10 Jahre nach Beginn des Krieges in Libyen – Was sagen Clintons Mails über die Motive des Westens?
Es ist jetzt zehn Jahre her, dass die Aufstände, die schließlich zum Sturz von Gaddafi geführt haben, im Osten Libyens begonnen haben. Heute sind viele damals noch geheime Dokumente öffentlich, weshalb sich ein Blick zurück lohnt.
Ein Experte der russischen Nachrichtenagentur TASS hat einen Rückblick über den Beginn des Krieges geschrieben und dabei auch die Informationen eingearbeitet, die heute dank geleakter Mails der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton bekannt sind. Ich habe den Artikel der TASS übersetzt und die Links so gesetzt, wie sie im Original gesetzt waren.
Beginn der Übersetzung:
Warum wurde Gaddafi gestürzt? Clinton-Dokumente beleuchten Sarkozys Pläne
Vor zehn Jahren traten westliche Länder in den libyschen Bürgerkrieg ein. Und sie erreichten den Sieg zum Preis einer schnell gekommenen Enttäuschung
Am 19. März 2011 hoben französische, britische und amerikanische Kampfflugzeuge ab. Ihr Ziel war Libyen, wo die Einheimischen seit mehr als einem Monat an der Küste nahe der Stadt Bengasi gegen die Zentralregierung von Oberst Muammar al-Gaddafi kämpften. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat die Rolle des Hauptanstifters der Kämpfe übernommen. Er argumentierte, dass die rebellische Enklave ohne die westliche Intervention Massenmorde zu erwarten hätte, die mit denen im bosnischen Srebrenica vergleichbar wären. Aus Dokumenten, die in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurden, geht hervor, dass Paris vor allem seine eigenen Interessen verfolgte. Sarkozy hoffte, den französischen Anteil an der libyschen Ölproduktion zu erhöhen und Gaddafis Pläne zur Schaffung einer panafrikanischen Währung zu durchkreuzen, die das an Paris gebundene Währungssystem hätte abdrängen können. Vor dem 19. März kündigte die libysche Regierung die Aussetzung der Feindseligkeiten an, konnte aber die Invasion westlicher Truppen nicht durch diplomatische Manöver verhindern. Der Krieg in Nordafrika nahm rasch neuen Schwung auf.
Die Unruhen in der östlichen Provinz Cyrenaica, zu der auch Bengasi gehört, hatten für Muammar al-Gaddafi, der seit dem Militärputsch 1969 die Macht in Libyen in den Händen hielt, nie aufgehört, eine Gefahr darzustellen. In der Vergangenheit war Bengasi die Hauptstadt des ganzen Landes, die während der Herrschaft Gaddafis schnell ihre Bedeutung verloren hat. Gegen die östlichen Stämme, die die von ihm gestürzte Monarchie verteidigten, umgab sich der libysche Führer mit Vertretern des Westens des Landes. Das von ihm geschaffene Verwaltungsmodell sah eine ungleiche Verteilung der Öleinnahmen vor: Die Städte Bengasi und Derna wurden systematisch unterfinanziert, und ihre soziale Infrastruktur stagnierte oder verfiel.
„Das Öl brachte viel Geld, aber die Menschen lebten in Armut“, erzählte Nadeschda Lachugina, eine gebürtige Bakuerin, die 1992 nach Bengasi zog, nachdem sie einen Libyer geheiratet hatte, der TASS. „Neue Wohnungen wurden nicht gebaut, Unternehmen wurden nicht eröffnet, und es wuchs eine Generation von Menschen heran, die keinen Platz im Leben finden konnten. Gaddafi enteignete, als er an die Macht kam, die Häuser der Reichen und gab sie den Armen, aber das war auch alles. Früher, vor 30 Jahren, war es möglich, wenigstens einen Kredit von der Bank für den Bau zu bekommen, aber das war dann auch vorbei. Wie sollte man Häuser nur auf eigene Kosten bauen? Es gab eine riesige Arbeitslosigkeit bei vielen jungen Menschen…“
Nach 2002 begann Gaddafi mit einem Umbau zur Marktwirtschaft, aber die ehrlichen Absichten wurde bezweifelt. Die Cyrenaica, die im Umfeld des Führers nur schwach vertreten war, wurde bei der Privatisierung des nationalen Reichtums übergangen. Dafür stiegen die Preise: Auf Anraten von Ökonomen senkte die Zentralregierung den Kurs der Lokalen Währung gegenüber dem Dollar. Zur steigenden Verärgerung kam ein psychologischer Faktor hinzu. Gaddafis erwachsene Kinder führten eine Lebensweise fernab vom Islam, und in der frommen Cyrenaica wurden ihre Kapriolen im Ausland mit großem Ärger beobachtet. Die Stimme der religiösen Fundamentalisten wurde immer lauter – sie sollten sich in Libyen noch zeigen.
Wieder Sarkozy
Der libysche Aufstand, der im Februar 2011 begann, wurde von den erfolgreichen Revolutionen in Tunesien und Ägypten inspiriert, beschränkte sich aber im Gegensatz zu den Ländern auf eine einzige unzufriedene Region, die Cyrenaica und die fast menschenleere Wüste um sie herum. Die Leute Gaddafis verloren schnell die Kontrolle über sie, die sie mit Gewalt zurückholen wollten. Das Unvermögen, den Aufstand in wenigen Wochen zu unterdrücken, wurde für die Regierung zu einem großen Problem. Die Einwohner von Bengasi schafften es, eine eigene Regierung zu bilden und Hilfe im Ausland zu suchen. Zunächst reagierte nur Frankreich. Nicolas Sarkozy traf sich am 10. März mit den Rebellen. Wenige Tage später, auf dem G8-Gipfel, forderte er eine internationale Intervention in Libyen, das wurde aber von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgelehnt. Der französische Standpunkt wurde nur von den Briten bedingungslos unterstützt.
Die Hintergründe der damaligen Ereignisse wurden 2015 deutlicher, als ein Hackerangriff auf die E-Mails der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton Informationen öffentlich machte, die nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt waren. Es stellte sich heraus, dass die USA Sarkozys Motive recht prosaisch beurteilten: „… der Wunsch, einen größeren Anteil an der libyschen Ölproduktion zu erlangen, den französischen Einfluss in Nordafrika zu erhöhen, die innenpolitische Situation in Frankreich zu verbessern, der französischen Armee die Möglichkeit zu geben, ihre Position in der Welt wiederzuerlangen, auf die Bedenken ihrer Berater einzugehen, die Gaddafis Pläne fürchteten, eine gesamtafrikanische Währung zu schaffen, die den in Frankreich gedruckten CFA-Franc ersetzen würde.“
Ein weiterer Eintrag aus Clintons Unterlagen setzte das Thema fort. Im September 2011 nannte Sarkozy den amerikanischen Quellen zufolge seinen libyschen Verbündeten auch konkrete Zahlen: Sie sollten 35 Prozent der Ölindustrie an das französische Großkapital übergehen. Die Libyer erklärten sich bereit, dieser Auffassung Rechnung zu tragen und Verhandlungen aufzunehmen. Bis zum endgültigen Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes blieb noch ein Monat.
Der Sturm in der libyschen Wüste
Dem fortschreitenden Zusammenbruch des hart gesottenen Gaddafiismus gingen lange Kämpfe voraus. Als französische Flugzeuge am 19. März um 12.30 Uhr abhoben, begründeten sie ihr Vorgehen mit der zwei Tage zuvor verabschiedeten Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates. Sie untersagte jeglichen Flugverkehr über libyschem Gebiet und berief sich dabei darauf, die Bombardements der Städte der Cyrenaica durch Gaddafis Truppen verhindern zu wollen. Flüge ausländischer Militärs fielen nicht unter das Verbot. Die Franzosen, denen sich die Briten und Amerikaner am selben Tag anschlossen, begannen mit der Suche nach libyschen Flugzeugen, die die Flugverbotszone verletzten. Das erste wurde fünf Tage später, am 24. März, entdeckt.
Die Alliierten konzentrierten sich gleichzeitig auf die militärische Infrastruktur Gaddafis, auf Luftverteidigungssysteme, Panzereinheiten und gepanzerte Fahrzeuge. Die unkoordinierte Aktion wurde durch eine gemeinsame Operation der NATO ersetzt, die am 23. März begann. Diese Umgruppierung der Kräfte fand in Paris keine Gegenliebe, denn man wollte die Führung behalten. Aus finanzieller Sicht gelang das auch: Kein westliches Land hat so viel für den Libyen-Krieg ausgegeben wie Frankreich, 320 Millionen Euro. Aber politisch ist der Einfluss von Paris in dem Maße gesunken, wie die Amerikaner die Führung übernommen haben. US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat sich mit Forderungen nach einem Ende der Kriege einen Namen gemacht. Aber am 19. März zog er die Unterstützung für Sarkozy vor, zu der ihn alle seine Verbündeten drängten, von Großbritannien bis Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die seit langem gegen Gaddafi waren.
Der starke Mann wird in die Enge getrieben
Was als Operation zur Unterstützung der belagerten Rebellen begann, verwandelte sich in langwierige Kämpfe, deren Verlauf logischerweise zum Machtwechsel in Tripolis führte. Aber es gab ein Problem. Die Resolution 1973 sah keine gewaltsame Umstrukturierung Libyens vor, was die NATO-Führung in eine unangenehme Lage brachte. Der Generalsekretär der Allianz, Anders Fogh Rasmussen, hat wiederholt erklärt, dass sein Militär nur den Rebellen helfe und Gaddafi persönlich nicht als Ziel betrachte. Daran wurde gezweifelt. In der Nacht des 1. Mai nahm die NATO dem libyschen Machthaber beinahe das Leben: Der Bombardierung seines Bunkers fielen ein Sohn des Oberst und drei seiner Enkelkinder zum Opfer. Später gab das britische Verteidigungsministerium zu, Informationen über den Aufenthaltsort des libyschen Machthabers gesammelt und mit bewaffneten Rebellengruppen geteilt zu haben.
Muammar al-Gaddafi, der von der Hauptstadt Tripolis in seine Heimatstadt Sirte gedrängt wurde, war im Herbst 2011 am Rande der Verzweiflung, während seine Feinde – die Rebellen, die Franzosen und Amerikaner – immer enger zusammen arbeiteten. Der Tod des Oberst im Oktober 2011 war das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung der drei Parteien. Gaddafi, der aus Sirte geflohen war, floh mit Sicherheitsleuten und seinem Sohn Mutassim in Autos, wurde aber von einer amerikanischen Drohne aufgespürt, was ihn gezwungen hat, seine Route zu ändern, aber dem Beschuss französischer Flugzeuge konnte er nicht entkommen. Der Schlag war zu stark: Die Franzosen hinterließen mehrere Dutzend Leichen und machten eine Weiterfahrt des Konvois unmöglich. Gaddafi, der wie durch ein Wunder überlebt hatte, versteckte sich mit seinem Sohn in einem nahegelegenen Gebäude, wurde aber von den Rebellen gefunden. Mutassim schlug seinem Vater vor, weiter zu fliehen und sich in der Kanalisation zu verstecken, aber daraus wurde nichts. Im anschließenden Feuergefecht wurde Gaddafi verwundet, und dann fand er sich in den Händen seiner Feinde wieder, die zur Lynchjustiz griffen. Der bewusstlose Oberst wurde den Mördern entrissen, ins Krankenhaus eingeliefert, aber sein Leben konnte nicht gerettet werden: Er starb am 20. Oktober 2011 in einem Krankenhaus in Misrata. Mutassim folgte ihm bald.
Die Islamisten nutzen ihre Chance
Der fragile Frieden im Libyen nach Gaddafi wurde durch eine Reihe von Bürgerkriegen, Aufständen und Unruhen ersetzt. In Bengasi brach bald Gewalt aus. „Als der Krieg mit Gaddafi zu Ende ging, begannen alle, die gekämpft hatten, nach Hause zu gehen und ihre Waffen zu übergeben, aber die islamistischen Gruppen wollten das nicht tun“, sagte Nadeschda Lachugina gegenüber der TASS. „Bevor wir die Freiheit genießen konnten, begannen diese Banden, alles an sich zu reißen, besetzten das Zentralkrankenhaus, die Garnisonen und richteten überall Checkpoints mit schwarzen Fahnen ein. Die Menschen wurden ärgerlich, viele begannen, sich ihnen zu widersetzen, und dann ging es los: Morde, Explosionen von Autos und Erschießungen einfach aller, die gegen sie waren. Alle Polizeistationen wurden zerstört. Wenn an Checkpoints jemand mit einem Militärausweis entdeckt wurde, schlitzten sie ihm die Kehle durch oder erschossen ihn sofort. Eines Tages eroberten sie die Garnison in der Nähe unseres Hauses und töteten alle Wachen, 16 Menschen, einer von ihnen war unser Verwandter. Als wir die Schießerei hörten, ging mein Mann heraus, um zu sehen, was los war und als er zurückkam sagte er uns, wir sollten packen. Wir flohen zu Verwandten, einen Monat später kehrten wir zurück. Eines Tages waren wir bei der Beerdigung eines Nachbarn, eines Soldaten, und als die Islamisten herausfanden, dass wir einen Soldaten begruben, feuerten sie Salven ab und trafen den Raum, in dem wir waren. Wenige Tage später kamen diese Ansar al-Sharia-Islamisten in das Haus des Nachbarn, erschossen zwei seiner Brüder und deren Freund und setzten das Haus in Brand. Dann sind wir wieder geflohen. So ging das anderthalb Jahre“, erinnert sich Lachugina.
Libyens zweiter Bürgerkrieg, der 2014 begann, dauerte noch länger – sechs Jahre. In dieser Zeit hat sich die Haltung des Westens gegenüber Libyen geändert: Man begann, es als Quelle von Problemen zu sehen, die es in der Gaddafi-Ära nicht gegeben hatte. Die wichtigsten Probleme waren Schmuggel und illegale Migration. Auch die Einstellung zum Krieg von 2011 hat sich im Nachhinein verändert. Im Jahr 2016 räumte der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des britischen Parlaments ein, dass der Vorwurf gegen Gaddafi, der Prolog zum Krieg gewesen zu sein, übertrieben war und dass die Motivation von Paris, London mit einzubeziehen, aus engsten nationalen französischen Interessen herrührte. Enttäuscht war man auch in Frankreich selbst: 2018 verurteilte Präsident Emmanuel Macron den Einsatz in Libyen als sinnlos. Ihm zufolge versuchten westliche Länder, Nordafrika zum Besseren zu verändern, aber es gelang ihnen nicht, weil man einer Gesellschaft die Demokratie nicht von außen bringen kann. Die französische Exekutive hat nun andere Prioritäten. 2003, als Paris sich weigerte, den USA im Irak zu helfen, sei es viel klüger gewesen, schloss Macron.
Ende der Übersetzung
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Der NATO affinien MEINUNG, des Tass „“““ Experten““!““, mit Propaganda aus Islamisten Kreisen. Muss man einfach die Realität entgegenstellen.
Wovon die NATO das libysche Volk tatsächlich befreit hat
Die unvorstellbaren Grausamkeiten des Gaddafi an seinem Volk Was der Diktator und Tyrann Gaddafi seinem Volk alles antat, wird jetzt täglich Stück für Stück bekannt. Hier eine Aufzählung seiner Grausamkeiten unter denen die Libyer 4 Jahrzehnte leiden mussten. 1. Es gab keine Stromrechnung in Libyen. Strom war kostenlos für alle Bürger. 2. Es gab keine Zinsen auf Kredite. Die staatlichen Banken vergaben Darlehen an alle Bürger zu null Prozent Zinsen per Gesetz. 3. Ein Zuhause zu haben galt als ein Menschenrecht in Libyen. 4. Alle Frischvermählten in Libyen erhielten 50.000 US-Dollar. Dieses Geld sollte den Menschen ermöglichen ihre erste Wohnung zu kaufen. Die Regierung wollte so zum Start einer Familie beitragen. 5. Bildung und medizinische Behandlungen waren frei in Libyen. Bevor Gaddafi an die Macht kam konnten nur 25 Prozent der Libyer lesen. Heute liegt die Zahl bei 83 Prozent. 6. Wollten Libyer in der Landwirtschaft Karriere machen, erhielten sie Ackerland, eine Bauernhaus, Geräte, Saatgut und Vieh als Schnellstart für ihre Farmen und das alles kostenlos. 7. Wenn Libyer keine Ausbildung oder medizinische Einrichtungen finden konnten, die sie benötigten, hatten sie die Möglichkeit mit der Hilfe staatliche Gelder ins Ausland zu gehen. Sie bekamen 2.300 USD im Monat für Unterkunft und Auto gezahlt. 8. Wenn ein Libyer ein Auto kaufte, subventionierte die Regierung 50 Prozent des Preises. 9. Der Preis für Benzin in Libyen war 0,14 $ (12 Rappen oder ca. 0,10 Euro) pro Liter. 10. Wenn ein Libyer keine Arbeit bekam nach dem Studium, zahlte der Staat das durchschnittliche Gehalt des Berufs in dem er eine Arbeit suchte, bis eine fachlich adäquate Beschäftigung gefunden wurde.. 11. Libyen hat keine Auslandsschulden und ihre Reserven in Höhe von 150.000.000.000 $ sind jetzt weltweit eingefroren und wohl für immer verloren. 12. Ein Teil jeden libyschen Öl-Verkaufs wurde direkt auf die Konten aller libyschen Bürger gutgeschrieben. 13. Mütter, die ein Kind gebaren erhielten 5.000 US-Dollar. 14. 25 Prozent der Libyer haben einen Hochschulabschluss. 15. Gaddafi startete Das Great-Man-Made-River-Projekt (GMMRP oder GMMR, dt. Großer menschengemachter Fluss-Projekt) in Libyen Es ist das weltweit größte Trinkwasser-Pipeline-Projekt für eine bessere Wasserversorgung von Bevölkerung und Landwirtschaft. Gott sei Dank haben Nato und Rebellen das libysche Volk davon befreit…(Ironie)
Zur Erinnerung an Gaddafis Leistungen hier ein kurzer Überblick: Am 1. September 1969 putscht Muammar al-Gaddafi mit seinem „Bund freier Offiziere“ gegen die Monarchie des korrupten Königs Idris und ruft die Republik aus. Er selbst wird Staatschef. Er beginnt sofort mit dem Aufbau eines laizistischen volkssozialistischen Staates. Die militärischen Stützpunkte der USA und Großbritanniens werden geschlossen, viele Ausländer und Juden des Landes verwiesen. Der Alkohol wird verboten. Im Jahr darauf beginnt die Verstaatlichung des ausländischen Besitzes, insbesondere der Ölindustrie. Die Gewinne daraus investiert Gaddafi in das unentgeltliche staatliche Bildungs- und Gesundheitswesen. Er schafft ein Bewässerungssystem, das es dem Wüstenstaat erlaubt, sich landwirtschaftlich selbst zu versorgen. 1973 erklärt er den Islam zur Alternative sowohl zum kapitalistischen Materialismus als auch zum kommunistischen Atheismus („3. Internationale Theorie“). 1976/77 wird die direkte Demokratie proklamiert auf der Grundlage des Koran und des „Grünen Buches“ von Gaddafi. Der Staatschef ergreift weitreichende sozialpolitische Maßnahmen: Wohnungsbau, Erhöhung der Mindestlöhne, Subventionierung von Grundnahrungsmitteln, von Strom, Gas und Treibstoff. Seit 1973 werden die Arbeiter an den Unternehmensgewinnen beteiligt. Dank diesen Maßnahmen hatte Libyen das geringste Wohlstandsgefälle und zugleich das höchste Bruttoinlandprodukt in ganz Afrika: je Einwohner 9400 Dollar jährlich. In Tunesien waren es 3400 Dollar, in Ägypten 1700. Zudem war Libyen schuldenfrei. In Libyen gab es keine Bürgerkriege, keine Flüchtlinge und Binnenvertriebene, keine Kindersoldaten wie sonst überall in Afrika. Libyen war das Land mit der geringsten HIV-Infektionsrate, der niedrigsten Kindersterblichkeit und der höchsten Lebenserwartung in ganz Afrika. (Diese Angaben entnehmen wir dem „dtv-atlas Weltgeschichte“, München 2010, S. 618-626) Der Wohlstand erlaubte Libyen auch den Aufbau einer angemessenen Landesverteidigung. Ihre Qualität erwies sich darin, dass es den NATO-Aggressoren erst nach fast acht Monaten und Tausenden von Luftangriffen gelang, den libyschen Widerstand zu brechen. Dieser Krieg hatte bekanntlich ein Vorspiel: Nach Zwischenfällen bei US-Manövern aufgrund amerikanischer Provokationen flog schon 1986 die amerikanische Luftwaffe Angriffe gegen Tripolis und Bengasi. 1988 wurde Libyen vom Westen eines Flugzeugattentats bezichtigt. Ab 1992/93 erfolgten deswegen UN-Sanktionen und eine Wirtschaftsblockade. Es war also alles von langer Hand vorbereitet.
Das es eine ECHTE Demokratie und einen WIRKLICHEN Sozialstaat, auf dieser Erde gab, das durften IHRE Arbeitssklaven / WIR, nie Erfahren, darum müsste Er beseitigt werden.
Ohne das von Ihnen gesagte negieren zu wollen, aber vielleicht ergibt sich das Gesamtbild ja durchaus aus beiden Darstellungen. Der Natoangriff war sicherlich ein Faktor, aber ohne eine bestimmte Vorgeschichte, welche aus eigenem Verschulden stammt, hätte dieser Angriff nicht zu diesem verheerenden Ergebnis führen können bzw. hätte gar nicht erst stattgefunden.
An welchen Schwachpunkten konnte der Westen ansetzen? Um das zu verstehen, ist es sinnvoll, zunächst die libysche Gesellschaft im Ganzen zu betrachten, bei der es sich in erster Linie um eine Stammesgesellschaft handelt, wobei es immer eine gewisse Rivalität zwischen Tripolitanien im Westen und der Cyrenaika im Osten gegeben hat. Dies gilt dort nach wie vor und Stammeszughörigkeit bestimmt weit vor dem Staat, der Armee oder sonstigen modernen Institutionen. Als Gaddafi, der wie es der Artikel schon andeutet, vom westlibyschen Stamm der Ghadafa abstammt, an die Macht kam, verlagerte sich dieses Stammesgleichgewicht zugunsten der westlibyschen Stämme. So ein Ungleichgewicht schafft für einen Staat Sprengstoff und somit sehen wir den ersten Hebel, an dem der Westen ansetzen konnte. 2011 war nicht der erste derartige Versuch – bereits in den 90er Jahren gab es im Osten des Landes immer wieder Probleme, die zwar durch die Rückkehr radikalisierter Kämpfer aus dem Afghanistankrieg und allgemeiner Unzufriedenheit aufgrund der Sanktionen befeuert waren, aber die Stammesproblematik immer im Hintergrund mitschwang.
Der zweite Ansatzpunkt war die Vernachlässigung der Armee durch Gaddafi und hier möchte ich Ihnen auch widersprechen, Herr Klinkenberg. Diese beruht auf den Erfahrungen, die Libyen in den 1980er Jahren im Tschadkrieg gemacht hat. Damals engagierte sich Libyen im Bürgerkrieg des Nachbarlandes und besetzte einen Teil im Norden des Landes, in welchem es Gebietsansprüche hatte. Dies gefährdete die postkolonialen Ansprüche Frankreichs und des Westens im generellen und es kam zur Bewaffnung von Kämpfern durch den Westen, welche die waffentechnisch mit modernsten sowjetischen Waffen ausgerüsteten Libyer in deren größter Basis im Tschad in einem Überraschungsangriff überfielen und total vernichteten (Toyota-War) und in dieser Konsequenz die Libyer aus dem Tschad vertrieben. Die militärische Niederlage der Libyer war dabei derart kolossal, dass die tschadischen Kämpfer bis weit auf libysches Gebiet vordrangen und dort weitere Militäreinrichtungen zerstören konnten. Damals wurde ein gewisser Chalifa Haftar, übrigens gebürtiger Ostlibyer, gefangengenommen und an die CIA übergeben.
Gaddafis Reaktion auf diese Ereignisse war interessant: es wurde schlichtweg negiert, dass sich überhaupt Libyer im Tschad befunden hätten. Das Militär jedenfalls war für den durch die Niederlage im Tschad in seiner Position geschwächten Gaddafi nicht mehr attraktiv und wurde fortan weiter vernachlässigt, vielleicht auch, weil er es als Keimzelle für eine mögliche Revolte sah. Erst kurz vor dem Natokrieg 2011 war wieder eine Modernisierung der Luftabwehr mit einem Einkauf moderner russischer Luftabwehrysteme geplant, entsprechende Verträge waren bereits ausgearbeitet und die Lieferung für die Zeit nach 2011 angedacht. Mit einer derartigen Luftabwehr wäre der Nato-Luftkrieg anders verlaufen oder aber hätte gar nicht erst begonnen, wie man am Beispiel Venezuelas und des abschreckenden Beispiels der dort stationierten modernen russischen Systeme und Flugzeuge erleben konnte.
Überdies gab es eine Reihe anderer Dinge, die viele Libyer an Gaddafi nicht schätzten. Seine Afrikapolitik etwa, sicherlich visionär, aber beim einfachen Volk nicht mitgetragen und unbeliebt, da es nicht verstand, warum der Revolutionsführer Milliarden nach Schwarzafrika pumpte.
Oder die ebenfalls im obigen Artikel erwähnten Eskapaden seines Sohnes Hannibal, sein exzentrisches Auftreten usw. und viele kleine und größere systemimmanente Schwierigkeiten. Das ändert natürlich nichts daran, dass nach den Erfahrungen der letzten 10 Jahre die Mehrheit der Libyer sich Gaddafi zurückwünscht. Aber mir ging es in diesem Kommentar darum, aufzuzeigen, warum die von Thomas genannte Darstellung durchaus (wie auch die Ihre) einen Teil zum Erfassen des Gesamtbildes leisten kann.
Dann muss aber auch Ross und Reiter nennen.
Wo die Geheimdienste der Herrscher Dynastien, den Hebel ansetzen konnten und ihn auch ansetzten, war die korrupte Umgebung, des ehemaligen Königshaus, Hierarchische Herrscher, verstehen andere Hierarchische Herrscher, natürlich sehr gut. Die waren nämlich die EINZIGEN Verlierer, die hatten ihre Pfründe verloren, die konnten nicht weiter auf dem Elend und Verrecken, der übrigen Libyer, ein Leben im Luxus führen, die sannen auf Rache und als das Imperium, ihnen Hilfe zur Rückeroberung IHRER Pfründe anbot, unternahmen sie alles, schufen mit ihren Helfern aus dem Imperium, Islamistische Terrorbanden und sammelten jeden Verbrecher, der nur auf Kosten anderer Leben will ein. Das und nur das schuf die Bilder die das Imperium, für SEINE Arbeitssklaven brauchte, um Libyen in die Steinzeit zu Bomben. Überrings gab die UNO Resolution, nicht den Vernichtungskrieg, gegen Libyen her. Auch nicht die Special Forces, der Nato, die seit Jahren in Libyen agierten und Mordeten.
Das mit den Stammesfehden, ist das Framing, das immer vom Imperium gesetzt wird und nur in dem können wir ach so gebildeten und hochüberlegenen Imperiums Sklaven denken.
*** 25 Prozent der Libyer hatten einen Hochschulabschluss.***
*** Bevor Gaddafi an die Macht kam konnten nur 25 Prozent der Libyer überhaupt lesen. bis zum Völker Recht Verbrechen, des Imperiums, lag die Zahl bei 83 Prozent.***