Corona in Russland: Moskauer Spiegel-Korrespondentin verbreitet wieder Falschmeldungen

Wenn die Moskau-Korrespondentin des Spiegel, Christina Hebel, Artikel schreibt, sind Un- und Halbwahrheiten (um das Wort „Lügen“ zu vermeiden) garantiert. So auch heute wieder, wenn Frau Hebel über angebliche Zensur in Russland wegen des Coronavirus berichtet.

Frau Hebel durfte mal wieder ein Machwerk schreiben und ich war zunächst sehr überrascht. Die Überschrift „Corona-Pandemie – Putin ist hart, Corona ist härter“ ließ einiges erwarten, aber zumindest die erste Hälfte des Artikels berichtete dann doch weitgehend sachlich korrekt über die Fernsehansprache Putins von gestern und über die Maßnahmen der Regierung. Logisch, ein paar verbale Seitenhiebe gegen Putin und Russland waren dabei, aber das ist ja nichts besonderes.

Aber wer Frau Hebel kennt, der weiß, dass sie ohne Lügen nicht auskommen kann. Das geht so weit, dass sie auch schon mal ganz offen und für jeden leicht nachprüfbar lügt und nachdem ich das nachgewiesen habe, hat der Spiegel den Artikel klammheimlich umgeschrieben und die gröbsten Lügen entfernt. Die Details dazu finden Sie hier.

Und so schreibt Frau Hebel in der zweiten Hälfte des Artikels dann auch von Behauptungen, in Russland würden die Zahlen der Corona-Infizierten gefälscht. Als Quelle gibt sie Partner von Navalny an. Die liefern zwar keine Belege für ihre Behauptungen, aber sie machen eine Menge Wind in russischen sozialen Netzwerken. Übrigens: Sie tun das, ohne dafür bestraft zu werden, obwohl doch angeblich in Russland eine strenge Zensur herrscht. Das nur als Denkanstoß am Rande.

Allerdings hat Russland – wie viele andere Länder auch – beschlossen, dass offensichtliche Falschmeldungen über das Coronavirus bestraft werden sollen, um Panik durch Falschmeldungen zu vermeiden Frau Hebel schrieb dazu:

„Danach könnte das Verbreiten von vermeintlichen Falschnachrichten unter das Strafrecht fallen. Bisher wird die Verbreitung von „Fake News“ bzw. von Informationen, die die russischen Behörden als solche einstufen, als Ordnungsstrafe geahndet.“

Man beachte: Die angebliche Zensur in Russland, von der wir immer so viel in Deutschland hören, besteht darin, dass offensichtliche Falschmeldungen bestenfalls als Ordnungswidrigkeiten geahndet werden. Also mit einem Bußgeld, wie bei Falschparken. Wobei ich ehrlich gesagt keine Fälle kenne, in denen das angewendet wurde. Sollte jemand dazu Informationen mit Quellen haben, nehme ich die gerne an und werde berichten.

Nun also können Falschmeldungen über Corona in Russland als Straftaten verfolgt werden. Mal abwarten, ob das tatsächlich auch mal angewendet wird.

Wer aber den Artikel von Frau Hebel liest, der glaubt, dass das bereits rigoros angewendet wird:

„Auch Medien sind schon betroffen, was Reporter ohne Grenzen als „absolut kontraproduktiv“ kritisiert. So droht der unabhängigen Webseite „Goworit Magadan“ eine Geldstrafe von 200.000 bis 500.000 Rubel, umgerechnet etwa 2400 bis 5900 Euro – ein vielfaches ihrer monatlichen Werbeeinnahmen. Das Medium hatte gemeldet: „Ein Patient mit Verdacht auf Corona-Infektion ist im Krankenhaus der Region Magadan gestorben“. Für die Medienaufsichtsbehörde ist das „Fake News“. „Goworit Magadan“ weist das zurück, man habe mit Verweis auf Quellen im Krankenhaus und Gesundheitsministerium berichtet.“

Hier zeigt sich wieder, dass „Lückenpresse“ viel schlimmer ist, als „Lügenpresse“. Frau Hebel schreibt die Wahrheit, lässt aber alles weg, was nicht in ihr anti-russisches Narrativ passt, das sie den Deutschen vermitteln will. Tatsächlich gab es den Artikel bei „Govorit Magadan“ und tatsächlich sollte deswegen eine Strafe verhängt werden. Und ebenfalls wahr ist, dass dort ein Patient mit Verdacht auf Corona gestorben ist.

Was Frau Hebel verschweigt: Der Verdacht auf Corona hat sich nicht bestätigt. Aber wichtiger noch: Die Ermittlungen gegen die Seite „Govorit Magadan“ wurden nicht nur eingestellt, der Ministerpräsident hat am 24. März sogar den Chef der Medienaufsicht mit sofortiger Wirkung gefeuert. Ein Grund wurde nicht angegeben, aber es sieht so aus, dass der russischen Regierung eine solche Überreaktion auf einen Artikel nicht gefallen hat.

Diese Meldung ist übrigens keine russische Propaganda, sie stammt von „Govorit Magadan“ selbst. Das Portal hat sich, nachdem die Kündigung des Chefs der Medienaufsicht bekannt geworden ist, mit folgenden Worten an den Ministerpräsidenten gewandt:

„Unsere Redaktion war natürlich nicht einverstanden mit der Entscheidung der Medienaufsicht (wir haben das, wofür wir bestraft werden sollten, nicht geschrieben), aber wir haben keinen Rücktritt verlangt“

So viel zur Zensur in Russland und zu den harten Strafen, die freien Medien angeblich blühen. Stattdessen wird in Russland der Chef der Aufsichtsbehörde gefeuert, wenn seine Mitarbeiter im Eifer des Gefechts über das Ziel hinausschießen.

Frau Hebel muss das alles wissen. Der fragliche Artikel erschien bei „Govorit Magadan“ am 16. März, am 20. März drohte die Aufsicht mit der Strafe (wie „Govorit Magadan“ selbst gemeldet hat), am 23. März wurde der Chef der Aufsucht gefeuert und am 24. März hat „Govorit Magadan“ selbst darüber berichtet. Und erst am 26. März schreibt Frau Hebel über den Fall und behauptet, dem Portal drohe eine Strafe, dabei ist die Sache längst vom Tisch.

Aber wie ich immer wieder betone: Wenn Frau Hebel einen Artikel veröffentlicht, sind Unwahrheiten garantiert und ich weiß sofort (noch bevor ich den Artikel gelesen habe), dass ich Arbeit habe. Auf die Frau ist eben Verlass.


Wenn Sie sich für mehr Beispiele für freche Verfälschungen der Wahrheit in den „Qualitätsmedien“ interessieren, sollten Sie Beschreibung meines neuen Buches lesen. Das Buch ist eine Sammlung der dreistesten „Ausrutscher“ der „Qualitätsmedien“ im Jahre 2019 und zeigt in komprimierter Form, wie und mit welchen Mitteln die Medien die Öffentlichkeit in Deutschland beeinflussen wollen. Von „Berichterstattung“ kann man da nur schwer sprechen. Über den Link kommen Sie zur Buchbeschreibung.

https://anti-spiegel.com/2020/mein-neues-buch-kommt-wer-moechte-ein-von-mir-handsigniertes-exemplar-haben/
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. „Aber wie ich immer wieder betone: Wenn Frau Hebel einen Artikel veröffentlicht, sind Unwahrheiten garantiert und ich weiß sofort (noch bevor ich den Artikel gelesen habe), dass ich Arbeit habe. Auf die Frau ist eben Verlass. “
    Ich musste herzlich über deine Formulierung lachen, Thomas, du weißt sofort, dass du Arbeit hast, wenn du einen Artikel von Frau Hebel liest!
    Ich habe heute wieder einen Artikel vom Staatssender MDR überflogen, denn lesen konnte man diesen Mist nicht, der von einem gewissen „Politikwissenschaftler und Osteuropaexperten Manfred Sapper“ zusammengeschmiert wurde, der entweder nicht weiß, was in Russland vor sich geht oder vorsätzlich lügt!

    „20 Jahre Putin an der Macht Putin – Gefängniswärter und Insasse zugleich“ lautete der Titel dieses schwachsinnigen Beitrages! https://www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/politik/russland-putin-sapper-100.html
    Russland ist ein Polizeistaat, lesen wir dort! Es ist unerträglich, fast jeden Tag aufs neue mit einem solchen Mist genervt zu werden! Sinngemäß ging es weiter, dass von den „Errungenschaften“ der 90er Jahre nicht viel geblieben sei. Es ist mir ein Rätsel, wie man einen solchen Spinner wie diesen Sapper, zum „Osteuropaexperten“ machen kann, denn der Mann verbreitet nur fakes!

  2. Interessant auch, die bei Russland-Artikeln nun offensichtlich verschärft vorgenommene Manipulation im Kommentarbereich wo höchst systematisch Trolle zur Hetze eingesetzt werden. Allgemein scheint allerdings der Kommentarbereich beim Spiegel liberaler gehandhabt zu werden, wenngleich bspw. im Rahmen der Berichterstattung zu den Primaries der Demokraten der Name Tulsi Gabbard grundsätzlich nicht verwendet werden durfte; der durfte gelegentlich einmal in einem Nebensatz erwähnt werden.

Schreibe einen Kommentar