China strebt strategisches Vertrauen mit Indien an

Peking sieht Grenzstreitigkeiten mit Neu-Delhi nur als einen Aspekt der bilateralen Beziehungen

Die chinesische Regierung betrachtet die Grenzstreitigkeiten mit Indien nur als einen Aspekt der bilateralen Beziehungen und ist bestrebt, das gegenseitige strategische Vertrauen mit Neu-Delhi zu stärken. Das sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin.

„Die Grenzfrage ist ein Erbe der Geschichte, sie ist nicht alles in den chinesisch-indischen Beziehungen“, betonte er bei einer Pressekonferenz mit Blick auf das Treffen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit dem indischen Premierminister Narendra Modi auf dem BRICS-Gipfel in Johannesburg, bei dem das Thema angesprochen wurde. „Wir hoffen, durch gemeinsame Anstrengungen <…> das gegenseitige strategische Vertrauen zu stärken und uns auf Konsens und Zusammenarbeit zu konzentrieren.“

Wie Wang Wenbin klarstellte, ist die Position Pekings in der chinesisch-indischen Grenzfrage „unverändert und eindeutig“. „Es ist notwendig, auf der Grundlage friedlicher und freundschaftlicher Verhandlungen ein faires und vernünftiges Lösungsprojekt auszuarbeiten, das für beide Seiten akzeptabel ist“, fügte er hinzu.

Der Beamte sagte, China und Indien sollten gemeinsam die Stabilität an der gemeinsamen Grenze aufrechterhalten und „die gesunde und stabile Entwicklung der bilateralen Beziehungen vorantreiben“.

Im Mai 2020 kam es in der Bergregion Ladakh an der chinesisch-indischen Grenze zu Zusammenstößen, die sowohl auf chinesischer als auch auf indischer Seite Todesopfer forderten. Die beiden Seiten zogen schwere Artillerie, Panzer und Flugzeuge in das Gebiet. Nach einer Reihe von Verhandlungen auf militärischer und diplomatischer Ebene begannen sie mit einem schrittweisen Rückzug.

Das Fehlen einer demarkierten Grenze zwischen China und Indien im Himalaya (die beiden Länder sind durch eine faktische Kontrolllinie getrennt) ist seit Jahrzehnten eine Ursache für Spannungen geblieben. 1959 verkündete Neu-Delhi den Rückzug der Chinesen aus einem Teil von Arunachal Pradesh, und 1962 kam es zu einem bewaffneten Konflikt, in dessen Folge die Chinesen rund 38.000 Quadratkilometer in den Distrikten Ladakh und Aksaichin kontrollierten.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Das ist eine sehr erfreuliche Meldung, daß endlich dieser Kriesenherd angegangen wird.
    Genau das ist der Weg zu einer entspannten und gedeihlichen Zusammenarbeit.
    Es wächst allmählich wieder zusammen, was zusammen gehört.
    Das „Teile und Herrsche“ Konzept wird dann nicht mehr funktionieren.
    Wang Wenbin ist ein weiser Stratege, ganz nach der Tradition des Konfuzius.
    Das zentrale Thema seiner Lehren war die menschliche Ordnung, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei.

    1. Diese Grenzstreitigkeiten (dabei geht es um ein Gebiet größer als Baden-Württemberg), sind allerdings keine Kleinigkeit. Weitersehen kann man erst, wenn tatsächlich ein für beide Seiten annehmbarer Vorschlag auf dem Tisch liegt. Wohlklingende Worte kosten nichts.

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