Eskalation in der Ukraine

Kurioses von der Nato, deutliche Worte aus Russland

Die Nato ist immer wieder für kuriose Überraschungen gut und in Russland findet man immer wieder erstaunliche Antworten. Das zeigt eine Episode von heute, die in deutschen Medien wahrscheinlich keine Erwähnung finden wird.

Es ist eine bemerkenswerte Geste, von der ich jetzt berichten werde. Die Nato hat derzeit 30 Mitglieder, aber ihre Internetseite war bisher nur in drei Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch und Russisch. Offenbar will die Nato sichergehen, dass man ihre Seite auch in Russland problemlos lesen kann, während es der Nato offensichtlich nicht so wichtig ist. dass man die Seite auch in den meisten ihrer Mitgliedsstaaten versteht.

Nun wurde eine vierte Sprache hinzugefügt, und zwar nicht etwa zum Beispiel Deutsch, weil Deutschland nach den USA der größte Zahler der Nato ist, sondern Ukrainisch. Und das obwohl das Land weder Nato-Mitglied ist, noch in naher Zukunft werden kann. Das fügt sich ein in die Symbolik, mit der der Westen der ukrainischen Regierung das Gefühl gibt, die Nato werde Kiew bei einem Krieg gegen Russland unterstützen. In Kiew scheint man das tatsächlich zu glauben, wie ich hier in einer Analyse mit Begründung für meine These ausgeführt habe.

Nato: „Lehnsherr und Vasallen“

Der Chef des russischen Sicherheitsrates, Nikolaj Patruschew, hat heute in einem Interview gesagt, dass ein Beitritt kleiner Staaten zur Nato zwangsläufig das Ende eines Großteils ihrer Souveränität bedeutet. Weiter sagte er, dass viele europäische Länder hinter vorgehaltener Hand zugeben, dass sie den anti-russischen Kurs von Nato und EU sinnlos finden, aber sie könnten nichts dagegen tun, weil die Entscheidungen in Washington und Brüssel getroffen würden.

Daher, so Patruschew, könne man die NATO kaum noch als militärisch-politischen Block bezeichnen. Vielmehr sei es das Verhältnis eines mittelalterlichen Lehnsherrn zu seinen Vasallen. Aber während die Vasallen früher auf Kommando ihres Lehnsherrn eine Armee bereitstellen mussten, müssen sie heute Waffen von ihrem Herrn kaufen, wenn sie nicht wollen, dass ihre Loyalität in Frage gestellt wird. Über diese Aussagen Patruschews hat das russische Fernsehen berichtet.

Man kann Patruschew kaum widersprechen, wenn man sich ein wenig zurückerinnert. 2019 hat die EU einen 13-Milliarden-Fond aufgelegt, der die Entwicklung neuer Waffen finanzieren sollte und die Gelder sollten ausschließlich Firmen aus der EU zur Verfügung gestellt werden. Das fanden die USA gar nicht lustig und haben mit Sanktionen gegen die EU gedroht (Quelle weiter unten in diesem Artikel):

„Bevor diese Verträge sich weiterentwickeln, raten wir Ihnen, sie noch einmal mit einem Augenmerk auf unsere langfristigen Ziele für die transatlantische Sicherheitspartnerschaft zu überprüfen. (…) Umgekehrt verhängte Einschränkungen wären in Europa nicht willkommen, und wir würden es nicht genießen, diese zu erwägen.“

Im Klartext: „Wir würden es nicht genießen, Euch zu betrafen.“

Die USA lassen ihre Waffensysteme nur von US-Firmen entwickeln, sie würden nie ein Kampfflugzeug, einen Panzer oder ein Sturmgewehr für ihre Armee anschaffen, die nicht aus US-Produktion sind und natürlich würden sie auch nie europäischen Firmen die Chance geben, an die Fördergelder des Pentagon zur Entwicklung neuer Waffen, wie zum Beispiel eines Kampfflugzeuges, heranzukommen. Umgekehrt fordern sie jedoch ultimativ und unter Strafandrohung Zugang zu EU-Geldern.

Über diese kleine Anekdote aus dem Verhältnis der USA zu ihren Vasallen in Europa habe ich schon im Mai 2019 berichtet, den Artikel finden Sie hier. Und schon zwei Wochen später, im Juni 2019, haben die USA der EU ein Ultimatum gestellt, über das in Deutschland – außer beim Anti-Spiegel – schon nicht mehr berichtet wurde, den Artikel finden Sie hier. Danach gab es keinerlei Meldungen mehr dazu, offensichtlich ist die EU eingeknickt und hat ihren Fond für US-Firmen geöffnet.

Wegen dieses und anderer Beispiele bezeichne ich die EU und ihre Mitglieder oft als „Kolonien der USA.“ Aber wenn ich darüber nachdenke, dann könnte Patruschews Vergleich vom mittelalterlichen Lehnsherr und seinen Vasallen sogar noch passender sein.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

19 Antworten

  1. Jo … man sollte da sogar noch einen Schritt weiter gehen.
    Die Russen haben das jüngst auf den Punkt gebracht: Wenn von Globalismus oder Globalisierung gesprochen wird, und davon wird besonder seit den 90er ganz auffällig und viel gesprochen, dann geht es dabei nur um eines: Amerikanisierung
    Und vielleicht fällt es dem einen oder anderen älteren Westdeutschen auf: Die Amerikanisierung der Bundesrepublik hat in den letzten 30 Jahren Dimensionen angenommen, die Ähnliches der vorangegangenen 40 Jahre in den Schatten stellen.

    1. Ich habe auch das Gefühl, sie werden nicht aufhören.
      Sie werden das Thema weitertreiben, egal womit.
      Mit Nawalny, mit der Ukraine, mit Georgien, mit der Krim, mit Defender 21, mit NATO Manövern, mit Hetze und Hass. Mit Frau Hebel, Herrn Esch, mit NS2.

      Das ist augenfällig.
      Es ist idiotisch.
      Es ist Kriegslüstern.

      1. Es ist vor allem logisch:

        1.
        _____://russtrat.ru/analytics/25-marta-2021-0010-3583

        „Дело идет к Третьей мировой войне“

        „…
        Die Europäische Union hat die Fähigkeit verloren, eine
        unabhängige Außenpolitik zu betreiben. Es scheint – warum?

        Ja, der amerikanische Verbrauchermarkt ist wichtig für die EU und
        der einzige, bei dem der Außenhandel eine positive Bilanz für
        Europa aufweist. Aber nur 8,64% der deutschen Exporte (der
        führende Exporteur der EU) gehen in die Vereinigten Staaten,
        während 7,97% der deutschen Waren und Dienstleistungen nach China,
        7,5% nach Frankreich und 6,4% in die Niederlande gehen. Warum kann
        Deutschland (im weiteren Sinne die EU als Ganzes) nicht auf eine
        Nichteinmischung Washingtons in innerdeutsche und innereuropäische
        Angelegenheiten pochen?

        Es ist ganz einfach. Denn 60 % bis 85 % der kurzfristigen Kredite
        für das operative Tagesgeschäft erhalten europäische Unternehmen,
        vor allem große und sehr große, (Trommelwirbel!) aus den
        Vereinigten Staaten.
        …“

        2.
        _____://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverwaltung

        „Vermögensverwaltung“

        „….
        Die größten Vermögensverwalter für institutionelle Anleger bzw. Asset-Manager der Welt waren im Jahr 2015 gemessen am verwalteten Vermögen (auch Assets under management, AUM):[1]

        Ra Name Land Verw. Vermögen (Mrd.$)
        1 BlackRock USA 4645
        2 Vanguard Group USA 3399
        3 State Street Global Advisors USA 2245
        4 Fidelity Investments USA 2036
        5 Allianz Group Deutschland 1926
        6 JP Morgan Chase USA 1723
        7 Bank of New York Mellon USA 1625
        8 AXA Group Frankreich 1489
        9 Capital Group USA 1390
        10 Goldman Sachs USA 1252
        11 Deutsche Bank Deutschland 1217
        12 BNP Paribas Frankreich 1196
        13 Prudential Financial USA 1184
        14 UBS Schweiz 1150
        15 Legal & General Group Großbritannien 1106
        16 Amundi Frankreich 985
        17 Wellington Mgmt. USA 927
        18 HSBC Holdings Großbritannien 896
        19 Wells Fargo USA 890
        20 Northern Trust Asset Mgmt. USA 875
        …“

        (BlackRock verwaltet wohl inzwischen mehr als 6 Billionen (also richtige Billionen.)

        3.
        Etwas ganz Entscheidendes wird m.E. zu wenig beachtet:

        Der Sieg über den Osten, die Alternative, den Kommunismus – welcher zwar nicht besonders „schön“ aussah, aber eben da war, und man nicht so genau wußte, ob da nicht doch noch etwas daraus wird (wir haben ja auch versprochen, daß wir immer besser werden würden) – dieser Sieg war vor allem auch ein ideologischer.

        Und es war ein Sieg der Amerikaner, der einer noch vorhandenen gewissen Unentschiedenheit des alten Kontinents, wohin man sich denn orientieren sollte, ein Ende bereitete.
        Danach sind die Grünen quasi „braun“, die Linken „gelb“ und alle Parteien, jedenfalls in der Bundesrepublik, „Amerikaner“ geworden.

        1. Die Tatsache das man ja nicht mal versucht an einer Lösung, weg vom Dollar und weg von US-Geldgebern zu kommen beweist doch das man abhängig sein WILL.
          Natürlich können wir das nicht morgen ändern, aber wir KÖNNTEN es mittelfristig ändern, wenn die Regierungen mal etwas dafür tun würden!
          Russland und China wollen aus SWIFT raus, warum machen wir da zB nicht mit?
          Was spricht gegen mehr Handel mit andern (Crypto)Währungen und weniger USD?
          Die europäischen Regierungen betreiben hier VERRAT am Volk. Ob sie das tun weil sie korrupt sind oder erpressbar spielt keine Rolle. Vermutlich sind sie beides.

  2. „Aber wenn ich darüber nachdenke, dann könnte Patruschews Vergleich von mittelalterlichem Lehnsherr und seinen Vasallen sogar noch passender sein.“
    Wahrlich eine vernichtende Kritik an den allermeisten der deutschen Palamentarier. Allerdings – wenn ich mir anachaue, wie sich ebendiese Palamentarier vom Merkel und Söder am Nasenring durch die Manege treiben lassen, vermute ich, dass nur sehr wenige dieser hochbezahlten Damen und Herren Volksvertreter auch nur ein klein wenig Scham empfinden – dass sie nur Vassallen des US-Imperiums sind und zu nichts anderem taugen

  3. Wäre es möglich dass die NATO so verblendet ist dass sie die Ukraine als Mitglied in Betracht ziehen?
    https://de.news-front.info/2021/04/07/streitkrafte-der-ukraine-nehmen-2021-an-sieben-nato-ubungen-teil/
    Das Verteidigungsministerium der Ukraine berichtet, dass die Nordatlantische Allianz die Ukraine eingeladen hat, an sieben Übungen teilzunehmen, die 2021 stattfinden sollen.
    https://ukraina.ru/exclusive/20210406/1031056384.html
    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat gesagt, dass die einzige Möglichkeit, den Krieg zu beenden, darin besteht, dass zijn Land der NATO beitritt, wohingegen das US-Außenministerium seine Bereitschaft zum Dialog mit Moskau über den Donbass zum Ausdruck gebracht hat.
    Inmitten der Eskalation des bewaffneten Konflikts im Donbas hat die ukrainische Seite wegen der Lage in der Region eine außerordentliche Sitzung der Kontaktgruppe angeregt, sich aber geweigert, eine Delegation nach Minsk zu entsenden, weil, wie der für die vorübergehend besetzten Gebiete zuständige Minister, der ukrainische Vizepremier Aleksej Resnikow, erklärte: „Weißrussland steht heutzutage unter dem Einfluss Russlands, Kiew kann also diesem Land nicht vertrauen.“ Deshalb, so der Politiker, wird es notwendig sein, eine andere Plattform für die Verhandlungen zu suchen.
    Und diese Plattform ist auch schon gefunden: die Krim-Plattform (https://ukraina.ru/exclusive/20201210/1029915527.html)
    Die Ukraine ruft die internationale Gemeinschaft auf eine Lösung für die Probleme im Donbass zu finden und auch gleichzeitig die Krimbewohner von dem Russischen Joch zu befreien (als ob die das wollten). Zu der Plattform sollen die „Usual Suspects“ eingeladen werden, besonders aber die Türkei, die die Interessen der Krimtataren beherzigen soll. Des weiteren Japan: die Ukraine wird sich um die Rückerstattung der Kurilen an Japan bemühen, wenn Japan die Rückeroberung der Krim durch die Ukraine unterstützt. https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/10919617
    (keine Ahnung was die da in Kiew geraucht haben)

  4. Eigentlich müsste die NATO ihre Seite auch auf Lettisch, Litauisch, Estnisch und Georgisch einrichten, damit die ganzen Neofaschisten schneller den Marschbefehl aus Washington empfangen können. Aber die Amerikaner tun sich ja unglaublich schwer, was Fremdsprachen angeht. Für den französischsprachigen Part haben sicherlich die Kanadier ausgeholfen 😉

  5. „dass viele europäische Länder hinter vorgehaltener Hand zugeben, dass sie den anti-russischen Kurs von Nato und EU sinnlos finden, aber sie könnten nichts dagegen tun, weil die Entscheidungen in Washington und Brüssel getroffen würden.“

    Mal abgesehen davon das „Länder“ nicht reden können und es IMMER um Personen geht:
    Das ist eine BILLIGE, heuchlerische Ausrede, denn eine Möglichkeit wäre offensichtilch und eigentilch auch in so einem Fall verpflichtend: Austritt aus der NATO.

    Ich mein, die reden angeblich davon das ihre Interessen icht gewahrt werden. Ist es nicht die Aufgabe einer Regierung die Interessen des Landes zu vertreten? Müssten die dann icht änderungen fordern oder alternativ austreten?

    Das keiner öffentlich sowas ausspricht zeigt doch nur wie „frei“ und „unabhängig“ die EU-Länder heute sind.
    Und wer glaubt im Ernst das die im Falle eines Krieges plötzlich wieder souverän und frei handeln würden? Ist es nicht wesentlich realistischer das die sich selbst in einen neuen, heißen Weltkrieg mit rein ziehen lassen würden aus Angst man könnte negativ auffallen wenn man nicht mit macht?
    Allein für diese Aussagen müssten die Personen direkt ihren Posten räumen.

    1. Das zeigt sehr deutlich das Dilemma der EU auf, das sich eben aufgrund der engen Verwebung zwischen EU und NATO ergibt. So kommt es, das selbst Staaten, die der NATO nicht angehören – wie Österreich oder Finnland – mit auf Linie gebracht werden.

  6. Ich muss sagen, dass ich sowas gar nicht mehr lese und nur noch auf die nackte Physik achte. Die leben doch hier bei uns nur noch in einer Seifenblase aus surrealem Irrsinn, Politiker wie Pöbel. Spätestens seit der Erkältungskrankheit sollte das jedem klar sein. Von daher verstehe ich auch nicht die Sichtweise die selbst hier von manchen geäußert wird, dass Russland ja aufpassen muss damit es nicht in den Westmedien noch mehr verteufelt wird. Ganz ehrlich – wer liest das denn diesen Scheiß noch und denjenigen die das tun, kann eh nicht mehr geholfen werden. Ich kläre auch keinen mehr auf. „Viel Spaß mit der Impfung und hoffentlich gehts schnell“.

  7. Ich schließe mich allen vorangegangenen Kommentaren an – sie haben ausnahmslos recht. Ein Austritt aus der NATO und dem SWIFT-System würde zunächst „sanft“ mit Sanktionen, ansonsten mit militärischer Gewalt verhindert werden – darauf kann man wetten. Und die USA schrecken auch nicht davor zurück, führende Politiker über „Hitmen“ … „zur Vernunft“ zu bringen, und zwar einschließlich mysteriöser Mordanschläge. Es gibt international nur wenige Politiker, die einen Arsch in der Hose haben und ihr Land patriotisch verteidigen, und das sind zumeist Jene, die vom Westen als ganz böse Finger diffamiert werden – deren Namen kennt Jeder …

  8. Die Nato hat derzeit 30 Mitglieder, aber ihre Internetseite war bisher nur in drei Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch und Russisch.

    Nato, wie Nationalsozialismus?
    Die Kapitulationsurkunde des Deutschen Reiches von 1945 wurde auch in nur 3 Sprachen verfasst.
    Englisch, russisch und deutsch. Wobei nur die ersten beiden Gültigkeit haben.
    Ups…

  9. Englisch-Französisch und Russisch—-> die Sprache der Siegermächte, wobei England und Frankreich ebenfalls zu amerikanischen Vasallen geworden sind. Auch haben sie sich seit Ende der 40er ebenfalls so bunt gemacht wie ihre Lehnsherren übberm Teich, ganz freiwillig und ohne ihre Völker zu fragen. Die BRD ist sowieso besetzt seit 1945.

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