Spiel mit dem Feuer

Die Woche in der Ukraine: Truppenaufmarsch im Donbass und versuchte Terroranschläge in Russland

In der Ukraine wird Lage immer angespannter und die Aktionen der Kiewer Regierung werden immer gefährlicher. Das russische Fernsehen hat über Ereignisse berichtet, über die westliche Medien kein Wort berichtet haben.

Die Eskalation in und um die Ukraine waren am Sonntag das wichtigste Thema des Nachrichtenrückblicks des russischen Fernsehens. Die Provokationen der Nato und der USA kamen dabei zur Sprache, aber auch die Provokationen, die Kiew selbst durchführt und über die deutschen Medien kein Wort berichtet haben. Daher habe ich den Bericht des russischen Fernsehens aus der Ukraine übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Sabotage auf der Krim und Truppenaufmarsch im Donbass: Die militärische Psychose der Ukraine

Die Ukraine fällt auf die unverantwortlichen Vorstöße des Westens herein und glaubt, dass da irgendjemand bereit ist, für sie zu sterben. Das sind sie nicht. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bekräftigte das auf dem jüngsten Außenministertreffen des Bündnisses in Riga, wo er klarstellte, dass die Nato-Mitglieder Anspruch auf Sicherheitsgarantien und kollektive Verteidigung haben, während Partner Anspruch auf eine abstrakte „umfassende Unterstützung“ haben:

„Die Ukraine als geschätzter NATO-Partner kann auf unsere umfassende Unterstützung zählen, während es bei den Mitgliedern des Bündnisses um Sicherheitsgarantien und kollektive Verteidigung geht“, sagte der NATO-Generalsekretär.

Eine Reprotage aus der Ukraine.

Der von Selensky angekündigte Staatsstreich hat nicht stattgefunden, obwohl Selensky ihn schürte, so gut er konnte, indem er erzählte, wie sich die russischen Geheimdienste und ukrainische Oligarchen verschworen hatten, um den Präsidenten zu entmachten.

„Hier ist keiner. Tausende von Polizeibeamten und ein paar Lahmärsche wurden vor dem Parlament zusammengezogen. Und das nennt man einen Staatsstreich?! Was für ein Missbrauch der Erwartungen der Menschen! Er hat einen Staatsstreich versprochen – gebt uns einen Staatsstreich, aber nicht das hier“, sagt Rada-Mitglied Wadim Rabinowitsch ironisch.

Bei den Demonstranten auf dem Maidan handelt es sich übrigens keineswegs um russische Agenten – die radikalen Nationalisten, dieselben, die seit 2014 Erfahrungen mit Staatsstreichen gesammelt haben, sind unzufrieden mit Selensky. Seine Präsidentschaft steht auf wackligen Beinen, seine Zustimmungsrate ist seit seiner Wahl um zwei Drittel gefallen, und ihn können nur noch imaginäre Bedrohungen von außen retten: Verschwörungen und Krieg. Selensky sagte in der Rada:

„Seit acht Jahren herrscht im Donbass Krieg. Acht Jahre sind es seit der Annexion der Krim durch Russland. Und ich habe keine Angst, meine Meinung zu sagen, und ich sage es direkt. Wir haben keine Angst vor einem direkten Dialog“

Die Rückgabe der Krim bezeichnet er als sein Hauptziel und will dafür alle Mittel einsetzen, einschließlich militärischer, was natürlich eine direkte Bedrohung für Russland darstellt. Der ukrainische Präsident will sich im Donbass ausschließlich auf die Armee verlassen, obwohl er aus irgendeinem Grund auf direkte Verhandlungen mit Russland besteht, wie er ebenfalls in der Rade sagte:

„Niemand außer unserer Armee wird uns schützen – das ist wahr. Und wir müssen zugeben, dass wir den Krieg ohne unsere Truppen nicht beenden können. Und wir müssen sagen, dass wir den Krieg ohne direkte Verhandlungen mit Russland nicht beenden können.“

Russland ist jedoch weder eine Konfliktpartei noch taucht es in irgendeinem Punkt des Minsker Abkommens auf (Anm. d. Übers.: Das Minsker Abkommen finden Sie hier, falls Sie die Aussage des russischen Fernsehens überprüfen wollen´). Und wenn es um andere russisch-ukrainische Verhandlungen geht, die nicht den Donbass betreffen, tut Selensky selbst alles dafür, dass sie nicht stattfinden: Die russische Sprache wird in der Ukraine vernichtet und das Gesetz „über die zeitweilige Staatsstruktur“ verbietet ausdrücklich Verhandlungen sowohl mit Russland als auch mit dem Donbass.

Dmitry Kotsubaylo, der verhasste Feldkommandant des nationalistischen Rechten Sektors, der dafür bekannt ist, dass er in seiner mit Bandera-Porträts geschmückten Einheit einen zahmen Wolf hält, wurde vom Präsidenten mit dem Stern des Helden der Ukraine ausgezeichnet. Und er scheut sich nicht, in sozialen Medien Videos zu veröffentlichen, in denen er ein Panzerabwehrsystem auf Wohnhäuser abfeuert.

Die Ukraine verstößt demonstrativ gegen das Minsker Abkommen, nach dem der Einsatz schwerer Waffen im Donbass verboten ist. Der ukrainische Reporter Juri Butusov feuert vor laufender Kamera aus einer 152-mm-Haubitze. Und er ist noch nicht einmal ein Soldat. Jeder kann den Abzug betätigen, zumal eine noch nie dagewesene Anzahl von Waffen bereits an der Demarkationslinie konzentriert wurde – das gibt die Armeeführung selbst zu – und die NATO-Länder die Waffen in die Ukraine pumpen. Für sie ist die Version der mythischen russischen Invasion auch äußerst vorteilhaft.

„Die Bayraktars sind ständig im Einsatz. Zurzeit erfüllen sie erfolgreich alle ihnen übertragenen Aufgaben. Was die Javelins betrifft, so sind wir mit ihnen ausgerüstet und bereit, sie im Bedarfsfall einzusetzen“, sagte Aleksander Pawljuk, Kommandeur der Vereinigten ukrainischen Streitkräfte.

Auch das ist ein direkter Verstoß gegen das Minsker Abkommen: Die Ukraine erhöht ihre Truppenzahl im Donbass aus und beschuldigt während der Eskalation nach alter Gewohnheit Russland, wobei sie jedes Mal erfundene und daher unterschiedliche Zahlen nennt.

„Die Gesamtzahl der Truppen, die an der Eskalation beteiligt sein könnten, wird jetzt auf 94.300 geschätzt“, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Aleksej Resnikow in der Rada. Ein weiterer Grund, um mehr Militärhilfe aus dem Westen zu fordern. Und um den Donbass zu bedrohen.

„Wir müssen uns, wenn wir den Donbass zurückerobern wollen, gegenseitig die Wahrheit sagen und wissen, dass wir eine starke und mächtige Armee haben“, betonte Selensky.

Das ist nichts anderes als die Ankündigung des Beginns einer Militäroperation, von Feindseligkeiten, von einem Krieg gegen das eigene Volk mit durchaus absehbaren Folgen für die ukrainische Staatlichkeit. Selensky schlägt auch vor, eine Front bei der Krim zu eröffnen – dort finden täglich Manöver statt. Die Artilleriegeschütze sind immer in Richtung der Halbinsel gerichtet.

Die von Selensky ins Leben gerufene politische „Krim-Plattform“ ist nur ein Deckmantel, unter dem die Ukraine aus dem Untergrund heraus operiert. Es gibt sogar eine spezielle Einheit des ukrainischen Geheimdienstes SBU in Cherson, die Sabotage- und Attentatsversuche auf der Krim plant.

Hier hören Sie die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen dem Leiter der Einheit, General Dotsenko, und seinem Stellvertreter: (Anm. d. Übers.: Weil das ohne Kenntnisse der Lage schwer zu verstehen ist, erkläre ich im Vorwege, dass hier zwei Szenarien besprochen werden: Erstens ein Mordanschlag auf einen Mufti der Krimtataren, um ihn den Russen in die Schuhe zu schieben und Unruhe unter den Krimtataren zu schüren, und ein Mordanschlag auf führende Politiker der Krim-Regierung)

„Wer weiß, ob man nicht die russische Regierung beschuldigen wird, Muslime ungehemmt zu verfolgen?“

„Die Moskauer werden die Tataren beschuldigen, was für uns auch nicht schlecht ist.“

„Die Tataren sagen: Wir gegen unseren eigenen Mufti, einen Muslim, nie im Leben!“

„Der Mufti ist das Beste.“

„Und die dritte Möglichkeit: Jemand von der Regierung, wie Konstantinov.“

„Der Mann hat Personenschutz.“

„Nein, wie Aksenov wird auch er nicht bewacht.“

„Lass uns mit dem Mufti anfangen.“

Und schon flog ein Molotow-Cocktail in das Haus von Mufti Ablaev in Simferopol. Das Krimtataren-Thema läuft wie am Schnürchen und die flüchtige Führung des krimtatarischen Medschlis – Tschubarow und Dschemilew – wird von den ukrainischen Geheimdiensten als ihre Agenten betrachtet.

Sie besprechen, wie sie die Schifffahrt stören können, legen aber schließlich eine Mine unter eine Gasleitung. Der SBU wendet in Russland terroristische Methoden an und bedient sich dazu unter anderem der internationalen organisierten Kriminalität. Sie sprechen über Hilfe von Mansur, das ist Murad Chadisow oder Mansur Samaschkinski, ein Terrorist, der in Tschetschenien, in Syrien auf der Seite des IS, und dann im Donbass als Mitglied nationalistischer Bataillone gekämpft hat.

Hier sehen Sie Vater und Sohn Kovali, Agenten der ukrainischen Geheimdienste, die gerade erst vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen wurden, und das ist das Auto, das sie fuhren, mit einem ganzen Arsenal im Kofferraum. Das Geständnis eines anderen Rekruten, Alexander Tsilyk, lässt keinen Zweifel an den Absichten der ukrainischen Seite.

Jahr für Jahr schickt die Ukraine Saboteure nach Russland, damit sie Morde und Bombenanschläge verüben. Besondere Aufmerksamkeit wird der Krim gewidmet. Eine Gruppe hochrangiger Offiziere des ukrainischen Militärgeheimdienstes plante eine ganze Reihe von Terroranschlägen auf der Krim, doch das gesamte Team wurde verhaftet, und der Sabotagekommandeur, Sergej Schvidenko, erhielt sechseinhalb Jahre Lagerhaft.

Ende der Übersetzung


Wenn Sie sich für die Ukraine nach dem Maidan und für die Ereignisse des Jahres 2014 interessieren, als der Maidan stattfand, als die Krim zu Russland wechselte und als der Bürgerkrieg losgetreten wurde, sollten Sie sich die Beschreibung zu meinem Buch einmal ansehen, in dem ich diese Ereignisse detailliert auf ca. 670 Seiten genau beschreibe. In diesen Ereignissen liegt der Grund, warum wir heute wieder von einem neuen Kalten Krieg sprechen. Obwohl es um das Jahr 2014 geht, sind diese Ereignisse als Grund für die heutige politische Situation also hochaktuell, denn wer die heutige Situation verstehen will, muss ihre Ursachen kennen.

https://anti-spiegel.com/2019/in-eigener-sache-mein-buch-ueber-die-ukraine-ist-in-zwei-wochen-lieferbar/
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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