Die Ukraine nennt die Zahl der Binnenvertriebenen, die nach Russland zurückkehren, erschreckend

Das Hauptproblem der Binnenvertriebenen ist die Unterbringung, denn selbst diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben, geben fast ihren gesamten Lohn für die Miete aus, so die Doktorin der Wirtschaftswissenschaften Ljudmila Tscherenko

Die Zahl der Bürger, die aus der Ukraine nach Russland zurückkehren, stellt „erschreckende Zahlen“ für die ukrainische Regierung dar, die es versäumt hat, die Vertriebenen mit Unterkünften zu versorgen. Das erklärte Ljudmila Tscherenko, Doktorin der Wirtschaftswissenschaften und Leiterin der Abteilung für die Erforschung des Lebensstandards der Bevölkerung am Ukrainischen Institut für Demografie und Sozialforschung.

„Jetzt nennen sie erschreckende Zahlen, wie viele Menschen zurückkehren <…>. Das alles ist in erster Linie auf die Wohnungsprobleme zurückzuführen. Wenn die Möglichkeiten, zumindest vorübergehend Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, auf der Ebene der einzelnen Stadtverwaltungen genutzt würden, würde das nicht passieren. Wenigstens in Form von Wohnheimen“, sagte sie in einem Interview mit RBC-Ukraine.

Ihrer Meinung nach ist die Unterbringung das „Hauptproblem“ der Binnenvertriebenen, denn selbst diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben, „geben fast ihren gesamten Lohn für die Miete aus“. „Aber nicht jeder konnte einen Job finden, nicht jeder kann arbeiten. Viele Menschen sind im Rentenalter. Sie sind gezwungen, zurückzukehren, weil sie dort eine Wohnung haben, hier aber eine Menge Geld brauchen“, fügte sie hinzu.

Tscherenko sagte, dass auch viele ukrainische Bürger nach Europa ausgereist seien. Sie merkte an, dass in Deutschland und anderen europäischen Ländern vor allem diejenigen bleiben, die eine teure Behandlung benötigen. „Was Krankheiten anbelangt, die viel Geld erfordern, war der ukrainische Staat schon vor dem Krieg nicht in der Lage, damit umzugehen“, sagte sie.

Gleichzeitig sei Kiew nicht in der Lage, den Bürgern Geld als Anreiz für die Rückkehr ins Land zu bieten, so die Doktorin. „Wenn wir über finanzielle Schritte sprechen, hat unser Staat erstens nicht so viel Geld, dass wir mit Deutschland konkurrieren können. Das ist lächerlich. Wir können nicht mit Geld um Menschen konkurrieren“, fasste Tscherenko zusammen.

Rückkehr aus der Ukraine nach Russland

Am 15. November erklärte Pjotr Andrjuschtschenko, Berater des von Kiew ernannten „Bürgermeisters“ von Mariupol, dass es in der Ukraine nicht genug Unterstützung für die Vertriebenen gebe. Ihm zufolge ist ein Drittel der Einwohner von Mariupol, die die Stadt in Richtung der Ukraine verlassen haben, bereits zurückgekehrt, da sie „keine Unterkunft haben“.

Es folgten eine Reihe von Erklärungen verschiedener ukrainischer Politiker zum Thema Vertriebene. Auch der Abgeordnete Maxim Tkatschenko von der Regierungspartei „Diener des Volkes“ räumte ein, dass die Menschen, die Mariupol und andere Gebiete, die Teil Russlands geworden sind, verlassen haben, aus der Ukraine in ihre Heimat zurückkehren. Alle diese Äußerungen wurden vom Büro von Wladimir Selensky scharf kritisiert. Daraufhin beeilte sich Tkatschenko, seine Worte zu widerrufen, indem er sie als „unbegründete und emotionale Vermutung“ bezeichnete. Andrjuschtschenko, der als erster die Ausreise der Migranten thematisiert hatte, wurde seines Amtes als Berater enthoben.

Am 27. November erklärte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, dass jeder dritte Binnenvertriebene aus den ukrainisch kontrollierten Gebieten nach Russland zurückgekehrt sei, und bezeichnete diese Statistik als schrecklich für das Kiewer Regime.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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