Atomwaffen

Russland hat letzte Woche einen massiven atomaren Gegenschlag trainiert

Unbeachtet von den westlichen Medien hat Russland letzte Woche einen massiven atomaren Gegenschlag als Antwort auf einen massiven atomaren Angriff auf sein Land trainiert.

Die westlichen Medien behaupten gerne, dass die russische Regierung ständig mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, und die Medien lassen das westliche Publikum ständig wissen, dass aber keine Gefahr bestehe, weil die Russen angeblich nur bluffen. Da verwundert es nicht, dass die westlichen Medien nicht darüber berichtet haben, dass Russland letzte Woche die Reaktion auf einen massiven atomaren Angriff trainiert und Langstreckenraketen aller Klassen in einem Training abgefeuert hat, denn das würde wohl nicht ins gewollte Bild passen.

Hier übersetze ich den Bericht, den das russische Fernsehen darüber am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick ausgestrahlt hat.

Beginn der Übersetzung:

Das Pentagon konnte die Fähigkeiten unserer nuklearen Triade nicht übersehen

Ein wichtiges Ereignis. Die Amerikaner nehmen zur Kenntnis, dass das Zeichen genau eine Woche vor ihren Präsidentschaftswahlen gesetzt wurde. Aber das ist unwichtig. Das ist ihr Wunschdenken und sind ihre Befürchtungen. Am Dienstag hat die russische Nukleartriade trainiert.

Ein Training ist keine Übung, sondern ein relativ kurzes Ereignis, wie eine Schießübung. Allerdings wurden ballistische Raketen und Marschflugkörper, die Atomwaffen tragen können, abgefeuert.

Geleitet wurde das Training vom Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Präsident Putin. Die Raketen wurden vom Boden aus, von unter Wasser und aus der Luft abgefeuert. Das ist unsere Triade.

Zunächst wurde eine ballistische Interkontinentalrakete Yars von Europas einzigem und dem nördlichsten Kosmodrom der Welt, Plesetsk in der Region Archangelsk, gestartet. „Yars“ ist die russische Abkürzung für ‚Nukleare Raketenabschreckung‘. Das Ziel auf dem 4.700 Kilometer von Plesetsk entfernten Kura-Testgelände in Kamtschatka wurde getroffen. Tatsächlich kann die Yars aber weiter fliegen, bis zu 12.000 Kilometer weit.

Der strategische U-Boot-Kreuzer Nowomoskowsk hat erfolgreich eine dreistufige Flüssigtreibstoffrakete Sineva mit einer maximalen Reichweite von 11.500 Kilometern gestartet. Und vom Ochotskischen Meer aus schickte der atomgetriebene U-Boot-Kreuzer „Fürst Oleg“ eine mit Feststoff betriebene Bulawa durch das All in ihr Ziel. Auch ihre Reichweite ist mit 9.300 Kilometern recht groß. Strategische Bomber TU-95MS starteten Marschflugkörper. Alle während des Trainings abgefeuerten Raketen erreichten ihre Ziele und bestätigten ihre Standardeigenschaften.

Um niemanden zu beunruhigen, betonte Wladimir Putin den ausschließlichen Zweck der bei dem Training eingesetzten Waffen: „Ich möchte gleich darauf hinweisen, dass Russland seine grundsätzliche Position bekräftigt, dass der Einsatz von Atomwaffen eine extreme Maßnahme ausschließlich zur Gewährleistung der Sicherheit des Staates ist.“

Putin erinnerte noch einmal daran, dass es Russland ist, das die nukleare Parität mit den USA aufrechterhält. Und das ist nicht nur eine Garantie für unsere Sicherheit, sondern auch für die globale Stabilität. „Gleichzeitig sind wir uns dessen bewusst, dass die nukleare Triade weiterhin ein zuverlässiger Garant für die Souveränität und Sicherheit unseres Landes ist und es uns ermöglicht, die Aufgaben der strategischen Abschreckung zu lösen sowie die nukleare Parität und das Gleichgewicht der Kräfte in der Welt als objektive Faktoren der globalen Stabilität zu erhalten“, betonte der russische Präsident.

Russland meistert die Aufgabe ohne Anstrengung, denn wir haben dafür alle Ressourcen. Wir haben Reserven wie kein anderer, wie Putin betonte: „Angesichts der Zunahme der geopolitischen Spannungen, des Auftretens neuer externer Bedrohungen und Risiken ist es wichtig, über moderne und ständig einsatzbereite strategische Streitkräfte zu verfügen. Wir werden alle ihre Komponenten weiter verbessern. Wir haben die Mittel dazu. Ich betone, dass wir uns nicht in einen neuen Rüstungswettlauf hineinziehen lassen, sondern unsere Nuklearstreitkräfte auf dem erforderlichen Niveau halten werden.“

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass unsere nukleare Triade die modernste und fortschrittlichste auf dem Planeten ist, wie Putin meinte „In diesem Jahr hat ihre Ausrüstung mit modernen Waffen etwa 94 Prozent erreicht. Im Einklang mit dem staatlichen Rüstungsprogramm werden wir die strategischen Raketentruppen systematisch auf neue stationäre und mobile Raketensysteme umstellen, die im Vergleich zu früheren Generationen eine höhere Genauigkeit, kürzere Startvorbereitungszeiten und vor allem verbesserte Fähigkeiten zur Überwindung von Raketenabwehrsystemen aufweisen. Außerdem nimmt die Marine weiterhin die neuesten U-Boot-Kreuzer mit Nuklearantrieb in Betrieb und modernisiert die strategischen Bomber der Langstreckenluftwaffe.“,

Aber was wurde denn nun trainiert? Das hat Verteidigungsminister Sergej Belousow dem Präsidenten berichtet. Es wurde ein massiver atomarer Gegenschlag trainiert. Sein kurzer Bericht enthielt kein einziges zufälliges Wort: „Genosse Oberbefehlshaber, gemäß dem Ausbildungsplan für die Streitkräfte der Russischen Föderation findet unter Ihrer Leitung ein Training zur Führung der Streitkräfte der Russischen Föderation statt, bei der die Aufgaben der Einleitung eines massiven Atomschlags durch die strategischen Kräfte als Reaktion auf einen feindlichen Atomschlag geübt werden.“

Wichtig ist, dass das Training – sowohl in politischer als auch in militärischer Hinsicht – so sauber durchgeführt wurde, dass das Pentagon nicht gezuckt hat. Alle wurden im Voraus höflich gewarnt. Alles verlief reibungslos. Das Ziel ist nicht, die Amerikaner nervös zu machen, sondern sie sollen sich im Gegenteil beruhigen.

Nach den Worten des Pentagon-Sprechers zu urteilen, ist uns das gelungen, denn Patrick Ryder erklärte: „Soweit ich weiß, handelt es sich um eine im Voraus geplante Übung. Es gibt hier also keine Überraschungen. Wir sehen in Bezug auf die russischen strategischen Streitkräfte und ihre Ausrichtung nichts, was uns veranlassen würde, unsere eigene Ausrichtung der Streitkräfte zu ändern.“

So oder so, aber das Pentagon kam nicht umhin, sich über die Fähigkeiten unserer nuklearen Triade und die Bereitschaft, sie als letztes Mittel einzusetzen, Gedanken zu machen.

Im Moment zucken die Amerikaner aus einem anderen Grund zusammen: Wegen der Lage an der Front, wo unsere Armee das Kräfteverhältnis täglich zu ihren Gunsten verändert.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

11 Antworten

  1. Die angegebenen Reichweiten der Raketen Bulawa, Sinewa und Jars sind jeweils 23, 28 und 30 Prozent des Erdumfanges oder grob ein Viertel (83°, 103° oder 108°).

    Die erzielte Reichweite der Jars ist immer noch 11% des Erdumfanges oder 42°.

    Wurden technische Daten zur Flugbahn veröffentlicht? Welche Abschnitte legte die Rakete auf welcher Höhe bei welcher Geschwindigkeit in welcher Zeit zurück? Wie stellen sich die Parameter dar bei Ausfahren der maximalen Reichweite?

    Wurde für den kürzeren Schuß der Jars nicht vollgetankt? Oder früher Brennschluß? Oder wurde die Weite durch ein Steuermanöver begrenzt?

    Wenn die Rakete für diese enorme Reichweite in den Orbitalflug übergeht, wieso kann sie dann nicht nach Belieben dort mehrere Runden fliegen? Wieso ist nach etwa einem Viertel des Erdumfanges Schluß?

    Strategische Abschreckungs-Streitkräfte – 27. Okt ’22
    https://t.me/Atombombe/24

  2. @Lumi,
    da hat wohl jemand in Physik nicht richtig aufgepasst?

    Frage:
    „Wenn die Rakete für diese enorme Reichweite in den Orbitalflug übergeht, wieso kann sie dann nicht nach Belieben dort mehrere Runden fliegen? Wieso ist nach etwa einem Viertel des Erdumfanges Schluß?“

    Antwort:
    Ich versuche es mal vereinfacht darzustellen. Im erdnahe Orbit gibt es keine Schwerelosigkeit auf Grund der vorhandenen Erdanziehung. Auch auf der ISS nicht. Jeder Flugkörper muss eine ausreichend hohe Geschwindigkeit erreichen, damit die auftretende Fliehkraft durch die kreisförmige Erdumrundung die Erdanziehung aufhebt. Interkontinentalraketen erreichen diese Geschwindigkeit nicht wodurch sie eine ballistische Flugbahn einnehmen.
    Zivile Raketen nutzen zum Start die Erddrehung aus, um eine höhere Geschwindigkeit erreichen zu können, auch sind diese im Verhältnis zu ihrer Nutzlast deutlich größer als Interkontinentalraketen (mehr Treibstoff).
    Interkontinentalraketen starten aber in jeder Richtung und haben diesen Vorteil nicht.
    Versuche mal eine handelsübliche zivile Rakete für die entsprechende Nutzlast in ein U-Boot zu stopfen, damit die Rakete mehrere Runden drehen kann… ^^

  3. @Wiking um 18:12 — Interkontinentalraketen erreichen diese Geschwindigkeit nicht wodurch sie eine ballistische Flugbahn einnehmen.

    Ich habe ja offen gelassen, ob sie diese Geschwindigkeit erreichen oder nicht. Mich interessieren eben die Parameter zur Flugbahn. Die werden üblicherweise nicht angegeben.

    Die A4/V2 flog rund 300 km mit rund 80 km Apogäum. Das ist eine ballistische Flugbahn. Ich kann sie visualisieren wie die Bahn eines faulen Apfels, den ich in Grube an der Ecke werfe. Die Flugstrecke der A4 entspricht dabei 2,7° der Erdkugel.

    Nun ist der Raketenflug eigentlich sehr ineffizient. Er nutzt nicht die Möglichkeit der Aerodynamik. Er opfert sie der Geschwindigkeit.

    Ich frage mich nun, auf welcher konkreten Flugbahn diese großen angeblichen Reichweiten der IKBM erzielt werden, insbesondere welche Höhe sie über dem Erdboden gewinnen, welche Geschwindigkeit sie erzielen, und wie sie den atmosphärischen Wiedereintritt überleben können. (Die Geschichte von den magischen Kacheln kenne ich, halte sie aber nicht für glaubwürdig.)

    Wenn Gewißheit über die Flugbahn bestünde, könnte ich meine Überlegungen konkretisieren. Aber diese Angaben fehlen mir noch.

    1. Man kann sie vielleicht Wikipedia (englisch) entnehmen („Flight phases“). Demnach kann die ICBM bei Brennschluß durchaus Orbitalgeschwindigkeit erreichen (7,8 km/s – aber nicht mehr, sonst würde sie ja die Erde verlassen). Sie geht aber nicht in den Umlauf, sondern steigt in einer Ellipse steil nach oben, deren große Halbachse (die Vertikale) zum Apogäum zwischen 3186 und 6372 km führt. Ganz schön hoch!

      Und dann fällt sie herunter, und wird dabei so schnell, daß sie angeblich noch mit bis zu 7 km/s einschlägt. Das ist natürlich Unsinn, denn die entstehende Reibungshitze würde sie verglühen lassen. Aber hier kommt die Magie des Hitzeschildes ins Spiel! Sie schützt gegen das Verglühen! (Wenn man ganz fest daran glaubt.)

      1. zwischen 3186 und 6372 km

        Dies muß ich korrigieren, das steht dort nicht so. Diese Angabe bezieht sich nicht auf die Flughöhe, sondern auf die große Halbachse der elliptischen Flugbahn, zu denken als die Vertikale auf der durch den Erdball gezogenen Linie zwischen Startpunkt und Zielpunkt.

        Das Apogäum, also der erdfernste Punkt der Flugbahn, wird dort mit 1200 km angegeben. Dies ändert nichts an den sonstigen Überlegungen zum Überleben des Flugkörpers im Kontakt mit den oberen Schichten der Atmosphäre beim Wiedereintritt.

    2. @Lumi
      „Mich interessieren eben die Parameter zur Flugbahn. Die werden üblicherweise nicht angegeben.“

      Wozu auch – willst Du Dir ausrechnen wann Du die ICBMs am Nachthimmel beobachten kannst ?😄
      Ganz sicher – da wo die Dinger vorbeikommen wird man nie wieder nach Flugbahnen und Parametern fragen.

        1. Da steht im fraglichen Passus das gleiche wie im englischen Artikel, allerdings präziser:

          « Midcourse phase, which lasts approx. 25 minutes, is sub-orbital spaceflight with the flightpath being a part of an ellipse with a vertical major axis. The apogee (halfway through the midcourse phase) is at an altitude of approximately 1,200 km (750 mi). The semi-major axis is between 3,186 and 6,372 km (1,980 and 3,959 mi) and the projection of the flightpath on the Earth’s surface is close to a great circle, though slightly displaced due to earth rotation during the time of flight. »

          « Mittlere Flugphase – etwa 25 Minuten – suborbitaler Flug in einer elliptischen Umlaufbahn, deren Apogäum eine Höhe von 1.200 km hat. Die große Halbachse dieser Ellipse hat eine Länge zwischen dem vollen und dem halben Erdradius; die Projektion der Bahn auf die Erde ist nahe zum Großkreis, leicht verschoben wegen der Erdrotation während des Flugs. »

          Die Angabe zum Erdradius fehlt im englischen. Das ist vielleicht Teil der vertraglichen Definition einer Interkontinentalrakete. Eine Rakete ist nur dann eine IKBM, wenn die große Halbachse ihrer Flugbahn hoch genug geht.

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