Die "Mythen" der EU-Kommission

Teil 5: Hat der Westen, insbesondere die USA, den Krieg in der Ukraine begonnen?

Die EU-Kommission hat 13 angebliche Mythen über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht, die ich in einer Artikelserie vorstelle. In diesem Teil geht es unter anderem darum, ob der Westen, insbesondere die USA, den Krieg in der Ukraine begonnen hat.

Ich beschäftige mich in dieser 13-teiligen Artikelserie mit einer Seite, die die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland online gestellt hat und die den Titel „13 Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine – und die Wahrheit“ trägt. Man sollte meinen, dass die EU-Kommission in der Lage ist, angebliche russische „Mythen“ mit überzeugenden Belegen für „die Wahrheit“ zu widerlegen. Doch weit gefehlt.

In diesem fünften Teil der Artikelserie beschäftigen wir uns mit einem weiteren von der EU-Kommission genannten „Mythos“, der lautet:

„Mythos 5: Der Westen, insbesondere die USA, hat den Krieg in der Ukraine begonnen. Moskau hatte keine Wahl, als sich zu verteidigen. Russland kämpft nun gegen die vereinte Macht des „kollektiven Westens“, der Russland mit dem Krieg schwächen oder zerstören möchte. Militärische Hilfe aus dem Westen verlängert nur das Leid der Ukraine.“

Wann begann der Krieg?

Die EU-Kommission schreibt (Links aus dem Original):

„Der derzeitige groß angelegte Krieg begann mit Russlands Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022. Die falsche Behauptung, dass der Westen mit der Ukraine als Stellvertreterin der Aggressor sei, ist eine klassische Desinformationstaktik, um Russland als Opfer seines eigenen Kriegs darzustellen. Obwohl dieses Narrativ offensichtlich absurd ist, dient es für das zunehmend weiter abgeschottete Informationsumfeld in Russland als Schlachtruf zur Mobilisierung der öffentlichen Unterstützung für die autoritäre Politik des Kremls.“

Der Krieg im Donbass begann im April 2014, als die durch den Maidan-Putsch an die Macht gekommene, nicht gewählte Regierung Truppen in den Donbass schickte, um gegen die damals noch unbewaffneten Demonstranten vorzugehen, die gegen den Putsch protestiert haben und sich der neuen Regierung nicht unterordnen wollten. Dass die EU (und die westliche Propaganda generell) immer die Vorgeschichte von Ereignissen weglassen, ist ein beliebtes Mittel der Desinformation. Das nutzt hier auch die EU-Kommission.

Der Stellvertreterkrieg

Es gibt keine allgemein anerkannte Definition für Stellvertreterkriege, aber wir verstehen schnell, ob in der Ukraine ein Stellvertreterkrieg geführt wird, wenn wir uns die beiden letzten klassischen Stellvertreterkriege in Vietnam und in Afghanistan in den 1980er Jahren anschauen. In beiden Stellvertreterkriegen kämpfte eine Supermacht einen Krieg, in dem deren Gegner von der anderen Supermacht finanziell und militärisch unterstützt wurde. In Vietnam unterstützte die Sowjetunion Nordvietnam gegen die USA, in Afghanistan unterstützten die USA die Mudschaheddin, also die Vorläufer der Taliban, gegen die Sowjetunion.

Das ist genau das, was wir auch in der Ukraine sehen: Die USA unterstützen das von ihnen beim Maidan 2014 eingesetzte Regime gegen Russland. Wenn die EU-Kommission schreibt, es eine „falsche Behauptung, dass der Westen mit der Ukraine als Stellvertreterin“ kämpft, verkauft sie die Menschen schlicht und einfach für dumm, denn es ist offensichtlich so.

Wo ist das Informationsumfeld zunehmend weiter abgeschottet?

Ich übersetze hier sehr viele Artikel russischer Medien, Beiträge aus dem russischen Fernsehen und Reden und Interviews russischer Politiker. Daher wissen Stammleser des Anti-Spiegel, wie in Russland berichtet wird und dass die Behauptung, gebe es ein „zunehmend weiter abgeschottetes Informationsumfeld“ schlicht Unsinn ist.

Das Gegenteil ist der Fall, denn die russischen Medien berichten ausführlich und im O-Ton, was westliche Politiker sagen, was westliche Medien berichten und so weiter. Die Menschen in Russland sind politisch weitaus besser informiert als die Menschen im Westen, deren Medien russische Politiker nicht zu Wort kommen lassen und die russischen Argumente verschweigen. Das ist ja der wichtigste Grund, warum der Anti-Spiegel so viele Leser hat: Es gibt kaum andere Quellen in Deutschland, bei denen man diese Dinge erfahren kann, weil die westlichen Medien sie konsequent verschweigen.

Lustig ist welche Quelle die EU-Kommission zu der Aussage über das in Russland „zunehmend weiter abgeschottete Informationsumfeld“ verlinkt hat, denn dabei handelt es sich um einen Artikel des Portals „EU vs. Disinfo“ vom 5. März 2022, in dem sich das von der EU finanzierte Portal darüber aufregt, dass in Russland diverse westliche Staatsmedien zensiert wurden. Was das Portal nicht erwähnt ist, dass das eine Reaktion Russlands darauf war, dass die EU und andere westliche Staaten schon Ende Februar begonnen hatten, russische Medien bei sich streng zu zensieren und zu verbieten.

Die EU-Kommission nimmt sich selbst als Quelle

Als Belege für ihre Behauptungen verlinkt die EU-Kommission hier und in ihren noch folgenden Erläuterungen fast ausschließlich Artikel des EU-Portals „EU vs. Disinfo“. Das Projekt, zu dem das Portal gehört, ist die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes, also der Behörde, die von Josep Borrell, geleitet wird. Die EU-Task Force, die (russische) Fake News aufdecken soll, wurde am 1. September 2015 gegründet. Wir erinnern uns: Die Ereignisse in der Ukraine nach dem Maidan 2014 haben bei sehr vielen Menschen Misstrauen gegenüber westlichen Medien geweckt. Um diesem Misstrauen zu begegnen, hat die EU ihre Fake-News-Jäger gegründet.

Ich habe mehrmals über diese Fake-News-Jäger berichtet (siehe hier oder hier). Die Fake-News-Jäger der EU sind sehr kreativ und denken sich gerne selbst Fake News aus.

Der Westen ist nicht an den Kämpfen beteiligt?

Die EU-Kommission schreibt auch noch (Links aus dem Original):

„Ebenso wenig kämpft Russland gegen den „kollektiven Westen“. Kremlnahe Experten setzen dieses Narrativ immer dann ein, wenn die Ukraine militärische Unterstützung von ihren westlichen Partnerländern erhält oder Russland seinen Einfluss auf temporär besetzte Gebiete in der Ukraine verliert. Die EUdie USA und viele NATO-Mitgliedstaaten haben der Ukraine militärische Unterstützung zukommen lassen, um ihr zu helfen, Russlands unprovozierten Angriff abzuwehren, sie sind jedoch nicht an den Kämpfen beteiligt. Der Westen beabsichtigt nicht, Russland zu zerstören. Er will, dass Russland aufhört, die Ukraine zu zerstören zu versuchen.“

Dass der kollektive Westen in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führt, haben wir schon abgehandelt. Ob „Russlands Angriff“ unprovoziert war, dazu kommen wir noch. Dass die „USA und viele NATO-Mitgliedstaaten“ die Ukraine nur unterstützen, „jedoch nicht an den Kämpfen beteiligt“ sind, ist eine Lüge. Das will ich an zwei Beispielen aufzeigen.

Im Dezember 2022 hat ein hochrangiger britischer General die Entsendung von Truppen in die Ukraine eingeräumt, die dort an „hochriskanten verdeckten Operationen“ beteiligt seien. Darüber hat die britische Times berichtet, deren Artikel ich damals übersetzt habe. Die britische Regierung hat das nicht dementiert. Und im April 2023 wurden Unterlagen aus dem Pentagon geleakt, aus denen hervorging, dass die NATO mit mindestens 97 Soldaten aus Spezialeinheiten in der Ukraine aktiv war.

Wie passt das zu der Aussage der EU-Kommission, die „USA und viele NATO-Mitgliedstaaten“ seien „nicht an den Kämpfen beteiligt“?

Der Westen will Russland nicht zerstören?

In den USA gibt es Commission on Security and Cooperation in Europe (CSCE). Die CSCE wurde 1976 von der US-Regierung gegründet, wird von ihr finanziert und von ihr geführt. Die CSCE ist nichts anderes als eine Behörde der US-Regierung, die sich aus jeweils neun Mitgliedern des US-Senats und des US-Repräsentantenhauses sowie jeweils einem Delegierten des amerikanischen Außenministeriums, des Pentagon und des US-Wirtschaftsministeriums zusammensetzt.

Im Juni 2022 veranstaltet die CSCE beispielsweise eine Online-Konferenz, die den Titel „Russland dekolonisieren“ trug. Dort wurde ganz offen besprochen, dass es das Ziel der US-Regierung ist, Russland als Staat zu zerschlagen, was dort mit der Formulierung, Russland zu „dekolonisieren“ umschrieben wird.

Wenn die EU also behauptet, der Westen beabsichtige nicht, Russland zu zerstören, ist das eine weitere Lüge der EU-Kommission, denn das wird in Washington schließlich vollkommen offen gesagt.

Wer ist der Aggressor?

Wie der US-geführte Westen Russland so sehr in die Enge getrieben hat, dass es sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als seine Sicherheit mit Gewalt zu schützen, wird offensichtlich, wenn man sich die Chronologie der Eskalation anschaut. Wenn Sie diese Chronologie lieber als Video anschauen möchten, finden Sie diese Informationen auch in dieser Sendung von Anti-Spiegel-TV.

Anfang Dezember 2019 fand der letzte Normandie-Gipfel in Paris statt. Selensky kam danach zurück nach Kiew und verkündete seinen Leuten hinter verschlossenen Türen, dass er das Abkommen von Minsk nicht umsetzen wird. Allen Beteiligten in der Ukraine war damit klar, dass ein Krieg mit Russland unvermeidbar geworden war und Kiew begann mit konkreten Kriegsvorbereitungen. Das hat der Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Alexej Danilow, im August 2022 in einem Interview offen erzählt und auch Selensky hat das nun in dem Spiegel-Interview bestätigt.

Im Januar 2021 wurde Joe Biden US-Präsident. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Trump, der keine Eskalation in der Ukraine wollte, gab Biden Selensky grünes Licht. Daraufhin begann Selensky im Februar 2021 gegen die Opposition vorzugehen, woraufhin der Chef der größten Oppositionspartei unter Hausarrest gestellt und alle oppositionellen Medien wurden verboten wurden.

Im März 2021 setzte Selensky die neue Militärdoktrin der Ukraine in Kraft, in der ein Krieg mit Russland mit dem Ziel festgeschrieben wurde, die Krim gewaltsam zurückzuerobern und den Konflikt im Donbass gewaltsam zu entscheiden.

Mitte April 2021 verkündete die Biden Regierung den Abzug aus Afghanistan bis zum 11. September.

Im April und Mai 2021 stand die Ukraine kurz vor einem Krieg mit Russland, wurde aber von den USA noch einmal zurückgepfiffen. War der Grund, dass die US-Truppen noch in Afghanistan und damit verwundbar waren, oder dass die USA die Ukraine nicht so umfänglich unterstützen konnten, solange sie noch in Afghanistan gebunden waren?

Mitte Juni 2021 fand ein Gipfeltreffen der Präsidenten Putin und Biden statt, bei dem es aber keine Annäherung gab.

Im August 2021 fand die überstürzte Flucht der NATO- und US-Truppen aus Afghanistan statt.

Während Kiew die Situation im Donbass ab Ende 2021 wieder eskaliert hat und die NATO ihre Truppenpräsenz in der Ukraine unter dem Vorwand von Manövern und Ausbildungsmissionen erhöht hat, haben Deutschland und Frankreich das Minsker Abkommen im November 2021 offiziell beerdigt, worüber es in westlichen Medien allerdings keine Berichte gab.

Die Russland-Sanktionen wurden, wie Politico im Oktober 2022 berichtet hat, bereits mindestens ab November 2021 in Gesprächen zwischen Washington und Brüssel vorbereitet. Das war drei Monate vor dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine und just zu dem Zeitpunkt, als Berlin und Paris das Minsker Abkommen beerdigt haben. Dass die Abkehr vom Minsker Abkommen zum Krieg in der Ukraine führen würde, war den Entscheidungsträgern in Washington und Brüssel (und wahrscheinlich auch in Berlin und Paris) offenbar klar, weshalb sie parallel die entsprechenden Sanktionen vorbereitet haben. Afghanistan war Vergangenheit und damit hatten die USA die Hände frei für einen neuen Konflikt.

Im Dezember 2021 forderte Russland von den USA und der NATO ultimativ gegenseitige Sicherheitsgarantien und den Abzug der NATO-Truppen aus der Ukraine und erklärte, dass es im Falle einer Ablehnung gegenseitiger Sicherheitsgarantien gezwungen sei, „militärtechnisch“ zu reagieren. Damit war klar, dass Russland auf weitere Bestrebungen, die Ukraine in die NATO zu ziehen, militärisch reagieren würde. Das war der Moment, in dem allen verantwortlichen Politikern bewusst war, dass eine Ablehnung von Verhandlungen mit Russland zu einem Krieg in der Ukraine führen würde. Der Krieg und all das Elend hätte verhindert werden können, wenn die USA bereit gewesen wären, einen neutralen Status der Ukraine dauerhaft zu akzeptieren und zu garantieren.

Am 8. Januar 2022 wurde Scott Miller zum US-Botschafter in der Schweiz berufen. In einem Interview vom November 2022 erzählte er ganz offen, dass die USA „Geheimdienstinformationen über die Invasion“ gehabt hätten und er diese sofort, also Anfang Januar 2022, der Schweizer Regierung gezeigt hätte. Da die Gespräche zwischen Russland und den USA über die Frage, ob es zu Verhandlungen über die von Russland geforderten gegenseitigen Sicherheitsgarantien kommen würde, zu diesem Zeitpunkt noch liefen, belegt die Aussage von Miller, dass die USA bereits beschlossen hatten, nicht in Verhandlungen einzutreten und sich der Folgen, nämlich der russischen Intervention in der Ukraine, in vollem Umfang bewusst waren. Miller bestätigte damit außerdem indirekt den Bericht von Politico darüber, dass die Sanktionen schon Monate vorher ausgearbeitet wurden, was Bundeskanzler Scholz und andere westliche Politiker später auch bestätigt haben, als sie sagten, dass die Russland-Sanktionen „von langer Hand vorbereitet“ waren.

Ende Januar 2022 wurde in den USA das Lend-Lease-Gesetz für die Ukraine eingebracht, über das bei seiner Einreichung in den Kongress geschrieben wurde:

„Mit diesem Gesetzentwurf wird vorübergehend auf bestimmte Anforderungen im Zusammenhang mit der Befugnis des Präsidenten, Verteidigungsgüter zu verleihen oder zu leasen, verzichtet, wenn die Verteidigungsgüter für die ukrainische Regierung bestimmt sind und zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Ukraine vor der russischen Militärinvasion erforderlich sind“

Das bestätigt ein weiteres Mal, dass die USA sich bereits auf den Krieg vorbereitet haben, während sie offiziell noch immer mit Russland über mögliche Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien gesprochen haben, denn das Gesetz zur Unterstützung der Ukraine gegen die „russische Militärinvasion“ wurde einen Monat vor der russischen Intervention in den Kongress eingebracht.

Fast gleichzeitig mit der Einreichung des Gesetzes haben die USA und die NATO Ende Januar 2022 die von Russland vorgeschlagenen Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien abgelehnt.

Am 19. Februar 2022 hat Selensky auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus der hochrangigen westlichen Zuhörer die atomare Bewaffnung der Ukraine angedroht. Damit war das russische Eingreifen nicht mehr zu verhindern, denn dass sich die Ukraine, die in ihrer Militärdoktrin offen einen Krieg gegen Russland vorbereitet hat, sich dazu auch noch mit Rückendeckung des Westens nuklear bewaffnen könnte, war für Russland eine inakzeptable Bedrohung der eigenen Sicherheit.

Am 21. Februar 2022 hat Putin die Donbass-Republiken anerkannt und Beistandsabkommen mit ihnen geschlossen. In seiner Rede dazu hat Putin Kiew deutlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation gewarnt. Kiew hat den Beschuss auf zivile Ziele im Donbass danach aber noch einmal demonstrativ erhöht.

Am 24. Februar 2022 hat Putin in einer weiteren Rede den Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine verkündet.

Am 29. März 2022 gab es Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über einen Waffenstillstand. Kiew selbst machte dabei den Vorschlag, die Krim als russisch anzuerkennen und eine Verhandlungslösung für den Donbass zu finden. Darüber hinaus hat Kiew zugesagt, keine ausländischen Truppen mehr in seinem Land zu stationieren und nicht NATO-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt der Ukraine war hingegen möglich. Außerdem erklärte Russland als Zeichen des guten Willens, seine Truppen aus der Region Kiew abzuziehen, was westliche Medien sofort als militärische Niederlage Russlands umdeklarierten, obwohl der russische Rückzug ohne Kampfhandlungen stattgefunden hat.

Am 3. April 2022 erschienen die Meldungen von angeblichen Massakern der russischen Armee in Butscha, die sich jedoch schnell als False-Flag-Operation herausstellten. Dennoch wurde Butscha als russisches „Verbrechen“ bezeichnet und in den Medien breit behandelt, während die mögliche Verhandlungslösung, die nur Tage zuvor erreicht worden war, kein Thema in den Medien war.

Großbritannien ist ebenfalls nicht auf die erreichte Verhandlungslösung eingegangen, sondern hat der Ukraine stattdessen am 8. April 2022 Militärhilfe in Höhe von 100 Millionen Pfund für die Fortsetzung des Kampfes gegen Russland versprochen, was zum damaligen Zeitpunkt noch eines der größten bisherigen Hilfspakete gewesen ist.

Einen Tag später, am 9. April 2022reiste der britische Premierminister Johnson nach Kiew und sprach mit Selensky, der das ukrainische Angebot im Anschluss an diese Gespräche zurückzog und stattdessen verkündete, die Entscheidung müsse auf dem Schlachtfeld erfolgen.

Am 30. September 2022 hat der ukrainische Präsident Selensky Verhandlungen mit einem von Putin geführten Russland per Dekret und Strafe gestellt.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

21 Antworten

  1. „Außerdem erklärte Russland als Zeichen des guten Willens, seine Truppen aus der Region Kiew abzuziehen, was westliche Medien sofort als militärische Niederlage Russlands umdeklarierten, obwohl der russische Rückzug ohne Kampfhandlungen stattgefunden hat“

    Das muss wohl der größte Fehler dieses Krieges gewesen sein. Der Krieg wäre doch seit zwei Jahren vorbei, wenn Russland seine Armee, die ja direkt vor Kiew stand, nicht abgezogen hätte. Absolut unverständlich. Putin muss doch gewusst haben, dass der Westen auf Gesten des Guten Willens nichts gibt und diese höchstens als Schwäche auslegt.

    1. Der Versuch, das damals besetzte Gelände dauerhaft zu halten und mit den schwachen Truppen, die Rußland dort hatte, auch noch Kiew einzunehmen, hätte für Rußland in einer militärischen Katastrophe geendet. Der Krieg wäre fürwahr schnell vorbei gewesen. Im Kreml wären schon 2022 Scholz, Baerbock, von der Leyen und die Führer*in persönlich, als durch ihr „Geständnis“ ausgewiesenes Feldherrengenie, herumstolziert, um sich von Nawalny, Gauleiter des Europrotektorates Moskowien, hofieren zu lassen.

      1. Dann war der Rückzug aber keine Geste des guten Willens, sondern totales militärisches Versagen. Glaubst du das wirklich? Wer zieht denn mit „schwachen Truppen“ vor die gegnerische Hauptstadt?

        1. Eine „Geste guten Willens“ war vielleicht der Zeitpunkt. Der Rückzug selber war militärisch erforderlich.

          Eine Besetzung des Gebietes hätte weder irgendeinen Sinn gemacht, noch hätten die vorhandenen russischen Truppen dort es dauerhaft halten können. Der Versuch einer Eroberung Kiews hätte ebenfalls keinerlei Sinn gemacht, wäre aber auch nicht möglich gewesen.

  2. Das ist absurd. Jedem „Fernsehdeutschen“ wurde doch ins Wohnzimmer serviert, wie Deutschland seit 1999 in ewigen und endlosen Kriegen versunken ist – mit dem Kosovokrieg „Auschwitz wieder gut gemacht“, die „Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch“, in Syrien als Paten von PKK-YPG und „gemäßigten Islamisten“ (al Qaida und IS).

    Das gilt auch für den Ukrainekrieg in allen Stufen seit 2013. Sie haben es ja nicht weggelogen, sondern offen damit geprahlt – „wir dürfen so was“.

    “We are fighting a war against Russia“

    Wie sehr Deutschland und die ganze „Wertegemeinschaft“ in dem Krieg engagiert sind, und wie die Grenzen zu einer eigenen Kriegsbeteiligung schon 2022 weit überschritten wurden, wurde dröhnend und stolz verkündet.

    „Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen“
    „Es muss verhindert werden, dass Putin, dass Russland diesen Krieg gewinnt“
    „Es muss unser Ziel sein, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnt“
    „Russland kann und darf und wird diesen Krieg nicht gewinnen“
    „Russland kann und wird den Krieg nicht mehr gewinnen“
    „Russland darf mit seinen Zielen nicht durchkommen und das muss scheitern“
    „Russland wird nicht durchkommen mit seinen imperialistischen Plänen“
    „Schon deswegen darf Russland diesen Krieg nicht gewinnen, und Russland wird den Krieg auch nicht gewinnen.“
    „Es muss verhindert werden, dass Putin, dass Russland diesen Krieg gewinnt“

    Das sind Worte unseres Kanzlers und Führers. Auf eine Erklärung, welche Befugnis Deutschland dafür haben sollte, warte ich noch heute. Nichts. Kein Bündnisfall nach Art.51 UNO erklärt, kein Mandat des UNO-Sicherheitsrates. Mangels irgendeiner Zuständigkeit Deutschlands für die Ukraine bleibt da nur, daß es ein Krieg Deutschlands gegen Rußland ist, der von der Ukraine aus geführt wird.

    „If Ukraine falls it will be a disaster for the West. This will put an end to the hegemony of the West. And we will have no one to blame but ourselves.“

    — Boris Johnson (Video) – 2024年04月18日
    http://k.sina.com.cn/article_2596119483_m9abda3bb03301d4am.html

    Die „Hegemonie des Westens“ wirkt wie ein wütender, nasser Straßenköter, aber worum es in dem Krieg geht, bis zum letzten Ukrainer, ist damit ausreichend klar.

    1. Det is ja voll witzich . . . :

      Da nehm’se also die Worte uns’rer jeliebt’n Führung volle Pulle ernst, oder wat?

      Gloobn’se denn ooch allet, wat de Herrschaften so so vom Stapel lassen?

      Die Rente is sischer?

      Wir schaffen dit?

      Keen Mensch hat die Absicht…

      und der Klassiker:

      Seit Fümfuahfümwunförzich wird zurrückjeballert?

  3. Das Portal „EU vs. Disinfo“ hat genau den richtigen Namen. Die EU hat nur übersehen, dass die Abkürzung „vs.“ normalerweise als „versus“, also „gegen“ verwendet wird. Aber sobald man weiss, dass die Autoren des Portals gedacht haben, die Abkürzung „vs.“ steht für „verbreitet schlimme“ passt der Name genau.

  4. „Das ist alles nur russische Propaganda. Wir wollen Russland definitiv nicht zerstören. Dass wir es eventuell zerstören müssen obwohl wir das nicht wollen, sind natürlich nur die bösen Russen schuld. Aber wir haben wirklich keinerlei Pläne, Russland zu zerstören. Nur, es auf eine akzeptable Grösse zu bringen. Russland kann einen Quadratmillimeter einer rohstoffarmen unbewohnten Gegend in Sibirien behalten, auf dem ein Hundehaufen liegt. Und wir werden Russland sogar helfen, diesen Quadratmillimeter gegen alle anderen zu verteidigen. Man kann uns also absolut nicht vorwerfen, wir wollten Russland vernichten! Wir sind die stärksten Verteidiger das 1 qmm-grossen Russlands auf der Welt! Alles andere ist russische Propaganda. Heil Harris!“
    — Die EU-Kommission

  5. Minsk II war ein gutes Angebot für die NATO-Osterweiterer, wenn es nur um die Ukraine gegangen wäre. Putin hat angeboten, was er konnte, um den Krieg zu verhindern. Es war dem
    US-Imperium auch klar, dass auf diplomatisch friedlichen Wege nicht mehr rauszuholen war, als Minsk II. Stattdessen wurde Minsk II benutzt, die Ukraine für den Krieg gegen Russland aufzurüsten und Russland hinzuhalten, damit die Ukraine Krieg mit Russland führen kann bis zum heutigen Tage und das Schlachten geht weiter. Die Zielsetzung des US- Imperiums ist auch jedem klar, der noch logisch denken kann. Die Stellungnahme der EU-Kommission zeigt nur das, was sie ist, ein Vasall des US-Imperiums, der die Völker, für die es tätig ist, für die Ziele des Hegemons ins Elend führt. Und Russland befindet sich im aufgezwungenen indirekten Krieg mit dem agressiven US-Imperium und seiner Vasallen. Wird der Krieg direkt, wird er nuklear.

  6. Am 29. März 2022 gab es Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über einen Waffenstillstand. Kiew selbst machte dabei den Vorschlag, die Krim als russisch anzuerkennen und eine Verhandlungslösung für den Donbass zu finden. Darüber hinaus hat Kiew zugesagt, keine ausländischen Truppen mehr in seinem Land zu stationieren und nicht NATO-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt der Ukraine war hingegen möglich. Außerdem erklärte Russland als Zeichen des guten Willens, seine Truppen aus der Region Kiew abzuziehen, was westliche Medien sofort als militärische Niederlage Russlands umdeklarierten, obwohl der russische Rückzug ohne Kampfhandlungen stattgefunden hat.
    Das stimmt so nicht .
    Die Sache mit der Krim sollte später nachverhandelt werden .
    Russland war gar nicht in der Lage das schnell eingenommene Territorium abzusichern . Es gab damals schon große Verluste wegen fehlender Strategie .
    Russland ist eindeutig unvorbereitet und ohne jegliche logisch taktische militärischen Rückenhalt in die Ukraine eingedrungen . Das war zwar aus russischer Sicht notwendig aber nicht vorbereitet .
    Die russischen Brüder wurden nicht mit Blumen sondern mit Natowaffen empfangen .
    Erst in diesem Jahr hat sich scheinbar die russische Armee geordnet und sich den modernen Bedingungen angepasst . Leider sehr sehr spät , den die Nato hat das selbige getan .
    Diese Sonderoperation , Patient und Doktor tot . Es ist nicht zu fassen wie viele Menschen auf beiden Seiten sterben müssen weil beide Seiten riesige Fehler gemacht haben . Hätte Russland seine Soderoperation besser vorbereitet und durchdacht , wäre der KRIEG schon zu beendet . Das kann man auf RT nachlesen .

    1. Wie dieser katastrophale Einmarsch zustande kam, ist mir ein Rätsel. Der Präsident V. V. Putin erklärte etwa 6 Monate vorher im Fernsehen : Es gibt keine Opposition in der Ukraine mit der wir zusammenarbeiten können, es gibt keine nennenswerten Sympatien im ukrainischen Volk und es gibt laut unseren Geheimdienst Informationen auch keine Kräfte im ukrainischen Militär, auf die wir setzen können.

      1. „Russland ist eindeutig unvorbereitet und ohne jegliche logisch taktische militärischen Rückenhalt in die Ukraine eingedrungen . Das war zwar aus russischer Sicht notwendig aber nicht vorbereitet .“

        Wofür ja allein schon das Datum Ende Februar spricht. Wenn auf den Schwarzerdeböden das Tauwetter ansteht, fängt man keinen Krieg an.

    2. „Die Entmilitarisierung wurde – in Wirklichkeit – dreimal erreicht: im Mai/Juni 2022, als Selenskyj erklärte, er sei nunmehr waffentechnisch vom Westen abhängig; im Dezember 2022, nachdem das von den ehemaligen Satellitenstaaten der UdSSR gelieferte Material vernichtet worden war, und im Sommer 2023, nachdem das vom Westen für die Gegenoffensive gelieferte Material vernichtet worden war. Man könnte sagen, dass die Russen dieses Ziel heute zum vierten Mal erreicht haben.“

      — Interview mit Jacques Baud, 15.05.2024
      https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-7-8-vom-15-mai-2024.html#article_1675

      Faktisch wurde also nicht der Proxy demilitarisiert, sondern der Feind, besonders die Euro-NATO-Länder. Auf russischer Seite sind keine ernsthaften Fehler in der Kriegsführung erkennbar, die Sonderoperation ist als ein über viele Jahre angelegter Zermürbungskrieg gedacht. Im Kreml rechnet niemand damit, daß die Sache mit einer Kapitulation des Kiewer Regimes vorbei sein wird. Wir stehen gerade erst am Anfang.

      Und für uns Deutsche macht es keinerlei Sinn, über das Land zu lamentieren, gegen das wir gerade Krieg führen. Sinn macht einzig, zu klären, ob eine weitere Kriegsführung gegen Rußland für Deutschland irgendetwas Gutes verspricht, oder ob es nicht ratsam wäre, auszusteigen, und zwar schnell.

      1. „Sinn macht einzig, zu klären, ob eine weitere Kriegsführung gegen Rußland für Deutschland irgendetwas Gutes verspricht, oder ob es nicht ratsam wäre, auszusteigen, und zwar schnell.“

        Hörn Sie doch mal auf, ihre dummen Eulen nach Athen zu tragen. Also würde hier irgendjemand Krieg gegen Russland wollen. Sie sind hier nicht die Kindergruppenleiterin im Morgenkreis. Stecken Sie sich ihren belehrenden Ton an den Tirolerhut und tauschen Sie ihr pseudopädagogisches Engagement gegen sinnvolle Vorschläge. Denn es will hier zwei keiner Krieg mit Russland, es hat aber auch keiner die Entscheidungsgewalt, das durchzusetzen. Also tun Sie nicht so, als könnten wir hier das drehen, wenn Sie nur laut genug herumkrakeelen.

  7. „Ukraine ‚zerstört‘ – hätte Rußland nachgeben sollen, sagt Trump“

    „Seine Äußerungen am Mittwoch warfen die Frage auf, wie weit die Zugeständnisse gehen könnten, die der ehemalige US-Präsident im Falle einer erneuten Wahl bei den Verhandlungen über die Zukunft des Landes machen würde.

    Trump argumentierte, die Ukraine hätte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in den Monaten vor dem russischen Angriff im Februar 2022 Zugeständnisse machen sollen, und erklärte, daß selbst ‚der schlechteste Deal besser gewesen wäre als das, was wir jetzt haben‘.
    […]
    Seine Äußerungen bei einer Veranstaltung in North Carolina [Mint Hill, 25.09.2024] … folgen auf eine Debatte in diesem Monat, in der er sich ausdrücklich weigerte zu sagen, ob er möchte, daß die Ukraine den Krieg gewinnt. Am Dienstag lobte Trump die Fähigkeiten Rußlands und seines Vorgängers, der Sowjetunion, und sagte, daß Kriege ‚das sind, was sie können‘.
    […]
    Trump sagte: ‚Das ist etwas, worüber wir schnell diskutieren müssen, denn der Präsident der Ukraine ist in unserem Land und er macht kleine böse Anspielungen auf Ihren Lieblingspräsidenten, mich.‘

    Trump stellte die Ukraine als ein Land dar, das außerhalb seiner Hauptstadt Kiew in Trümmern liegt, dem es an Soldaten mangelt und das durch Kriegstote und an Nachbarländer Bevölkerung verliert. Er stellte in Frage, ob das Land überhaupt noch Verhandlungsmasse habe, um ein Ende des Krieges auszuhandeln.

    ‚Jeder Deal – auch der schlechteste – wäre besser gewesen als das, was wir jetzt haben‘, sagte Trump.

    ‚Wenn sie einen schlechten Deal gemacht hätten, wäre es viel besser gewesen. Sie hätten ein wenig aufgegeben und jeder würde leben und jedes Gebäude würde gebaut werden und jeder Turm würde noch 2000 Jahre alt werden.‘

    ‚Welchen Deal können wir machen? Es ist zerstört. Die Menschen sind tot. Das Land liegt in Trümmern.‘
    […]
    ‚Biden und Kamala haben dies zugelassen, indem sie Zelenskyy mit Geld und Munition gefüttert haben, wie es kein Land je zuvor gesehen hat‘, sagte Trump.

    Bemerkenswert ist, daß Trump nicht Putins Gründe für die Invasion angriff, sondern nur andeutete, daß Putin den Krieg nicht begonnen hätte, wenn Trump im Amt gewesen wäre.“

    — In Queensland, 2024-09-26
    https://www.inqld.com.au/news/2024/09/26/ukraine-demolished-should-have-given-in-to-russia-says-trump

  8. Die militärischen Fehler der Russen im Ukrainekrieg sind ein Thema für sich, feststeht das Putin und die russischen Diplomaten alles dafür getan haben, um diesen Ukrainekrieg zu verhindern bis auf Aufgabe der eigenen Sicherheitsinteressen über alle Maßen, dass US_Imprerium mit seinen Vasallen wollte diesen Krieg, denn es geht denen nicht um die Ukraine, es geht gegen
    Putins Russland wegen purer Machtinteressen.

  9. Militärisch war Rußland 2014 in einer überlegenen Position in der Ukraine und hätte viele menschliche Opfer auf beiden Seiten vorerst verhindert. Aber zum damaligen Zeitpunkt war Rußland wirtschaftlich noch sehr anfällig und hätte die massiven Sanktionen vermutlich nicht verkraftet. Letzten Endes wäre dann sogar der Zusammenbruch Rußlands möglich gewesen.
    Die Geschichte wird immer vom Sieger erzählt, deshalb hoffe ich, dass es Rußland sein wird und nicht wie nach 1989 der Wertloswesten, der mir mein Leben in der DDR in den dunkelsten Farben beschreibt. Besonders unangenehm sind mir ehemalige DDR-Bewohner, die über ihr Leben im Osten reine Horrorgeschichten erzählen, um sich bei den Wessis einzuschleimen.

  10. ich hab heute gelesen, das der Deep State in USA Trump unbedingt verhindern will, da er Einfluss auf den Krieg in der UA nehmen will ,der dem Deep State nicht gefällt. Die wollen die Eskalation und werden Trump ermorden um ihre Ziele zu verwirklichen.
    RU wird diesen Krieg gewinnen, da es keine Armeen gibt seitens des Westens die das verhindern.
    Wir im Westen haben Putin nichts entgegen zu setzen.
    Kurioserweise sitze ich selber im Westen und wünsche mir unsere eigene Niederlage.

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