Staatsterror

Der Stand der Ermittlungen zum Terroranschlag in St. Petersburg

Vor zwei Wochen wurde der russische Kriegskorrespondent und Aktivisten Wladlen Tatarsky bei einem Bombenanschlag in St. Petersburg ermordet. Die Hintergründe der Tat sind inzwischen weitgehend aufgeklärt.

Im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens ging es am Sonntag auch um den Bombenanschlag in St. Petersburg, bei dem vor zwei Wochen der russische Kriegskorrespondent und Aktivisten Wladlen Tatarsky ermordet wurde. Ich habe den Beitrag, in dem es um den aktuellen Stand der Ermittlungen ging, übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Neue Details zu dem Terroranschlag in St. Petersburg, bei dem der Militärkorrespondent Wladlen Tatarsky am 2. April ermordet wurde. Darja Trepowa, die Attentäterin, die dem Journalisten eine mit Sprengstoff gefüllte Gipsbüste überreichte, wurde verhaftet. Der FSB erklärte, dass die Identität ihres Mittäters festgestellt worden sei. Es ist Juri Denissow, ein Bürger der Ukraine. Er war es, der Wladlen Tatarsky in Moskau beobachtet hat und Trepowa den Sprengsatz übergab. Denissow wurde auf die Fahndungsliste gesetzt. Nach Angaben des FSB waren die Organisatoren des Terroranschlags die ukrainischen Geheimdienste. Das ist ihre Handschrift: Anbringen von Sprengstoff und Fernzündung.

Genau so haben ukrainische Attentäter im Donbass 2016 den legendären Kämpfer Motorola und 2018 den Chef der Volksrepublik Donezk Alexander Sachartschenko ermordet. Dann rückten sie näher an uns heran, auf russisches Gebiet. Im vergangenen August wurde Sprengstoff unter dem Auto der Journalistin Darja Dugina platziert. Vor zwei Wochen wurde eine getarnte Bombe direkt in die Hände des Militärkorrespondenten Wladlen Tatarsky übergeben. Im April letzten Jahres gab es auch den Plan, den Fernsehmoderator Wladimir Solowjow in die Luft zu sprengen, der aber vom FSB verhindert werden konnte.

Damals haben einige fast gelacht und gesagt, das wäre ein Film und eine „Lüge“. Fake, hieß es… Das kann nicht sein!

Der raffinierte Mordanschlag auf Wladlen Tatarsky beweist: Doch, es kann sein. Mehr noch, russische Journalisten sind ein bewusstes Ziel für das Kiewer Regime. Es rühmt sich sogar, sich am israelischen Mossad zu orientieren, der für seine Dreistigkeit bei der außergerichtlichen Liquidierung von Gegnern im Ausland bekannt ist. Der Mossad ist jedoch zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen entstanden. Die Kenntnis der Geschichte versagt bei den Nazis wie üblich. Aber sie faseln trotzdem vom Mossad. In Kiew zeigte der Sender 2+2 sogar einen Film, in dem es um die rhetorische Frage ging, ob eine dem Mossad ähnliche Struktur bereits existiert und in der Ukraine tätig ist. Natürlich wird das niemand zugeben, so wie auch der Mossad seine Liquidierungen nicht zugeben wird, aber sie werden durchgeführt. Ein Mensch nach dem anderen wird in die Luft gesprengt.

Dieses Propagandastück heißt „Zahltag“ und darin heißt es: „Und vor allem: Existiert ein ukrainisches Äquivalent des legendären Mossad bereits und liquidiert gerade jetzt russische Kriminelle? Aber die Hauptfrage bleibt: Gibt es also ein ukrainisches Analog zum Mossad? Der Krieg dauert immer noch an. Die Zahl der russischen Verbrechen nimmt zu. Aber es gibt bereits Todeslisten. Und es werden Beweise gesammelt und ausgewertet. Auch die Beihilfe zu Verbrechen ist eine wichtige Komponente. Die Kisseljows, Skabejews und Solowjows sollten also bereit sein“.

Das ist eine direkte Drohung im Namen des so genannten ukrainischen Mossad. Nun, es ist Krieg.

Über den Stand der Ermittlungen im Mordfall Tatarsky berichtet unsere Reportage.

Am Tatort des Mordes am Militärjournalisten Maxim Fomin, der als Wladlen Tatarsky bekannt ist, liegen immer noch Berge von Blumen. Die Ermittler haben den Explosionsort bereits gründlich untersucht und scheinen das Bild des Geschehens vollständig rekonstruiert zu haben, sie kennen auch die Hauptakteure des zynischen Terroranschlags.

Diese Aufnahmen zeigen den ukrainischen Staatsbürger Juri Denissow. Er ist nach der Explosion aus Russland geflohen. Nach Angaben des FSB ist Denissow Mitglied einer ukrainischen subversiven Terrorgruppe. Er war es auch, der Darja Trepowa über einen Expresslieferdienst eine als Gipsbüste des Kriegsreporters getarnte Bombe übergab. Trepowa brachte die Büste zu dem Treffen mit Tatarsky.

„Sie wurde als Material verwendet, sie erfüllte ihre Funktion und wurde den Ermittlern überlassen. Es hätte aber auch eine viel krassere Variante geben können, sie hätte neutralisiert und aufgegeben werden können, um keine Spuren zu hinterlassen“, sagt Alexej Filatow, Präsident der Vereinigung „Offiziere der Alpha-Gruppe“.

Ein kurioses Detail: Trepowa trug Schuhe mit hohen Absätzen. Eine merkwürdige Wahl für eine Person, die weiß, dass sie in demnächst weglaufen muss. Die Ermittler werden noch herausfinden, ob sie von der Bombe in der Büste wusste oder nicht. Nach Angaben der Zeitschrift Life wurde Trepowa vor ihrem Treffen mit Tatarsky beauftragt, einen Schutzmagneten von der Unterseite der Büste zu entfernen. Dadurch konnte der Sprengstoff aus der Ferne aktiviert werden.

Tatarsky scheint von zwei Überwachungsteams verfolgt worden zu sein. Eines war Trepowa selbst, die an seinen Treffen teilnahm, und das andere war Denissow. Nach Angaben des FSB kam er auf Anweisung der ukrainischen Geheimdienste zwei Monate vor dem Terroranschlag von Kiew über Lettland nach Moskau. Er ließ sich in der Nähe von Tatarsky nieder und kaufte sich ganz offiziell für wenig Geld ein gebrauchtes Auto mit Kennzeichen aus Kirow. Denissow besuchte sogar das Grab seines Vaters im Wladimirer Gebiet.

Der Verdächtige hatte seit seiner Kindheit in der Nähe von Mariupol gelebt. Im Jahr 2014 unterstützte er den Maidan. Nachbarn zufolge arbeitete er als Fahrer, verunglückte 2017 mit seinem Auto und floh nach Kiew. Im Februar dieses Jahres tauchte er im Wladimirer Gebiet wieder auf. Der Onkel von Denissow versichert, dass sein Neffe in den letzten Jahren für das ukrainische Innenministerium in Mariupol gearbeitet hat. RIA Novosti zitierte Bekannte Denissows mit der Aussage, er habe für den ukrainischen Geheimdienst SBU gearbeitet.

Die gesamte Vorbereitung des Terroranschlags in St. Petersburg ähnelte sehr dem Mordanschlag auf die Politikwissenschaftlerin Darja Dugina. Im vergangenen August wurde ein Sprengsatz unter ihrem Auto platziert. Die junge Frau starb vor den Augen ihres Vaters Alexander. Es stellte sich heraus, dass Dugina von der ukrainischen Staatsbürgerin Natalia Wowk verfolgt worden war. Sie ließ sich in der Nähe ihres Opfers nieder. Sie beobachtete Duginas Wege. Wowk wurde außerdem von Bogdan Tsyganenko, einem gebürtigen Donbasser, mit Sprengstoff versorgt. Sie bauten die Bombe in einer Garage zusammen. Sie fuhren mit einem Auto mit Donezker Nummernschildern in die Garage und kamen mit kasachischen Nummernschildern wieder raus. Dann brachten sie die Bombe an, brachten sie zur Explosion und flohen aus Russland.

Nach Angaben des FSB versuchten ukrainische Geheimdienste außerdem, Konstantin Malofejew, Geschäftsmann und Gründer des Fernsehsenders Zargrad, zu töten. Russische Agenten verfolgten den Täter, der Sprengstoff unter dem Auto platzierte, und entschärften die Bombe mit einem Roboter.

„Egal wie sehr die ukrainische Regierung und Geheimdienste ihre Beteiligung leugnen, sie streben nicht nur in die NATO, sondern auch in die EU. Das ist ein terroristischer Staat. Und da sie nicht als terroristischer Staat bezeichnet werden wollen, distanzieren sie sich natürlich von Darja Dugina, der Krim-Brücke und Wladlen Tatarsky“, sagte Aleksej Filatow.

In der Ukraine sind Ermordungen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Journalisten und politischen Analysten durch Sprengstoffanschläge an der Tagesordnung. Seit 2014 werden solche Morde auch in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten von Donezk und Lugansk verübt.

„Angefangen bei Sachartschenko bis hin zu Motorola: Sie alle wurden durch Explosionen ermordet. In Moskau war es Dugina. In St. Petersburg war es Tatarsky. Sie rekrutieren Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten für ihr Programm. Will man Sabotage, sie haben Agenten. Will man politische Provokationen, sie haben Agenten. Will man wirtschaftliche Provokationen, sie haben Agenten“, sagt Sergej Gontscharow, Präsident der Internationalen Alpha-Vereinigung.

Einfache Beispiele: Der SBU hat in den letzten Jahren die sogenannten ukrainischen Callcenter geführt, die sich mit Kreditbetrug beschäftigen und ausschließlich russische Rentner betrügen. Jetzt sucht der SBU in Chats nach Russen, die bereit sind, gegen Geld Sabotagen zu begehen, wobei den Tätern hohe Haftstrafen drohen. Das sind alles Elemente der Destabilisierung. Die überwiegende Mehrheit solcher Anschläge wird jedoch von russischen Geheimdiensten verhindert. Nach Angaben des Nationalen Anti-Terrorismus-Komitees verhinderten sie im vergangenen Jahr 123 solcher Verbrechen, darunter 64 Terroranschläge.

Was die Ermordung von Tatarsky betrifft, so wurde sie nach Angaben des russischen FSB „von den ukrainischen Geheimdiensten und ihren Agenten organisiert, darunter auch von russischen Oppositionellen, die sich im Ausland versteckt halten“: „So erklärten die Leiter der extremistischen Nawalny-Organisation Anti-Korruptionsstiftung, Wolkow und Zhdanow, nach dem Beginn der Militäroperation wiederholt die Notwendigkeit, subversive Aktivitäten in Russland mit dem Ziel durchzuführen, die verfassungsmäßige Ordnung der Russischen Föderation mit allen verfügbaren Mitteln zu ändern. Infolgedessen beging Darja Trepowa, eine Anhängerin von Nawalnys Ideologie, die sich zuvor bei einem der wichtigsten Projekte der Anti-Korruptionsstiftung, dem Smart Voting, angemeldet hatte, am 2. April den Terrorakt in St. Petersburg.“

Gegen die Anführer der Anti-Korruptionsstiftung wurde ein Strafverfahren wegen öffentlichen Aufrufs zu terroristischen und extremistischen Aktivitäten eingeleitet, und sie werden gesucht. Darja Trepowa fällt unter den Paragrafen für Terrorismus. Sie hat ein Geständnis abgelegt. In dieser Woche wurde auch Dmitri Kassintsew, der Trepowa nach dem Terroranschlag in seiner Wohnung versteckt hatte, unter Hausarrest gestellt. Nach Juri Denissow wurde eine internationale Fahndung eingeleitet. Der FSB erklärt, dass alle Organisatoren und Komplizen des Terroranschlags nach russischem Recht zur Rechenschaft gezogen werden.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

11 Antworten

  1. Der Autor des Artikels wundert sich, wie man in EU und NATO überhaupt erwägen kann, einen Terrorstaat in die betreffenden westlichen Organisationen aufzunehmen.
    Dabei genießt unser Hegemon USA nahezu göttliche Verehrung seitens seiner Vasallen, obwohl er der globale Staatsterrorist N°1 ist, der sogar Terroranschläge gegen essentielle Infrastrukturprojekte seiner „engsten Verb/ün/lö/deten“ verübt.

  2. Dieser Terror hat erst angefangen – das wird noch schlimmer…

    Eigentlich sollte man mit gleicher Münze zurückzahlen – doch das würde bedeuten, daß man sich mit diesen Mördern/Terroristen auf die gleiche Stufe stellen müßte… – ergo…: wie kann man sowas eindämmen, verhindern ist wohl leider kaum möglich…

  3. In der Sowjetunion hätte der KGB so etwas nie durchgehen lassen. Alle Täter wären liquidiert worden, und zwar sehr diskret, d.h. die Leichen der Attentäter wären nie gefunden worden.

  4. In der Wikipedia gibt es einen Artikel über Ukro-Todeslisten – Mirotworez. Ich fand auf UncutNews Artikel, laut den diese Liste weitgehend von den USA finanziert wurde – ein US-Autor fand besonders brisant, dass darauf sogar US-Bürger stehen.

    Wenn man schon den terroristischen Charakter des Ukro-Staates anspricht – den Terror gegen die Religion kann man ebenso erwähnen:

    „Ein Kloster überlebte die Mongolen, die Nazis und die Bolschewiki. Aber wird es Selenskij überleben?“

    https://de.rt.com/meinung/167627-kloster-ueberlebte-mongolen-nazis-und-bolschewiki-aber-wird-selenskij-%C3%BCberleben/

    „… Die Spannungen in der Pattsituation zwischen dem Klerus und der ukrainischen Regierung über das ikonische Kiewer Höhlenkloster nehmen weiter zu. Das Schicksal eines der großen Denkmäler der russischen Geschichte bleibt somit ungewiss. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß niemand, wie diese Konfrontation enden wird. …“

    Aus etlichen Städten des Landes werden Übergriffe gegen orthodoxe Kirchen gemeldet. Übler als Hitler und Stalin wüten, in diese Richtung muss man sich richtig anstrengen.

    1. Aus dem Wikipedia-Artikel:

      „… Am 14. April 2015 wurden die Euromaidan-Gegner Oles Busyna und Oleh Kalaschnikow von einem Autor mit dem Pseudonym „404“ unter dem Reiter „Fegefeuer“ auf Mirotworez eingetragen. Diese Einträge beinhalteten Beschreibungen und die vollständigen Adressen der beiden Oppositionellen. Im Fall von Busyna war auch eine Handynummer aufgelistet. Kurz darauf klagte Kalaschnikow über Todesdrohungen, die er in Folge der Veröffentlichung erhalten habe.[24] Am Abend des 15. sowie am Mittag des 16. April wurden die Regierungskritiker vor ihren jeweiligen Wohnhäusern in Kiew niedergeschossen. …“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Mirotworez

      „… Kurz nach den Morden wurden auf dem Twitter-Account des Mirotworez folgende Nachrichten verfasst: … „Für den erfolgreichen Abschluss des ihm gestellten Auftrags wurde dem Agenten ‚404‘ heute ein außerordentlicher Titel vergeben sowie ein wertvolles Geschenk ausgehändigt.“ …
      „Agent ‚404‘ hat sich erneut ausgezeichnet. Für den erfolgreichen Abschluss des heutigen Kampf-Auftrages erhält er einen kurzzeitigen Urlaub.“ …“

      Damit kann man es im Westen nur schlecht leugnen.

  5. Aus Sicht der russischen Bürger gesehen, fände ich es Zeit, dass die Russische Armee im Donbass den Sack zumacht, damit der Krieg beendet und Grenzen gesichert werden vor dem ukrainischen Staatsterror.
    Je länger dieser Krieg dauert, umso mehr besteht die Gefahr, dass er provokativ, ungeahnt ausufert und auf ganz Europa übergreift.

Schreibe einen Kommentar