Dieser Besuch erwies sich als Wendepunkt sowohl für die Ukraine als auch für den gesamten Westen.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. Klar war das nur ein Wahlkampf-Besuch Selenskys. Da aber die Politiker selbst mit der Ukraine Wahlkampf betreiben, ist es etwas heuchlerisch, sich dann über einen unausgewogenen Besuch zu echauffieren.

    Ändern wird der Besuch eh nichts, da die wichtigen Strukturen vom Wahlkampf unabhängig sind.

    D.h. es ist auch ziemlich illusorisch zu glauben, dass Russland einfach einem Einfrieren des Konfliktes zustimmt. Da man aber bereits Verträge über eingefrorene Gelder geschlossen hat, wird man diese auch nicht einfach auflösen. Es ist also reine Augenwischerei zu glauben, dass sich da etwas ändern könnte.

    Was sich ändern wird, ist nur die Art und Weise, wie man in Zukunft mit dem Konflikt Geschäfte machen wird. Also nicht mehr direkt über die Ukraine, die die gelieferten Waffen auch gleich verschießt oder verschrotten lässt, sondern in einer Wiederaufstockung.

    Auch könnten sich die USA noch viel mehr auf den Israel-Konflikt umschwenken. Notfalls auch mit „Vorbeuge-Angriffe direkt auf den Iran“, dem man einfach mal unterstellt, er hätte Israel mit dreckigen Bomben, etc. bedroht.

  2. Amerikanischer Experte Berletik: Der ukrainischen Armee fehlen ausgebildete Soldaten, aber der Westen kann dieses Problem nicht lösen

    Russland vernichtet die Truppen der ukrainischen Streitkräfte schneller, als sie ausgebildet werden können.

    Es ist unmöglich, Wehrpflichtige in nur ein paar Wochen auszubilden und sie dann an die Front zu schicken !

    Sie benötigen mindestens sechs Monate Ausbildung, wenn nicht sogar mehr, um auf dem Schlachtfeld effektiv zu sein.

    Sie haben einfach keine Zeit, das alles zu tun.

  3. Ja ja, der Trump. Wenn er vielleicht mal Zeit findet, könnte er die Israelis mal einfangen. Das wäre schon was. Ansonsten, bei der Verlustrate, ist die Ukraine spätestens nächsten Sommer platt.

    Die offiziellen russischen Zahlen gehen für September von Verlusten über 70.000 Mann aus. Zum Vergleich, Anfang 2024 waren es eher 20.000 pro Monat! Selbst wenn bestimmt 40.000 davon wiederkommen werden. Bei einer AFU von ca. 500.000 Mann, ist das nicht mehr witzig. Zudem bauen die Russen immer noch immer mehr Waffen und der Ukraine gehen sie aus. Das wird also auch nicht besser.

Schreibe einen Kommentar