Kriegsverbrechen

Wie in Russland über die Sprengung des Kachowka-Staudamms berichtet wird

Da die deutsche Berichterstattung über die Sprengung des Kachowka-Staudamms allgemein bekannt ist, zeige ich hier, wie in Russland darüber berichtet wird.

Natürlich war die Sprengung des Kachowka-Staudamms eines der wichtigsten Themen im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens am Sonntag. Der Katastrophe wurden drei Beiträge gewidmet, ein einleitender Kommentar, dann ein Bericht über die Rettungsarbeiten und noch ein allgemeiner Bericht über das Kraftwerk. Die beiden letzteren eignen sich leider kaum für eine Übersetzung, weil sie als reiner Text, also ohne die Bilder der Beiträge, kaum verständlich sind. Daher habe ich nur die Einleitung zu dem Thema übersetzt, die aber gut aufzeigt, wie russische Medien darüber berichtet haben.

Beginn der Übersetzung:

Der Kachowka-Staudamm steht im Mittelpunkt der Ereignisse dieser Woche. Jetzt kennt ihn die ganze Welt. Der Kachowka-Staudamm ist eines der „großen Bauprojekte des Kommunismus“, das zu einer Zeit geplant wurde, als das Land noch nach einem einzigen Plan aufgebaut wurde. Die Idee, diese zyklopischen Bauwerke zu errichten, bestand darin, den Wasserstand des Dnjepr vor dem künstlichen Damm um 16 Meter anzuheben und so einen künstlichen See zu schaffen. Der Stausee von Kachowka hat ein Gesamtvolumen von 18 Kubikkilometern, um den Kanal zu versorgen, durch den das Wasser auf die Krim fließen sollte. Außerdem würde das Wasserkraftwerk Strom liefern. Und das wurde umgesetzt.

Die ausgetrocknete Krim bekam so viel Wasser, dass man begann, dort Reis anzubauen. Eine ganze Industrie entstand, ganz zu schweigen von den bewässerten Weinbergen. Kurz gesagt, alles wurde auf intelligente Art und Weise gemacht. Das Wasser des Dnjepr im Kachowka-Stausee reichte auch für das Kühlwassersystem des Kernkraftwerks Saporoschschje. Das wurde 1981 gebaut, ist aber immer noch das größte in Europa und eines der zehn größten der Welt.

Am 6. Juni stürzte der Kachowka-Staudamm, dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst und das Ergebnis eines kühnen sowjetischen Entwurfs, ein. Monatelang war er von ukrainischen Neonazis beschossen worden. Jetzt ist er zerstört. Kubikkilometer von Wasser stürzten durch die Bresche und schwemmten alles weg, was sich ihnen in den Weg stellte: Häuser, Krankenhäuser und Theater, Schulen, Straßen, Stromleitungen, Obstgärten und Ackerland, Viehzuchtbetriebe und Friedhöfe… All das liegt größtenteils am linken Ufer des Dnjepr, das unter russischer Kontrolle ist und tiefer liegt als das rechte Ufer.

De facto ist das ein geplanter großer Terroranschlag. Aber Selensky wäre nicht er selbst, wenn er nicht Russland beschuldigen würde, den Kachowka-Staudamm in die Luft gesprengt zu haben, um sich selbst zu überfluten: „Das ist nur wegen Russland und den Leuten passiert, die jetzt diese Region kontrollieren. Sie haben Angst, dass wir eine Gegenoffensive in diese Richtung starten und wollen uns die Befreiung unserer Gebiete erschweren.“

Die westlichen Medien haben die Version Kiews wie auf Kommando wiederholt und sich über die sinnlose Brutalität der Russen entsetzt. Das haben sie laut und deutlich getan, so laut, dass es das Flüstern des Sprechers des Weißen Hauses, John Kirby, übertönte: „Im Moment können wir nicht mit Sicherheit sagen, was passiert ist, aber wir werden definitiv mehr Informationen liefern. Wir können sagen, dass die Zerstörung für das ukrainische Volk und die Region beträchtlich sein wird.“

Am nächsten Tag meldete sich auch London möglichst unpräzise zu Wort. Die Russen haben sie, entgegen der Tradition, überraschenderweise nicht beschuldigt. Es sei noch zu früh, um endgültige Schlüsse zu ziehen, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak: „Es ist zu früh, um mit Sicherheit über die Ursachen des Anschlags zu sprechen. Unsere Militär- und Geheimdienste untersuchen die Situation. Sollte es sich um eine absichtliche Tat handeln, so wäre das eine Barbarei beispiellosen Ausmaßes.“

Bundeskanzler Scholz hingegen schimpfte sofort auf Russland: „Das ist sicherlich eine Aggression der russischen Seite, um die ukrainische Offensive zu stoppen.“ Eine Verbindung gibt es nicht, aber Scholz bastelt sich seine eigene. Ihm ist es jetzt wichtig, die Lieferung deutscher Leoparden zu rechtfertigen.

Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, plapperte das ebenfalls nach und versprach, Russland „zur Rechenschaft zu ziehen“. Und dann drohte die allgegenwärtige von der Leyen damit, Russland „bezahlen“ zu lassen. Überhaupt nutzt dieser ganze disharmonische Chor – bereits als erprobte Technologie – den sogenannten Rashomon-Effekt.

„Rashomon“ ist der Titel eines Films des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa, der 1950 uraufgeführt wurde. In dem Film werden vier Augenzeugenberichte über einen Mord gezeigt, deren Versionen sich jedoch so sehr widersprechen, dass es unmöglich ist, die Wahrheit zu erkennen. Der Rashomon-Effekt wurde bewusst als Technik eingesetzt, um das US-Verbrechen der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines zu untergraben.

So ist es auch jetzt. Als Reaktion auf die angeführten Fakten und inmitten offizieller Zweifel der Amerikaner und Briten, erschreckt der laute Chor der Verleumdungen gegen Russland viele. Aber nicht alle. Am Mittwoch lachte der US-Radiomoderator Garland Nixon auf Twitter geradezu:

„Laut den Mainstream-Medien hat Russland:
1 seine eigenen Pipelines angegriffen
2 seine eigene Krim-Brücke in die Luft gesprengt
3 sein eigenes Atomkraftwerk beschossen
4 seine eigene Krim-Brücke erneut angegriffen
5 seinen eigenen Staudamm gesprengt
6 seinen eigenen Kreml mit Drohnen angegriffen.“

Und am nächsten Tag twitterte er:

„Die Russen sind überhaupt gerissen. Ich erinnere mich, als sie die Nord-Stream-Pipeline sprengten und dann auf einer UN-Untersuchung bestanden, um uns auf die falsche Fährte zu locken. Glücklicherweise konnten die USA die UNO-Untersuchung der Sprengung verhindern.“

Mein amerikanischer Kollege Tucker Carlson, der von Fox News entlassen wurde, hat nun beschlossen, Blogger zu werden. Und er widmete seinen ersten Kommentar im Internet der Sprengung des Kachowka-Staudamms. Zu Beginn ging es kurz um die Vorgeschichte: „Die Frage ist, wer es getan hat. Nun, lassen Sie uns der Sache auf den Grund gehen. Der Stausee Kachowka liegt auf von den Russen kontrolliertem Gebiet. Er liefert lebenswichtiges Wasser für die Krim, wo die russische Schwarzmeerflotte seit 240 Jahren stationiert ist. Die Zerstörung des Staudamms mag sich negativ auf die Ukraine auswirken, aber sie wird Russland noch mehr schaden. Aus diesem Grund hat die Führung in Kiew die Zerstörung des Staudamms in Betracht gezogen. Im Dezember zitierte die Washington Post einen ukrainischen General mit der Aussage, seine Männer hätten die Schleuse des Staudamms testweise mit einer in den USA hergestellten Rakete beschossen. Daher ist es, nachdem die Fakten ans Licht kommen, nicht mehr so rätselhaft, was mit der hydraulischen Anlage geschehen sein könnte. Jeder vernünftige Mensch würde zu dem Schluss kommen, dass es die Ukrainer waren, die sie in die Luft gejagt haben.“

Nun, er ist vernünftig. Es gibt aber auch noch viele andere. Von den Ukrainern in die Luft gejagt? Tucker fährt fort: „‚Da liegt ihr falsch!‘ werden die Zuschauer der Kabelsender sagen. ‚Wladimir Putin ist die Art von Mann, der sich selbst erschießen würde, nur um euch zu ärgern.‘ Das haben uns die US-Medien eingeimpft, die keine Minute versschenkt und die Russen sofort beschuldigt haben, ihre eigene Infrastruktur zu sabotieren.“

Der Grund, warum wir Tucker Carlsons Kommentar so ausführlich wiedergeben, ist, dass er diese Woche in den USA zu einem echten Hit wurde. In den ersten 19 Stunden nach der Veröffentlichung wurde sein Beitrag von bis zu 80 Millionen Menschen gesehen. Jetzt liegt die Zahl der Aufrufe natürlich bei weit über hundert Millionen. Alle liebten Carsons Spott über die aufgeblasenen „Experten“.

Tucker Carlson fuhr fort: „Ihre Argumente waren einfach: Putin ist böse, und böse Menschen tun böse Dinge nur aus dem grimmigen Vergnügen heraus, das sie aus ihrer eigenen Verderbtheit ziehen. In diesem speziellen Fall hat Putin sich selbst angegriffen, denn das ist die bösartigste Tat, die man tun kann, und sie entspricht ganz dem Charakter eines so bösen Menschen. Das war ihre Erklärung. Aber keiner von denen, die dafür bezahlt werden, darüber zu berichten, hat auch nur einmal versucht, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Ukrainer den Damm gesprengt haben könnten. Auf keinen Fall! Die Ukraine wird, wie Sie vielleicht gehört haben, von Selensky regiert, der – und das kann mit absoluter Sicherheit gesagt werden – einfach nicht daran beteiligt gewesen sein kann. Selensky ist zu edel, um sich zu Terrorismus herabzulassen. Natürlich macht er im Fernsehen wahrscheinlich einen ganz anderen Eindruck: ein verschwitzter, rattenähnlicher Komiker, der zum Oligarchen geworden ist, ein Christenverfolger, ein Freund von Black Rock. Aber vertrauen Sie Ihren Augen nicht. Selensky ist in Wirklichkeit ein sehr guter, sogar der beste Mann. Wie George Bush einmal sagte, ist Selensky der Winston Churchill unserer Zeit. Von allen Menschen auf der Welt ist unser düsterer ukrainischer Freund mit den leeren Augen und dem Trainingsanzug absolut unfähig, einen Damm zu sprengen. Er ist buchstäblich sündenfrei, er ist ein moderner Heiliger.“

Das über Selensky, den „verschwitzten, rattenähnlichen Komiker, der zum Oligarchen geworden ist“, ist wirklich lustig.

Aber im Ernst: Der russische Präsident Putin sprach mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan über die Sprengung des Kachowka-Staudamms und brachte es auf den Punkt: Es handelt sich um „eine barbarische Aktion Kiews auf Betreiben der westlichen Strippenzieher.“

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. „Da die deutsche Berichterstattung über die Sprengung des Kachowka-Staudamms allgemein bekannt ist“

    Also ich kenne sie nicht, es gibt Grenzen, was man sich selber antun sollte. Die Sicht der USA, da kannte ich bisher nur die Fachleute. Garland Nixon und Tucker Carlson sind aber auch sehr schön.

  2. Was das deutsche Schlafschaf von den Äußerungen westlichen Politiker glaubt oder nicht, ist relativ unwichtig. Viel wichtiger ist, was der Rest der Welt von diesen Märchenstunden hält. Spätestens im August werden wir aus Südafrika die Antwort darauf erhalten. Es ist davon auszugehen, dass an diesem Termin grundlegende Weichen für die geostrategische Ausrichtung der Blöcke gestellt werden. Bis dahin wird es keine Verhandlungen über Frieden in der Ukraine geben. Macht BRICS „Nägel mit Köpfen“, nimmt neue Mitglieder auf oder setzt diese auf Aufnahmestatus, installiert und/oder intensiviert eine eigene Verrechnungsabwicklung und forciert die wirtschaftliche Zusammenarbeit untereinander, dann werden die Karten komplett neu gemischt und die G7 sind nur noch Nebendarsteller.

  3. > „Laut den Mainstream-Medien hat Russland:
    1 seine eigenen Pipelines angegriffen
    2 seine eigene Krim-Brücke in die Luft gesprengt
    3 sein eigenes Atomkraftwerk beschossen
    4 seine eigene Krim-Brücke erneut angegriffen
    5 seinen eigenen Staudamm gesprengt
    6 seinen eigenen Kreml mit Drohnen angegriffen.“ <

    Mittlerweile finden Michel-Nachrichtendienste zunehmend Polen schuldig, was vermutlich bald auch für den Damm gelten wird.

    „ Deutsche Untersuchung des Nord-Stream-2-Anschlags erhöht Druck auf Polen“

    https://de.rt.com/international/172396-deutsche-untersuchung-nord-stream-2/

    „… Die Nord-Stream-Saboteure könnten Polen als Operationsbasis für den Anschlag auf die Pipeline genutzt haben, wie das Wall Street Journal berichtet. Deutsche Ermittler untersuchen nun, warum die Jacht, die für die Sabotage genutzt worden sein könnte, in polnische Gewässer abgetaucht ist. …“

    Was macht Morawiecki, wenn Scholz den Wettlauf, wer tiefer in Bidens Enddarm kriecht, gewinnt? Dann wird nichts aus den erträumten Reparationen für den Zweiten Weltkrieg, dafür muss Polen Schland welche für den Zweiten Nordstream zahlen. Zusätzlich 22 Tsd. EUR für jeden US-ausgebildeten IS-Terroristen, der nach Westeuropa evakuiert wird und in Brüsseler Weisheit zum Versorgen Polen zugewiesen wird – falls Polen ihn ablehnt.

    Vielleicht doch lieber den Enddarm verlassen?

    1. Möglich ist das — aber auch dann ist der Staudamm wahrscheinlich nur zusammengebrochen, weil er durch den ständigen ukrainischen Beschuss geschwächt war.
      Auch wenn der Dammbruch ganz am Ende nicht geplant war, ist Selenskyj dafür verantwortlich.

  4. Dass Selensky von Bush als der neue Winston Churchill bezeichnet wird, dem ist nichts hinzuzufügen, treffender kann man den Kriegsverbrecher Selensky nicht benamsen, wenn wir die angelsächsische Bombardierung der deutschen Städte und Zivilbevölkerung betrachten.

    Ja, Selensky ist ein Ebenbild des Kriegsverbrechers Winston Churchill und wer wüsste das nicht besser, als der Kriegsverbrecher -(clan) Bush!

  5. „Bundeskanzler Scholz hingegen schimpfte sofort auf Russland: „Das ist sicherlich eine Aggression der russischen Seite, um die ukrainische Offensive zu stoppen.“ Eine Verbindung gibt es nicht, aber Scholz bastelt sich seine eigene. Ihm ist es jetzt wichtig, die Lieferung deutscher Leoparden zu rechtfertigen.“

    Vielleicht will er aber auch nur darüber hinwegtäuschen, daß die BRD mit der Lieferung von Munition und Panzern gegen das unter seiner Führung unterschriebene EWIPA-Abkommen (https://www.dfa.ie/media/dfa/ourrolepolicies/peaceandsecurity/ewipa/EWIPA-Political-Declaration-Final-Rev-25052022.pdf, _https://www.dfa.ie/our-role-policies/international-priorities/peace-and-security/ewipa-consultations/) verstößt und verstoßen hat, falls (wenn!) die Ukraine den Staudamm gesprengt hat.
    Der Verstoß ist auch schon bei dem ständigen Beschuß ziviler Objekte und der Verstreuung der Landminen in zivilen Bereichen durch die Ukraine gegeben, aber das kann ARD, ZDF und Konsorten ja noch verschweigen, weshalb es in seinem Wohnzimmer nicht stattfindet.
    Die Staudammsprengung war dann doch etwas zu groß, weshalb entweder die BRD ihre Unterschrift unter dem EWIPA-Abkommen zurückziehen oder sämtliche Waffen zurückfordern müßte.

  6. 1917 dt. Engagement zur Ukraine :
    In Berlin setzte man zunächst auf die Förderung der nationalen Bestrebungen als Kampfmittel gegen Russland. Emigrantenorganisationen wie der „Bund zur Befreiung der Ukraine“ fanden Unterstützung im Deutschen Reich, das auch Werbung unter den Kriegsgefangenen betrieb.
    Quelle Wikipedia (ja ich weiß, wollte aber schnell mal eine grobe Übersicht zur Entstehung des ukr. Staates, ehemals Teile Galizien und und und

    Entscheidendes Merkmal : die heutige ReGIERung steht in der Tradition des Kaisers , zu mindestens in diesen Punkt. Realsatire oder nichts gelernt? Entscheidet selber.

Schreibe einen Kommentar