Afrika

Wer steckt hinter dem Putsch in der Demokratischen Republik Kongo?

In der Demokratischen Republik Kongo hat es vor kurzem einen Putschversuch gegeben, über den im Westen kaum berichtet wurde und über den wenig bekannt ist. Allerdings waren unter den Putschisten Staatsbürger aus Großbritannien und den USA.

Der Putschversuch in der Demokratischen Republik Kongo gibt einige Rätsel auf. Vor dem Hintergrund des Machtverlustes des Westens in Afrika fällt der Verdacht natürlich auf den Westen, zumal die Ziele der Putschisten der westlichen Politik entsprechen. Aber die USA weisen natürlich allen Verdacht von sich und behaupten, mit der kongolesischen Regierung zusammenarbeiten und bei der Aufklärung der Hintergründe des Putschversuches helfen zu wollen.

Der Afrikakorrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS hat zusammengefasst, was über den Putschversuch bekannt ist und ich habe seine Zusammenfassung übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Fünfter Putschversuch: Wer steckt hinter dem Putsch in der Demokratischen Republik Kongo?

Witalij Makartschew, Afrikakorrespondent der TASS, über das Eindringen in den Palast der Nation und was die USA und Großbritannien damit zu tun haben

Am Sonntag, den 19. Mai, gegen 4 Uhr morgens, fielen in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Schüsse. Eine bewaffnete Gruppe drang in den Palast der Nation ein, in dem sich das Büro des Präsidenten des Landes, Felix Tshisekedi, befindet. Der Präsident selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht dort. Eine andere Gruppe griff das Haus von Vital Kamerhe an, dem stellvertretenden Premierminister und Kandidaten für das Amt des Unterhauspräsidenten, der ein enger Vertrauter von Tshisekedi ist. Stunden später erklärte der Sprecher der Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo, Brigadegeneral Sylvain Ekenge, im nationalen Fernsehen, dass es einen Putschversuch und eine versuchte Machtergreifung gegeben habe, was jedoch vom Militär vereitelt werden konnte.

Später erklärte Ekenge, dass fast 50 Putschisten verhaftet worden seien. Der US-Bürger Taylor Thomson, der verurteilte Marihuana-Händler Benjamin Reuben Zalman-Polun, Christian Malanga und sein Sohn Marcel seien aktiv an dem Putschversuch beteiligt gewesen, sagte er. Die Regierung gab bekannt, dass auch ein eingebürgerter Brite kongolesischer Herkunft an dem Putschversuch beteiligt war. Nähere Angaben zu seiner Person wurden jedoch noch nicht gemacht.

Bei dem Putsch im Präsidentenpalast wurden insgesamt sechs Menschen getötet. Ein weiterer wurde bei dem Angriff auf das Haus von Kamerhe getötet. Unter ihnen waren zwei Polizisten und Malanga (der bei dem Versuch, sich der Verhaftung zu widersetzen, getötet wurde, wie die Regierung mitteilte).

Der Putschversuch im Mai war der fünfte in der Demokratischen Republik Kongo seit dem Herbst 1960, als der damalige Premierminister Patrice Lumumba gestürzt wurde.

Was über Malanga bekannt ist

Der ehemalige Kapitän der Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo, Cristian Malanga Musumari, wurde von der Regierung als Organisator des Putsches genannt. Der wohlhabende Geschäftsmann und Politiker hat in den letzten Jahren in Utah in den USA gelebt, wo seine Familie politisches Asyl erhielt, als er noch ein Kind war.

2011 kandidierte Malanga bei den kongolesischen Parlamentswahlen und wurde verhaftet (nach eigenen Angaben wegen seinem politischem Engagement) und mehrere Wochen lang festgehalten. Nach seiner Freilassung kehrte Malanga in die USA zurück, wo er ein Jahr später die oppositionelle Vereinigte Kongolesische Partei (UCP) gründete. Außerdem rief er sich selbst zum „Präsidenten von Neu-Zaire“ aus und gründete im Exil die Regierung von Neu-Zaire (die heutige Demokratische Republik Kongo trug den Namen Zaire während der Herrschaft von Mobutu Sese Seko 1971-1997). Malanga verwendete die damalige zairische Nationalflagge und die Putschisten trugen Chevrons mit diesem Symbol.

Der amtierende stellvertretende Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, Peter Kazadi, der für das Innenministerium und die Sicherheitsdienste zuständig ist, erklärte, die Putschisten seien aus Angola eingereist.

Die Pläne der Putschisten

Nach den Aussagen der Regierung und den von den lokalen Medien verbreiteten Informationen zu urteilen, planten Malanga und seine Anhänger bereits 2017 die Machtübernahme in der Demokratischen Republik Kongo. Diese Pläne wurden jedoch von den kongolesischen Geheimdiensten frühzeitig aufgedeckt. Malanga verstärkte daraufhin seine Propagandaarbeit unter den in den USA lebenden Kongolesen und überzeugte sie, sich am Kampf gegen das, wie er es nannte, „diktatorische Regime in der Demokratischen Republik Kongo“ zu beteiligen. Sieben Jahre später unternahmen sie den Putschversuch in der Hauptstadt Kinshasa.

Die Putschisten planten, Tshisekedi zu entmachten und alle staatlichen Sicherheitsdienste der Demokratischen Republik Kongo aufzulösen. Angeblich planten sie auch Reformen, darunter die Liberalisierung der Privatwirtschaft. Man erfährt, dass Malanga selbst vor allem am Goldbergbau interessiert war.

Während des Putsches sendete Christian Malanga Musumari über das soziale Netzwerk Facebook. Ein großer Teil davon bestand aus Echtzeitaufnahmen aus dem Palast in Kinshasa, die von Drohungen gegen den Präsidenten des Staates begleitet wurden.

Und die USA?

Unterdessen versprach die US-Botschafterin in der Demokratischen Republik Kongo, Lacy Tamlin, mit der kongolesischen Regierung zusammenzuarbeiten, falls amerikanische Staatsbürger in den Putsch verwickelt sind. „Ich bin schockiert über die Ereignisse vom 19. Mai und sehr besorgt über die Berichte über die angebliche Beteiligung amerikanischer Bürger“, schrieb sie auf X (früher Twitter). „Seien Sie versichert, dass wir mit der Regierung der Demokratischen Republik Kongo so weit wie möglich zusammenarbeiten werden, um diese kriminellen Handlungen zu untersuchen und alle beteiligten US-Bürger vor Gericht zu bringen.“

Später verurteilte US-Außenminister Anthony Blinken in einem Telefongespräch mit dem Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Tshisekedi, den Angriff auf politische Führungskräfte und Institutionen in Kinshasa und bot der kongolesischen Regierung die Unterstützung der USA bei der Untersuchung der Vorfälle an.

Der Putschversuch fand zu einem Zeitpunkt statt, zu dem sich die USA um eine strategische Partnerschaft mit der Demokratischen Republik Kongo bemühen. Die kongolesische Seite erklärte jedoch, dass die Absichten Washingtons noch durch konkrete Maßnahmen bestätigt werden müssen. Wie Christophe Lutundula Apala, Außenminister der Demokratischen Republik Kongo, bei einem Besuch von Anthony Blinken in Kinshasa im August 2022 feststellte, werden die Beziehungen zu den USA von der Umsetzung der zwischen den beiden Ländern vereinbarten Beschlüsse abhängen.

Es ist erwähnenswert, dass drei Tage nach dem Putschversuch und dem Angriff auf das Haus von Vital Kamerhe der Wirtschaftsminister der abtretenden Regierung der Demokratischen Republik Kongo zum Präsidenten der Nationalversammlung (Unterhaus des Parlaments) gewählt wurde. Zur Erinnerung: Eine neue Regierung, die sich auf die Ergebnisse der Wahlen vom Dezember 2023 stützt, wurde noch immer nicht ernannt. Die Wahl zum Parlamentspräsidenten verlief friedlich.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. „Wer“ steht hinter dem Putsch?

    Das ist nach allem was mittlerweile auf der globalen Bühne des Grauens vorgetanzt wird eine rein rhetorische Frage – wenigstens nach meiner Wahrnehmung.

  2. Bei der Demokratischen Republik Kongo geht es zu oft um das Thema Rohstoffe! So wie es eigentlich zumeist in Afrika darum geht. So hat Frankreich seinen Claim in Nordmosambik wo es auch um Erdgas geht bereits abgesteckt!
    Auch vor Zypern wird gerade um Erdgas „gepokert.“. Wer ist wieder dabei ein gewisser E. Macron (FR).

    Das Militärbündnis AUKUS (militärisch-technologische Sicherheitsallianz für den Indopazifik zwischen Australien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten— gegen China).
    Also US / GB und deren Kolonien ( wo die brit. Krone noch immer entsprechenden Einfluss hat! nicht nur durch den Commonwealth (gehören neben dem Vereinigten Königreich heute noch 56 Commonwealth Realms „Reiche“).
    Da u.a. Antigua und Barbuda Australien Bahamas Belize Grenada Jamaika Kanada Neuseeland Papua-Neuguinea Salomonen St. Kitts und Nevis St. Lucia St. Vincent und die Grenadinen Tuvalu udgl.. ) .

    Der Krieg gegen Russland ist noch nicht ganz zu Ende, schon zündelt man weiter egal ob in Afrika oder im Fernen Osten usw.. . Da fehlt scheinbar noch ein Gegenpart gegen die Nato — z.B. Russland , China usw..

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