So dreist lügt selbst der Spiegel selten: Was wir über die inhaftierten ukrainischen Seeleute nicht erfahren sollen
Im Spiegel konnte man diese Tage einen Artikel über die 24 ukrainischen Seeleute lesen, die seit dem Vorfall von Kertsch in Russland im Gefängnis sitzen. Ich bin vom Spiegel einiges gewöhnt, aber so dreiste Lügen, wie in dem Artikel, sind selbst beim Spiegel selten.
Die Vorgeschichte ist bekannt: Ende November verletzten ukrainische Kriegsschiffe die russische Grenze und fuhren stundenlang in russischen Gewässern umher, ohne auf die vielen Funksprüche der russischen Küstenwache zu reagieren. Am Ende brachten die Russen die ukrainischen Schiffe auf. Die 24 ukrainischen Soldaten sitzen seit dem wegen illegalem Grenzübertritt im Gefängnis, die Schiffe sind beschlagnahmt worden und es wurden Befehle sichergestellt, die belegen, dass die Soldaten auf Befehl handelten, sie sollten Russland provozieren. Auch Geheimagenten des ukrainischen Geheimdienstes SBU waren an Bord.
All dies ist unbestritten, Kiew hat die Echtheit der Befehle nie bestritten und der ukrainische Geheimdienst hat auf seiner Seite eingeräumt, dass seine Agenten an Bord waren.
Seit dem wird vom Westen und von Kiew die Geschichte aber als „russische Aggression“ verkauft und die Freilassung der Soldaten verlangt. Russland ist dazu bereit und hat die Entlassung aus der Untersuchungshaft nun angeboten, nur steht davon nichts in den westlichen Medien. Der Grund ist, dass Kiew das Angebot abgelehnt hat. Für Kiew sind die Soldaten in Russlands Gefängnis wertvolle Munition im Propaganda-Krieg. Und auf diese Munition will Kiew nicht verzichten, anders lässt sich das Verhalten Kiews nicht erklären.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums ist derzeit im Urlaub, aber sie hat auf Facebook trotzdem eine Reaktion darüber geschrieben, von der ich die entscheidenden Passagen übersetzen werde. Danach schauen wir uns an, wie der Spiegel über diese Dinge berichtet.
Frau Sacharova geht in ihrem Post auf Facebook auf die diplomatische Note ein, in der Russland seinen Vorschlag an Kiew übermittelt hat. Dann schreibt sie dazu und zu Kiews Reaktion folgendes.
Beginn der Übersetzung:
In der diplomatischen Note vom 25. Juni wurde der ukrainischen Seite angeboten, das die Matrosen SOFORT nach dem Erhalt schriftlicher Garantien darüber, dass jeder von ihnen an den Gerichtsverhandlungen teilnimmt, NACHDEM SIE AUS DER UNTERSUCHUNGSHAFT ENTLASSEN WERDEN. Außerdem war Russland bereit die Schiffe freizugeben, sobald schriftliche Garantien vorliegen, dass die Beweise nicht vernichtet werden.
Die Reaktion der Ukraine hat mich schockiert und ich dachte, dass das Kiewer Regime mich mit nichts mehr überraschen könnte. Aber es stellt sich heraus, dass wir (den ukrainischen Außemnminister, Anm. d. Übers.) Klimkin schlecht kennen, der sagte: „Die Ukraine hat nicht die Absicht, den Vorschlag Russlands für die ukrainischen Matrosen zu akzeptieren, die nach dem Vorfall in der Straße von Kertsch festgehalten werden und die in der Note des russischen Außenministeriums enthalten sind, die Kiew erhalten hat.“
Das heißt, die ukrainischen Seeleute braucht Kiew nur, solange sie in Russland sind! Als weiteres Instrument der Erpressung und als Argument, um Moskau die Schuld für all die ukrainischen Probleme geben.
Wir haben das jetzt im Europarat wieder deutlich gesehen, wo die unglücklichen Matrosen (und sie sind wirklich unglücklich, da Kiew ihre Freilassung nicht einmal diskutieren wollte) von ukrainischen Abgeordneten missbraucht wurden, nur um zu verhindern, dass Russland seine Rechte in der Versammlung zurückbekommt.
Ukrainer, wacht endlich auf! Fordert, dass das Außenministerium der Ukraine Euch eine Antwort gibt: Warum wurde Russlands Vorschlag von denen abgelehnt, die jeden Tag am lautesten rufen, dass „die Jungs nach Hause kommen sollen“?
Ende der Übersetzung
Soweit also die Fakten und Frau Sacharova hat sie korrekt dargestellt, denn Klimkin hat tatsächlich so reagiert, was in der Ukraine hohe Wellen geschlagen hat. Präsident Selensky hat daraufhin mitgeteilt, dass er vom Außenministerium über die russische Note und die ukrainische Antwort nicht informiert worden sei, sondern davon aus den Medien davon erfahren hat. Klimkin gehört noch zur Poroschenko-Mannschaft und macht ganz offensichtlich, was er will. Die für ihre spitze Zunge bekannte Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, hat darauf auf Facebook folgendermaßen reagiert:
„AUßENMINISTERIUM: „SELENSKY ERKLÄRTE, DASS ER VON DEN HANDLUNGEN DES UKRAINISCHEN AUßENMINISTERIUMS AUS DEM INTERNET ERFAHREN HAT“
Ааааааааааааааааааааааааааааааааааа
Jetzt verstehe ich, so funktioniert die elektronische Regierung in der Ukraine“
Die „elektronische Regierung“ ist ein Thema, das Selensky aufgebracht hat und dass bei russischen Kommentatoren für Heiterkeit gesorgt hat. Die Details dazu finden Sie hier.
Und nun zu der Frage, was der Spiegel daraus macht.
Zum Vorfall von Kertsch erklärt der Spiegel seinen Lesern:
„Die Matrosen waren im vergangenen Jahr beim Versuch, aus dem Schwarzen Meer ins Asowsche Meer zu gelangen, von der russischen Küstenwache gewaltsam gestoppt und festgesetzt worden. Die Männer sitzen seitdem in Moskau im Gefängnis. Ihnen drohen bis zu sechs Jahre Haft. Nach russischer Auffassung hätten sie die Durchfahrt anmelden müssen.“
Erstens verschweigt der Spiegel die Grenzverletzung durch die Ukraine im gesamten Artikel und zweitens ist es schlicht Unsinn, wenn der Spiegel meint, dass „nach russischer Auffassung“ die Durchfahrt hätte angemeldet werden müssen. Die Straße von Kerftsch ist sehr schmal und es herrscht dort Lotsenpflicht. Die Straße von Kertsch ist so schmal, dass sie eine „Einbahnstraße“ ist, der Schiffsverkehr wird abwechselnd jeweils in eine Richtung freigegeben. Da kann nicht jeder nach Belieben hin- und herfahren, das würde zwangsläufig zu Unfällen führen.
Jedes Schiff muss seine Durchfahrt daher bei den Lotsen 72 Stunden vorher anmelden, damit der Verkehr dort geplant werden kann. Das funktioniert auch wunderbar, im September haben zum Beispiel ukrainische Kriegsschiffe ihre Passage angemeldet und sind problemlos durch die Straße von Kertsch gefahren. Im November wurde aber die Durchfahrt erstens nicht angemeldet und zweitens auch gar nicht ernsthaft versucht, stattdessen verletzten die Schiffe die russische Grenze und fuhren dort stundenlang in russischen Gewässern umher.
All das steht aber nicht im Spiegel. Stattdessen kann man noch lesen:
„Die Matrosen hätten wohl einen Befehl ausgeführt, sagte Putin.“
„Wohl einen Befehl ausgeführt„? Ist das eine Behauptung von Putin? Kiew hat das selbst zugegeben, nur der Spiegel-Leser soll das anscheinend nicht wissen.
Und über die diplomatischen Noten, die ausgetauscht wurden, erfährt der Spiegel-Leser anstatt der Wahrheit folgendes:
„Nach ukrainischen Angaben gab es zuletzt Signale der russischen Seite, die Matrosen unter bestimmten Bedingungen freizulassen. Eine solche Bedingung könnte dem Vernehmen nach sein, dass die Ukraine offiziell zugibt, mit einem Manöver ihrer Flotte im vergangenen Jahr die Staatsgrenzen Russlands verletzt zu haben.“
Ich bin vom Spiegel wirklich einiges gewöhnt, aber so dreist lügt sogar der Spiegel selten. Und er denkt sich gleich auch noch Dinge aus, denn die Bedingungen, unter denen die Soldaten freigelassen werden können, sind bekannt. Und von einem offenen Zugeben der Grenzverletzung steht dort kein Wort, das ist auch gar nicht nötig, denn die Grenzverletzung wird ja nicht einmal von Kiew bestritten.
Nachtrag: Am Sonntag hat auch das russische Fernsehen über dieses Thema ausführlich berichtet.
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