US-Wahl

Die in Russland über den Beginn der heißen Phase des US-Wahlkampfes berichtet wird

Bis zu den US-Wahlen bleibt weniger als ein Monat und die beide Parteien gehen in die heiße Phase des Wahlkampfendspurtes. Israel könnte bei den Wahlen das Zünglein an der Waage sein, wobei es kein Geheimnis ist, dass Netanjahu Trump unterstützt.

Wie jede Woche war der Bericht des USA-Korrespondenten interessant, den das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick gezeigt hat. Da man darin viel erfährt, worüber deutsche Medien nicht so gerne berichten, habe ich den Korrespondentenbericht auch diese Woche wieder übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

US-Wahl: Trump macht einen aufsehenerregenden Schritt, die Demokraten fahren schwere Geschütze auf

Bis zu den US-Wahlen bleiben 30 Tage. Umfragen sagen voraus, dass am 5. November um jeder Stimme gekämpft wird. Und einige beeilen sich schon jetzt.

Am Freitag, dem 4. Oktober, wurde der 39. US-Präsident der Vereinigten Staaten Jimmy Carter in einem Rollstuhl zum Wahllokal gefahren, um vorzeitig seine Stimme abzugeben. Am 1. Oktober ist er 100 Jahre alt geworden. Es musste sein, damit Carter es noch schaffte. Nach Aussage von Carters Enkel wollte er unbedingt für den Kandidaten der Demokraten stimmen. Er hat es noch rechtzeitig geschafft.

Allerdings ist in den USA selbst der Tod kein Hinderungsgrund, für den Kandidaten der Demokratischen Partei zu stimmen. Nach den Wahlen im Jahr 2020 untersuchte die amerikanische Organisation Judicial Watch die Listen der registrierten Wähler und stellte fest, dass es in 29 Bundesstaaten 1,8 Million „tote Seelen“ gibt. Es ist nicht schwer zu erraten, für wen die Toten vor vier Jahren gestimmt haben. Diese Stimmen reichten aus, um Bidens Sieg zu sichern.

Aus den USA berichtet unser Korrespondent.

Das Flugzeug von Donald Trump kreist über der Stadt Butler. Es bringt Unglück, zurückzukehren, aber für die Anhänger des republikanischen Kandidaten sind diese paar Hektar in Pennsylvania jetzt ein echter Ort der Kraft. Trump hat den Einwohnern der Stadt versprochen, dass er sie wieder besuchen wird. Und das hat nichts mit Sentimentalität zu tun. Die Wirkung und der Zuwachs in den Umfragen nach der wundersamen Rettung und den effektvollen Bildern mit der erhobenen Faust ist in den vergangenen Wochen verpufft. Das Bild des furchtlosen Helden muss in den Köpfen der Wähler aufgefrischt werden.

Trumps aufsehenerregender Schachzug im Wahlkampf: Er kehrt an denn Ort zurück, auf das Feld der Butler-Farm, wo am 13. Juli auf ihn geschossen wurde. Diejenigen, die damals dabei waren, versichern mir, dass die Menge bei der Kundgebung heute um ein Vielfaches größer ist.

Trumps Wahlkampf braucht einen Monat vor der Wahl eine aufsehenerregende Veranstaltung, und wo sonst als an diesem schicksalhaften Ort kann er seine Anhänger versammeln? Zumal der Hangar, von dessen Dach Thomas Crooks auf Trump geschossen hat, alle an die Tragödie vom Juli erinnert.

Das Versagen, für die Sicherheit des Präsidentschaftskandidaten zu sorgen, kostete die Leiterin des Geheimdienstes ihren Posten. Es wurden Konsequenzen gezogen und bei der jetzigen Kundgebung sind auf allen Gebäuden in der Umgebung Scharfschützen postiert, während Polizeidrohnen das Gebiet aus der Luft überwachen. Für die Trump-Anhänger ist die Rückkehr nach Butler wie die zweite Wiederkehr. Die amerikanischen Arbeiter und Bauern warten auch auf seine Rückkehr ins Weiße Haus.

„Nach dem, was mit Trump passiert ist, glauben hoffentlich mehr Menschen an ihn, auch wenn viele das nicht laut aussprechen. Und er glaubt auch an die Menschen, wenn er wieder hier ist“, ist eine seiner Unterstützerinnen namens Linda überzeugt.

„Wir werden gewinnen, egal, was die Demokraten für gefälschte Umfragen veröffentlichen. Hier sind die Leute, die den Ausgang der Wahl bestimmen werden, es wird alles hier in Pennsylvania entschieden“, erklärt ein anderer Trump-Anhänger namens Bob.

Hinter einer kugelsicheren Scheibe beginnt Trump seine Rede in Butler an der Stelle, an der seine letzte Rede unterbrochen wurde. Auf den großen Monitoren ist eine Tabelle über den Zustrom von Einwanderern ohne Papiere zu sehen. Eine Sekunde bevor die Schüsse ertönten, drehte Trump seinen Kopf dorthin. Diese Kopfdrehung rettete Trumps Leben und nur sein rechtes Ohr wurde verletzt.

„Ich möchte sagen, dass ich heute nach der Tragödie nach Butler zurückgekehrt bin, um den Menschen in Pennsylvania und den Menschen in Amerika eine einfache Botschaft zu senden. Unsere Bewegung, die Amerika wieder groß machen will, ist noch stärker, stolzer, geeinter und noch mehr auf den Sieg konzentriert geworden. Und wir werden Amerika wieder groß machen und diese Wahl gewinnen“, betonte der republikanische US-Präsidentschaftskandidat auf der Kundgebung.

In Butler zog Trump seine Trumpfkarte: Elon Musk, der Milliardär und Besitzer von Tesla und X, nimmt zum ersten Mal an seiner Wahlkampfkundgebung teil. Sollte Trump gewinnen, wird Musk einen neuen Ausschuss für Regierungseffizienz leiten. Und, wie gerade bekannt wurde, spendet er seit mehreren Jahren heimlich Millionen an Trump nahestehende konservative Gruppen, die in sozialen Medien Anzeigen geschaltet haben, in denen sie Joe Biden und jetzt Kamala Harris kritisieren.

„Der wahre Charaktertest ist, wie sich jemand unter Feuer verhält. Wir hatten einen Präsidenten, der nicht einmal eine Treppe erklimmen konnte, und einen anderen Präsidenten, der die Faust hob, als auf ihn geschossen wurde. Und er sagte „Kämpft, kämpft, kämpft!“ während ihm das Blut über das Gesicht lief“, erklärte Elon Musk.

Musks schwarze Baseballkappe mit den Trump-Insignien auf Musks Kopf war eine Anspielung auf „schwarze Schwäne“, unerwartete und schicksalhafte Ereignisse, die die amerikanischen Wahlen bereits beeinflussen. Die USA, die es gewohnt sind, sich in die Wahlen anderer einzumischen, sind einen Monat vor der Wahl selbst Opfer einer gefährlichen Manipulation geworden. Ihr wichtigster Verbündeter im Nahen Osten, Israel, hat den Moment genutzt, in dem den Demokraten und Kamala Harris bei jeder heftigen Bewegung des Weißen Hauses eine Niederlage droht. Die amerikanischen Muslime sind eine wichtige Wählergruppe und Harris hat es geschafft, sich vom Nahost-Thema zu distanzieren. Aber nach der aktuellen Eskalation zu schweigen, hieße, Trump in die Hände zu spielen.

„Ich werde immer sicherstellen, dass Israel sich gegen den Iran und die von ihm unterstützten Terrororganisationen verteidigen kann. Mein Engagement für Israels Sicherheit ist unerschütterlich. Und lassen Sie uns das klar sagen: Der Iran stellt nicht nur eine Bedrohung für Israel dar, sondern auch für amerikanisches Personal, amerikanische Interessen und unschuldige Zivilisten in der Region“, so Kamala Harris.

Die Demokraten bezeichnen Israels jüngste Aktionen bereits als direkte Erpressung und werfen Netanjahu vor, für Trump zu spielen. Bidens Forderungen nach einem Friedensabkommen im Gazastreifen ignoriert der israelische Premierminister seit fast einem Jahr, doch jetzt ist die Lage viel ernster geworden. Biden erörterte mit den Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten das Risiko eines israelischen Angriffs auf die iranischen Öl- und Atomanlagen und bat um Unterstützung.

„Unterstützen Sie israelische Angriffe auf iranische Atomanlagen?“, wurde Biden von Journalisten gefragt.

„Die Antwort ist nein. Und ich denke, wir werden mit den israelischen Vertretern darüber sprechen, was sie tun wollen. Aber alle sieben sind sich einig, dass sie das Recht haben, zu reagieren“, antwortete Joe Biden.

Als Friedensstifter in die Geschichte einzugehen, ist Biden nicht gelungen. Die zahlreichen Besuche von Außenminister Blinken im Nahen Osten und die Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln sind gescheitert. Und die derzeitige Regierung will eindeutig keinen umfassenden – und möglicherweise atomaren – Krieg auslösen, den man Harris anhängen wird.

Dafür will Trump das, der Israel offen anfeuert, in der Hoffnung, die Krise eskalieren zu lassen, um seine Siegchancen zu erhöhen. Und er deutet an, dass er eine erfolgreiche Erfolgsbilanz bei Abkommen im Nahen Osten hat. Aber bei solchen Äußerungen wird es niemanden geben, mit dem man Abkommen schließen könnte.

„Ich habe Biden gestern zugehört. Normalerweise beantwortet er nur die Hälfte einer Frage, er kann keine ganze Frage beantworten. Er wurde gefragt, was er über den Iran denkt. Die Antwort hätte lauten müssen: ‚Zuerst die Atomanlagen treffen und sich später um den Rest kümmern’“, sagte Trump.

Später ist, wenn Trump ins Weiße Haus kommt.

Matt Rosendale, ein Mitglied des Repräsentantenhauses, sagte dazu: „Wir sehen, dass es im Weißen Haus eine schwache Führung gibt. Es fühlt sich an, als gäbe es überhaupt keine. Wir sehen Chaos im Nahen Osten, wir sehen Chaos in der Ukraine und Russland, wir sehen Chaos in Nord- und Südkorea und China. All diese Probleme beginnen sich abzuzeichnen, und das ist eine direkte Folge der schwachen und abwesenden Führung im Weißen Haus.“

Auch die Reaktion des Weißen Hauses auf die sich häufenden Naturkatastrophen zeigt den Mangel an Führung. Hurrikan Helen, der stärkste Wirbelsturm seit Jahrzehnten, hat wichtige Swing States getroffen.

Die Zahl der Todesopfer wird offiziell mit über 200 angegeben, doch die Zahl könnte in die Tausende gehen. Ganze Städte sind wie vom Erdboden verschluckt, die Überlebenden sind ohne Kommunikation und Strom. Aber erst einige Tage später reisten Harris und Biden in das Katastrophengebiet.

Trumps Sohn Eric empörte sich: „Im Süden der USA sieht man Bilder von Ehemännern, Frauen und Kindern, die alles verloren haben. Sie haben nichts mehr, und das kann man nicht mehr zurückholen. Was tut also die bevollmächtigte Vizepräsidentin der USA, Kamala Harris? Sie geht dorthin und bietet 750 Dollar Hilfe an. Ein einfacher Fernseher in einem Haus kostet als das. Gleichzeitig haben wir 200 Milliarden Dollar in die Ukraine geschickt, damit sich Russen und Ukrainer in den Schützengräben gegenseitig ausrotten.“

Was erwartet die Wähler im letzten Monat des Wahlkampfs, wenn sie schon keine Kraft mehr haben, sich noch über etwas wundern? Die Demokraten fahren die schweren Geschütze auf: Barack Obama beginnt im Swing State Pennsylvania mit dem Wahlkampf für Harris.

Trump scheint seine Trümpfe ausgespielt zu haben. Doch die Zentrale der Demokraten befürchtet, dass er noch über „Weltuntergangswaffen“ verfügt. Und in der Presse kursieren bereits Gerüchte über Kompromitierendes, das den Ruf von Kamala Harris unmittelbar vor der Wahl begraben könnte.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. Es wäre ja wirklich mal interessant, wieviele Tote 2020 tatsächlich „gewählt haben“. Die Chance, daß das nicht so wenige waren, ear ja dank der pauschalisierten Briefwahl groß.

    1. Das zu erfahren wird davon abhängen, ob Trump es wirklich schaffen kann, trotz der immer noch mitwählenden Toten zum Präsident gewählt zu werden. Hatten denn die „Aufklärer“ überhaupt eine Chance, den tatsächlichen Wahlverlauf aufklären zu können, seit 2020 ? Nein, hatten sie ganz und gar nicht. Die Initiative lag – und liegt – bei den Demokraten.

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