Sergej Filbert hat eine weitere Folge unserer „russischen Tacheles-Sendung“ übersetzt
Sergej Filbert, mit dem ich eine Art "russisches Tacheles" mache, übersetzt die Sendungen für seinen deutschen YouTube-Kanal ins Deutsche. Nun ist wieder eine Sendung fertig geworden.
Seit fast einem Jahr machen Sergej Filbert und ich die alle zwei oder drei Wochen die Sendung „Rupor News“, eine Art russische Version von Tacheles, die er auf seinem russischen Kanal Golos Germanii (Stimme Deutschlands) ausstrahlt. Neuerdings übersetzt er die Sendungen auch auf Deutsch. Auch wenn es schon fast zwei Wochen her ist, dass wir diese Sendung aufgenommen haben, zeige ich sie hier für alle Interessierten.
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Hey Thomas, nennt es doch nicht verschämt „eine Art Tacheles“, nennt es, wie es heißt!
Nennt es „Ruper-News“ und gut ist! Warum denn Euer beider Licht unter den Scheffel stellen? 👍👍
*Rupor… meinte ich natürlich!
Am Besten fände ich es abwechselnd. Einmal Röper und Stein auf Deutsch, das sollte dann aber auch ins Russische übersetzt werden und eine Woche drauf ein Tom & Sergej auf Russisch, das dann ins Deutsche übersetzt wird.
Ich würde das Format etwas straffen.
Eine Stunde in der Woche für die aktuellen Themen langt durchaus.
Noch ein Interview
Nicht jeder- oder wenige haben ein Abo – Doch Alle sollten es lesen.
Quelle: https://weltwoche.ch/story/entweder-siegt-russland/
Roger Köppel
Unsere Medien stehen im Bann der Ukraine. Mit den Russen redet niemand. Das ist falsch. Als Schweizer muss man allen Seiten zuhören, sonst ergibt sich ein einseitiges Bild. Das war der Grund, warum ich vor einem Jahr den bei uns hochumstrittenen russischen Talkshow-Superstar Wladimir Solowjow in dessen Moskauer Studio besucht habe. Er war mir von einem ehemaligen Schulkollegen Solowjows empfohlen worden, einem Russen, der dann in Harvard studierte und eine grosse Karriere in der Politik und Industrie machte. Er erzählte mir, Solowjow stamme aus einer hochgebildeten russisch-jüdischen Familie, habe beste Uni-Abschlüsse erreicht und sogar als Dozent in den USA gearbeitet. Er drücke sich zwar mitunter krass und provokativ aus, sei aber hochintelligent, und seine Kommentare und Sendungen, die bei uns – warum eigentlich? – verboten sind, seien unter Russen äusserst populär. Das machte mich neugierig.
Das damalige Gespräch in Moskau war kurz, aber interessant. Solowjow, sechzig Jahre alt, machte auf mich einen blitzgescheiten Eindruck. Sein ironischer Humor wird wohl nicht überall verstanden. Er ist mittlerweile ziemlich durchtrainiert, Schwerarbeiter, macht jeden Tag mehrere Sendungen, im Fernsehen, aber auch im Radio und auf Telegram. Er ist Inhaber eines eigenen Produktionsunternehmens, reist, wie er mir erzählte, jede Woche an die Front im Osten der Ukraine. Das folgende Gespräch haben wir dieser Tage über Skype geführt. Seine Ansichten mögen manche Leser frappieren, vielleicht schockieren, aber ich glaube, es ist lohnenswert, zur Abwechslung auch mal einer Stimme zuzuhören, in der sich Millionen von Russen wiedererkennen. Im Krieg verbreiten alle Seiten Propaganda. Deshalb sollte man sich auch mit der Propaganda der anderen befassen, nicht nur mit der eigenen.
Was sagt der angebliche Chefpropagandist Putins zur aktuellen Lage?
Weltwoche: Mister Solowjow, wir sprechen mit dem wahrscheinlich erfolgreichsten und einflussreichsten, sicherlich umstrittensten und im Westen meistgehassten Talkshow-Moderator Russlands. Vielleicht sind Sie so etwas wie der Tucker Carlson des Ostens oder eher eine Art Rush Limbaugh, der mit seinen Programmen Millionen Amerikaner fesselte …
Wladimir Solowjow: … wahrscheinlich bin ich eher, wie Rush Limbaugh früher war, als er noch 160 Kilo wog. Tucker kam mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt, das war bei mir und Rush weniger der Fall …
Weltwoche: … Sie haben ein Riesenpublikum, jeden Tag, Sie gelten als Nummer-eins-Propagandist des Kreml, als Putins Sprachrohr. Wir sind gespannt, wer Sie wirklich sind, willkommen zum Gespräch.
Solowjow: Ich danke Ihnen. Nun, ich bin eigentlich ziemlich beunruhigt. Werden Sie nicht sanktioniert, wenn Sie mit mir reden? Ich hoffe nicht. Es gibt, glaube ich, immer noch ein paar Länder, die mich noch nicht sanktioniert haben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es in weiten Teilen Europas verboten ist, mich auch nur anzuschauen.
Weltwoche: Warum sind Sie, als Fernsehmann, auf der EU-Sanktionsliste gelandet?
Solowjow: Vermutlich weil Europa schliesslich müde wurde, so zu tun, als sei es eine Demokratie, und zum ursprünglichen Teil seiner wahren Natur zurückkehrte, totalitär, autoritär, null Respekt vor der freien Meinungsäusserung oder dem privaten Eigentum. Aus meiner russischen Sicht ist Europa gerade dabei, alles zu verraten, wofür es zu stehen behauptet. Eigentlich haben wir Russen Mitleid mit euch.
«Was sind eure Werte? Ihr seid keine Christen mehr. An was glaubt ihr? An Transgender-Götter?»
Weltwoche: Was haben Sie verbrochen?
Solowjow: Ich weiss es nicht. Ich bin die reinste Form eines Journalisten. Ich bin weder Beamter noch Staatsangestellter. Ich habe auch keinen offiziellen Titel oder eine offizielle Position. Mein grösstes Verbrechen dürfte darin bestehen, dass mir Millionen von Russen täglich freiwillig zuhören. Ich wurde sanktioniert, weil ich sage, was ich denke – im Sinne von Rousseau und Voltaire. In Namen europäischer Werte, auf die ihr in Europa pfeift.
Weltwoche: Sie sind 1963 geboren.
Solowjow: Das ist schon verdammt lange her.
Weltwoche: Sie stammen aus einer gebildeten russisch-jüdischen Familie. Ihre Mutter leitete ein angesehenes Institut, Sie schlossen Ihre Studien, Ingenieurwissenschaften, mit Bestnoten ab und waren in den USA als Dozent tätig. Nun aber gelten Sie im Westen als dieser verrückte Dr. Strangelove des Fernsehens, als der Wahnsinnige, der zum Beispiel Grossbritannien in einer radioaktiven Monsterwelle versenken möchte, wie Sie mal in Ihrem Programm sagten. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Wer sind Sie?
Solowjow: Nun, ich bin definitiv jüdisch und definitiv russischer Jude. Ich bin Antifaschist, ich hasse Nazis und liebe meine Familie. Ich habe eine Geschichte, wie der grösste Teil des jüdischen Volkes. Sechs Mitglieder meiner Familie wurden lebendig begraben von ukrainischen Bandera-Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Ich nehme diesen Krieg also sehr persönlich. Und bei allem Respekt: Als Jude erinnere ich mich auch an Jahrhunderte der Unterdrückung durch verschiedene europäische Nationen. Und als russischer Jude erinnere ich mich an die 27 Millionen Sowjetmenschen, die von zivilisierten Europäern getötet wurden. Deshalb ist es urkomisch, wenn Bundeskanzler Scholz heute sagt, dass die Russen im Donbass einen Völkermord begehen. Nach so einem Satz existiert er für das russische Volk nicht mehr.
Weltwoche: Ist Ihre Fernsehsendung eine Art biblischer Rachefeldzug gegen die einstigen Peiniger?
Solowjow: Ich spreche davon, was viele Europäer nicht wirklich verstehen. Wir Russen waren nie wie die modernen Europäer. Wir leben durch unsere eigene Familien- und Nationalgeschichte. Wir fühlen uns als Teil dieses Stammbaums. Eigentlich hasse ich die Geschichte. Sie ist so schlecht, aber wir können diese Geschichte nicht vergessen.
Weltwoche: Was denken Ihre Zuschauer, wenn sie heute auf Europa blicken?
Solowjow: Ich würde vermuten, sie denken, dass ihr völlig verrückt seid. Ihr tut uns leid. Es sieht so aus, als ob ihr eure Werte verraten hättet. Wer seid ihr? Was sind eure Werte? Ihr seid keine Christen mehr. Ihr seid definitiv keine Muslime. An was glaubt ihr? An Transgender-Götter?
«Mein Verbrechen? Ich sage, was ich denke. Juden auszurauben, ist Teil der europäischen Kultur.»
Weltwoche: Man konnte in den Nachrichten lesen, dass Sie zwei Villen am Comersee besitzen, die nun allerdings von Italien konfisziert wurden.
Solowjow: Europa hat keinen Glauben, aber auch keinen Rechtsstaat mehr. Auf einmal beschlagnahmen sie mein Vermögen, nehmen mir meine Häuser weg. Gab es einen Gerichtsbeschluss? Gaben sie mir die Gelegenheit für eine Stellungnahme, für ein geregeltes Verfahren? Nichts. Nicht zum ersten Mal nehmen die Europäer einem Juden weg, was ihm gehört. Juden auszurauben, ist Teil der europäischen Kultur. Das ist normal.
Weltwoche: Eben hat die G-7-Organisation beschlossen, russische Staatsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine zu verwenden.
Solowjow: Das sind Gelder der russischen Steuerzahler. Man nennt das Diebstahl. Offensichtlich ist das völlig normal. Wir aber empfinden das nicht so. Europa führt wieder einmal Krieg gegen Russland, zum dritten Mal seit Napoleon und Hitler. Doch ihr werdet auch diesmal keine Chance haben. Tut mir leid.
Weltwoche: Die Europäer sagen, die westliche Seite argumentiert: Es ist genau umgekehrt. Russland hat eine «unprovozierte, schreckliche Invasion» in die Ukraine gestartet und bedroht damit Europa in einem «imperialen Eroberungskrieg.»
Solowjow: Beginnen wir am Anfang. Es gab tatsächlich schreckliche Verbrechen. Sie wurden begangen von Europa und der Nato, als sie Jugoslawien vernichteten. Sie haben Belgrad schwer bombardiert. Ich möchte Sie daran erinnern, dass sie Afghanistan, den Irak, Syrien und Libyen zerstört haben. Jedes Mal, wenn die Europäer und die Amerikaner so tun, als seien sie Engel, habe ich das Gefühl, ihr habt vergessen, wo der Spiegel ist.
Weltwoche: Welcher Spiegel?
Solowjow: Schaut in den Spiegel, und ihr werdet den Teufel sehen. Jahrhundertelang habt ihr immer wieder die gleiche imperialistische, verlogene Propaganda verbreitet. Sind das die Worte, die Sie von mir erwartet haben?
«Wenn die Amerikaner ihre Kriege führen, haben wir auf einen toten Soldaten zwanzig tote Zivilisten.»
Weltwoche: Lassen Sie uns zur heutigen Realität zurückkommen.
Solowjow: Blenden wir zurück ins Jahr 2014. Die verfassungsfeindliche Rechte in Kiew, unterstützt von den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa, warf tatsächlich die Verfassung der Ukraine in den Müll. Man unterzeichnete ein Abkommen mit dem damaligen ukrainischen Präsidenten Janukowitsch, dem viel versprochen wurde. Dann auf einmal liessen sie ihn fallen. Und die Aussenminister Frankreichs, Deutschlands und Polens sagten nur: «Oh, tut uns leid. Das geht uns nichts an.» Sie rührten keinen Finger, als ukrainische Nazis rund fünfzig Menschen der russischsprachigen Minderheit bei lebendigem Leib in Odessa verbrannten. Ab 2014 fuhren sie in Kiew die schwere Artillerie gegen Luhansk auf. Es gab extremen Beschuss. Fragen Sie doch mal nach, warum die Ukrainer unter Missachtung ihrer eigenen Staatsverfassung einen Krieg starteten gegen ihre Landsleute im Osten, die nicht einmal bewaffnet waren. Über 14 000 starben. Keine Silbe aus Europa. Es hätte ihnen nicht egaler sein können. Acht Jahre lang kämpften sie in Luhansk für ihre Unabhängigkeit. Wenn Sie jemals Donezk besuchen, sehen Sie einen Friedhof, die Allee der Engel. Dort liegen die Kinder, die ukrainische Nazis umgebracht haben. Aber es sind ja nur Russen. Wen kümmert das schon. Das ist die europäische Mentalität, wie wir sie seit Jahren erleben.
Weltwoche: Tatsache bleibt: Russland hat einen souveränen Staat attackiert, seine territoriale Integrität verletzt.
Solowjow: Das ist Unsinn. Das Kosovo durfte seine Unabhängigkeit von Jugoslawien verkünden. Europa und Amerika unterstützten das. Darf Luhansk seine Unabhängigkeit von der Ukraine nicht einfordern? Wir haben sie anerkannt. Wir haben Verträge unterzeichnet mit dem Ziel, die unabhängigen Republiken Luhansk und Donezk zu schützen. Das war im Februar 2022. Eine Woche später begannen die Ukrainer mit dem schweren Beschuss des Donbass. Der Präsident der Republik Donbass prangerte den Beschuss an und ordnete die Evakuierung von Frauen und Kindern an. Wir sagten Selenskyj, er solle aufhören, Menschen zu töten. Dann begannen wir unsere begrenzte militärische Operation. Gemäss den Verträgen, die wir unterzeichnet haben, war das zu 100 Prozent legal.
Weltwoche: Was sagen Sie zu den Vorwürfen, Russland führe einen grausamen Krieg gegen die ukrainische Zivilbevölkerung?
Solowjow: Sie nennen uns grausam? Ich müsste lachen, wenn es nicht so tragisch wäre. Schauen Sie mal nach Israel, in den Gazastreifen. Ist das vielleicht eine russische Operation? Nach Angaben der Vereinten Nationen ist die Zahl der seit zweieinhalb Jahren in der Ukraine getöteten Zivilisten um ein Vielfaches kleiner als die Zahl der in den letzten sieben Monaten getöteten Palästinenser. Darüber verlieren sie in Europa kein Wort. Sie schlucken es einfach.
Weltwoche: Das stimmt nicht ganz. Es gibt sogar den Versuch, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor ein internationales Gericht zu bringen.
Solowjow: Jedenfalls heisst es, die Israeli hätten jedes heilige Recht, sich selber zu verteidigen. Aber die Russen im Donbass haben dieses Recht nicht? Die Wahrheit ist: Die Zahl der getöteten Soldaten ist im Ukraine-Krieg viel höher als die Zahl der getöteten Zivilisten. Zum ersten Mal seit hundert Jahren. Darüber lesen Sie im Westen kein Wort. Verstehen Sie mich richtig: Jedes Leben ist heilig. Wir versuchen, keine Zivilisten zu töten. Wenn die Amerikaner ihre Bombenkriege führen, haben wir auf einen toten Soldaten zwanzig tote Zivilisten. Die Israeli bringen für jeden toten Terroristen drei bis vier Zivilisten um. Das machen wir nicht.
Weltwoche: Die Ukraine sei nur der erste Schritt. Russland werde weitere Länder angreifen in seinem «neoimperialen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg». Sie kennen diese Kritik aus dem Westen. Was antworten Sie?
Solowjow: Wer zum Teufel seid ihr eigentlich, um uns derartige Vorlesungen zu halten? Alles, was wir tun, tun wir auf der Grundlage des Völkerrechts, auf der Grundlage von Verträgen. Unser Präsident hat niemals verlangt, die Ukraine zu erobern. Wir haben niemals gesagt, wir wollten gegen Europa kämpfen. Warum sollten wir das tun? Land haben wir genug. Was hat Europa, das wir nicht haben?
Weltwoche: Warum hat Russland seine Kriegsziele noch nicht erreicht? Putin ist mit einer relativ kleinen Streitmacht einmarschiert. Hat er sich verrechnet? Ist der Widerstand grösser, als ihr erwartet habt?
Solowjow: Kommen Sie. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist das Asowsche Meer ein russisches Binnenmeer. Damit schützen wir die Krim. Wir haben mehr als zehn Millionen Menschen befreit. Wenn Sie sagen, wir führen Krieg gegen die Ukrainer, warum sind dann 3,5 Millionen Ukrainer aus der Ukraine nach Russland geflohen, um dort zu leben? Man wirft uns schreckliche Verbrechen vor. Blödsinn. Die ukrainische Sprache ist auf der Krim eine offizielle Sprache. Wir sind bereit, aufzuhören. Wir haben in Istanbul Kompromisse angeboten. Die Leute im Donbass wollen nicht mehr in der Ukraine leben. Das ist ihr gutes Recht.
Weltwoche: Wie gefährlich ist die aktuelle Situation? Frankreichs Präsident forderte, Nato-Truppen in die Ukraine zu schicken.
Solowjow: Wann war das letzte Mal, als die Franzosen tatsächlich in der Lage waren, zu kämpfen? Hat Macron überhaupt noch Militär, das er schicken könnte? Zuletzt sind die Franzosen nur gedemütigt worden, in Südostasien, während des Vietnamkriegs in den fünfziger Jahren. Sie wurden aus Afrika rausgeworfen. Wollen die Franzosen jetzt wieder in Russland sterben, in der Ukraine? Ist es so schwierig, sich daran zu erinnern? Jedes Mal, wenn sich die Europäer zusammentun, um Russland anzugreifen, sterben sie.
Weltwoche: War dieser Krieg für Putin unvermeidlich? Ist er in eine Falle gerannt?
Solowjow: Es war eine Falle. Es war alles vorbereitet. Joe Biden dachte wohl, es sei eine grossartige Idee, Russland so weit wie möglich zu zerstören. Doch sie haben die wirtschaftlichen Fähigkeiten Russlands falsch eingeschätzt. Sie waren sich ziemlich sicher, dass sich Russland unter den Sanktionen das Genick brechen würde. Und sie haben definitiv Russlands Wirtschaft und die russische Bevölkerung falsch wahrgenommen. Die Wahrheit ist: Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen.
Weltwoche: Wie schätzen Sie die Moral, die Kampfbereitschaft der russischen Bevölkerung ein?
Solowjow: Es heisst, wir hätten hohe Opferzahlen. Schauen Sie sich die Friedhöfe der Ukraine und die russischen Friedhöfe an. Sie werden nicht einmal ein annäherndes Verhältnis von Opfern finden. Es wird behauptet, die Ukrainer seien bereit, für ihr Vaterland zu kämpfen. Gegenfrage: Wie viele Millionen Ukrainer sind ins Ausland geflohen? Wie viele Ukrainer haben sich in diesem Jahr freiwillig zum Kampf gegen Russland gemeldet? Keiner. Deshalb schnappen sie sich jetzt die Leute gewaltsam auf der Strasse. Viele Russen hingegen melden sich freiwillig. Das würden sie nicht tun, um an der Front zu sterben. Es spielt keine Rolle, wie lange es dauert. Wir werden gewinnen.
Weltwoche: Wie beurteilen Sie die Leistung Ihres Präsidenten in diesem Krieg? Hat er es gut, hat er es richtig gemacht?
Solowjow: Tatsächlich habe ich Putin schon oft in meinen Sendungen kritisiert. An seiner Stelle wäre ich viel härter. Eines ist sicher: Putin ist sehr pragmatisch. Und nicht einmal annähernd so emotional wie Biden, Sunak oder Boris Johnson, all diese Neurastheniker.
Weltwoche: Sie kennen Putin. Wie tickt er?
Solowjow: Es geht ihm nicht um Geld. Nicht um Eigentum. Sie finden keine Korruptionsskandale. Die Russen sehen, wir er lebt, arbeitet, was er besitzt. Bei Putin geht es um Werte. Wir Russen dienen jetzt dem Vaterland. Es ist nicht Putins Krieg. Es ist ein existenzieller Krieg. Man verlangt von uns, unsere Religion, unsere Werte, unsere Art, zu sein, zu verraten, uns aufzugeben. Das werden wir nicht tun.
Weltwoche: Wie kommen Sie darauf, dass die Russen Ihre Werte aufgeben sollen?
Solowjow: Einfach: Ihr wollt, dass wir LGBTQ-plus-minus-Paraden machen? Niemals. Ihr wollt, dass wir unsere Geschichte vergessen, unseren Kampf gegen die Nazis? Niemals.
Weltwoche: Sie wissen ganz genau, dass das Wort Nazi auf die heutige Ukraine nicht zutrifft.
Solowjow: Wenn es keine Nazis sind, warum errichten sie Nazi-Verbrechern wie Bandera Denkmäler? Ah, klar, sie machen bei der Eurovision mit. Und natürlich, sagt ihr, die Ukraine ist doch eine Demokratie, allerdings eine ohne Redefreiheit, mit politischen Gefangenen und verbotenen Parteien. Das nennt ihr Demokratie.
«Alles, was wir tun, tun wir auf der Grundlage des Völkerrechts, auf der Grundlage von Verträgen.»
Weltwoche: Wie stark schwächen die Sanktionen Ihr Land?
Solowjow: Bitte wachen Sie auf. In zwei Jahren sind wir zur viertgrössten Volkswirtschaft der Welt geworden, weil unsere Wirtschaft schneller gewachsen ist als das ganze verdammte Europa. Wir haben eine Arbeitslosenquote von fast null. Wir blühen auf, und ihr sterbt. Ihr seid diejenigen, welche die Amerikaner durch diese Krise zerstören wollen.
Weltwoche: Warum sollten die Amerikaner das tun wollen?
Solowjow: Europa war die gefährlichste Bedrohung für Amerika. Wirtschaftlich gesehen. Jetzt haben sie kein russisches Gas, keine russische Energie mehr. Die europäische Wirtschaft geht zugrunde. Europa existiert nicht mehr als wirtschaftliches Superterritorium. Die USA benutzen Europa. Sie wollten euer Geld. Das haben sie getan. Euer Geld wird ins amerikanische Bankensystem gesaugt. Russland hat grossartige Verbündete. Wer sind die Verbündeten Europas?
Weltwoche: Wie gross ist jetzt die Gefahr eines dritten Weltkriegs?
Solowjow: Wir sind schon mittendrin. Und ihr seht es nicht einmal. Ihr beruhigt euch, Russland werde schon nichts tun. Jahrelang seid ihr mit der Nato immer näher an die russischen Grenzen herangerückt, und wir haben euch gesagt, dass ihr das nicht tun sollt. Die Russen lieben Europa, sie haben euch geliebt. Ihr macht uns zu eurem Feind. Man sollte sich die Russen nicht zum Feind machen. Unser Leben ist nicht so wichtig. Aber wir wissen, wofür wir sterben. Wisst ihr, wofür ihr sterbt? Seid ihr bereit, für eure Werte, für eure Religion, für euer Vaterland zu sterben, oder seid ihr bereit, eure Kinder für ein ukrainisches, ultranationalistisches und korruptes Regime sterben zu lassen?
Weltwoche: Ist das auch Putins Meinung? Denken die meisten Russen wie Sie?
Solowjow: Es geht doch nicht um Putin. Es geht um das russische Volk. Mit einem anderen Präsidenten als Putin hätten wir vielleicht schon einen Atomkrieg.
Weltwoche: Gibt es Druck auf Putin, Atomwaffen einzusetzen?
Solowjow: Es gibt keinen Druck. Putin weiss, was der Sinn seines Lebens ist. Er dient dem russischen Volk, dessen Interessen, seinem Mutterland. Wir wissen, er ist einer von uns. Und wir sind bereit, für Russland zu sterben. Nicht alle, aber mehr als 80 Prozent der Russen denken so wie ich.
Weltwoche: Sie verbringen viel Zeit mit den russischen Streitkräften. Wie ist die Lage?
Solowjow: Ich fahre jede Woche dorthin seit Oktober 2022. Der Krieg, den wir führen, ist äusserst technologisch und ändert sich jede Woche. Unsere Leute sind sehr motiviert. Sie sind extrem klug und clever. Deshalb ist die Zahl der Opfer auch sehr gering. Sie ist fünf- bis sechsmal niedriger als bei den Ukrainern. Wir haben es auf militärische Ziele abgesehen. Gleichzeitig beschiessen die Ukrainer die russische Grenzstadt Belgorod. Niemand bei euch hat auch nur erwähnt, wie viele Zivilisten dort getötet wurden, wie viele Zivilisten im Donbass, in Luhansk, auf der Krim, in Saporischschja. Es ist euch egal.
Weltwoche: Wie lange wird dieser Krieg noch dauern?
Solowjow: Warum glauben Sie, dass es vorbei sein muss? Ich möchte Sie daran erinnern, dass Europa früher zehn Jahre, zwanzig Jahre, zum Teil jahrzehntelang gekämpft hat. Wir kehren zu der Zeit der langen Kriege zurück. Wir können es mit euch allen aufnehmen. Sie glauben, es gibt 150 Millionen Russen? Sehen Sie, es gibt 1,5 Milliarden Chinesen. Wir halten durch. Ihr kleinen imperialistischen Jungs aus Europa, wacht endlich auf.
Weltwoche: Sie haben in den USA gelebt, in Europa. Was läuft Ihrer Ansicht nach im Westen schief?
Solowjow: Das sind heute komplett andere Vereinigte Staaten als damals. Ihr habt eure Werte verraten. Früher wart ihr sehr religiöse Menschen, besonders in den USA. Jetzt regiert die politische Korrektheit, «woke». Und ja, es können bis zu 95 Geschlechter sein. Man behauptet, Frauen können männliche Geschlechtsteile haben, und selbstverständlich können Männer menstruieren. Das ist der pure Wahnsinn. Ihr habt einen Krieg gestartet gegen die Natur. Ihr seid verrückt geworden. Ihr habt die Bibel vergessen, lebt in der Sünde. Trotzdem glaubt ihr, ihr hättet ein Recht, über uns zu richten. Aber schaut euch an. Welche Werte verkörpert ihr inzwischen? Können Sie mir erklären, was europäische Werte heute noch sind? Und hört auf, mit mir über den «heiligen Wert» von freier Rede, Privateigentum und solche Dinge zu reden.
Weltwoche: Was steckt hinter diesem Niedergang?
Solowjow: Das geht mich nichts an. Ich muss hier nicht den Doktor Freud spielen. Ich habe keine Gratismatratze, auf die sich Europa legen könnte, damit ich mir all diesen Unsinn anhören muss. Ihr habt euch entschieden, gegen Russland zu kämpfen. Ihr wollt unsere Feinde sein. Die meisten europäischen Länder trauen sich gar nicht, eine Pressekonferenz von Putin zu zeigen, weil er einfach zu logisch, vernünftig, sehr gut ausgebildet ist und an christliche Werte glaubt. Putin ist europäischer als die Europäer, weil die Europäer ihre Tradition, ihre Wurzeln vergessen haben. Trotzdem, witzigerweise, glaubt ihr immer noch, ihr könntet uns Vorträge halten. Wie könnt ihr euch auch nur eine Sekunde lang einbilden, ihr seiet besser als wir, klüger als wir?
Weltwoche: Wo ist Putins rote Linie?
Solowjow: Er hat keine. Wir pfeifen auf eure Kalkulationen, auf eure kleinen Schritte, die Eskalationen. Wir wissen, dass die Nato bereits Basen in der Ukraine unterhält, um Russland anzugreifen. Wenn das Level der Bedrohung gross genug ist, greift die russische Nukleardoktrin. Das werdet ihr dann mitbekommen.
Weltwoche: Wie nah sind wir heute am Punkt, an dem Russland Atomwaffen einsetzt?
Solowjow: Wir sind extrem nah dran. Wenn Sie zum Beispiel der Ukraine Ihre F-16 geben: Woher wissen wir dann, ob sie taktische Atomwaffen tragen oder nicht? Diese Flieger wurden für taktische Nuklearwaffen entwickelt. Ein anderes Beispiel: Langstreckenraketen treffen das Atomkraftwerk Kursk. Der Schaden wird verheerend sein. Wie lautet unsere Antwort?
Weltwoche: Wie gross ist die Gefahr, dass einige von Selenskyjs Generälen westliche Waffen einsetzen, um Russland zu einer extremen Reaktion zu provozieren?
Solowjow: 100 Prozent. Sie werden alles tun, was sie können. Unterstützen Sie sie dabei? In einer der britischen Zeitungen steht ein Artikel, in dem es heisst, dass die Ukrainer auf den russischen Erfolg mit Terroranschlägen auf russische Schulen reagieren müssten. Aber die Ukrainer haben bereits einen Terroranschlag auf russisches Gebiet verübt. Sie haben eine Menge Menschen in Russland getötet, sie jagen, sie versuchen sogar, mich zu jagen. Die Ukrainer wollten den Philosophen Dugin töten, brachten dann irrtümlich seine Tochter um. Sie haben die Krim-Brücke bombardiert und Zivilisten dort getötet. Es war euch egal. Nach ihrem Anschlag auf die «Crocus»-Halle flohen die Terroristen in die Ukraine. Dort wurden sie erwartet.
Weltwoche: Wie hat der Krieg Russland verändert?
Solowjow: Wir sind sehr unabhängig geworden. Wir haben neue Fabriken, die Gehälter sind gestiegen, der Lebensstandard ist höher. Schauen Sie sich unsere Lebensmittelläden an, da finden Sie alles, was Sie wollen, grossartiges Essen, grossartigen Wein, eine Menge Dinge, die man braucht. Wir kehren endlich zu unseren Wurzeln zurück. Wir brauchen euch nicht. Wir brauchen eure Wirtschaft nicht.
Weltwoche: Sind Sie als Journalist wirklich frei? Könnten Sie Putin so heftig kritisieren, wie Sie Selenskyj, Biden und Co. kritisieren?
Solowjow: Das wäre nicht ich. Ich bin Patriot. Aber können Sie sich vorstellen, wie viel Geld man mir im Westen bezahlen würde, um mich auf diese Seite zu ziehen?
Weltwoche: Gab es Angebote?
Solowjow: Natürlich hatte ich Angebote. Aber die können mich mal. Mir geht es nicht ums Geld. Was immer ich sage, daran glaube ich mit meinen Leuten, meinen Zuschauern. Es ist mein Schicksal, auf diesem Posten zu stehen, wenn mein Mutterland gegen das Böse kämpft, das aus dem Westen kommt. Ich habe 58 Jahre gelebt, um für diesen Krieg vorbereitet zu sein. Und jetzt ist die Zeit meines Lebens. Ich denke an meinen Grossvater, der durch die Hölle des Zweiten Weltkriegs ging bis zum Mai 1945 in Berlin. Ich denke an meinen Urgrossvater, der im Ersten Weltkrieg kämpfte. Heute kämpfe ich für Russland. Das ist das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte.
Weltwoche: Ist es nicht eine fürchterliche Tragödie, Russland und Europa dermassen auseinandergerissen?
Solowjow: Wir sind das letzte europäische Land, zusammen mit Serbien und Ungarn. Es ist eine Tragödie. Eine grosse Tragödie.
Weltwoche: Auch für Russland.
Solowjow: Vor allem für Europa. Eine angekündigte Tragödie. «Der Untergang des Abendlandes», so lautete der Titel eines Bestsellers vor über hundert Jahren. Genau das ist passiert. Ihr habt es geschafft, eure Kultur zu töten. Ihr habt es fertiggebracht, eure Geschichte zu beenden, eure Wurzeln abzuschneiden, euren Glauben zu betrügen. Mir tun die Nicht-mehr-Europäer leid.
Weltwoche: Ja, aber auch Putins Europa-Strategie liegt in Trümmern. Hat er zu sehr versucht, die Deutschen weg von den Amerikanern auf seine Seite zu ziehen?
Solowjow: Die Amerikaner glauben nicht an die Unabhängigkeit Deutschlands. Deutschland ist besetztes Gebiet. Darum verstehen sie es nicht. Sie schlucken es einfach. Es gibt diese Theorie amerikanischer Politologen, eine Verbindung zwischen Deutschland und Russland sei eine existenzielle Bedrohung für die Supermacht USA. Ich denke, so sehen sie es in Washington, darum führen sie jetzt Krieg gegen Russland.
Weltwoche: Und machen Russland zum Juniorpartner von China.
Solowjow: Wer sagt, wir seien Juniorpartner? Wir wollten mit Europa befreundet sein. Doch die Europäer haben unsere Freundschaft verraten. Sie haben uns acht Jahre lang wegen der Minsker Abkommen belogen. Merkel und Hollande haben sogar zugegeben, dass sie uns belogen haben. Ich konnte gar nicht glauben, dass Merkel uns belogen hat. Die Europäer sollten viel mehr Angst haben vor China als wir. Wir sind keineswegs in einer misslichen Lage. Wir sind frei und leben in einem Land, das nicht von fremden Truppen besetzt ist. Wir haben unsere eigene Währung, unsere eigene Industrie, Gas, Öl und Bodenschätze. Wir haben Menschen, die ihre eigene Regierung wählen und die den Präsidenten respektieren. Wir sind endlich in Harmonie mit unseren Bedingungen.
Weltwoche: Was halten Sie von dieser Friedenskonferenz in der Schweiz?
Solowjow: Friedenskonferenz? Von wem? Mit wem? Selenskyj trifft sich mit Leuten, die er gar nicht respektiert. Sie wollten über Frieden im Krieg gegen Russland ohne Russen diskutieren. Lustig. Nun, diese Politiker reisen gerne, geben Steuergelder für sinnlose Reisen aus.
Weltwoche: Wie sehen Sie die Schweiz ganz allgemein in diesem Krieg?
Solowjow: Sie hat in zwei Jahren verloren, was sie seit 200 Jahren aufgebaut hat. Sie ist nicht mehr neutral. Sie hat das Geld und den Ruf verloren, den sie wegen dieser Konferenz haben wollte. Diese Konferenz fand ohne grosse Spieler statt, also wird es null Respekt geben. Könnt ihr nicht sehen, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht mehr auf eurer Seite ist? Sie ist mit uns, nicht mit euch.
«Die Schweiz hat in zwei Jahren verloren, was sie seit 200 Jahrenaufgebaut hat.»
Weltwoche: Wunschdenken?
Solowjow: Es ist eine Tatsache. Die Brics-Staaten unterstützen Russland. Wir sollen in einer schwierigen Lage sein? Unsere Wirtschaft wächst 5 plus Prozent im ersten Quartal! Wie hoch ist das Wachstum in der Schweiz? Kommt schon, Leute, wacht auf. Hört auf, euren journalistischen Propagandaschwachsinn zu hören. Kommt ins moderne Russland. Schaut mit euren eigenen Augen. Ihr werdet erstaunt sein.
Weltwoche: Wie kontern Sie den Vorwurf, Sie seien Russlands Propagandist.
Solowjow: Kümmert mich das Gebell? Ich bin kein Propagandist. Ich bin Journalist. Waren meine Kritiker an der Front? Ich verbrachte mehr als hundert Tage dort. Ich weiss, wovon ich rede. Wissen meine Kritiker, wovon sie reden?
Weltwoche: Wie schätzen Sie die Europawahlen ein?
Solowjow: Nicht so wichtig. Sie werden einen Weg finden, die Völker mit dem Regime von Ursula von der Leyen zu überlisten. Die EU ist eine Art Diktatur, die sich nicht stürzen lässt. Sie haben abgestimmt in Deutschland, Frankreich und so weiter, aber die Stimme der Leute wird nicht gehört werden. Es werden weiterhin Politiker regieren, die bei der Bevölkerung unpopulär sind.
Weltwoche: Was muss passieren, damit Europa und Russland wieder gute Beziehungen haben?
Solowjow: Gute, vernünftige Beziehungen sind möglich, sicher. Aber zu diesem Zweck muss Europa frei und souverän sein. Wenn die Europäer darüber nachdenken, wer sie sind und was sie am besten können, dann können wir wieder Partner sein. Aber das dürfte kaum ein Deal mit einem vereinigten Europa sein, sondern eher mit Bayern, der Lombardei. Wer sagt denn, dass sich die Grenzen nicht verändern werden? Ich möchte Sie daran erinnern, dass Europa einmal vielfältiger war in Bezug auf Sprachen und Staatsformen. Und es sieht so aus, als funktioniere die Europäische Union nicht zum Wohl der Europäer.
Weltwoche: Wo ist der Lichtblick für Europa?
Solowjow: Es gibt immer eine Chance. Es kann jederzeit eine Airline aus dem Weltall bei uns eintreffen, und dann ist Frieden. Realistischerweise muss man sehen: Europa hat keinen freien Willen. Europa wird regiert von Leuten, die nicht im Interesse Europas handeln. Die Amerikaner sind zu beschäftigt mit China und Fernost, also lassen sie die Europäer gegen Russland für amerikanische Interessen kämpfen. Bald wird die Ukraine ein Land der Witwen und Waisen sein. Das ist euer Fehler. Ihr habt sie kämpfen lassen. Es könnte alles vorbei sein. In Istanbul gab es prinzipielle Einigungen. Hört auf, die Russen im Donbass zu töten. Warum lasst ihr sie nicht frei leben? Die Menschen auf der Krim wollen nicht in der Ukraine leben. Sie haben die Wahl getroffen. Aber die Amerikaner sagen, nein, lasst uns gegen Russland kämpfen bis zum letzten Ukrainer.
Weltwoche: Sie sind auch Entertainer, TV-Polemiker und Zuspitzer. Wie ernst meinen Sie, was Sie sagen? Wie viel Satire und Provokation steckt da drin?
Solowjow: Ich bin sehr ernsthaft und arbeite sehr ernsthaft. Ich bin extrem sarkastisch, aber alles, was ich zu sagen habe, basiert auf der Kenntnis der Geschichte, auf einem Wissen darüber, was Russland ist, auf unserer Nukleardoktrin. Und leider auch auf sechzig Lebensjahren, in denen ich Schlimmes gesehen und erlebt habe. Was nützt die Existenz dieser Welt, wenn es kein Russland mehr gibt? Aber wir werden nicht allein sterben. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für den Ausgang dieses Konflikts: Entweder siegt Russland, oder die ganze Welt wird zerstört.
Weltwoche: Sie sind zuversichtlich, dass uns dieses Szenario erspart bleibt?
Solowjow: Ich glaube einfach an Gott. Es liegt alles in Gottes Hand.
Nato nur als Verteidigungsbündnis
Die Mitgliedschaft in der Nato entspricht den außen- und sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands, soweit sich die Nato auf ihre Aufgabe als Verteidigungsbündnis beschränkt.
Nato-Einsätze außerhalb des Bündnisbereichs, an der sich deutsche Streitkräfte beteiligen, sollten grundsätzlich unter einem UN-Mandat stattfinden und nur, wenn deutsche Sicherheitsinteressen berücksichtigt werden. Die AfD setzt sich für den Abzug aller noch auf deutschem Boden stationierten alliierten Truppen und insbesondere deren Atomwaffen ein.
(AfD Wahlprogramm)
Das übersetzt Herr Röper mit „Wir sind die NATO, wir sind zu 100% für die NATO“. (Minute 48:10)
Ich weiß das Röper nicht so dumm sein kann, es muss also böswillig falsch „übersetzt/interpretiert“ worden sein.
Was soll das??