UNO: Die Abschaffung der Bildung in russischer Sprache in Estland widerspricht den Menschenrechten

Experten sind auch besorgt über die Auswirkungen der Bestimmungen des estnischen Gesetzes auf die russischsprachige Bevölkerung, da sie „die Minderheitensprache als Bildungsmittel faktisch abgeschafft haben“

Das Gesetz über die Umstellung des estnischen Bildungssystems auf die Staatssprache macht es faktisch unmöglich, im Land Unterricht in russischer Sprache zu erhalten, und steht nicht im Einklang mit internationalen Menschenrechtsdokumenten. Das geht aus einer Erklärung eines UN-Expertengremiums hervor, die auf der Website des Büros des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) veröffentlicht wurde.

„Durch die Abschaffung des Unterrichts in den Minderheitensprachen in Vorschulen und Schulen schränkt das neue Gesetz die Bildung in den Minderheitensprachen in Estland stark ein, was im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtsinstrumenten steht“, so die Experten.

Sie betonen, dass das Gesetz „restriktive und potenziell diskriminierende Maßnahmen einführt, die die Rechte ethnischer und sprachlicher Minderheiten im Bereich der Bildung beeinträchtigen“. Die Experten sind auch besorgt über die Auswirkungen der Bestimmungen des estnischen Gesetzes auf die russischsprachige Bevölkerung, da sie „die Minderheitensprache als Bildungsmittel faktisch abgeschafft haben“.

Das estnische Parlament hat im Dezember 2022 ein Gesetz verabschiedet, das ein Verfahren zur Umstellung des gesamten Bildungssystems des Landes auf Estnisch vorsieht. Von 2024 bis 2025 sollen Kindergärten und Grundschulen auf die Staatssprache umgestellt werden, bis 2029-2030 soll der Anteil des Unterrichts in Estnisch mindestens 60 Prozent betragen. Die vollständige Umstellung der Schulen auf Estnisch ist für 2030-2031 vorgesehen, und spätestens 2032-2033 wird diese Praxis auf die letzten Klassenstufen ausgedehnt. Ab 2024 müssen die Lehrer Estnisch auf C1-Niveau beherrschen. Ab demselben Jahr dürfen Schulen nur noch mit Sondergenehmigung der Regierung „Unterrichts- und Bildungsaktivitäten in einer anderen Sprache als Estnisch“ durchführen. Wenn die Regierung zustimmt, kann die Umstellung auf Estnisch um ein Jahr verschoben werden.

Es gibt 74 Mittelschulen in verschiedenen Regionen Estlands, an denen Unterricht in russischer Sprache angeboten wird, aber ihre Zahl nimmt stetig ab. Mehr als 20 Prozent der estnischen Schüler lernen in russischen Schulen. Zuvor hatte der stellvertretende Ständige Vertreter der Russischen Föderation bei der OSZE, Alexander Wolgarew, die Organisation aufgefordert, die Situation der russischen Sprache in Estland vor dem Hintergrund der Versuche der estnischen Regierung, sie aus dem Bildungsbereich zu verdrängen, unter Kontrolle zu halten.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. Da wird in Ostbelgien Deutsch als Amtssprache zugelassen und die Ersten halten es nicht mal aus, wenn ihre russischsprachige Minderheit dies darf, was der wesentlich kleineren Deutschen Minderheit in Belgien zugestanden wird. Wenn sie ihre Wokeness ernst nehmen würden, müsste jeder Woke aufschreien und lauthals Minderheitenschutz fordern. Aber dazu sind sie zu feige.

    1. Ist zwar wahrscheinlich nicht so zu vergleichen, aber ich würde es auch nicht begrüßen, wenn im Buntland arabische Schulen geöffnet werden. Dann werden die importierten Kulturbereicherer sich noch weniger integrieren und das Entstehen der Parallelgesellschaften weiter gefördert.

      Das wird zwar nicht die gleiche Situation wie in Estland sein….

  2. Ich fürchte dies nennt man im Westen simpel Demokratie. Die Basken mussten sich eine gewisse Eigenständigkeit erkämpfen , in Katalonien – Carles Puigdemont – in Irland / GB gab es die Magdalenenheime .
    Im Baltikum ist das mit den Minderheiten (hier Russen) allgemein ein Problem. Sie werden da wie Menschen dritter Klasse behandelt.
    Dies wird allerdings inzwischen für uns allgemein ein Problem! Der Westen stopft sich gegenseitig mit Waffen voll ohne Sinn und Verstand. Es läuft gerade ein riesiges Wettrüsten an. Dies heraus aus ihrer absoluten Russenphobie, die überall drauf klebt wie ein Pilz. In wie weit dies mit dem zweiten Weltkrieg zusammenhängt.. .

      1. Kampffähigkeit bemisst sich nicht in erster Linie an Panzern!

        Wofür sich junge Russen zum Militärdienst einziehen lassen, das kann inzwischen jeder wissen, der etwas „wissen“ will.

        Aber wofür sollten sich junge Deutsche einziehen lassen?
        Wer bedroht unsere staatliche Integrität außer wir selber im Auftrage unseres Hegemons!

  3. Ach ja die Balten, drei giftige Gartenzwerge unter sich.
    Aber ein Nationalbewusstsein hoch 3.

    „Wir haben eine Armee und sind stark“
    Richtig, stellt eure Kompanie der Helden, die ohnehin nur unnütz Geld kostet, mal auf. Wir kommen in der Mittagspause kurz vorbei.

  4. Vorab: Seit einiger Zeit werden meine Kommentare nur noch sporadisch weitergeleitet.

    Die Meldung bedarf eigentlich keines Kommentares. Die „wertebasierte westliche Demokratie“ tut alles, um Russland aus dem kollektiven Gedächtnis zu tilgen. Das geht von der Politik über die Kultur bis zum Sport, vom Militärischen ganz zu schweigen. Dass die Sowjetunion die Hauptlast beim Sieg über den deutschen Faschismus getragen hat, wird ja heute schon in den Reden der Politiker und im Geschichtsunterricht verschwiegen. Da kann man die Sprache der Barbaren doch getrost verbieten. Das sind kleinliche Aktionen von kleinlichen Geistern. Der Verlust von Bildung und Kultur scheint ein globales Phänomen zu sein.

  5. Die Diskriminierung russischsprachiger Bevölkerungsteile gehört zu den herausragenden Merkmalen, mit denen Feindschaft und Kriegsbereitschaft gegenüber Rußland selbst befeuert werden. Dasselbe Spiel läuft ja auch in der Ukraine und hat bereits zu dem vom Wertewesten ersehnten Ergebnis geführt.

  6. Der Nationalismus wurde seit dem Beginn des Weltkrieges, der jetzt seine dritte Stufe erreicht hat, als Mittel zur Verhinderung eines friedlichen Zusammenlebens der Völker eingesetzt, besonders klar in Wilsons 14 Punkten formuliert. Die USA sind in dem Sinne keine Nation (Ausnahme: die First Nations) da die Bevölkerung des Territoriums sich aus Einwanderen und Verschleppten zusammensetzt. Russland ist ein Viel-VÖLKER-Staat, das heisst: es gibt ein Vaterland auf diesem Territorium von Mütterchen Erde für viele verschiedene Traditionen, Religionen und VOLKSSPRACHEN. Im Westen gilt bald nur noch ein kulturloses Englisch.

  7. Nachsatz: die jüdische Religion und Tradition und der Staat Israel sind in dieser Hinsicht interessant: Im (ost)europäischen Schtetl wurde jiddisch gesprochen, die Tradition darin gepflegt. Das Hebräische war eine heilige Sprache. In anderen Weltgegenden der Diaspora sprach man die Landessprache und noch ein paar andere dazu, wie es früher für gebildete Menschen üblich war. Mit dem Aufkommen der speziellen nationalistischen Form des Zionismus wurde es den Gegnern (und das waren nicht nur die deutschen und sonstigen Nazis) erleichtert, die wahre Religion zu zerstören und die Tradition zu verfremden. Staatsgründung (ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land) und Schaffung eines Alltags-Iwrith vollendeten diese Massnahme. Nun hat der Staat Israel ein Übervölkerungs- und Überalterungs-Problem, das vielleicht mittels der Ukraine gelöst werden könnte…

  8. 3. Teil: für die weitgehende Auslöschung der Kultur der First Nations in den USA (und anderen Staaten des Kontinents) war ein Verbot der eigenen Sprache als Bildungsinhalt das Effektivste. In Brandenburg und Sachsen betraf es schon einige Zeit früher das Wendische/Sorbische. Vermutlich machten es schon die alten Römer so in ihren eroberten und ins Imperium eingegliederten Gebieten.

  9. und zum Abschluss: den estnischstämmigen Kindern wird mit dieser Maßnahme die Möglichkeit genommen, literarische Werke einer sprachlich und gedanklich weiter entwickelten Sprache zu lesen und sich daran zu bilden. Das Englische kann dies nicht ersetzen, da es einem anderen Kulturkreis entstammt und degeneriert ist.

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